Im Test vor 15 Jahren: Dual-Channel-DDR mit Granite Bay gegen Rambus
tl;dr: Der E7205-Chipsatz a.k.a. Granite Bay war eigentlich für Server gedacht. Das hinderte Mainboard-Hersteller im Dezember 2002 aber nicht daran den Chipsatz zu nutzen, um Dual-Channel-DDR für den Pentium 4 für Privatkunden mit der gleichen Bandbreite wie Rambus-Speicher einzuführen. Das hatte seinen Preis.
Nativ Dual-Channel-RAM für den Pentium 4
Wie im Rückblick zu Intels FSB800 ausgeführt, war der E7205 der erste Chipsatz, der Dual-Channel-DDR und FSB533 unterstützte. Als Alternative dazu gab es Ende 2002 nur die diversen i845-Chipsätze, die allerdings kein Dual-Channel-Speicher boten und nur inoffiziell über Übertaktung mit FSB800 arbeiteten. Mit dem E7205 ließen sich zwei Speichermodule mit DDR266, die eine Bandbreite von 4,2 GByte/s boten, durch den FSB533 perfekt ausreizen. Somit bot er in der Theorie die gleiche RAM-Geschwindigkeit wie der i850E-Chipsatz für Rambus-Speicher, wenn dieser mit RDIMM4200 betrieben wurde.
Der Nachteil des E7205 war der hohe Preis. Das vor 15 Jahren getestete P4G8X Deluxe von Asus wurde für stolze 230 Euro angeboten. Damit war das Mainboard sogar teurer als das P4T533 (210 Euro) mit i850E-Chipsatz für Rambus-Speicher. Das Asus P4PE mit Intel i845PE war weitere 30 Euro günstiger.
Modell | Preis |
---|---|
P4T533 ohne RAM | 210 Euro |
P4T533 mit 512 MByte RIMM4200 | 490 Euro |
Deluxe ohne RAM | 230 Euro |
P4G8X Deluxe mit 512 MByte DDR266 | 440 Euro |
P4PE ohne RAM | 180 Euro |
P4PE mit 512 MByte DDR333 | 360 Euro |
Zusätzlich mussten noch die Kosten für die Anschaffung des passenden Speichers betrachtet werden. 512 MByte Rambus RIMM4200 kosteten 280 Euro und erreichten eine Bandbreite von 4,2 GByte/s. Die gleiche Bandbreite ermöglichten auch 512 MByte DDR266 bestehend aus zwei Modulen, für die lediglich 210 Euro fällig wurden. Ein Arbeitsspeichermodul mit 512 MByte bei DDR333 kostete 180 Euro.
Leistung
Die in der Theorie gleiche Bandbreite von RDIMM4200 und zwei DDR266-Modulen zeigte sich in SiSoft Sandra 2003: Die Unterschiede zwischen den beiden Speicherlösungen waren verschwindend gering. Im Vergleich zu einem DDR333-Modul ergab sich ein 30 Prozent höherer Speicherdurchsatz.
Das Packprogramm WinACE gierte förmlich nach Bandbreite und schnellen Latenzen – und mit dem Gleichstand war es sofort wieder vorbei. Satte 23 Sekunden respektive 12 Prozent Vorsprung konnte der Rambus-Speicher mit dem i850E einfahren. Da die Bandbreite gleich war, schlussfolgerte ComputerBase im Test 2002, dass die Differenz allein durch höhere Latenzen verursache werden musste. Das erklärte auch den vergleichsweise geringen Vorsprung der Dual-Channel-DDR-Lösung von nur 9 Prozent gegenüber dem eigentlich deutlich langsameren DRR333 mit nur einem Speicherkanal.
In Spielen machte sich die Speicherbandbreite generell nicht so drastisch bemerkbar. In Comanche 4 trennten die Speicherlösungen selbst in 640 × 480 Bildpunkten mit 16 Bit Farbtiefe nur wenige Prozentpunkte voneinander. In 1.024 × 768 Pixeln bei 32 Bit Farbtiefe schrumpfte die Differenz weiter. Die bekannte Rangordnung blieb allerdings in beiden Fällen bestehen: Der i850E mit Rambus vor dem E7205 mit Dual-Channel-DDR266 vor dem i845PE mit Single-Channel-DDR333.
Eine Frage des Geldes
Ob sich Endanwender tatsächlich für ein Mainboard mit E7205-Chipsatz entschieden, war damit vor allem eine Frage des Geldes. In den Benchmarks ordnete sich die Plattform genau dort ein, wo sie sich auch preislich inklusive Arbeitsspeicher befand: zwischen i850E und i845PE. Durch die langsameren Bus-Timings im Vergleich zu dem i850E musste der E7205 trotz gleicher Bandbreite in den Benchmarks leicht zurückstecken. Wer bereits zwei passende Speichermodule besaß, für den war der Chipsatz aber eine Überlegung wert.
Auswertung der letzten Umfrage
Vergangene Woche hat die Redaktion die Leser danach gefragt, ob und wie sie die in ihrem Gehäuse verbaute Hardware zur Schau stellt. Die Hälfte der Teilnehmer gaben an, dass ihr Gehäuse zwar geschlossen ist, sie aber dennoch für (optische) Ordnung sorgen. Weitere 31 Prozent stellen die Hardware beispielsweise durch Sichtfenster offen zur Schau und achten auf eine gelungene Präsentation. Wer ein (optisch) geschlossenes Gehäuse hat, der muss auch nicht darauf achten, dass es von Innen ordentlich aussieht, dachten sich 14 Prozent der Leser. Die verbleibenden 5 Prozent haben zwar sichtbare Hardware, wie diese aussieht, ist ihnen aber egal – eine klare Minderheit.
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Die Hardware ist sichtbar und ich achte auf ihre Präsentation
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Die Hardware ist sichtbar, wie das Innenleben aussieht, ist mir aber egal
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Das Gehäuse ist geschlossen, trotzdem sorge ich für (optische) Ordnung
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Das Gehäuse ist geschlossen und wie es drinnen aussieht, ist egal
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