Meltdown/Spectre: Fragen zum Aktienverkauf und eine neue Security-Group
Wenngleich der Aktienverkauf vom Intel-CEO lange geplant war, überraschte die Menge der verkauften Aktien, die einem Gesamtwert von 40 Millionen US-Dollar entsprechen. Insbesondere vor dem Hintergrund von Meltdown und Spectre werden die Fragen lauter. Eine neue Sicherheitsabteilung bei Intel geht darüber hinaus an den Start.
Sowohl das Wall Street Journal als auch Bloomberg beschäftigen sich in neuen Artikeln weiter mit der Thematik, aus der der Intel-CEO so schnell nicht mehr herauszukommen scheint. Bloomberg zitiert dabei SEC-Experten, die eine Untersuchung durch die U.S. Securities & Exchange Commission für unausweichlich halten. Der Vorwurf lautet Insiderhandel, denn der Intel-CEO wusste beim Aktienverkauf Ende November bereits seit Monaten von Meltdown und Spectre und den potentiellen Auswirkungen, da nahezu alle modernen Intel-CPUs betroffen sind. Die Aktie gab nach Bekanntwerden des Problems fünf Prozent nach.
Rechtlich vermutlich OK, moralisch fraglich
Interviewte Anwälte glauben aber, dass der Intel-Chef schlussendlich dennoch mit einem blauen Auge davonkommen wird. Denn wie diese betonen, lassen Unternehmen in dieser Größenordnung ihre leitenden Angestellten nicht einfach Aktienpakete verkaufen, ohne sich davor rechtlich beraten zu lassen. Die Außenwirkung ist dabei jedoch eine andere, in der Intel-Sprecher fast täglich betonen (müssen), dass der Verkauf nichts mit den aktuellen Problemen zu tun habe.
Bereits Ende Oktober wurde laut Börseneinträgen der Plan festgelegt, Ende November Aktien im großen Stil zu verkaufen – von dem Meltdown/Spectre-Problem weiß Intel seit Juni. Die Aktie hatte Ende Oktober im Jahresverlauf 20 Prozent zugelegt, Ende November stieß Krzanich 245.000 Aktien und alle seine Optionen von noch einmal 644.000 Aktien ab und behielt mit 250.000 Aktien exakt den Anteil, den eine Führungskraft bei Intel haben muss. Der Transaktionswert lag bei 890.000 Aktien zu einem Kurs von fast 45 US-Dollar insgesamt bei rund 39 Millionen US-Dollar, schreibt das Wall Street Journal.
Viele Mainstream-Medien hoffen, dass Intel am Rande der Eröffnung der CES 2018 am Abend (Ortszeit) die Probleme beim Namen nennt. ComputerBase wird ebenfalls an der Pressekonferenz teilnehmen und darüber berichten.
Wie die in Oregon, einem von Intels wichtigsten Standorten, beheimatete Zeitung The Oregonian wenige Minuten vor dem Start der Keynote von Intel berichtet, hat Intel eine neue Abteilung gegründet. Diese hört auf die Bezeichnung „Intel Product Assurance and Security“ und wird von der bisherigen Chefin der Sparte Human Resources (HR), Leslie S. Culbertson, geführt. Weitere hochkarätige Manager sollen ebenfalls in diese Abteilung wechseln.
It is critical that we continue to work with the industry, to excel at customer satisfaction, to act with uncompromising integrity, and to achieve the highest standards of excellences. Simply put, I want to ensure we continue to respond appropriately, diligently, and with a customer-first attitude.
Brian Krzanich, Intel CEO, via The Oregonian
Krzanich nutzt die ersten zwei Minuten seiner Keynote, um die Probleme rund um Meltdown und Spectre kurz anzusprechen. Er wiederholte dabei die bereits getätigten Aussagen zu den Anpassungen von 90 Prozent der betroffenen Intel-Systeme in der kommenden Woche, dem Rest Ende Januar. Der Intel-Chef betonte, dass bisher keine Informationen bekannt geworden sind, dass diese Sicherheitslücken auch wirklich ausgenutzt werden. Intel werde laut ihm auch in Zukunft daran arbeiten, die Sicherheit in den Fokus zu stellen. Für einen Hinweis auf die neu gegründete Sicherheitsabteilung blieb hingegen keine Zeit.
Mit der Beförderung von Leslie S. Culbertson hat Intel nun die Product Assurance and Security Group bestätigt. Weiteres Personal soll zudem in diese Abteilung gewechselt sein, schreibt parallel dazu die in Oregon beheimatete Tageszeitung.
In Bezug auf den Aktienverkauf durch Intels CEO Brian Krzanich gibt es hingegen keine Neuigkeiten: Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC hat bisher keine Untersuchung angestrebt. Eine französisches Magazin hatte zwischenzeitlich Informationen veröffentlicht, die darlegten, dass Intel am 29. November die OEMs unter NDA und, was in den USA für Aufsehen sorgt, nicht die Regierung im Heimatland informiert hat. Das besondere an diesem Datum: Exakt an dem Tag fand auch der Aktienverkauf statt.