PC zusammenstellen: Von den Komponenten zum (Gaming-)Rechner
2/2Der Zusammenbau: Schritt für Schritt
Beim Zusammenbau eines PCs kann man sich viel Zeit sparen, wenn man in der richtigen Reihenfolge an die Hardware geht. Arbeitsschritte wiederholen zu müssen ist sonst schnell das Resultat.
Vor B kommt A sonst herrscht schnell Frust
Es macht beispielsweise keinen Sinn, einen ausladenden CPU-Kühler schon zu installieren, bevor Arbeitsspeicher und Stromversorgung angeschlossen sind, denn beides klappt ansonsten oftmals nicht mehr. Und wer am Ende merkt, dass die I/O-Blende noch im Karton des Mainboards liegt, muss von vorne anfangen, oder mit diesem Makel über Lebzeit zurecht kommen. Die Grafikkarte wiederum sollte erst nach dem Prozessorkühler im Rechner landen, denn sie kann die Zugänglichkeit zu Schrauben und der Lüfterbefestigung beeinträchtigen.
Das Mainboard ist das Grundgerüst, mit dem alle Komponenten verbunden werden. Da fast alle aktuellen Gehäuse im Mainboardtray eine Aussparung für die Befestigung der Backplate von Prozessorkühlern haben, spricht also nichts dagegen, die Hauptplatine als erstes im Gehäuse unterzubringen. Aber Vorsicht: Es gibt auch Gehäuse, bei denen es diese Öffnung nicht gibt. Wer hier das Mainboard verbaut, ohne die Halterung für einen Kühler mit rückwärtiger Montage bereits installiert zu haben, erlebt im weiteren Verlauf eine böse Überraschung.
Stabilität herstellen, Kurzschlüsse vermeiden
Wichtig beim Einsatz des Mainboards ist: An allen Montagepunkten des Mainboards müssen im Mainboardtray Abstandshalter vorhanden sein, um die Platine sicher verschrauben zu können. An Stellen, an denen das Mainboard keine Öffnungen hat, dürfen allerdings keine Abstandshalter im Gehäuse liegen, Kurzschlüsse können sonst die Folge sein.
Bevor das Mainboard verschraubt wird, muss außerdem die beiliegende I/O-Blende im Gehäuse festgesteckt werden – sollte das vergessen werden, muss die Hauptplatine noch einmal gelöst werden.
Der Hardware-Einbau folgt einem einfachen Prinzip: Bei quasi jeder Komponente gibt es eine Aussparung, Haltenase oder zumindest eine Markierung, welche den korrekten Einbau vorgibt. Angefangen beim Prozessor ist das eine dreieckige Markierung, die sowohl auf der CPU als auch im Sockel zu finden ist. Liegen die Markierungen übereinander, fällt der Prozessor quasi von allein und ohne Krafteinsatz in seinen Sockel. Gelingt das nicht, ist etwas falsch und Gewalt nicht die Lösung.
PINs von CPUs und CPU-Sockeln sind empfindlich
Bei AMD-Prozessoren mit PGA-Design gilt es hier zu beachten, dass die Kontaktpins an der Unterseite nicht verbogen werden dürfen – sonst passt die CPU nicht mehr in den Sockel. Bei LGA-Plattformen sind die empfindlichen Pins hingegen im Prozessorsockel, bei Berührung verbiegen sie sofort. Unabhängig von der Plattform sollte der Prozessor zur Sicherheit nur seitlich angefasst werden. Bei korrektem Umgang geht nichts kaputt.
Für den Arbeitsspeicher muss hingegen etwas mehr Kraft aufgewendet werden, was es umso wichtiger macht, vorher auf die richtige Orientierung zu achten: Die Speichermodule besitzen eine Aussparung, welche nicht mittig, sondern seitlich versetzt an der Kontaktleiste ist. Diese muss passend zu den Slots ausgerichtet sein, bevor das Modul in die Speicherbank gedrückt wird. Die seitlichen Halterungen rasten hörbar klickend ein, sobald der RAM fest eingesetzt worden ist. Gelingt das nicht, ist Gewalt auch hier der falsche Ansatz, denn offensichtlich stimmt etwas nicht.
Wer keine Vollbestückung mit Speichermodulen plant, sollte zunächst einen Blick ins Mainboard-Handbuch werfen, um zu klären, welche Speicheranordnung Dual-Chanel-Betrieb und damit die höchstmögliche Leistung bietet.
Dasselbe Orientierungsprinzip kommt bei M.2-SSDs zum Einsatz. Die kleine Steckkarte verfügt über eine Aussparung, die die richtige Einbauorientierung vorgibt. Ein M.2-Modul wird über eine kleine Schraube fixiert, welche ein Herausrutschen aus dem Slot verhindert. Diese Schraube sollte entweder schon vorinstalliert auf dem Mainboard sein oder im Lieferumfang beiliegen. Passt die kleine Steckkarte nicht, liegt das daran, dass es zwei verschiedene Varianten von M.2 gibt: Die mit nur einer Aussparung nutzt bis zu vier PCIe-Lanes, die mit zwei hingegen bis zu zwei. Beide bieten potentiell SATA.
Gutes Licht hilft bei der Verkabelung
Nachdem das Mainboard im Gehäuse verstaut ist und die ersten Komponenten verbaut worden sind, können die notwendigen Kabelverbindungen hergestellt werden: Stromversorgung für Mainboard und CPU, das Frontpanel des Gehäuses sowie Lüfter, sofern diese vom Mainboard angesteuert werden können/sollen. Auch hier gilt wieder, dass die meisten Stecker nur in einer Ausrichtung in die passende Buchse passen, weshalb jeglicher Gewalteinsatz fehl am Platz ist. Erfahrungsgemäß muss für das Einrasten der 24-Pin-Stromversorgung aber etwas Kraft aufgewendet werden.
Vor allem der Anschluss des Gehäuse-Frontpanels kann sich ärgerlich gestalten. USB- und Audio-Stecker sind der einfache Teil; Power, Reset und LEDs sind jedoch als sehr kleine zweipolige Stecker ausgeführt, die in direkt benachbarte Pins auf dem Mainboard gesteckt werden müssen. Teilweise ist die Pin-Belegung direkt auf dem Mainboard gekennzeichnet, ansonsten hilft der Blick ins Handbuch, um die Stecker richtig zu verstauen. Einen einheitlichen Standard gibt es bis heute nicht. Diese Arbeit sollte definitiv erledigt werden, bevor Erweiterungskarten sowohl Platz als auch Licht zum Arbeiten wegnehmen.
Gehäuse der gehobenen Preisklasse bieten meist ein abgetrenntes Abteil für das Netzteil und mehr oder weniger viel Platz hinter dem Mainboardtray, um Kabel zu verstauen. Das sieht nicht nur ordentlich aus – es hilft auch beim Einbau, weil keine Kabel im Weg liegen und beim Einsatz von Lüftern nicht in den Ventilator geraten können. Das Phanteks Evolv ATX ist da keine Ausnahme. Das Netzteil wird von der linken Seite aus in das Gehäuse geschoben und mit vier Schrauben fixiert. Modulare Kabel sind zwar kein Muss, helfen aber ebenfalls beim Zusammenbau: Es müssen nicht mehr Stromkabel als notwendig im Gehäuse verstaut werden.
Funktionsfähigkeit frühzeitig prüfen
Zwar soll das System mit Flüssigkühlung betrieben werden, doch ein kurzer Funktionstest vor dem Einbau der Custom-Wasserkühlung bietet sich bereits mit Luftkühlung an. Gerne auch, bevor das letzte Kabel in absoluter Perfektion verlegt worden ist. Denn wenn doch etwas nicht funktioniert, war diese zeitraubende kosmetische Arbeit umsonst. Und dass etwas nicht funktioniert, ist weniger abwegig, als man glauben mag.
Die Bauteile durchlaufen Qualitätskontrollen, aber ein Montagsmodell könnte dennoch einmal beim Endkunden ankommen. Außerdem kann zum Beispiel ein unbeabsichtigter Kontakt zwischen Mainboard und Gehäuse dafür sorgen, dass nichts mehr läuft. Oder Mainboard und Speicher wollen partout nicht zusammen arbeiten.
Und da der Einbau einer Wasserkühlung mehrere Stunden dauert und der Ausbau ebenfalls Zeit in Anspruch nimmt, schont es die Nerven, den neuen PC zunächst einmal unter Luftkühlung zu starten, um zu testen, ob alle Komponenten fehlerfrei arbeiten und korrekt erkannt werden.
Wärmeleitpaste ja, aber wie viel?
Ob provisorisch oder final, zur Montage des CPU-Kühlers muss Wärmeleitpaste aufgetragen werden. Die soll mit Luft gefüllte mikroskopisch kleine Unebenheiten zwischen dem Heatspreader des Prozessors und der Auflagefläche des Kühlers ausgleichen, damit die Wärme möglichst effizient übertragen werden kann. Allerdings leiten Wärmeleitpasten die Wärme schlechter als das Metall an sich, weshalb der Wärmeübergang von einer zu dicken Schicht der Paste ebenso beeinträchtigt wird wie von zu wenig Wärmeleitmittel. Der Nachteil von zu viel Paste ist aber vernachlässigbar klein, sofern halbwegs ordentlich gearbeitet wird.
Eine einfache Methode zum Auftragen des Wärmeleitmittels ist es, den Heatspreader vollständig mit einer dünnen Schicht der Paste zu bedecken. Hierzu gibt es auch viele Alternativen wie beispielsweise die Klecks-Methode, bei der ein Klecks Wärmeleitpaste im Zentrum des Heatspreaders aufgetragen wird und im Anschluss durch den Anpressdruck des Prozessorkühlers verteilt wird. Die tatsächliche Verteilung lässt sich so aber nur schwer abschätzen, sofern der Kühler nicht noch einmal abgenommen wird. Am Ende ist das Thema Wärmeleitpaste auch eine Philosophiefrage.
Nach einem Abnehmen des Kühlers sollte die Paste aber unbedingt erneut aufgetragen werden, um Lufteinschlüsse zu vermeiden. Daher ist das Auftragen einer möglichst dünnen Schicht, die den Heatspreader blickdicht abdeckt, am sichersten.
Paste auf Silikonbasis vs. Flüssigmetall
Wer nicht gerade auf der Jagd nach OC-Rekorden ist, sollte aus Sicherheitsgründen eine auf Silikon basierende Wärmeleitpaste wählen, die nicht elektrisch leitfähig ist. Flüssigmetall ist zwar leistungsfähiger, darf aber unter keinen Umständen umliegende Bauteile benetzen, weil diese Wärmeleitpasten Strom leiten. Nicht leitende Wärmeleitpasten sind da deutlich anwendungsfreundlicher – Kleckse auf dem Mainboard sehen zwar unschön aus, sind aber völlig harmlos. Im Lieferumfang von Prozessorkühlern befinden sich daher nicht elektrisch leitfähige Wärmeleitpasten.
Unabhängig von der Wahl der Wärmeleitpaste sollten CPU und Kühler vor der Montage und dem Auftragen des Wärmeleitmittels gereinigt werden, um einen möglichst guten Kontakt zu ermöglichen. Dazu ist Isopropylalkohol (2-Propanol) (z.B. über Amazon) gut geeignet, mit dem ein fusselfreies Tuch benetzt wird, um dann vorsichtig den Heatspreader der CPU sowie die Bodenplatte des Kühlkörpers zu säubern.
Installation von Prozessorkühler und Grafikkarte
Nachdem die Wärmeleitpaste aufgetragen ist, kann der Prozessorkühler installiert werden. Da dies im Fall des ComputerBase-Systems lediglich eine Übergangslösung ist, wird ein Kühler eingesetzt, der das ohnehin schon ab Werk auf dem Mainboard vorhandene AMD-Montagekit nutzt: Ein be quiet! Pure Rock. Diese Lösung ohne rückwärtige Verschraubung klingt aber einfacher als sie ist. Weil der Tower-Kühler mit seinem Kühlturm die Speicherbänke überragt und keine um 90 Grad versetzte Montage zulässt, muss das dem Prozessor nächste RAM-Modul ausgebaut werden, um dem CPU-Kühler Platz zu machen.
Nach dem Prozessorkühler wird das letzte Bauteil verstaut: Die Grafikkarte wird in den PCIe-Slot gesteckt und über die Slotblende mit dem Gehäuse verschraubt. Nachdem sie ihre Stromversorgung vom Netzteil erhalten hat, kann der erste Start des Systems erfolgen. Die Arbeit wird mit dem Aufleuchten etlicher LEDs belohnt, denn nicht nur das Mainboard, sondern auch der Arbeitsspeicher und die Grafikkarte strahlen dem Anwender entgegen.
Ein Blick ins UEFI zeigt, dass das Mainboard alle Bauteile erkennt: Die korrekte Bezeichnung der CPU sowie die drei noch installierten Arbeitsspeicher-Module werden ebenso aufgelistet wie die eingebaute SSD. Da ohne die Grafikkarte kein Bild ausgegeben werden würde, kann sie ebenfalls abgehakt werden.
Der Rechner startet nicht, was tun?
Was aber tun, wenn das BIOS nicht erreicht werden kann? Mögliche Fehlerbilder reichen vom komplett tot wirkenden System über leuchtende LEDs für die Stromversorgung aber keinem Anlauf des Rechners bis hin zu einem offensichtlich laufenden PC ohne Display-Signal.
Der erste Schritt in diesem Fall lautet: Alle Verbindungen nochmals auf den korrekten Sitz zu überprüfen (Ganz trivial: Netzteilstecker in Netzteil und Steckdose? Netzteil an? Display angeschlossen, richtiger Eingang gewählt?), auch Speicher-Bausteine in verschiedene Slots zu stecken oder mit weniger Modulen zu starten kann helfen. Und um das Gehäuse auszuschließen, können die PINs zum Anschluss des An-Aus-Schalters auf dem Mainboard mit einem leitenden Metallgegenstand überbrückt werden.
Ursachenforschung mit System: Die Null-Methode
Zu viel Zeit sollte mit dieser eher willkürlichen Ursachenforschung aber nicht verbracht werden. Einen geordneten Ablauf zur Fehlerursachenforschung bietet die ComputerBase-Community beispielsweise im Thread „Schwarzer Bildschirm/ Rechner bootet nicht/ Null-Methode“.
Hilft das alles nichts, können ähnliche Problemberichte von Anwendern, meistens in den Foren der Mainboard-Hersteller, oder hier im Forum von ComputerBase die rettende Lösung bieten.
Nächster Schritt: Von Luft auf Wasser
Beim Gewinnspiel-PC gab es zur Freude der Redaktion keine Probleme, alles funktionierte auf Anhieb einwandfrei. Damit stand dem Einbau der Wasserkühlung nichts mehr im Wege. Wie das am besten bewerkstelligt wird, erklärt ein weiterer Artikel, der am Sonntag, den zweiten Advent, erscheinen wird. Parallel dazu wird dann auch das Teilnahmeformular für das diesjährige Nikolaus-Gewinnspiel, in dem es den High-End-Rechner zu gewinnen gibt, freigeschaltet.
Ferner zeigt der Artikel: Einen PC selbst zusammenzustellen und dann auch zusammenzubauen ist heute wie vor 20 Jahren zwar mit Aufwand verbunden, aber grundsätzlich von jedermann umzusetzen. Wer sich an ein paar Regeln hält, kann den Zusammenbau ohne Frust durch eine falsche Reihenfolge oder Beschädigung bewerkstelligen. Und sollte doch etwas nicht klappen, gibt es mit Foren wie dem von ComputerBase oder Video-Anleitungen auf YouTube in allen nur erdenklichen Sprachen heute mehr Hilfestellung als jemals zuvor.
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