Rust: Early-Access-Ende und doch noch lange nicht fertig

Michael Günsch
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Rust: Early-Access-Ende und doch noch lange nicht fertig
Bild: Steam

Sobald ein Spiel die Early-Access-Phase verlässt, ist es fertig. Diese Annahme teilen die Entwickler des Survival-Games Rust nicht. Denn wenn das Spiel in zwei Wochen Steams Early-Access-Programm hinter sich lässt, ist es noch lange nicht vollendet. Künftig werden Neuerungen zunächst in eine parallele Testversion eingepflegt.

Ende von Early Access bringt Preiserhöhung mit sich

Den Wechsel von Early Access in das reguläre Angebot auf Steam am 8. Februar 2018 wollte Teamchef Garry Newman eigentlich nicht an die große Glocke hängen. Doch da sich mit diesem Schritt der Preis des Spiels von rund 20 auf 35 US-Dollar deutlich erhöhen wird, hielt man die öffentliche Stellungnahme für nötig. Der Schritt sei „Business as usual“.

Es ist beschissen, dass es mehr kosten wird, aber das war immer der Deal. Und es ist nicht so, dass wir den Preis ohne Vorwarnung auf 60 $ erhöhen“, erklärt Newman wörtlich. Schnell kommt ein möglicher Seitenhieb gegen die überraschende Preisanhebung beim Survival-Konkurrenten ARK: Survival Evolved in den Sinn.

Der Entschluss für das Verlassen von Early Access hat damit einen wirtschaftlichen Hintergrund, zumindest liest sich dies zwischen den Zeilen. Aber nun habe Rust auch einen Entwicklungsstand erreicht, der den Schritt rechtfertige, so Newman. Jetzt ließe sich sagen: „wenn es Early Access nicht gegeben hätte, hätten wir das Spiel jetzt veröffentlicht.

Early Access als Wegfindung für Rust

Early Access stehe bei jedem Spiel für etwas anderes. Im Falle von Rust sei das Programm wie ein Prototyping gewesen. Denn der Weg, den das Spiel später einschlagen sollte, war alles andere als vorgezeichnet. Die ersten Schritte im Jahr 2013 seien in Richtung eines Browser-Games erfolgt. Ende 2013 wurde dann jedoch die frühe Fassung der heutigen Versionen für Windows, macOS und Linux im Rahmen des Early-Access-Programms auf Steam veröffentlicht.

Early Access unterscheidet sich für jedes Spiel. Für Rust hatten wir nicht die genaue Richtung des Spiels festgelegt, und wir wollten das mit einer aktiven Spielerbasis erkunden.

Garry Newman

Monate später wurde erneut ein radikaler Kurswechsel vollzogen: Die Zombies wurden aus dem postapokalyptischen Szenario gestrichen, denn diese seien dann doch für den Mehrspielertitel mit PvP-Charakter überflüssig gewesen. Ohne Early Access hätte es die Änderung vielleicht nicht gegeben.

Als wir zum ersten Mal auf Steam starteten, hatte das Spiel Zombies. Im Laufe der Monate kamen wir zu der Erkenntnis, dass die Zombies überflüssig waren, also entfernten wir sie. Das war ein mutiger Schritt, den wir wohl nicht gemacht hätten, wenn wir nicht im Early Access gewesen wären.

Garry Newman

Künftig fährt Rust zweigleisig

Zwar habe Rust in den letzten vier Jahren große Fortschritte gemacht, doch ist das Spiel noch nicht fertig, wie Newman selbst einräumt.

Mit dem Ende der Early-Access-Phase wird aber ein gänzlich neuer Weg für die weitere Entwicklung eingeschlagen. Ähnlich wie es zum Beispiel beim Kassenschlager PUBG der Fall ist, soll es parallel zur „fertigen“ Version im Steam-Shop Testversionen geben, in denen Neuerungen zunächst eigenständig auf Funktionalität geprüft werden, bevor diese mit einem Patch in die offizielle Fassung Einzug halten. Die aktuelle Roadmap stellt auch für dieses Jahr viele Änderungen in Aussicht.

Konkret bedeute dies nur noch monatliche Updates für die „Stable Version“ und weiterhin tägliche Updates für die „Staging Version“.

Abschließend richtet Newman Worte des Danks an die bisherigen Unterstützer des Spiels.

Danke an alle, die das Risiko eingegangen sind, indem sie unser Early Access Spiel gekauft haben. Es war nicht immer die stabilste, optimierteste, ausgewogenste Erfahrung – aber wir hoffen, dass ihr nicht das Gefühl habt, wir hätten euch im Stich gelassen.

Garry Newman

Käuferresonanz bisher positiv

Nimmt man die Steam-Bewertungen als Maßstab, so ist das Spiel durchaus beliebt. Auf Steam-Käufer beschränkt, sind 80 Prozent der über 164.000 Bewertungen positiv ausgefallen. Wird nur die Phase der sich häufenden negativen Bewertungen zum Jahreswechsel berücksichtigt, bleibt die Quote immer noch bei 70 Prozent.

Ende Juni 2017 hatte Newman Transparenz bewiesen und Zahlen zum Refunding, also der Rückgabe des gekauften Spiels, veröffentlicht. Die rund 330.000 Rückläufer hätten einen Anteil von nur etwa sechs Prozent an den insgesamt verkauften Einheiten ausgemacht. Häufigster Rückgabegrund sei gewesen, dass es keinen Spaß macht oder die Performance schlecht sei. Newman hatte sich schon zuvor als klarer Befürworter des Rückgaberechts auf Steam ausgesprochen, während andere Entwickler das System eher kritisch sahen.

Am Ende bleibt es ein unfertiges Spiel wie so viele andere

Ob sich der Kauf zum nun deutlich höheren Preis lohnt, müssen Spieler selbst herausfinden. Auch wenn es nicht mehr mit Early Access markiert ist, bleibt es ein unvollendetes Projekt. Doch der Status der fortwährenden Weiterentwicklung nach Veröffentlichung ist in der aktuellen Zeit allgegenwärtig.

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