LG V30 im Test: Top-Eckdaten und alte Software für 900 Euro
3/3Klinkenanschluss und Akku mit zwei Gesichtern
In Hinblick auf die Anschlussausstattung überzeugt das V30 praktisch auf ganzer Linie. Dank des Snapdragon 835 sind zahlreiche Ortungsdienste wie A-GPS, GLONASS, BeiDou aber auch Galileo vorhanden. Hinzu kommen Gigabit-LTE mit bis zu 1.000 Mbit/s im Down- und 150 Mbit/s im Upstream, WLAN nach ac-Standard, Bluetooth 5.0 LE sowie USB Typ C (USB 3.0). Anders als in Konkurrenzmodellen von Apple, HTC oder Huawei steckt auch im V30 noch ein 3,5-mm-Klinkenanschluss, den LG zusammen mit einem Quad-DAC und beiliegenden Kopfhörern von B&O Play bewirbt und mit einem eigenen Punkt in den Einstellungen würdigt. Zudem unterstützt das Modell drahtloses Laden nach Qi-Standard. Der 64 GByte große interne Speicher lässt sich optional per microSD-Karte erweitern. Im Netz von O2 im Ruhrgebiet zeigte sich das V30 als zuverlässiger Begleiter. Es kam zu keinen außerplanmäßigen Abbrüchen von Daten- oder Telefonverbindungen.
Der „Hi-Fi Quad DAC“ lässt sich in den Einstellungen aktivieren und beinhaltet verschiedene Tonprofile, Filter sowie die Möglichkeit die Balance für den rechten und linken Kopfhörer anzupassen. Zusammen mit den beiliegenden Kopfhörern ist der Klang subjektiv klar und sanft, laut genug, voluminös und ausgewogen. Die Tiefen kommen durch, sind aber nicht zu extrem, auch Hochtöne kommen raus und insgesamt wirkt das Klangbild stimmig. Je nach digitalem Filter und Tonprofil kann der DAC schon einen Unterschied in Klarheit und Raumklang ausmachen, der Unterschied fällt aber für ungeschulte und weniger anspruchsvolle Ohren nicht unbedingt direkt auf.
Lange Zeit hielt LG am wechselbaren Akku in seinen Smartphones fest, doch die schlechten Verkaufszahlen bedeuteten für den Hersteller, dass ein wechselbarer Energiespeicher bei den Kunden nicht mehr genug Gewicht besitzt. Hinzu kamen Fehlentscheidungen wie der halbgare modulare Ansatz beim G5, den der Hersteller selbst nicht mehr unterstützt und der auch von Drittanbietern quasi gänzlich übergangen wurde. Im V30 steckt daher wie schon im G6 ein fest verbauter Akku, der 3.330 mAh Nennladung aufweist. Die Batterie unterstützt Quick Charge für schnelles Aufladen, ein passendes Netzteil liegt im Lieferumfang bei. Zur Hälfte ist das Smartphone nach knapp einer halben Stunde aufgeladen, eine volle Ladung dauert hingegen trotzdem rund zwei Stunden.
Im PCMark kann das V30 nicht überzeugen, lediglich rund sieben Stunden stehen auf der Uhr – die Konkurrenz kann das Smartphone teilweise um bis zu zwei Stunden Laufzeit überholen. Im YouTube-Test kann sich LGs Flaggschiff hingegen auf die Spitzenplätze bewegen, fast 13 Stunden werden erreicht. Im Alltag liegen die Ergebnisse dazwischen: Das V30 stellt keine Rekorde bei der alltäglichen Nutzung mit mehreren E-Mail-Konten, Messengern, aktiver Datenverbindung und WLAN sowie Ortungsdiensten auf, kann aber je nach Intensität auch einen zweiten Tag durchstehen. Auch der Akkuverbrauch des Always-On-Displays ist überschaubar.
Fazit
Das LG V30 bietet ein prall gefülltes Datenblatt, das mit Dual-Kamera, Schutzklassen, hoher Auflösung, OLED, Klinkenanschluss und drahtlosem Laden fast keine Wünsche offen lässt. Die Hardware ist auf Augenhöhe mit der Konkurrenz und die Verarbeitung ist tadellos. Dass das Gesamtpaket trotzdem ein insgesamt durchwachsenes Bild abgibt, ist der schwachen Umsetzung einiger Merkmale geschuldet.
Doch zuerst zu den Stärken des V30: Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben, das Smartphone wirkt robust und hochwertig und ist darüber hinaus gegen das Eindringen von Wasser und Staub sowie gegen Stürze geschützt. Die Front zeigt sich mit ihren schmalen Rändern und den Ecken, die der Form folgen, zeitgemäß. Hinzu kommen die hohe Leistungsfähigkeit, die volle Anschlussausstattung sowie die detailreichen und scharfen Fotos. Die Weitwinkelkamera ist zudem ein Alleinstellungsmerkmal des Herstellers. Die Fotos des Smartphones sind scharf und detailreich, erreichen aber nicht die Qualität von beispielsweise Google.
Wenige Schwächen, dafür große
Nennenswerte Schwächen weist das V30 nur wenige auf, diese sind aber schwerwiegend. Das Display erbt viele Probleme vom ähnlichen Google Pixel 2 XL, darunter die relativ geringe Helligkeit sowie den Blaustich bei verändertem Blickwinkel. Aber auch auf Seiten der Software enttäuscht LG. Der Sicherheitspatch ist trotz deutschem Marktstart im Dezember nur bei September, wodurch das Smartphone mit einigen ungestopften Sicherheitslücken bei den Nutzern landet, aber auch dass das Betriebssystem das über ein Jahr alte Android 7.1.2 und nicht das aktuelle 8.0 Oreo ist, ist einem neuen Smartphone für 900 Euro nicht angemessen. Zumindest diesen Punkt kann LG mit einem Update angehen, in Südkorea wird die neue Version bereits verteilt. Doch wie es in Zukunft auch um Sicherheitpatches aussieht, erscheint vor diesem Hintergrund unklar.
Blick auf die Konkurrenz lohnt
So kann dem V30 zum Testzeitpunkt trotz vollen Datenblatts keine Empfehlung ausgesprochen werden, da die Konkurrenz nicht zwangsläufig weniger bietet und am Markt dabei fast immer günstiger zu haben ist. Der späte Marktstart des V30 erschwert es dem Hersteller zusätzlich. Das Samsung Galaxy S8+ (Test) ist für rund 700 Euro erhältlich, bietet ein besseres Display, eine gute Kamera (aber ohne Weitwinkel) und mehr Akkulaufzeit. Auch auf drahtloses Laden oder einen Klinkenanschluss müssen Käufer nicht verzichten. Auch das etwas kleinere Galaxy S8, dessen Preis noch niedriger ist, stellt aufgrund der gleichen Punkte eine Alternative dar.
Zum Testzeitpunkt gibt es auch das Google Pixel 2 XL (Test) mit 64 GByte für 739 Euro im freien Handel, das zwar beim Display ähnliche Probleme mitbringt, dafür aber eine der besten Smartphone-Kameras und deutliche aktuellere Software inklusive sofortiger Updates bietet. Bereits für 500 Euro gibt es mit dem HTC U11 (Test) ein weiteres High-End-Smartphone, das durch ein sehr gelungenes Gesamtpaket zum mittlerweile sehr attraktiven Preis überzeugt. Weitere Alternativen sind das Sony Xperia XZ Premium (Test), das Huawei Mate 10 Pro (Test) sowie das Nokia 8.
- sehr gute Verarbeitung
- schneller Fingerabdrucksensor
- hohe Leistung
- USB 3.1 Typ C
- umfangreiche Anschlüsse und Verbindungen
- Speicher erweiterbar
- einzigartige Weitwinkelkamera
- Android und Sicherheitspatch sehr veraltet
- ausbaufähiges Display
(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.