Medion Erazer X67020/X67015 im Test: Aldi-Gaming-PC mit Core i7-8700 und GeForce GTX 1070
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ComputerBase hat den Medion Erazer X67015 sowohl in Anwendungen als auch in Spielen und in Bezug auf die Leistung der Laufwerke, Lautstärke, Temperatur und Stromverbrauch getestet. Mehr Informationen zur Leistungsfähigkeit des Systems in Spielen liefert auch der Test der GeForce GTX 1070 Founders Edition, die etwas dieselben Taktraten erreicht. Auch aktuelle Technik-Tests zu Spielen, die die GeForce GTX 1070 als Referenzmodell enthalten, sind eine Anhaltspunkt. Bei der CPU ist ein Verweis auf den bereits erfolgten Test des Core i7-8700 hingegen nicht so einfach möglich.
Leistung Anwendungen
ComputerBase hat den Core i7-8700 bereits separat getestet. Weil in dessen Testsystem DDR4-2666 mit schärferen Timings zum Einsatz kam, war zu erwarten, dass das System von Medion nicht ganz an dessen Messwerte herankommen würde. Der in Cinebench R15, Handbrake und TrueCrypt zu beobachtende Rückstand auf die Ergebnisse im Test des Core i7-8700 fiel dann aber überraschend hoch aus – die CPU liegt mit dem Ryzen 5 1600X auf einem Niveau, den sie normalerweise schlägt. Wie kann das sein?
Medion deckelt den Verbrauch nach 15 Sekunden auf die TDP
Ein Blick auf die Taktraten unter Last in HWiNFO (Download) lieferte die Erklärung: Im Medion Erazer X67015 darf der Prozessor nur für ca. 15 Sekunden bei Last auf allen Kernen an die 80 Watt Leistung aufnehmen, danach wird der Verbrauch auf 65 Watt gedeckelt – das entspricht der TDP. Auf den von ComputerBase für den separaten Test der CPU im Oktober genutzten Mainboards war das wiederum nicht der Fall – obwohl „Auto OC“-Funktionen deaktiviert worden waren.
Im Ergebnis fällt der Takt des Prozessors im Medion Erazer X67015 nach ca. 15 Sekunden von 4,3 GHz auf 3,6 bis 3,7 GHz zurück, während klassische PC-Mainboards der CPU dauerhaft mehr Leistungsaufnahme gestatteten und der von Intel spezifizierte maximale Turbo für 6-Kern-Lasten von 4,3 GHz auch dauerhaft gehalten wird (in Prime95 sind es sogar nur 3,1 statt 4,3 GHz). Doch was ist korrekt?
Medion verweist auf die offiziellen Spezifikationen zur TDP von Intel, lässt dabei allerdings außer acht, dass TDP und Stromverbrauch auf Desktop-Plattformen in der Regel nicht gleich zu setzen sind. Der Medion-PC verhält sich hier eher wie ein Notebook. Intel hatte bis Redaktionsschluss noch keine Antwort auf die Frage, welcher Core i7-8700 sich korrekt verhält, parat.
Gemäß Intel Spec hat die CPU eine TDP von 65 Watt. Diese Leistung stellt unser Mainboard auch zur Verfügung. Es gibt in der Tat einige Gaming Mainboards mit Z370 Chipsatz, die höhere TDP Leistungen zur Verfügung stellen können. Die CPU wird dann höhere Taktraten erreichen, wird aber auch außerhalb ihrer Spezifikation betrieben.
Medion zum Takt der CPU
Ergänzung vom 5. Dezember 2017: Intel USA hat sich gegenüber ComputerBase zur Leistungsfähigkeit des Core i7-8700 mit 65 Watt TDP erklärt. Dem Hersteller zufolge sei im Cinebench R15 mit einem Ergebnis von 1.383 Punkten zu rechnen. Das trifft das Ergebnis, das ComputerBase im separaten Test der CPU auf dem Gigabyte Aorus Z370 Gaming Ultra erzielt hatte. Diese Ergebnisse waren also korrekt.
Intel sieht höhere Taktraten vor
Dabei soll die CPU zum Start mit dem maximalen Turbo-Takt von 4,3 GHz bei Last auf allen Kernen rechnen, bevor nach ungefähr acht Sekunden der Takt reduziert wird, um das bei dieser CPU offiziell auf 65 Watt TDP ausgelegte Kühlsystem nicht zu überfordern. Der Takt soll zu diesem Zeitpunkt allerdings nur leicht auf 4,1 bis 4,2 GHz fallen. Intel spricht in diesem Zusammenhang ganz bewusst vom „65-TDP-Limit“, das seine Wirkung zeigt, nicht von einer Obergrenze in Höhe von 65 Watt Verbrauch.
Medion scheint beim Erazer X67015 hingegen genau diese Gleichung aufgestellt zu haben und bremst den Prozessor nach ca. 15 statt ca. 8 Sekunden hart auf 65 Watt Verbrauch ein – der Takt fällt infolgedessen auf 3,6 bis 3,7 GHz. Dass sich der Rechner falsch verhält, sagt Intel trotzdem nicht. „Die genauen Leistungswerte können von der Konfiguration des OEMs abhängen“, heißt es abschließend. Eine CPU mit 65 Watt TDP nach einem kurzen Boost auf diesen Verbrauch zu deckeln, ist also offensichtlich ebenfalls spezifikationskonform. Es ist davon auszugehen, dass andere OEMs – bei dieser und anderen CPUs – vergleichbar verfahren.
Leistung Spiele
Mit der von ECS gefertigten GeForce GTX 1070 sind mit dem Erazer X67015 deutlich höhere Details und/oder Auflösungen möglich als mit der Radeon RX 560(D) 2 GB im Akoya P56000. Die mit dem günstigen PC gewählte Auflösung von Full HD beim Preset „Mittel“ in Wolfenstein II ist für diesen Rechner überhaupt keine Herausforderung mehr, in Ultra HD im Preset „Mein Leben!“ erreicht das System ungefähr dieselben FPS wie der kleinere Rechner in der geringeren Auflösung zuvor.
Der Takt der GPU beträgt nach 30 Minuten Spielzeit in Wolfenstein II (Ultra HD, Mein Leben!) dabei etwas über 1.700 MHz, gedeckelt durch die Temperatur, die mit bis 83 °C die von Nvidia definierte Obergrenze erreicht. Der Lüfter dreht mit 3.330 U/Min deutlich auf.
In Overwatch lassen sich mit dem System jetzt ebenfalls viel mehr Details in höheren Auflösungen nutzen. Im Multiplayer in Full HD mit Preset „Episch“ liegen die Frametimes im Mittel bei 7 ms also um die 140 FPS, dem Akoya waren nur 90 FPS in dieser Auflösung beim Preset „Hoch“ möglich.
Schneller als mit der Founders Edition
ComputerBase hat zum Vergleich auch eine GeForce GTX 1070 Founders Edition im System eingesetzt. Mit diesem Modell mit Direct-Heat-Exhaust-Kühlsystem ist der Rechner entgegen der Erwartungen etwas langsamer. Der Kühler bläst die warme Abluft zwar direkt aus dem Gehäuse heraus, bekommt aber offensichtlich unter dem Deckel zu wenig Frischluft und fällt auf um die 1.600 MHz zurück, um das Temperaturlimit nicht zu überschreiten.
Insgesamt entspricht die Spiele-Leistung des Systems den an die Kombination aus Core i7 mit Coffee Lake und GeForce GTX 1070 gestellten Erwartungen.
Leistung Laufwerke
Im Gegensatz zum preiswerteren Medion Akoya P56000 steckt im Erazer X67015 eine NVMe- und keine SATA-SSD. Das Laufwerk vom Typ Intel SSD 600p (Test) gehört zu den günstigeren seiner Art, konnte sich in bisher von der Redaktion erstellten Benchmarks aber auch nur knapp von Laufwerken mit SATA-Schnittstelle absetzen. Unterschiede zwischen beiden Systemen gibt es auch bei der HDD, wenn auch nur in der Kapazität: Im Erazer gibt es die Toshiba DT01ACA200 mit 2 TB, im Akoya war es die Toshiba DT01ACA100 mit 1 TB.
Die Benchmarks mit CrystalDiskMark bescheinigen der SSD die bereits bekannten Leistungswerte. Gegenüber der SSD im Medion Akoya P56000 zeigen sich deutliche Zugewinne: Mit 1,6 GB/s beim Sequentiellen Lesen wird das Ergebnis der SATA-SSD um den Faktor 3,2 übertroffen und auch andere Messwerte legen signifikant zu.
Lautstärke
Subjektiv ist der Medion Erazer X67015 schon im Leerlauf lauter als der Medion Akoya P56000. Die Messwerte widersprechen dem aber. Den Unterschied macht, dass im Akoya das Brummen der HDD, im Erazer wiederum die im Leerlauf mit 1.200 U/min rotierenden zwei Lüfter der Grafikkarte wahrnehmbar sind.
Wird die CPU in Prime95 gefordert, ist der Erazer sogar leiser als der Akoya. Der CPU-Lüfter dreht zwar ebenfalls auf über 1.100 U/min auf, bleibt aber kaum wahrnehmbar. Dass die CPU hart auf 65 Watt Verbrauch begrenzt wird, hilft.
In Spielen war wiederum der Akoya P56000 nicht aus der Ruhe zu bringen, der Erazer X67015 wird jetzt hingegen deutlich wahrnehmbar. Ursache sind die mit über 3.300 U/min drehenden Lüfter der Grafikkarte, die trotzdem in das Temperature Target läuft. Mit der GeForce GTX 1070 Founders Edition und ihrem DHE-Kühlsystem ist der Rechner mit maximal 36 dB hörbar leiser, erreicht aber nicht ganz das Leistungsniveau, weil ihre GPU niedriger taktet, um die maximal erlaubte Temperatur zu halten.
Szenario | Links | Front | Oben | Rechts |
---|---|---|---|---|
Medion Erazer X67015 | ||||
Leerlauf Windows | 32 dB | < 30 dB | < 30 dB | < 30 dB |
60 Minuten Prime95 | 32 dB | < 30 dB | 31 dB | 32 dB |
60 Minuten Wolfenstein 2 | 39 dB | 36 dB | 41 dB | 41 dB |
Medion Akoya P56000 | ||||
Leerlauf Windows | 33 dB | < 30 dB | < 30 dB | < 30 dB |
60 Minuten Prime95 | 33 dB | 34 dB | 31 dB | 35 dB |
60 Minuten Wolfenstein 2 | 33 dB | < 30 dB | 32 dB | < 30 dB |
Alle Messungen orthogonal zur Mitte der Oberfläche, 40 Zentimeter Abstand |
Stromverbrauch
Einen Netzschalter besitzt auch der Medion Erazer X67015 nicht. Sein Verbrauch im Zustand „Aus“ in Höhe von 0,5 Watt lässt sich also nur über eine Steckdosenleiste noch weiter senken. Im Leerlauf auf dem Windows-Desktop sind es abermals 33 Watt, die der PC aus dem Stromnetz entnimmt – Coffee Lake mit GTX 1070 oder Ryzen 5 mit Radeon RX 560 nehmen sich hier absolut nichts. In Wolfenstein 2 (CPU und GPU) sind es nach 30 Minuten und eingependelten Taktraten 210 Watt (Start: 225 Watt), in Prime95 (CPU) 110 Watt. In Prime95 liegt der Verbrauch damit unter dem des Akoya P56000, die gedeckelte TDP und Taktraten von nur noch 3,1 GHz machen sich hier bemerkbar.
Temperaturen
Im Leerlauf nehmen sich auch die Temperaturen der zwei Aldi-PCs nicht viel und auch bei Last auf der CPU gibt es nur kleine Unterschiede – Coffee Lake ohne Lötzinn wird trotz gedeckelter TDP etwas wärmer als Ryzen 5.
In Spielen gibt es dann größere Unterschiede, nicht nur bei der Grafikkarte. Die operiert mit 83 °C am Temperaturlimit, der maximal mögliche Takt von 1.898 MHz wird nicht erreicht – in Wolfenstein II sind es 1.720 MHz. Auch SDD und HDD werden jetzt wärmer, obwohl die SSD in diesem Fall nicht direkt über sondern ein Stück unter der Grafikkarte liegt – ein Anzeichen auf die deutlich gestiegenen Gehäusetemperaturen, deren Ursache die warme Abluft der Grafikkarte ist.
Szenario | CPU | GPU | SSD | HDD |
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Medion Erazer X67015 | ||||
Leerlauf Windows | 28 °C | 35 °C | 31 °C | 37 °C |
60 Minuten Prime95 | 74 °C | 35 °C | 33 °C | 38 °C |
60 Minuten Wolfenstein 2 | 65 °C | 83 °C | 47 °C | 41 °C |
Medion Akoya P56000 | ||||
Leerlauf Windows | 26 °C | 24 °C | 33 °C | 34 °C |
60 Minuten Prime95 | 69 °C | 27 °C | 34 °C | 35 °C |
60 Minuten Wolfenstein 2 | 51 °C | 67 °C | 48 °C | 36 °C |
Mit Direct-Exhaust-Kühlsystem (DHE) fallen die Temperaturen
ComputerBase hat testweise auch GeForce GTX 1070 und GeForce GTX 1080 mit DHE-Kühler im PC verbaut. Die Temperaturen der weiteren Komponenten, insbesondere die der SSD, fielen daraufhin deutlich. Beim Flash-Laufwerk waren es 38 zu vormals 47 °C.
Theoretisch bietet das Gehäuse im Deckel Platz für einen einblasenden 80-mm-Lüfter, einen freien Anschluss auf dem Mainboard gibt es aber nicht. Die Einbindung müsste also über einen Adapter entweder über das Netzteil oder das Mainboard erfolgen.