Amazon Echo Spot im Test: Ein Wecker wie aus dem letzten Jahrtausend
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Wecken nun auch mit Musik
Pünktlich zur Markteinführung des Echo Spot unterstützt Alexa auch das Wecken mit Musik und über Musikdienste wie Amazon Music, Spotify und TuneIn. Vorher war lediglich die Auswahl eines generischen Klingeltons als Weckton möglich – angesichts der Möglichkeiten des Echo Spot wäre es eine Farce gewesen, hätte Amazon die Option nicht gerade noch rechtzeitig aktiviert. Die neue Funktion ist sowohl für Mitglieder von Prime Music und Amazon Music Unlimited als auch für Nutzer von Spotify und TuneIn verfügbar – sie beschränkt sich somit nicht auf Amazons eigene Musikdienste.
Amazon Music bietet jedoch einige exklusive Sprachbefehle, die bei den anderen Musikdiensten nicht möglich sind. So können ausschließlich Nutzer von Prime Music und Amazon Music Unlimited Musik anhand des Liedtextes oder passend zur Stimmung und Aktivitäten per Sprachbefehl als Wecker-Ton auswählen. Ein Beispiel für einen solchen exklusiven Sprachbefehl ist beispielsweise „Alexa, stelle einen Wecker für 7 Uhr morgens mit dem Lied mit dem Text Ey, da müsste Musik sein!“.
Der Wecker kann dabei mit bestimmten Künstlern, Songs, Playlists und Genres konfiguriert werden, wie es vorher auch schon zur Steuerung der Wiedergabe möglich war. Abseits der Festlegung der Musik kann auch per Sprache eingestellt werden, ob der Wecker für „jeden Tag“ oder nur „morgen“ gelten soll. Beispiele für Sprachbefehle zur Konfiguration des Weckers sind beispielsweise:
- „Alexa, weck mich jeden Tag um 6 Uhr morgens mit Musik auf."
- „Alexa, weck mich morgen um 8 Uhr morgens mit Ariana Grande.“
- „Alexa, weck mich zu No Good von Kaleo um 6 Uhr morgens."
Wird der Wecker nur mit dem Befehl „Alexa, weck mich um 6 Uhr mit Musik“ gestellt, fragt Alexa trotz 24-Stunden-Konfiguration nach, ob der Nutzer 6 Uhr morgens oder abends meint. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, dies direkt in den Befehl zu integrieren, um Nachfragen zu vermeiden. In der Praxis funktioniert das Stellen des Weckers zuverlässig, allerdings konnten nicht immer alle gewünschten Musiktitel von Alexa auf Spotify gefunden werden. Der Befehl „Alexa, weck mich morgen mit Wannabe von den Spice Girls um 6 Uhr morgens“ führte beispielsweise zunächst auch bei 10 Versuchen und verschiedenen Aussprachen immer zur Antwort, dass „der Titel Wannabe von den Spice Girls nicht in deiner Musikbibliothek gefunden werden konnte“. Einen Tag später klappte es auf Anhieb problemlos. Problemlos ist es auch, wenn bei der Angabe der Interpreten nur ein Interpret genannt wird, sofern ein Song mehrere Interpreten ausweist.
Geschlummert wird immer 9 Minuten
Zwar können mehrere Wecker gestellt und individuell konfiguriert werden, der Schlummermodus kann vom Benutzer jedoch nicht angepasst werden. Der Befehl „Alexa, schlummern“ führt immer dazu, dass der Wecker in 9 Minuten erneut klingelt. Es wäre für ein Gerät wie den Eco Spot ein leichtes, in den Einstellungen diese Zeitspanne minutengenau individuell festlegen zu können, statt an der klassischen Einstellung eines alten Radio-Weckers festzuhalten. Zum Ausschalten reicht entweder ein Befehl wie „Alexa, aus!“ oder aber ein Wisch von unten nach oben auf dem Display, der den Wecker deaktiviert. Schlummern kann auch durch die undokumentierte Funktion eines Wischs von oben nach unten ohne Sprachbefehl aktiviert werden.
Auch der Wecker bietet zu wenig Sprach-Optionen
Auch das vergleichsweise banale Vorhaben, einen Wecker für die gesamte Woche zu stellen, aber das Wochenende auszusparen, lässt sich nicht intuitiv per Sprache erzielen, ohne den notwendigen Befehl zu kennen und genau zu befolgen. „Alexa, weck mich um 6 Uhr morgens werktags“ funktioniert, eine Einschränkung im Stile von „Alexa, weck mich um 6 Uhr morgens von Mittwoch bis Freitag“ ist jedoch nicht möglich. Für derartige Vorhaben muss der Wecker für jeden Tag einzeln gestellt werden. Auch die Anpassung eines für die gesamte Woche eingestellten Weckers an nur einem Tag, etwa wenn bei Kindern im Haushalt die erste Schulstunde ausfällt und man beispielsweise 30 Minuten länger schlafen möchte, ist nicht möglich. Befehle wie „Alexa, weck mich morgen erst 30 Minuten später“ verändern einen zuvor gestellten Wecker nicht, erstellen aber auch keinen neuen bei gleichzeitiger Deaktivierung des alten Weckers. So muss erst der alte gelöscht und ein neuer eingestellt werden, um dann einen Tag später wieder den ursprünglichen Wecker zu konfigurieren.
Einziger Lichtblick: Mit Cloud-Systemen wie Alexa ist es möglich, dass sich dies in Zukunft noch ändert und deutliche Fortschritte bei der Erkennung von Sprachbefehlen auch in Bezug auf den Wecker gemacht werden.
Wecker können ohnehin nur per Sprache gestellt werden und nicht über das Menü des Echo Spot – alternativ bleibt nur der Griff zum Smartphone und der Alexa-App. Auch die Anpassung eines bereits gestellten Weckers über das Display des Echo Spot ist nicht möglich.
Kalender und Profile
Keine Stimmenerkennung in Deutschland
Die Möglichkeit, Benutzer anhand der Stimme zu unterscheiden, wie es Google Home bietet, indem vorab Stimmenprofile durch das Einsprechen vordefinierter Sätze erstellt werden, beherrscht Alexa weiterhin nur in den USA und noch immer nicht in Deutschland.
Alle Personen sehen alle Termine und können jeden Kontakt anrufen
Da der Echo Spot auch nicht automatisch gesperrt wird, wenn sich der Hauptbenutzer vom Standort entfernt, wie es beispielsweise über das Smartphone per Geofencing möglich wäre, und kaum ein Nutzer jedes Mal das aktive Profil wechseln wird, ist die Nutzung der Funktionen wie Anrufe, Nachrichten und Kalender insbesondere dann sinnvoll, wenn nur eine Person den Echo Spot nutzt, da diese Informationen und Funktionen sonst jedem, der das Gerät nutzt, jederzeit zur Verfügung stehen und auch Anrufe von Personen entgegen genommen werden können, für die sie nicht bestimmt sind.
Kalender mit kleinen Startschwierigkeiten
Termine aus dem Google-Kalender, der im Test erst nach der Einrichtung des Echo Spot verknüpft wurde, wurden auf dem Display erst angezeigt, nachdem die Anzeige als Startseitenkarte deaktiviert und wieder aktiviert wurde. Vorher haben auch mehrere Neustarts des Echo Spot und das Hinzufügen weiterer Termine keinen Erfolg gehabt.
Datenschutz
Die Alexa-fähigen Lautsprecher von Amazon sehen sich wie jedes andere, vernetzte, persönliche Daten verarbeitende Cloud-System häufig einer Vielzahl von Vorwürfen im Bereich Datenschutz ausgesetzt. Von Spionagewerkzeug, Datenkrake und Wanzen ist die Rede. Grundsätzlich muss jeder Nutzer selbst die Entscheidung und Abwägung zwischen dem Schutz der persönlichen Daten und Privatsphäre und dem Teilen dieser Informationen für die Nutzung entsprechender Dienste treffen. An dieser Stelle soll jedoch noch einmal kurz auf die grundlegende Thematik, Vorgehensweise und Datenverarbeitung von Alexa eingegangen werden.
Alexa lauscht nur nach dem Keyword
Immer wieder kommt der Vorwurf auf, Alexa würde immer zuhören und sämtliche Gespräche in die Cloud übertragen, obwohl Tests bestätigt haben, dass erst mit der Aktivierung durch ein Keyword Daten übertragen werden und die Mikrofone und integrierten Kameras per Knopfdruck deaktiviert werden können, indem die Stromversorgung zu diesen unterbrochen wird. Die Echo-Geräte verwenden hierfür eine Keyword-Spotting-Technologie, um das Aktivierungswort und nach Möglichkeit ausschließlich dieses zu erkennen. Sobald dieses Wort erkannt wurde, wird der Lichtring am Gerät blau illuminiert. Er signalisiert, dass das Gerät nun Audioaufnahmen in die Cloud sendet. Der Nutzer hat also einen klaren visuellen Indikator, wann aufgezeichnet wird. Die Hardware ist so entwickelt, dass ohne Stromversorgung auch keine Audioaufzeichnungen möglich sind. Das „Lauschen“ gilt lediglich dem Aktivierungswort (per default „Alexa“), wobei bekannt ist, dass ähnliche Worte oder Begriffe, die Alexa als Bestandteil beinhalten, ebenfalls zur Auslösung führen können, was optisch signalisiert wird. Außerdem findet alle 5 Sekunden ein Auto-Erase des Speichers auf Device-Ebene statt, ohne dass jemals ein Amazon-Server kontaktiert wurde.
Was macht Amazon mit den Aufnahmen?
Nachdem das Aktivierungswort genannt wurde, wird die Sprachaufnahme in die Cloud gesendet, verarbeitet und auch in der Cloud gespeichert, um die Frage des Nutzers zu beantworten, Alexa zu trainieren und die Genauigkeit der Antworten zu verbessern. Allerdings hat der Kunde – und das wissen viele nicht – weiterhin die Kontrolle über seine Sprachaufzeichnungen. Denn in der Alexa-App oder im Browser können alle Aufzeichnungen angesehen und einzeln oder alle auf einmal gelöscht werden. Die Funktion zum Löschen der Anfrage löscht nicht nur den Eintrag in der App, sondern auch die dahinter in der Cloud gespeicherten Daten.
Alle Sprachaufnahmen werden in der AWS-Cloud gespeichert, deren Server nicht zwingend in Deutschland stehen, und auch mit dem entsprechenden Amazon-Konto verbunden, damit der Service für jeden Benutzer personalisiert werden kann. Amazon verschlüsselt dabei alle gespeicherten Daten, einschließlich der Sprachaufzeichnungen, die zwischen Amazon Echo und den Amazon-Servern übertragen werden, sowie alle Kundendaten, die auf den AWS-Servern gespeichert sind.
Amazon gibt meine Daten und Aufnahmen weiter
Berichte, dass die Sprachaufzeichnungen über ein Echo-Gerät zur Aufklärung eines Verbrechens geführt hätten, haben auch dafür gesorgt, dass häufig angenommen wird, dass Amazon Kundendaten und Sprachaufzeichnungen weitergibt. Richtig ist, dass Amazon, wie jedes andere Unternehmen, dann Kundendaten freigibt, sofern eine rechtlich verbindliche Aufforderung dazu besteht. Aufforderungen, die einer solchen rechtlichen Grundlage entbehren, werden von Amazon abgelehnt.