Breitbandausbau: Das 50-Mbit/s-Ziel auf dem Land rückt in weite Ferne
Beim Breitbandausbau geht es zwar voran, aber womöglich nicht schnell genug, um das Ausbauziel der Großen Koalition zu erreichen. Das geht aus dem aktuellen Tätigkeitsbericht der Bundesnetzagentur für die Jahre 2016 und 2017 hervor.
Insgesamt sind demnach mittlerweile 77 Prozent der Haushalte mit Anschlüssen versorgt, die mindestens 50 Mbit/s bieten. Das dürfte aber immer noch zu wenig sein, um das Breitbandziel zu erreichen, das die aktuell noch geschäftsführende Große Koalition im Jahr 2013 ausgegeben hat. Das besagt: Bis 2018 sollen sämtliche Haushalte über einen Anschluss mit 50 Mbit/s verfügen.
Problematisch bleibt vor allem der Ausbau auf dem Land. In Städten können mittlerweile 90 Prozent der Haushalte einen Anschluss mit 50 Mbit/s buchen, in ländlichen Regionen sind es hingegen nur 36 Prozent. Es besteht also Nachholbedarf.
50 Mbit/s reichen nicht aus, wenn Gigabit die Zukunft ist
Allerdings sollte man sich dabei nicht auf das aktuelle Breitbandziel versteifen. Wie viele Vertreter aus der Branche und Politik sagt nun auch Bundesnetzagentur-Präsident Jochen Homann: „Mit steigenden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit ist klar, dass wir weiter denken müssen als bis zum 50 Mbit/s-Ziel 2018. Deutschland braucht gigabitfähige Infrastrukturen.“
Immerhin steigt mittlerweile die Nachfrage nach schnellen Anschlüssen. Etwa 13 Prozent der 32,5 Millionen Breitbandkunden nutzen laut der Bundesnetzagentur einen Anschluss mit 100 Mbit/s und mehr. Das sind doppelt so viele wie Mitte des Jahres 2015. Ernüchternd bleiben derweil die Zahlen bei den direkten Glasfaseranschlüssen (FTTB/H): Mitte des Jahres existierten 2,7 Millionen, doch nur ein knapp ein Viertel der Haushalte buchen die entsprechenden Anschlüsse.
Neben dem Festnetz ist allerdings auch der mobile Breitbandausbau entscheidend. Mehr als 63 Millionen Kunden nutzen mittlerweile „mobile breitbandige Zugangstechnologien“, wozu die Bundesnetzagentur neben LTE auch UMTS zählt. Die Zukunft ist allerdings 5G. Und damit der neue Standard schnell kommt, will die Behörde bereits im nächsten Jahr die Frequenzen versteigern. „Wir wollen diesbezüglich Vorreiter in Europa sein“, so Homann.
Monopolkommission fordert neue Regulierung für Glasfaserausbau
Wie der Glasfaserausbau beschleunigt werden kann, skizziert derweil die Monopolkommission Sondergutachten „Telekommunikation 2017: Auf Wettbewerb bauen!“. Die zentrale Forderung: Auf den privatwirtschaftlichen Ausbau setzen. Der Staat soll indes nur dort fördern, wo sich der Ausbau schlicht nicht rentiert.
Nötig wäre es allerdings, die Regulierung beim Glasfaserausbau flexibler zu gestalten. So soll es erleichtert werden, Ausbauprojekte mit zwei oder mehreren Unternehmen kooperativ zu betreiben. Das senke das Risiko für einzelne Unternehmen und laste zudem die Netze besser aus.
Wie so eine Kooperation aussehen kann, zeigt etwa die sich anbahnende Kooperation zwischen der Deutschen Telekom und EWE. Laut Medienberichten wollen die Unternehmen ein Joint Venture gründen, um den Glasfaserausbau in Norddeutschland voranzubringen.
Kunden mit Gutscheinen für schnelle Anschlüsse locken
Die Monopolkommission will ausbauende Unternehmen nicht nur durch eine flexiblere Regulierung unterstützen. Ein weiterer Vorschlag sind Gigabit-Voucher, also zeitlich befristete Gutscheine für Breitbandanschlüsse. Auf diese Weise könnte der Staat die für einen privatwirtschaftlichen Ausbau wichtige Nachfrage erzeugen.
Bei der Vergabe der 5G-Frequenzen fordert die Monopolkommission, dass die drei großen Netzbetreiber in Deutschland – also die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica – den anderen Anbietern einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Netzen gewähren müssen. Nur so könnten diese ebenfalls innovative 5G-Dienste anbieten, was letztlich gut für den Wettbewerb ist. Außerdem soll der Bund noch seine Anteile an der Telekom verkaufen, um die „problematische Doppelrolle“ als Regulierer und Anteilseigner zu beenden.
Zumindest die alternativen Provider-Verbände sind zufrieden mit dem Gutachten der Monopolkommission. Breko-Geschäftsführer Stephan Albers begrüßt etwa den Vorschlag, dass „Regulierungsrahmen flexibel an die besonderen Bedingungen des Glasfaserausbaus angepasst werden müsste“, die Kommission sich aber „klar gegen Radikallösungen wie einen kompletten Verzicht auf Regulierung ausgesprochen“ hat. Das erleichtere den Ausbau und sichere trotzdem den Wettbewerb.