Lüftersteuerungen im Test: Steuerung per Mainboard und extra Platine im Vergleich
tl;dr: Lüfter sorgen für den nötigen Durchzug im PC. Damit sie effizient und den vorherrschenden Temperaturen gemäß agieren, wollen sie sinnvoll gesteuert werden. ComputerBase vergleicht im Test den Standard „Anpassung über das Mainboard“ mit den separaten Steuerungen Aqua Computer Aquaero 6 LT und Corsair Commander Pro.
Lüftersteuerung macht PCs leise
Viele Nutzer wünschen sich einen besonders leisen PC, der heutzutage aber oft nicht mehr versteckt unter dem Schreibtisch, sondern gut sichtbar präsentiert werden soll. Damit rücken Lärmquellen näher zum Nutzer, weshalb eine sinnvolle Gestaltung der Kühlung umso wichtiger wird, wenn der Rechner am Ende nicht störend laut auf sich aufmerksam machen soll.
Hochwertige Lüfter sind erst der Anfang
Daher liegt auf der Hand, dass Lüfter mit leisen Lagern und großem Drehzahlintervall eingesetzt werden sollten. Das ist allerdings nur der erste Schritt zu einem leisen Rechner. Denn wenn die Ventilatoren nicht der jeweiligen Last- und damit Temperatursituation angepasst werden, ist der PC im Leerlauf lauter als notwendig und büßt eventuell unter Belastung an Leistung ein. Eine sinnvolle Steuerung muss also gewährleistet sein.
Diese kann sowohl über ein modernes Mainboard als auch über separat erhältliche Lüftersteuerungen erfolgen. ComputerBase vergleicht erstere Variante stellvertretend in Form des MSI X370 XPower Gaming Titanium mit den Steuerungen Aquaero 6 LT von Aqua Computer und Commander Pro von Corsair.
Mehr oder weniger bequeme Einstellungen
Die Steuerung von Ventilatoren über ein Mainboard kann wahlweise direkt im UEFI oder über eine Software des Herstellers auch unter Windows erfolgen. Aus Stabilitätsgründen ist die Einstellung im UEFI Letzterer vorzuziehen, denn diese greift absolut unabhängig von einem zusätzlichen Programm, das im Hintergrund des Betriebssystems mitläuft. Dafür ist die Einstellung im UEFI etwas unbequemer, weil das Nutzer-Interface weniger ansprechend gestaltet ist.
Als separate Lüftersteuerungen kommen im Test ausschließlich Lösungen zum Einsatz, die per Software programmiert werden können. Manuelle Steuerungen, die in einem 5,25"-Schacht für optische Laufwerke stattfinden, sterben langsam, aber sicher aus – zusammen mit Gehäusen, welche entsprechende Einschübe bieten. Programmierung per Software heißt in diesem Zusammenhang aber nicht zwingend, dass nach der Erstellung von Lüfterprofilen eine Software laufen muss, wenn die Einstellungen in der Hardware der Steuerungen gespeichert wird.
Die Testkandidaten im Vergleich
Bevor die einzelnen Steuerungen detailliert vorgestellt werden, folgt zunächst ein kurzer tabellarischer Vergleich der beiden Lüftersteuerungen sowie (sofern sinnvoll) des Mainboards, welches als exemplarische On-Board-Lüftersteuerung dient.
Aqua Computer Aquaero 6 LT | Corsair Commander Pro | MSI X370 XPower Gaming Titanium | |
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Anzahl Lüfterkanäle | 4 | 6 | |
Steuerungsmodi | Spannung (DC; 3-Pin-Lüfter) und PWM (4-Pin-Lüfter) möglich | ||
Belastbarkeit pro Kanal | 2,5 A (3 A mit Kühler) | 1 A (4,5 A gesamt) | CPU-, Sys-Fan: 1 A; Pump-Fan: 2 A |
Stromanschluss | 4-Pin Molex | Sata | entfällt |
Datenverbindung | Interner USB-2.0-Header | entfällt | |
Software | Aqua Computer Aquasuite | Corsair Link | entfällt |
Eingänge Temperaturfühler | 8 | 4 | keine |
Zusätzliche Eingänge | Durchflusssensor, Aquabus | keine | keine |
Zusätzliche Ausgänge | 2 × PWM, LED, Tachosignal | 2 × RGB-LED, 2 × USB-2.0-Header | keine |
Preis | 100 Euro | 60 Euro | entfällt |
Der Überblick zeigt bereits, dass mit den verschiedenen Steuerungen andere Zielgruppen angesprochen werden: Das Aquaero von Aqua Computer zielt mit einem Durchflusssensor-Eingang, besonders starken Lüfterkanälen sowie bis zu acht Temperatursensoren auf den Einsatz in Wasserkühlungen ab. Corsair bietet Käufern neben der Kontrolle von Ventilatoren zusätzlich die Möglichkeit, RGB-LED-Streifen mit dem Commander Pro zu steuern. Das Mainboard bleibt hingegen bei den Basisfunktionen einer Lüftersteuerung, kostet dafür aber keinen Aufpreis, denn die Hauptplatine wird für einen PC ja ohnehin benötigt.
Aqua Computer Aquaero 6 LT
Ein Aquaero als bloße Lüftersteuerung zu bezeichnen, kann als Untertreibung aufgefasst werden. Denn genau genommen zielt Aqua Computer mit den Aquaero-Steuerungen weniger auf einfache Luftkühlung ab, sondern legt die Platinen als Kommandozentrale für Wasserkühlungen aus. Neben der LT-Version, welche als Testmuster dient, kann das Aquaero zudem in einer Pro- und XT-Variante erstanden werden, welche mit einem Display (Pro, XT) sowie einer IR-Fernbedienung (nur XT) aufwarten.
In der aktuellsten Revision (Aquaero 6) stehen vier Kanäle für Lüfter bereit, welche sowohl per Spannung als auch mittels Pulsweitenmodulation (PWM) gesteuert werden können. An jedem Kanal können bis zu 2,5 A (30 Watt bei 12 Volt) abgerufen werden. Mit dem optional erhältlichen Passivkühler steigt die erlaubte Stromstärke auf 3 A pro Kanal an. Theoretisch kann die Platine also bis zu 144 Watt an allen Kanälen bereitstellen – so viel sollte dem einen Molex-Stromstecker, über den das Aquaero seine Energie bezieht, aus Rücksicht auf Kontakte und das Netzteil aber besser nicht abverlangt werden.
Das Aquaero 6 LT besitzt das passende Format, um in einem 5,25"-Schacht untergebracht zu werden, kann aber durch die vier im Lieferumfang enthaltenen Schrauben auch an einer beliebigen anderen Stelle im Gehäuse platziert werden. Die Steuerung besitzt neben den vier Lüfteranschlüssen noch eine Vielzahl an weiteren Anschlussmöglichkeiten. So können unter anderem bis zu acht Temperatursensoren (vier befinden sich im Lieferumfang), ein Durchflusssensor und eine RGB-LED angeschlossen werden. Zudem sind eine proprietäre Aquabus-Schnittstelle ebenso wie programmierbare Relais- und PWM-Anschlüsse vorhanden. Die Stromversorgung erfolgt per Molex-Stecker, und Verbindung mit dem PC nimmt die Steuerung via internem USB-2.0-Datenkabel auf.
Umfangreiche Software
Zur Einstellung des Aquaero dient die hauseigene Software Aquasuite von Aqua Computer. Diese zeigt sich unkompliziert: Nach der Installation wird das Aquaero anstandslos erkannt, und auch ein Firmware-Update geht reibungslos vonstatten. Einen Makel muss sich die Aquasuite allerdings vorwerfen lassen: Das Tool bietet eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten, welche einen Neueinsteiger leicht überfordern kann – und eine vollständige Dokumentation der Aquasuite bleibt Aqua Computer bisher schuldig.
Das Aquaero zeigt nicht nur die Drehzahl eines angeschlossenen Lüfters, sondern zudem die aktuell anliegende Stromstärke sowie die Temperatur der Steuerungselektronik. Alle Lüfteranschlüsse sind gemäß Dokumentation kurzschlussfest und werden bei einem Stromfluss von über 3 A sowie bei einem Überhitzen der Elektronik zum Schutz der Platine automatisch abgeschaltet. Die Leistung der Ausgänge reicht aus, um neben mehreren Lüftern sogar kräftige Pumpen in einer Wasserkühlung über das Aquaero mit Energie zu versorgen und zu drosseln.
Die Steuerung der Ausgänge ist umfangreicher als die der Konkurrenz: Das Aquaero beherrscht neben einfachen Vorgabewerten und Kurvenreglern zudem Sollwert- und Zweipunktregler. Der Startboost eines Lüfterausgangs kann zudem frei definiert werden, was insbesondere bei einer Vielzahl an angeschlossenen Lüftern beim PC-Start eine Wohltat sein kann, wenn beispielsweise ein Dutzend 140-mm-Lüfter nicht mit maximaler Drehzahl, sondern gleich gedrosselt anläuft.
Software-Temperatursensoren und Alarmeinstellungen
Dank der USB-Verbindung kann das Aquaero Daten von CPU, GPU und Mainboard auslesen. Das Monitoring-Tool HWiNFO (Download) wird von der Aquasuite als Datenquelle unterstützt, weshalb etliche Sensordaten ausgewählt werden können. Neben den direkt am Aquaero angeschlossenen Temperatursensoren kann die Steuerung folglich Lüfter auch nach der Temperatur der Grafikkarte oder des Prozessors regulieren.
Wem das noch nicht genug Datenquellen sind, der kann durch virtuelle Temperatursensoren Temperaturdifferenzen oder Mittelwerte aus beliebigen Sensoren errechnen lassen und diese als Quelle für eine Steuerung nutzen. Das ist insbesondere in einer Wasserkühlung nützlich, wenn beispielsweise Lüfterkurven anhand der Temperaturdifferenz zwischen Wasser- und Raumtemperatur eingestellt werden sollen. In einer Wasserkühlung kann als weiteres Gimmick eine Leistungsmessung über den aktuellen Durchflusswert sowie zwei Temperatursensoren erfolgen – wenn auch mit eingeschränkter Genauigkeit.
Für den Fall des Versagens eines Lüfters oder einer Pumpe steht dem Nutzer wieder eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung. So kann die Steuerung beispielsweise zur Notabschaltung des PCs genutzt oder das Tachosignal, welches die Steuerung für einen Mainboard-Lüfteranschluss ausgeben kann, abgeschaltet werden – in diesem Fall könnte das Mainboard weitere Aktionen durchführen. Das Aquaero kann außerdem einen akustischen Alarm ausgeben und durch die Vernetzung mit anderen Profilen beispielsweise die verbleibenden Lüfter auf 100 % Leistung setzen oder in einem System mit redundanter Wasserkühlung eine zweite Pumpe aktivieren.
Zusätzliche Optionen
Neben den Basisfunktionen einer Lüftersteuerung bringt ein Aquaero durch seine programmierbaren zusätzlichen Ausgänge noch weitere Steuerungsmöglichkeiten, die jedoch nur für ambitionierte Nutzer relevant sind. Von den weiteren Optionen sollen an dieser Stelle daher nur zwei genannt werden: das On-Screen-Display sowie die Internetschnittstelle.
So kann über die Aquasuite-Software die Überwachung des Systems individuell auf den Windows-Desktop gebracht werden. Das On-Screen-Display erlaubt nicht nur die Darstellung von Lüfterdrehzahlen und Temperaturen, sondern auch das Auslesen der verschiedenen Software-Sensordaten wie zum Beispiel die Taktfrequenzen von CPU und GPU. Mittels „aquasuite web“ kann ein Internetzugang zum Aquaero gelegt werden, sodass das Auslesen von Überwachungsdaten auch abseits des PCs erfolgen kann. Die Software ermöglicht außerdem die Erstellung von Bannern, welche beispielsweise in einer Forensignatur eingebunden und mit aktuellen Daten der PC-Kühlung gespeist werden.