Weihnachten 2017: Persönliche Spieletipps zum Fest
tl;dr: Das Jahr 2017 war ein starkes Jahr für Spiele. Für die Feiertage steht also genug hochkarätiges Material bereit – aber welcher Titel genau sollen es sein? Drei Redakteure nennen ihre drei ganz persönlichen Favoriten. Bunt gemischt und mit viel Abwechslung – viel Spaß beim Spielen!
Mahir Kulalic
Nach anfänglicher Skepsis hat mich die Nintendo Switch (Test) sowohl mit Konzept als auch mit Spielen überzeugt. Demzufolge habe ich meine drei Highlights des Jahres allesamt auf der Switch gespielt. Grundsätzlich kann aber festgehalten werden, dass 2017 ein starkes Spielejahr war. Für mich ist Nintendos Comeback mit der Switch gelungen und zumindest bisher zeugen davon auch die starken Verkaufszahlen von über 10 Millionen Einheiten. Die drei Titel, die ich gewählt habe, sind in ihrer Anlage sehr unterschiedlich, bestechen aber alle vor allem durch Spielspaß.
Puyo Puyo Tetris (Switch, PS4)
Der erste Titel ist Puyo Puyo Tetris. Der Name dürfte nur wenigen Spielern im Westen etwas sagen, denn Puyo Puyo ist in Europa kaum bekannt, Tetris hingegen sehr. Zudem ist Puyo Puyo Tetris auch nicht das Typ Spiel, das groß im Rampenlicht steht und eigentlich auch schon drei Jahre alt – in Europa erschien der Titel allerdings erst dieses Jahr für Switch und einen Monat später für die PlayStation 4, die Fassung für Microsofts Xbox One hat es kurioserweise nicht nach Deutschland geschafft.
In Puyo Puyo Tetris treffen die beiden namensgebenden Puzzlespiele aufeinander und sorgen für eine Menge kurzweiligen Spaß, insbesondere im Multiplayer. Die Spiele können unabhängig voneinander, abwechselnd oder gemeinsam gespielt werden. Einstellbar sind auch Geschwindigkeit oder Handicaps. Vor allem im lokalen Multiplayer mit bis zu vier Spielern kann der Titel durch das mit Ehrgeiz ansteckende Setting überzeugen. Wer schneller erfolgreich puzzelt, sammelt mehr Punkte und kann den Mitspielern zugleich das eigene Spiel erschweren, indem das Tetris-Feld nach oben gejagt oder die Kugeln in Puyo Puyo blockiert werden.
Das Spiel hat verschiedene Modi, sogar eine Art Story-Modus, ist leicht zu erlernen, aber schwer zu meistern. Durch das relativ unaufwendige Spieldesign sind die Ladezeiten gering, eine Partie dauert in der Regel nicht lange, Spaß macht es aber immer – und ist dabei ansteckend und gleichzeitig ärgerlich, wenn auch nicht wie etwa Mario Kart. Bisher war Rocket League für mich immer das ideale Spiel für zwischendurch und wird es wohl auch als Alleinunterhaltung bleiben, mit mehr als einem (lokalen) Spieler ist aber Puyo Puyo Tetris in diesem Jahr der Favorit.
The Legend of Zelda: Breath of the Wild (Wii U, Switch)
Möglicherweise wenig überraschend, aber für mich genauso eindeutig, gehört The Legend of Zelda: Breath of the Wild zu den besten Spielen des Jahres. Hyrule ist facettenreich und liebevoll gestaltet und so riesig, dass ich selbst nach über 170 Stunden manchmal einfach gerne per Pferd oder zu Fuß (oder nach Abschließen der „Ballade der Recken“ per Motorrad) die Gegend erkunde und vielleicht noch etwas entdecke, was ich bisher nicht gefunden habe, so zuletzt mit Rumpelgolf geschehen.
Auch die 120 Schreine habe ich alle gemacht und eine Sättigung stellt sich trotz der schieren Anzahl nicht ein, denn in der Regel sind die Schreine so abwechslungsreich gestaltet, dass es nicht langweilig wird – auch wenn zugegebenermaßen die Kraftproben nach mehrfacher Wiederholung wenig spannend sind. Die Fülle an Nebenmissionen lädt zudem zum Verweilen abseits der Hauptquest ein, und auch nach dem x-ten Besuch in Schloss Hyrule freue ich mich über den verschiedenen Loot vor Ort.
Breath of the Wild fühlt sich jederzeit lebendig und einzigartig an. Es gibt nicht nur viel zu entdecken, sondern auch spannende Kämpfe, die abwechslungsreich angegangen werden müssen, eine Menge schrägen Humor und einen riesigen Katalog an Inhalt. So eignet sich Zelda insbesondere für lange Sessions, wer nur nebenher etwas erkunden will, wird aber auch bedient.
Super Mario Odyssey (Switch)
Super Mario Odyssey (Test) ist der zweite große Nintendo-Titel des Jahres 2017 und für mich die zweite uneingeschränkte Empfehlung. Das Spiel schafft es erfolgreich, die bekannte Super-Mario-Rezeptur zu verändern und gleichzeitig gewohnten Spielspaß zu bieten. Denn dieser steht bei der Odyssey im Mittelpunkt, schließlich bietet das Spiel mehr als genug davon. Die verschiedenen Welten sind abwechslungsreich und liebevoll gemacht, es gibt viele kleine Mini-Spiele, Fan-Service und Humor.
Das Spiel bietet zig verschiedene Bewegungen und Tricks für Mario und Cappy, aber schafft es, diese selbstverständlich und ohne enorm langes Tutorial einzuführen, sodass mit weiterem Verlauf ein Aha-Moment kommt, wenn an einer kniffligen Stelle der Weg zum Ziel gefunden wird. Zu Beginn ist das Spiel oft vergleichsweise einfach, der Schwierigkeitsgrad nimmt aber mit der Zeit zu, vor allem nach dem Abschließen der Hauptquest erscheinen noch einige Hürden und neue Mini-Spiele, in denen es noch mal schwerer zur Sache geht.
Die Story ist wie bei anderen Super-Mario-Spielen nur Mittel zum Zweck und auch die Grafik ist zweitrangig. Tatsächlich erscheint beides während des Spielens weitgehend irrelevant, denn viel mehr zieht einen das Spiel an, einen neuen Lösungweg zu finden, ein neues Level zu entdecken, die letzten Monde zu sammeln und einfach unterhalten zu werden. Es ist schwer zu erklären, mit welcher Leichtigkeit Odyssey den Spieler in seinen Bann zieht, zum Verweilen einlädt und gleichzeitig mit steigendem Fortschritt den Schwierigkeitsgrad anhebt. Es ist aber auch die Liebe zum Detail, die Nintendo-Spiele oft überzeugen lässt, und diese ist in Super Mario Odyssey erneut definitiv gegeben.
Max Doll
Meine persönlichen Highlights waren in diesem Jahr Spiele, die nicht den ewig gleichen Weg des permanent aufgekochten Triple-A-Modells gehen. Hellblade, Elex und mit Abstrichen auch Horizon: Zero Dawn dürfte es nach Meinung umsatzstarker Publisher gar nicht mehr geben, weil ihre Konzepte niemand mag, weil sie unrentabel sind und von Spielern stark „nachgefragte“ Features nicht besitzen. Es handelt sich um Spiele, die ohne zwanghafte Mehrspieler-Komponente, Mini-DLCs, Mikrotransaktionen und fokusgruppengetestetes Gameplay auskommen. Die Empfehlungen in diesem Jahr sind insofern auch als Ansage in Richtung großer Publisher zu verstehen: Intelligente, innovative Spiele mit fairem Preismodell erfreuen sich bester Gesundheit.
Hellblade: Senuas Sacrifice (PC, PS4)
Hellblade ist eines der ungewöhnlicheren Spiele des Jahres: Gameplay ist kein Zweck an sich, sondern einer Darstellungsabsicht untergeordnet. Obwohl eine keltische Kriegerin auf dem Bildschirm umher läuft, nimmt der Kampf keine zentrale Rolle ein, er ist eher Metapher. Denn eigentlich geht es um die Psyche der Protagonistin, die abgebildet, aber mit vielerlei Kniffen vor dem Bildschirm erfahrbar gemacht und hochspannend präsentiert wird. Darunter fallen Kämpfe, die Inszenierung, Rätsel und Passagen, in denen einfach die Umgebung präsentiert wird.
Hellblade kann deshalb, vom Schwierigkeitsgrad einmal abgesehen, kein leicht zu verdauendes Spiel sein, es ist packend, beängstigend, aber auch verwirrend und zuweilen anstregend, weil Psychosen nun einmal nicht immer den größten Unterhaltungswert haben – und trotzdem bleibt, ungeachtet notwendiger Spielpausen zum Verdauen der Erlebnisse der Reiz am Spiel. Denn das beschert neue Erfahrungen und will nicht einfach nur gedankenlos konsumiert, sondern idealerweise auch ein wenig reflektiert werden.
Ninja Theory ruft durch diese Doppelnatur ins Gedächtnis, wozu das Medium „Videospiel“ in der Lage sein kann, wenn man es nur lässt. Das lässt für die Zukunft hoffen und erfreut in diesem Jahr mehr als alles andere, eine Freude, die bis hin zum Preismodell reicht: Vollpreis heißt hier 30 Euro, eine DRM-freie Version wird ebenfalls angeboten.
Elex (PC, XBO, PS4)
Auch Elex (Test) ist ein Spiel, das den Codex Triple A ignoriert. Statt Radio-Tower, unnütze Fülleraktivitäten und weitere Segnungen immer gleicher Open-World-Spiele einzubauen, legt Piranha Bytes ein „Sci-Fi-Gothic“ auf, das sich von nervenden „Wildschweinen“ bis hin zum gehobenen Schwierigkeitsgrad an den Klassikern orientiert. Rollenspiel heißt hier noch: Nicht jede Rolle nach Wahl zu spielen, sondern eine Rolle in einer spannenden Welt möglichst gut zu spielen.
Statt an die Hand zu nehmen und jede Möglichkeit offen zu halten, will die bemerkenswert spannende Welt des Spiels mit Aufmerksamkeit durchwandert und wirklich bezwungen werden. Dabei haben Elex und seine Figuren keine Hemmungen, dem Spieler kräftig auf die Nase zu geben, wenn er sich nicht schlau verhält. Erfolge korrelieren so nicht mit Spielzeit sondern mit Leistung und vermitteln gekonnt das Gefühl, etwas erreicht und vor allem Macht gewonnen zu haben.
Das ist befriedigend und folglich besser als gut. Der einzige Haken: Auf die Macken und Anforderungen muss man sich einlassen können, denn aller Heldenanfang ist schwer. Die Belohnung lohnt der Mühen allerdings: Elex bleibt dadurch lange und positiv im Gedächtnis.
Horizon: Zero Dawn (PS4)
Mit Horizon: Zero Dawn folgt nun doch ein Open-World-Spiel mit vielen bekannten (RPG-)Elementen in der Liste. Heuchler? Nicht in diesem Fall: Das so sattsam Bekannte wird stets ein wenig variiert, sinnvoll ein- und grandios mit einem Sinn für Details umgesetzt. Hier gilt: Open World done right. Mikrotransaktionen und Multiplayer glänzen durch Abwesenheit, Gameplay und Spaß stehen an erster und einziger Stelle; in dieser Zielorientierung steht das Actionspiel den anderen Empfehlungen in Nichts nach.
Postapokalypse mit Techno-Barbarentum und Robo-Dinosaurier schaffen hier eine glaubwürdig präsentierte Umgebung, die naturgemäß vollständig fremd sein muss, viele Fragen aufwirft und so zum Entdecken einlädt. Erzählt werden kann in einem solchen Szenario vieles beiläufig, entdeckt vieles; von der Story bis hin zu vielfältigen Aktivitäten, die sich ihres jeweiligen Unterhaltungswertes genau bewusst sind, wartet viel auf neugierige Augen.
Selbst die Gratwanderung, die die Kombination von offener, nicht-linearer Spielwelt und packende Erzählung immer ist, gelingt. Nur noch einen Quest, nur noch einen Ort abzuklappern, eine Geschichte aufzulösen, eine Waffe ausprobieren: Guerilla Games versteht es meisterhaft, in die Welt zu ziehen und den Abend auf dem Sofa plötzlich zu einem Morgen zu machen.