AMD Wraith Spire und Max im Test: Boxed-Kühler gegen CPU-Kühler zum Nachrüsten
tl;dr: Die meisten CPUs bieten zumindest optional eine Kühllösung vom Hersteller, sodass die Prozessoren direkt betrieben werden können. Die sogenannten Boxed-Kühler sind aber als laut und schwach verrufen. Der Test von AMD Wraith Max und Spire klärt, wie sie sich bei Ryzen für AM4 gegen größere Nachrüst-Kühler behaupten.
Der Boxed-Kühler als Minimallösung
Abgesehen von Prozessoren im Hochpreissegment, bei welchen die Hersteller ohnehin davon ausgehen, dass der Käufer ein potentes Kühlsystem eines Drittanbieters verbaut, enthalten CPUs im Regelfall einen kleinen Kühler. Der „Boxed-Kühler“ wird vom Prozessorhersteller genau so auf die Verlustleistung der CPU zugeschnitten, dass er die Mindestanforderungen erfüllt. Mehr jedoch nicht, denn das würde den Preis in die Höhe treiben – und den Anbietern von CPU-Kühlern den Umsatz kosten.
Letzteren wird vor allem ein großer Absatz beschert, weil Boxed-Kühler durch ihre minimalistische Ausführung als leistungsschwach und zugleich nervtötend laut gelten. Wer keinen Wert auf einen besonders leisen PC legt und den eigenen Rechner ohnehin nur für Office-Anwendungen nutzt, kann darüber hinwegsehen.
Doch spätestens wenn es darum geht, die CPU zu übertakten oder das Rechensystem in allen Lebenslagen so leise wie möglich zu halten, muss großer Kühler-Ersatz her. Mit der Vorstellung des Wraith Cooler (Test), welcher mittlerweile auch als Wraith Max bezeichnet wird, wollte AMD gegen diese Vorurteile vorgehen.
Den Ryzen-Prozessoren von AMD liegt aber nicht der große Wraith-Kühler bei, sondern der sogenannte Wraith Spire – oder sogar in abgespeckter Form der noch kleinere Wraith Stealth. Der für CPUs mit einer TDP von 125 Watt ausgelegte Wraith Max konnte im Test bereits zeigen, dass er für einen Boxed-Kühler eine sehr gute Figur macht. Offiziell gibt es ihn mit RGB-Beleuchtung für Ryzen auch separat zu kaufen, in Deutschland ist das aber nicht der Fall. Als Referenz ist er trotzdem noch einmal mit im Test.
Für den Wraith Spire steht ein Test auf ComputerBase noch aus. Im neuen Testsystem für CPU-Kühler wird dies nun nachgeholt: Der aktuelle Boxed-Kühler Wraith Spire muss sich sowohl seinem größeren Vertreter Wraith Max als auch diversen CPU-Kühlern zum Nachrüsten stellen.
Kühlerbezeichnung | Mitgeliefert bei |
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Wraith Max (ohne LED*) | AMD FX-8370, AMD FX-8350, AMD A10-7890K, AMD FX-6350 |
Wraith Spire (LED bei Ryzen 7) | AMD Ryzen 7 1700, AMD Ryzen 5 1600, AMD Ryzen 5 1500X |
Wraith Stealth (ohne LED) | AMD Ryzen 5 1400, AMD Ryzen 5 1300X, AMD Ryzen 3 1200 |
* Mit LED nur für Ryzen vorgestellt und nur separat erhältlich. |
AMD Wraith Spire und Max
Der AMD Wraith Spire kommt im Design eines klassischen Boxed-Kühlers daher: Ein kleiner Kupferkern liegt der CPU auf und gibt die Wärme an ein Konstrukt aus Aluminiumlamellen ab, welches von einem oben aufliegenden Lüfter gekühlt wird. Damit entspricht der Wraith Spire also einem Topblow-Kühler und kommt kühlen Spannungswandlern entgegen: Ein Topblow-Kühler sorgt für Luftstrom an den passiv gekühlten VRMs des Prozessors – Tower-Kühler haben hier aufgrund ihrer Bauweise das Nachsehen, auch wenn die eigentliche CPU-Kühlung bei einem Kühlturm in der Regel besser ausfällt.
Zur Montage des Wraith Spire wird zwar nicht das AMD-Retention-Modul, dafür aber die metallene Backplate des Mainboards eingesetzt. Damit wird der Boxed-Kühler verschraubt – die entsprechenden Schrauben sind im Kühler bereits vorhanden und bieten einen festen Anschlagpunkt, sodass der Anwender spürt, wann der Kühler fest auf dem Prozessor sitzt. Anschließend muss nur noch der 4-Pin-Stecker des Lüfters auf dem Mainboard angeschlossen werden. Im Falle des Testsystems erfolgt die Steuerung allerdings über ein Aquaero 6 LT.
Boxed-Kühler mit Heatpipes
Eine Nummer größer und hochwertiger fällt der AMD Wraith Max aus. Auf den ersten Blick wirkt dieser Kühler nicht wie ein Boxed-Kühler, denn Wärmerohre werden dort meist vergebens gesucht. Die sogenannten Heatpipes werden mit der kupfernen CPU-Auflagefläche verlötet und bieten einen sehr schnellen und damit effektiven Wärmetransfer. Sie durchziehen einen Aluminium-Radiator mit schlanken Kühlrippen, um so die Kühlfläche zu maximieren. Ein auf dem Kühlkörper befestigter Ventilator sorgt am Ende wie beim Wraith Spire für einen CPU-Kühler im Topblow-Design. Vier Wärmerohre und der aufwendigere Radiator sollten jedoch für deutlich mehr Kühlvermögen sorgen.
Im Gegensatz zum kleineren Wraith Spire wird der AMD Wraith Max nicht mit der Backplate eines AMD-Mainboards verschraubt, sondern bedient sich des Retention-Moduls: Ab Werk ist die Backplate mit zwei Plastikstegen auf der Vorderseite des Mainboards verbunden. Diese tragen je eine Haltenase, in die die Montagevorrichtung des Wraith Max eingehakt wird. Durch das Umklappen eines Hebels wird für festen Halt und genug Anpressdruck gesorgt. Die Montage erfolgt komplett ohne Werkzeug.
Der Wraith Max kann im Betrieb außerdem leuchten. Selbst Boxed-Kühler machen vor dem RGB-LED-Trend nicht Halt, denn sogar den Wraith Spire gibt es mit Beleuchtung – allerdings nur beim AMD Ryzen 7 1700, denn der des Ryzen 5 muss ohne Beleuchtung auskommen.
Der direkte Vergleich der beiden Boxed-Kühler zeigt, dass die Lüfter der beiden Prozessorkühler die gleichen Maße haben. Der Unterbau des Wraith Spire und Wraith Max ist die Variable, die am Ende eine Kühllösung für 125 Watt (Wraith Max) oder 65 Watt (Wraith Spire) Verlustleistung definiert.