Kindle Oasis 2 im Test: Die verbesserte E-Book-Reader-Designstudie
tl;dr: Trotz größeren Displays, Wasserschutz, Aluminium und Bluetooth-Modul ist der E-Book-Reader Amazon Oasis 2 mehr Evolution statt Revolution. Zwar überzeugt die Software, doch das System ist weiterhin verschlossen und selbst ein Blaulichtfilter fehlt.
Edles, aber teils unpraktisches Äußeres
Gegenüber dem Vorgänger hat Amazon beim neuen Oasis das Display von bisher sechs auf sieben Zoll anwachsen lassen, womit sich auch die Ausmaße und das Gewicht des E-Book-Readers leicht geändert haben. An der gewählten asymmetrischen Designsprache des Vorgängers hält der Online-Händler weiter fest: Nach wie vor besteht die rechte Seite aus einem an eine umgeschlagene Zeitung erinnernden Wulst, der die komplette Technik samt Energiespeicher und vorderseitigen Blättertasten beinhaltet und gegenüber der ersten Generation sogar um 0,2 Millimeter dünner geworden ist.
Auf der gegenüberliegenden Seite ist der neue Oasis hingegen nach wie vor 3,4 Millimeter dick. Der Knopf zum Ein- beziehungsweise Ausschalten befindet sich immer noch oben, der USB-Anschluss ist jedoch an die Unterseite gewandert. Über einen Kartenslot verfügt auch der neue Kindle erwartungsgemäß nicht.
Aluminium statt Kunststoff
Es offenbaren sich jedoch noch deutlichere Unterschiede. So lässt Amazon den neuen Reader nicht wie bisher aus schwarzem Kunststoff, sondern aus gebürstetem Aluminium fertigen. Dies verleiht dem High-End-Reader ein deutlich edleres Erscheinungsbild. Die Spaltmaße sind gewohnt gleichmäßig und gering, der Reader selbst ist gut verarbeitet. Die Kanten dagegen sind aufgrund des Aluminiums relativ kantig, was bei längerem Halten unangenehm werden kann.
Das verwendete Material besitzt noch weitere Nachteile: So fühlt sich die Rückseite gegenüber dem Vorgängermodell aus Kunststoff deutlich kühler an. Das mag in warmen Sommermonaten noch als angenehm empfunden werden, in der jetzigen kälteren Jahreszeit kann sich dieser Umstand aber schnell ins Gegenteil umkehren.
Eine Hülle schafft dabei nur bedingt Abhilfe, denn diese umgibt auch das neue Modell nicht komplett. Die Wulst, an der das Lesegerät meist gehalten wird, bleibt offen – beim Ablegen auf härteren Oberflächen ist somit die Gefahr von Kratzern gegeben. Des Weiteren sollte der magnetischen Halterung nicht zu viel Vertrauen geschenkt werden; ein zu starker Ruck und die Hülle löst sich vom Reader.
Kein geteilter Akku mehr
Durch die größeren Ausmaße des Readers bietet dieser nun Platz für einen größeren Akku, womit die Aufteilung des Stromspeichers in Reader und Hülle obsolet wird – gleiches gilt für die kurzen Lesezeiten des Vorgängers ohne Akkuhülle.
Erster wasserdichter Kindle
Als erster Kindle verfügt der Oasis über einen Wasserschutz mit IP68-Zertifizierung. Mit dieser soll der Reader ein Untertauchen von bis zu 60 Minuten in einer Wassertiefe von bis zu zwei Metern ohne Schaden überstehen. Zugleich ist dieser vor Staub geschützt. Aber auch hier zeigte sich die Aluminium-Rückseite als Stolperstein, da der Reader in Verbindung mit Wasser schnell aus der Hand gleiten kann. Darüber hinaus weist der Touchscreen unter Nässe die üblichen Fehleingaben auf.
Gewachsenes Display
Wie bereits erwähnt, ist der Bildschirm des neuen Oasis auf sieben Zoll angewachsen. Die Auflösung erhöht sich auf 1.264 × 1.680 Bildpunkte, womit die Pixeldichte gegenüber dem Vorgänger mit 300 ppi unverändert bleibt.
Hohe Leuchtkraft ohne Blaufilter
Die Leuchtstärke ist im Maximum mit durchschnittlich 173 cd/m² für einen E-Book-Reader relativ hoch, dieser Wert dürfte im Alltag nur selten Verwendung finden. Über einen Filter zur Reduzierung der blauen Anteile im Licht verfügt der Oasis 2 jedoch nicht. Dementsprechend hätte Amazon dafür sorgen können, dass die Farbtemperatur bei 5.300 Kelvin etwas wärmer ausfällt.
Der kompakten Bauweise geschuldet, werden beim neuen Reader wie bereits beim Vorgänger die zur Beleuchtung benötigten LEDs nicht am unteren Rand, sondern wie die restliche Technik im rechten Rand verbaut. So ergeben sich bei maximaler Helligkeit erkennbare horizontale Verläufe, welche bei normaler Lichtstärke jedoch kaum auffallen.
Helligkeitsverteilung des Kindle Oasis 2 in cd/m² | ||
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155 | 175 | 182 |
172 | 180 | 182 |
168 | 172 | 178 |
Durchschnittshelligkeit: 173 cd/m² Farbtemperatur: 5.361 Kelvin |
Eine Neuerung besteht in der automatischen Helligkeitsanpassung, für welche zwei verbaute Sensoren sorgen. Mit dieser passt sich die Lichtstärke der jeweiligen Umgebung an, was die Augen entlasten soll. In Kombination mit einer speziellen Nachtlicht-Funktion wird zudem die Helligkeit in dunklen Räumen schrittweise verringert, damit sich die Augen langsam der Dunkelheit anpassen können.
Das vorliegende Testgerät weist einen Pixelfehlers auf, welcher besonders bei der invertierten Darstellung auffällt. Wenn auch bei Displays nie gänzlich ausgeschlossen, für Endkunden durchaus ein Grund, den Reader zurückzuschicken.
Guter Kontrast erst nach Nachbesserung
In den Grundeinstellungen verfügt der Oasis 2 über einen weniger überzeugenden Kontrast und muss sich hier anderen Reader wie dem Kindle Paperwhite, dem Aura One von Kobo oder dem Tolino Epos geschlagen geben. Durch Änderungen in den Schrifteinstellungen kann das Problem jedoch schnell behoben werden, dazu später mehr.
Spezifikationen
Kindle Oasis 2 | Kindle Oasis | Tolino Epos | Kobo Aura One | PocketBook InkPad 2 | Icarus Illumina XL | Tolino Vision 4 HD | |
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OS: | Unbekannt | Android | Linux | Android 4.2 | Android | ||
Display: | 7 Zoll, 1.264 × 1.680 pixel (300 ppi) 16 Graustufen, beleuchtet |
6 Zoll, 1.080 × 1.440 pixel (300 ppi) 16 Graustufen, beleuchtet |
7,8 Zoll, 1.404 × 1.872 Pixel (300 ppi) 16 Graustufen, beleuchtet |
8 Zoll, 1.200 × 1.600 Pixel (250 ppi) 16 Graustufen, beleuchtet |
8 Zoll, 768 × 1.024 Pixel (160 ppi) 16 Graustufen, beleuchtet |
6 Zoll, 1.072 × 1.448 Pixel (300 ppi), 16 Graustufen |
|
Technologie: | E-Ink Carta | E-Ink Pearl | E-Ink-Carta | ||||
Blaulichtfilter: | – | ✓ | – | – | ✓ | ||
Bedienung: | Touch | ||||||
CPU: | 1 GHz | K. A. | 1 GHz | ||||
Arbeitsspeicher: | 512 MB | K. A. | 512 MB | ||||
Speicher: | 8 GB oder 32GB nicht erweiterbar |
4 GB, nicht erweiterbar | 8 GB, nicht erweiterbar | 4 GB, nicht erweiterbar | 8 GB, erweiterbar | 8 GB, nicht erweiterbar | |
Übertragungsstandards: | WLAN 802.11 b/g/n Bluetooth optional 3G |
WLAN 802.11 b/g/n optional 3G |
WLAN 802.11 b/g/n | ||||
Akku: | Unbekannt | 1.200 mAh | 2.500 mAh | 2.800 mAh | 1.500 mAh | ||
Abmessung: | 141 × 159 × 7,8 mm | 122 × 143 × 8,5 mm | 140 × 209 × 8,2 mm | 138,5 × 195,1 × 6,9 mm | 163 × 195 × 7 mm | 145 × 200 × 9 mm | 163 × 114 × 8,1 mm |
Gewicht: | 194 Gramm | 131 Gramm (ohne Hülle) 240 Gramm (mit Hülle) |
260 Gramm | 252 Gramm | 305 Gramm | 275 Gramm | 175 Gramm |
Unterstützte Formate: | Kindle Format 8 (AZW3), Kindle (AZW), PDF, Mobi (ungeschützt), PRC (nativ) | EPUB, PDF, TXT | EPUB, PDF, FB2, FB2.ZIP, TXT, DJVU, HTML, DOC, DOCX, RTF, CHM, TCR, Mobi | EPUB, PDF, CBR, CHM, DJVU, DOC, DocX, FB2, HTML, PRC, RTF, TCR, TXT | EPUB, PDF, FB2, RTF, Mobi, TXT, HTM | EPUB, PDF, TXT | |
Unterstützte DRM-Formate: | Kindle Format 8 (AZW3), Kindle (AZW) | Adobe-DRM | |||||
Wasserschutz: | ✓ | – | ✓ | – | – | ✓ | |
Lieferumfang: | Lesegerät, USB-2.0-Lade-und-Verbindungskabel (USB Typ A auf Micro B), Kurzanleitung | Lesegerät, easy2connect-USB-Kabel (USB-2.0-Lade-und-Verbindungskabel), Kurzanleitung | Lesegerät, USB-2.0-Lade-und-Verbindungskabel (USB Typ A auf Micro B), Kurzanleitung | Lesegerät, easy2connect-USB-Kabel (USB-2.0-Lade-und-Verbindungskabel), Kurzanleitung | |||
Preis (UVP): | WLAN (8 GB): 229,99 Euro WLAN (32 GB): 259,99 Euro 3G (32 GB): 319,99 Euro |
WLAN: 289,99 Euro 3G: 349,99 Euro |
249 Euro | 229 Euro | 199 Euro | 199,95 Euro | 179 Euro |
Enge Formatunterstützung
Inhalte lassen sich in unterschiedlicher Form auf den Reader bringen, auch wenn die Konkurrenz hier teilweise mehr Möglichkeiten bietet. Neben dem Übertragen per USB-Verbindung können Inhalte direkt aus dem integrierten Kindle-Shop geladen und zudem mit anderen Kindle-Lesegeräten synchronisiert werden – bei der 3G-Variante sogar über eine Mobilfunkverbindung. Ebenfalls möglich ist das Übertragen von Inhalten per E-Mail.
Verschlossenes System
Auch mit dem Oasis 2 bricht Amazon nicht mit der „Tradition“ einer geringen Formatunterstützung. Nach wie vor werden von diesem nur das eigene AZW-Format sowie Mobi und PDF unterstützt, EPUB muss wie immer draußen bleiben. Dank des bereits vor geraumer Zeit eingeläuteten Wechsels vieler Verlage vom bisher recht nutzerunfreundlichen harten DRM von Adobe hin zum weichen Rechtemanagement per Wasserzeichen lassen sich via Software (zum Beispiel der E-Book-Verwaltung „Calibre“) viele digitale Bücher für den Kindle umwandeln. Somit sind deren Nutzer nicht mehr ausschließlich auf den Kindle-Shop angewiesen. Bücher des Leihservices der öffentlichen Bibliothek „Onleihe“ können jedoch nicht genutzt werden.