PocketBook Touch HD 2 im Test: Marlene erhält auch auf Speed eine Kaufempfehlung

 2/2
Michael Schäfer
23 Kommentare

Entspanntes Lesen

Bei der Textdarstellung gibt sich auch der Touch 2 HD keine Blöße. Das Display löst erneut mit 1.072 × 1.440 Pixeln bei 300 ppi auf, die Carta-Technologie von E-Ink sorgt zudem für ein gutes Kontrastverhältnis. In Sachen Ghosting verhält sich der Touch HD 2 genauso unauffällig wie sein Vorgänger, selbst bei einem Aktualisierungsintervall alle zehn Seiten lassen sich keine Überbleibsel der vorangegangenen Seiten erkennen.

Auch der neue PocketBook Touch HD 2 bietet eine sehr gute Textdarstellung
Auch der neue PocketBook Touch HD 2 bietet eine sehr gute Textdarstellung

PocketBook entdeckt den Blaufilter

Die verbesserte Beleuchtung stellt die einzige wirkliche Neuerung des PocketBook Touch HD 2 dar. Gegenüber dem Vorgänger konnte die Helligkeit noch ein wenig erhöht werden, zudem verfügt der Neuling nun über einen Blaulichtfilter. Die Farbtemperatur im Normalzustand hat PocketBook zunächst auf über 5.800 Kelvin erhöht, was einen sichtbar höheren Blauanteil gegenüber der ersten Version des E-Book-Readers mit noch 3.700 Kelvin zur Folge hat. Mit der als SMARTlight benannten Nachtlichtfunktion lässt sich die Farbtemperatur über sechs zusätzliche orangefarbige Dioden jedoch auf bis zu 2.100 Kelvin herunterregeln. Damit geht aber auch eine deutliche Reduzierung der Leuchtkraft einher.

Aufgrund des fehlenden Lichtsensors orientiert sich die automatische Funktion des Filters, wie schon vom Tolino Vision 4 HD (Test) und dem größeren Bruder Epos (Test) bekannt, auch beim neuen Touch HD an der jeweiligen Uhrzeit. Dies bedeutet, dass die Blauanteile im Licht über den Tag hinweg abnehmen. Auf Wunsch kann der Nutzer die Stärke der Reduktion manuell einstellen.

Helligkeitsverteilung des PocketBook Touch HD 2 in cd/m²
106 98 105
99 96 99
91 92 90
Durchschnittshelligkeit: 97 cd/m²
Farbtemperatur: 5.880 Kelvin
Helligkeitsverteilung des PocketBook Touch HD 2 mit aktiviertem Blaufilter in cd/m²
69 66 51
65 63 66
60 62 57
Durchschnittshelligkeit: 62 cd/m²
Farbtemperatur: 2.100 Kelvin

Das Licht der unten angebrachten Leuchtdioden wird gut und gleichmäßig verteilt. Verläufe sind zwar messbar, fallen beim Lesen bei normaler Helligkeit jedoch nicht auf. Nur am unteren Rand sind die obligatorischen leichten Schatten zu erkennen, mit denen aber jeder E-Book-Reader zu kämpfen hat. Die Lichtstärke lässt sich nach wie vor nur per Menü einstellen. Eine Möglichkeit der Regulierung per Geste oder über eine Tastenbelegung ist nicht vorhanden. Über einen langen Druck auf die Menütaste lässt sich diese lediglich aktivieren beziehungsweise deaktivieren.

Komfortables Lesen

Das Lesen auf dem Touch HD 2 gestaltet sich sehr komfortabel. Der Reader liegt mit seiner leicht gummierten Rückseite, wie bereits erwähnt, gut in der Hand. Die Seitenwechsel über die Blättertasten oder den Touchscreen werden zügig ausgeführt, auch wenn die technische Basis durch den mit 1 Gigahertz taktenden Prozessor samt 512 Megabyte Arbeitsspeicher lediglich gewohnte Kost bietet.

Viele Anpassungsmöglichkeiten beim PocketBook Touch HD 2
Viele Anpassungsmöglichkeiten beim PocketBook Touch HD 2
Solide Texteinstellungen beim neuen PocketBook-Reader
Solide Texteinstellungen beim neuen PocketBook-Reader
Solide Texteinstellungen beim neuen PocketBook-Reader
Solide Texteinstellungen beim neuen PocketBook-Reader

Das System beherbergt zunächst 15 vorinstallierte Schriften inklusive des speziell für Menschen mit Leseschwäche gestaltenen Fonts OpenDyslexic. Dazu kommt noch die jeweilige Verlagsschrift. Darüber hinaus können eigene Schriften durch einfaches Kopieren in den Ordner „system/fonts“ hinzugefügt werden. Je nach Schrift kann diese zudem kursiv oder Fett dargestellt werden.

Zeilenabstand sowie Ränder können wie gewohnt in drei Größen justiert werden, wobei selbst bei der schmalsten Einstellung noch sehr viel Platz an den Seiten auf dem Display verschenkt wird. Zur zusätzlichen Platzgewinnung können in den Einstellungen die Kopf- sowie Fußzeile ausgeblendet werden. Die Schriftgröße lässt sich während des Lesens bequem per Zoom-Geste verändern; wer es genauer will, kann dies auch in den Seiteneinstellungen vornehmen.

Erneut überzeugende PDF-Funktionen

Ein gewohntes Bild liefert der PocketBook-Reader auch beim Thema PDF: Während andere Hersteller diesen Bereich nach wie vor stiefmütterlich behandeln, glänzt hier das Schweizer Unternehmen. Selbst größere Dokumente werden dabei zügig geöffnet. Zur Betrachtung erhält der Nutzer verschiedene Möglichkeiten.

Zum einen kann das Dokument komplett auf dem Display dargestellt werden, wofür sich jedoch nur kleine Formate eignen. Darüber hinaus kann die jeweilige Datei auf die komplette Seitenbreite gestreckt werden, was Texte unter Zunahme des Landscape-Modus deutlich lesbarer macht. Über die Blättertasten wird dabei zunächst auf der Seite nach unten gescrollt, bevor unten angekommen ein Seitenwechsel erfolgt. Hierfür sollte die Tastaturbelegung jedoch angepasst werden, da diese zunächst in die entgegengesetzte Richtung blättern.

Erneut erstklassige PDF-Darstellung
Erneut erstklassige PDF-Darstellung
Viele Möglichkeiten, die gute PDF-Darstellung zu verbessern
Viele Möglichkeiten, die gute PDF-Darstellung zu verbessern
Ein PDF-Reflow, welches seinen Namen auch verdient
Ein PDF-Reflow, welches seinen Namen auch verdient

Bei Seiten mit mehreren Spalten kann dieses Vorgehen jedoch schnell ein Hin-und-her-Scrollen bedeuten. Dafür gibt es die Spaltenfunktion, welche benannte Aufteilung nacheinander abfährt. Bei Seiten mit Bildern kann diese Funktion jedoch mitunter aus dem Tritt kommen. Zu guter Letzt gibt es noch das PDF-Reflow, welches den Namen auch wirklich verdient hat. Bei entsprechenden Dokumenten wird der Text aus dem Format gelöst und wie bei einem normalen E-Book dargestellt. Der Nachteil ist, dass einige Formatierungen verloren gehen. Dafür ist der Inhalt wesentlich besser lesbar.

Vorleser weiterhin auf Speed

Wie bereits der Vorgänger und andere Reader aus dem PocketBook-Portfolio verfügt auch der Touch HD 2 über eine IVONA-TTS-Engine zur Sprachausgabe von Texten. Wie bei vielen computergenerierten Stimmen zeichnen sich auch die als „Hans‟ und „Marlene‟ bezeichneten Vertreter nicht unbedingt durch ihre Natürlichkeit aus. So darf bei der Ausgabe von Büchern nicht die Qualität eines professionell eingesprochenen Hörbüches erwartet werden, dafür fehlt es zu sehr an Betonungen und Pausen zwischen den Satzteilen.

Ein PDF-Reflow, welches seinen Namen auch verdient
Ein PDF-Reflow, welches seinen Namen auch verdient

Dennoch reicht die sprachliche Ausgabe für kurze Texte aus. Aufgrund der Fülle an verschiedenen zum Download bereitstehenden Sprachdateien könnte sich die Funktion sogar für das Erlernen von Fremdsprachen eignen – wenn das System nicht von einem Satz zum anderen hetzen würde. Selbst mit hoher Konzentration und der möglichen Reduzierung der Vorlesegeschwindigkeit fällt es schwer, der Ausgabe über einen längeren Zeitraum zu folgen – auch wenn sich Marlene beim Vorlesen etwas mehr Zeit lässt. Dieser Umstand wurde bereits im Test zum Vorgänger bemängelt.

Audioplayer für gelegentliche Nutzung

Erneut zum System gehört der integrierte Audioplayer, welcher Dateien ausschließlich im MP3-Format entgegennimmt. Die Bedienung gestaltet sich etwas umständlich, da der Player zunächst in der Applikations-Übersicht aufgerufen und die jeweiligen Audiodateien der Abspielliste hinzugefügt werden müssen. Ein einfaches Auswählen über die Bibliothek ist nicht möglich.

Die Klangqualität sowie die Lautstärke sind für das Lauschen von Hörbüchern durchaus geeignet, für einen ständigen Musikbegleiter fehlt es dem Touch HD 2 jedoch an Komfort und Anpassungsmöglichkeiten. Dies will er aber auch gar nicht sein.

Über den Audioplayer lassen sich entspannt Hörbücher hören
Über den Audioplayer lassen sich entspannt Hörbücher hören

Bekannte Fülle an Applikationen

Wie auch der Vorgänger bringt das neue Touch-HD-Modell eine reiche Anzahl an zusätzlichen Applikationen mit sich. Diese reichen von dem bereits erwähnten Audioplayer und den verschiedenen Apps zur Befüllung des Readers über kleine nützliche Tools wie einen Browser, einen RSS-Nachrichten-Feed, einen Taschenrechner oder das Wörterbuch bis hin zu diversen Spielen wie Klondike, Schach oder Sudoku.

Eine Partie Schach ist auf dem PocketBook Touch HD 2 ebenso möglich...
Eine Partie Schach ist auf dem PocketBook Touch HD 2 ebenso möglich...
...wie eine Runde Sudoku
...wie eine Runde Sudoku

Fazit

Mit dem Vordringen in Nischen verfolgt PocketBook ein interessantes Konzept, mit dem sich das Unternehmen von den meisten Mitbewerbern abhebt. Während zum Beispiel Tolino und Amazon ihre Einstiegs-Reader mit Touchscreen, aber ohne Beleuchtung ausstatten, geht der Schweizer Hersteller einen anderen Weg und versieht den Basic Lux (Test) mit einer Beleuchtung und setzt aus Kostengründen auf eine Tastenbedienung. Während Reader im mittleren Preissegment wie der Kindle Paperwhite (Test) oder der Tolino Shine 2 HD (Test) bereits auf hochauflösende Displays setzen, ein Wasserschutz aber erst bei deutlich hochpreisigeren Modellen vorhanden ist, schraubt PocketBook beim Aqua 2 (Test) die Auflösung etwas herunter und bietet dafür einen Wasserschutz ab 120 Euro an. Damit offeriert der Hersteller Kunden interessante Alternativen.

PocketBook Touch HD 2 im Test

Überzeugendes Paket mit Nachtlichtfunktion

Den gleichen Weg geht das Unternehmen nun beim Touch HD 2, welcher zu einem zum Vorgänger unveränderten unverbindlichen Verkaufspreis von 149 Euro erhältlich ist. Zu dessen gelungenem Gesamtpaket zählt nun eine Nachtlichtfunktion, welche bei den bekannten Konkurrenten erst in teureren Modellen zu finden ist. Diese funktioniert zudem sehr gut, was auch für die restliche Beleuchtung gilt.

An den anderen Komponenten hat sich hingegen nichts geändert, womit auch dem Touch HD 2 eine hohe Qualität attestiert werden kann: Die Verarbeitung ist sehr gut und der Reader liegt gut in der Hand. Die verbaute Technik sorgt für schnelle Seitenwechsel, auch bei großen PDF-Dokumenten.

Überzeugende Darstellung

Die Darstellung lässt ebenfalls keine Wünsche offen, Probleme mit Ghosting konnten während des Tests nicht beobachtet werden. Die Formatunterstützung und die Möglichkeiten, Inhalte auf das Lesegerät zu übertragen, sind nach wie vor sehr groß, und auch bei der Darstellung von PDF-Dokumenten zeigt der Reader der Konkurrenz, was möglich ist. Lediglich bei den Einstellungen der Zeilen- und Seitenabstände hätte der Hersteller dem Nutzer mehr Einfluss geben können.

Bei der Vorlesefunktion sollte PocketBook die Geschwindigkeit weiter reduzieren, die auch beim neuen Reader für ein längeres Zuhören zu schnell ist. Der integrierte Audioplayer reicht für das vereinzelte Hören von Audiobooks aus, für größere Sammlungen ist er aber nicht geschaffen. Dies stellt aber eine Kritik auf hohem Niveau dar.

Aufgrund des erneut überzeugenden Gesamtpaketes kann die Redaktion dennoch auch dem neuen Touch HD 2 eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.

PocketBook Touch HD 2
Produktgruppe E-Book-Reader, 23.12.2017
  • Darstellung
    ++
  • Bedienung
    +
  • Verarbeitung
    ++
  • gute Verarbeitung
  • Blaulichtfilter
  • sehr gute Darstellung
  • funktionsreiche Bibliothek
  • sehr gute Darstellung von PDF-Dokumenten
  • viele Möglichkeiten zur Befüllung
  • zahlreiche zusätzliche Applikationen
  • Vorlesefunktion zu schnell
ComputerBase-Empfehlung für PocketBook Touch HD 2

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.