Age of Empires Definitive im Test: 20 Jahre sind optisch wie weggeblasen
tl;dr: Die Age of Empires: Definitive Edition bringt den Klassiker optisch erfolgreich in die Neuzeit, nur die Bastelllösung für den Zoom stößt im Test auf. Inhaltlich kommt es trotz Anpassungen hingegen auf den Spieler an, wie sehr er mit Freude in Nostalgie schwelgen, oder sich über alte Unzulänglichkeiten aufregen kann.
Deutlich schöner als StarCraft Remastered
Im Jahr 1997 startete Microsoft eine der bekanntesten, erfolgreichsten und auch besten Echtzeitstrategie-Serien aller Zeiten: Age of Empires ging in die erste Runde und eroberte die Herzen der Fans im Sturm. Der damals größte Konkurrent erschien erst ein Jahr später: Blizzards StarCraft. Auch dieser Titel mit einem ganz anderen Setting begeisterte weltweit Millionen und trat einen Siegeszug im eSports an. Beide Titel faszinieren auch heute noch, sind optisch aber mittlerweile ein Graus. Aber das lässt sich ändern.
Blizzard schickte bereits letztes Jahr mit StarCraft Remastered eine optisch aufgehübschte Version ins Rennen, den Fans des ersten Teil der AOE-Serie blieb bis jetzt jedoch nur die HD-Ausgabe von Age of Empires 2 aus dem Jahr 2013, die wie die Neuauflage von StarCraft aber optisch altbacken blieb. Mit der Age of Empires: Definitive Edition von Forgotten Empires ändert sich das jetzt.
Es gibt deutlich mehr Änderungen als in StarCraft Remastered
Denn in der Age of Empires: Definitive Edition hat sich deutlich mehr getan als nur bei der Auflösung. Zwar kommt im Kern immer noch dieselbe Engine des Originalspiels inklusive Sprite-Grafik zum Einsatz (umgebaut von DirectX 5 nach DirectX 11), aber davon abgesehen wurde an fast jeder Stellschraube gedreht. Es gibt unter anderem Anti-Aliasing, neue Lichteffekte (Bloom), animiertes Wasser, Ambient Occlusion und Soft Shadows. Sämtliche modernen Auflösungen bis hinauf zu 4K werden unterstützt.
Während Animationen früher je nach Model mit 10 bis 20 FPS gerendert worden sind, sind es in der Definitive Edition 30 FPS und die Animationen bei der Zerstörung von Gebäuden laufen sogar mit 60 FPS. Einheiten können sich in der neuen Version nicht mehr nur in acht verschiedene Richtungen drehen, sondern in deren 32. Dadurch wirkt es optisch beinahe wie 3D-Grafik, obwohl es eine klassische 2D-Optik ist. Und die offiziellen Systemanforderungen bleiben moderat.
Minimal | Empfohlen | |
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Betriebssystem | Windows 10 (64 Bit) | |
Prozessor | Dual-Core-CPU (1,8 GHz) | Intel Core i5 (2,4 GHz, 4 Kerne) |
Arbeitsspeicher | 4 GB RAM | 16 GB RAM |
Grafikkarte | Intel HD 4000 Nvidia- oder AMD-GPU mit 500 Punkten im Passmark G3D Mark |
AMD Radeon HD 5850 (2 GB VRAM) Nvidia GeForce GTX 650 |
HDD | 18 GB |
Der alte Stil im modernen Gewand
In Summe sieht das Spiel auch für heutige Verhältnisse in vielen Situationen einfach hübsch aus. Die Grafik ist natürlich nicht im Ansatz so verspielt und detailliert wie zum Beispiel in Dawn of War 3. Aber der Stil passt zum deutlich langsameren Age of Empires.
Mehr Neuerungen als nur eine hübschere Grafik
Die Age of Empires: Definitive Edition ändert aber mehr als nur die Grafik. So hat Microsoft zum Beispiel neue Komfortfunktionen eingebaut, sodass Dorfarbeiter sofort mit der entsprechenden Arbeit nach dem Gebäudebau beginnen, oder arbeitslose Arbeiter per Knopfdruck aufgerufen werden können, oder mehrere Einheiten in einer Schlange gebaut werden können. Zudem gibt es eine völlig überarbeitete und erweiterte Bedienungsoberfläche.
Das Einheitenlimit wurde darüber hinaus auf 250 erhöht, das Balancing der Völker überarbeitet und per rechter Maustaste kann gescrollt werden. Auch fürs Ohr wurde etwas getan: Sowohl sämtliche Soundeffekte als auch die Musik wurden komplett neu aufgenommen, entsprechen aber so weit wie möglich dem Original.
Wer will, kann auch fast wie im Original spielen
Wer mit der neuen Version einfach einmal wieder das klassisches Age of Empires spielen möchte, der kann den Klassik-Modus aktivieren. Der unterstützt zwar hohe Auflösungen und sieht alleine deswegen immer noch ein gutes Stück besser als das Original aus. Aber die meisten Änderungen wie die neuen 2D-Modelle oder die Änderungen der Balance werden im Klassik-Modus nicht genutzt. Spieler müssen sich allerdings vor dem Start einer neuen Partie für einen der beiden Modi entscheiden – der Wechsel in einer Partie ist aufgrund der inhaltlichen Unterschiede nicht mehr möglich.
UWP, VSync und kaum Grafikoptionen
Age of Empires Definitive Edition gibt es seit heute für 20 Euro exklusiv im Microsoft Store. Das Spiel ist damit nur auf Windows 10 verfügbar und nutzt die Universal Windows Platform (UWP) – mit vielen der bekannten Eigenheiten und Nachteilen. Zum Beispiel ist VSync immer aktiv und anders als in anderen neueren UWP-Titeln lässt sich die Funktion auch nicht im Spiel abschalten. Das ist in AOE zwar ein geringeres Problem, weil die dadurch auftretenden Nachteile wie Input-Lag bei einem Strategiespiel deutlich weniger schwer wiegen. Optimal ist die Situation jedoch auch in Age of Empires nicht, weil es zum sprunghaften Wechsel zwischen festen FPS-Werten wie 30 und 60 kommen kann.
Das Spiel nutzt immer die in Windows eingestellte Auflösung
Auch wenn die Neuauflage des Echtzeitstrategiespiels Auflösungen bis hinauf zu 4K unterstützt, lässt sich im Spiel selbst die Auflösung nicht ändern. Diese wird ausschließlich durch die anliegende Auflösung des Monitors bestimmt. Ist unter Windows 1.920 × 1.080 eingestellt, rendert auch das Spiel unabhängig von der nativen Auflösung des Monitors in Full HD. Ist der Windows Desktop auf 3.840 × 2.160 eingestellt, liegt entsprechend Ultra HD an.
Auch das restliche Grafikmenü fällt karg aus. Es gibt schlussendlich nur vier Grafikoptionen: Bloom, Cloud-Effekt, Anti-Aliasing und Schwarzer Nebel. Der Cloud-Effekt und der schwarze Nebel haben nur einen geringen Einfluss auf die Optik und auch an der Performance ändert sich quasi nichts. Anti-Aliasing bringt in Age of Empires Definitive Edition deutlich weniger als in anderen Spielen, kostet aber auch nur wenig Leistung. Den größten optischen Unterschied gibt es bei abgeschaltetem Lichteffekt Bloom. Der Leistungsgewinn ist aber auch dann gering. Wer mehr Performance erzielen möchte, sollte entsprechend zuerst die Kantenglättung und Bloom abschalten.