Im Test vor 15 Jahren: ATi beschleunigte DirectX 9 auf Kosten von OpenGL
tl;dr: Mit dem Catalyst 3.0 führte ATi (Test) offiziell auch im Treiber die Unterstützung von DirectX 9 ein, nachdem erste Grafikkarten bereits 2002 verfügbar waren. Im Test des Treibers vor 15 Jahren zeigte sich, dass DirectX zwar profitierte, dafür OpenGL aber auf der Strecke blieb.
Ein verzögerter Start
Bereits im August 2002 stellte ATi mit der Radeon 9700 Pro eine erste DirectX-9-taugliche Grafikkarte vor. Zu diesem Zeitpunkt hatte Microsoft, die Entwickler des Grafik-API, dieses aber noch gar nicht veröffentlicht: Erst im Dezember 2002 wurde DirectX 9 final freigegeben. Bis dahin hatte ATi mit der Radeon 9700 (Pro) und 9500 (Pro) bereits vier kompatible Grafikkarten auf dem Markt.
Auch nach Veröffentlichung von DirectX 9 hatte Konkurrent Nvidia noch keine passenden Grafikkarten in petto. Die GeForce-FX-Serie, die in einem kommenden Rückblick beleuchtet wird, sollte erst im März 2003 erscheinen.
Ende Dezember 2002 veröffentlichte ATi mit dem Catalyst 3.0 einen Grafiktreiber, der DirectX 9 auf kompatiblen Grafikkarten freischaltete. Neben der Unterstützung des neuen API versprach der Hersteller unter anderem bis zu 35 Prozent mehr Leistung in Star Wars Jedi Knight II: Jedi Outcast in höheren Auflösungen. Mit Freelancer und Eve Online erschienen erst im Frühjahr 2003 zwei erste Spiele, die das neue Grafik-API nutzten. Dementsprechend testete ComputerBase vor 15 Jahren lediglich Benchmarks und Titel mit DirectX 8 oder älter und OpenGL.
Leistung mit DirectX und OpenGL
Stellvertretend für die synthetischen Benchmarks testete ComputerBase vor 15 Jahren neben 3DMark 2001 SE noch TempleMark und AquaMark. Allen drei Benchmarks war gemein, dass sich lediglich kleinere Leistungsunterschiede zwischen dem DirectX-9-kompatiblen Catalyst 3.0 und den älteren Treiberversionen Catalyst 2.4 und 2.5 einstellten.
In Comanche 4 (DirectX 8.1) ergab sich in geringeren Auflösungen und beim Zuschalten von Anti-Aliasing und anisotroper Filterung ein beachtlicher Leistungszuwachs von etwa 86 Prozent des Catalyst 3.0 gegenüber den älteren Versionen. In höheren Auflösungen verpuffte dieser Vorteil wieder, was ComputerBase auf den 64 MByte großen Grafikspeicher der damals verwendeten ATi Radeon 9500 zurückführte.
In Max Payne (DirectX 8.0) konnte ATi die Leistung bei Verwendung des Catalyst 3.0 um bis zu 6 Prozent steigern. In allen getesteten Auflösungen und Einstellungen zeigte sich dabei stets das gleiche Bild: Catalyst 3.0 vor 2.5 vor 2.4. Auch in diesem Spiel hatte die Radeon 9500 mit ihren 64 MByte Grafikspeicher ein Problem: Trotz eigentlich ausreichender Größe des Speichers verweigerte die Grafikkarte in 1.280 × 1.024 Bildpunkten samt vierfacher Kantenglättung und achtfacher anisotroper Filterung die Arbeit.
Ein vollkommen anderes Bild zeichnete sich in Spielen mit dem Grafik-API OpenGL ab. In Serious Sam: The Second Encounter musste der Catalyst 3.0 bis zu 13 Prozent Leistungseinbußen im Vergleich zu den älteren Treibern hinnehmen. Am stärksten zeigte sich dieser Effekt in niedrigeren Auflösungen ohne Kantenglättung oder anisotrope Filterung.
Obwohl ATi in dem Changelog des Treibers bis zu 35 Prozent mehr Leistung in Jedi Knight II versprach, konnte ComputerBase im Test mit der Radeon 9500 bis zu 22 Prozent weniger Leistung feststellen. Mit einer Radeon 9700 Pro konnten die von ATi angegeben Werte erreicht werden. Zusätzlich zu der ohnehin schlechteren Leistung litt Jedi Knight II unter gelegentlichen Hängern, die etwa eine halbe Sekunde andauerten.
Drittanbieter-Treiber als Alternative
Wer die verbesserte Leistung unter DirectX und Unterstützung für das neue Grafik-API, aber gleichzeitig weiterhin Titel mit OpenGL spielen wollte, der konnte auf Drittanbieter-Treiber zurückgreifen. Die inoffiziellen Omega-Treiber vereinten den DirectX-Teil des Catalyst 3.0 mit dem OpenGL-Teil des Catalyst 2.5, um dieses Problem zu lösen.
15 Jahre später ist AMDs Treiber in Bezug auf DirectX 9 aktuell wieder im Gespräch, weil der neue Treiber Adrenalin (Test) nicht mehr allen Titeln dieser Generation zusammenarbeiten will – in einer Alpha hat AMD aber mittlerweile nachgeholfen.
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In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Bisher in dieser Reihe erschienen sind:
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