Im Test vor 15 Jahren: AMDs Barton mit mehr L2-Cache war teuer
tl;dr: Mit dem Barton-Kern legte AMD die K7-Prozessorarchitektur (Test) ein letztes Mal neu auf. Die einzige Änderung war der auf 512 kByte verdoppelte L2-Cache. In der Praxis resultierte dieser in marginal höherer Leistung, der Pentium 4 von Intel bot allerdings ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.
Mehr Cache bei geringem Vorteil
Ein Blick auf den Die des Barton-Kerns machte schnell deutlich, dass sich die Zahl der Änderungen stark in Grenzen hielt. Gegenüber dem Vorgänger mit dem Codenamen Thoroughbred B fügte AMD einfach zwei weitere L2-Caches mit jeweils 128 kByte Speicher hinzu.
Den Einfluss der Cache-Größe auf die Systemleistung zeigte der Test des Intel Celeron mit nur einem Viertel des L2-Caches im Vergleich zu sonst baugleichen Pentium-Prozessoren. Der Celeron erreichte teilweise lediglich 50 Prozent der Leistung eines gleich getakteten Pentiums.
Während Intel damals einen inklusiven Cache nutzte, also alle Daten des L1- auch im L2-Cache vorhanden waren, setzte AMD auf einen exklusiven Cache, in dem Daten in maximal einer Cache-Ebene vorgehalten wurden. Daraus folgte, dass die Intel-Prozessoren nur so viele Daten vorhalten konnten wie die Größe des größten Caches erlaubte, während bei AMD die Summe aller Cache-Größen ausschlaggebend war. So konnte ein Northwood-Celeron durch den auf 128 kByte geschrumpften L2-Cache nur 25 Prozent so viele Daten wie ein Northwood-Pentium vorhalten, während der Thoroughbred B 64 (L1i) + 64 (L1d) + 256 (L2) kByte statt 64 (L1i) + 64 (L1d) + 512 (L2) kByte wie der Barton speichern konnte. Der theoretisch mögliche Leistungsgewinn war also erheblich kleiner.
Schneller als Thoroughbred B, langsamer als Pentium 4
Trotz des geringeren Taktes von 2.166 MHz konnte der Athlon XP 3000+ (Barton) gegenüber dem Vorgänger Athlon XP 2800+ (Thoroughbred B) mit 2.250 MHz in den Benchmarks leicht hinter sich lassen. Sowohl in Spielen als auch in Anwendungen ergaben sich zwei Prozent mehr Leistung bedingt durch den vergrößerten L2-Cache. Deutlich schneller in Anwendungen war der Pentium 4 mit 3,06 GHz, der weitere zehn Prozent mehr Leistung versprach. In Spielen lag der Vorsprung bei zwei Prozent.
Während Intel für den Pentium 4 mit 3,06 GHz 689 Euro ausrief, wurden für den schnellsten Athlon XP 699 Euro fällig. Der Pentium 4 mit 2,80 GHz kostete mit 444 Euro deutlich weniger, lieferte aber die gleiche Leistung wie der Athlon XP 3000+ (Barton) respektive drei Prozent mehr Leistung als der mit 459 Euro etwas teurere Athlon XP 2800+ (Barton).
Nur für Aufrüster zu empfehlen
Höhere Preise und niedrigere Leistung als bei Intels Pentium-4-Prozessoren ließen den Athlon XP mit Barton-Kern an einer Empfehlung für Neukäufer scheitern. Wer jedoch bereits an passendes Sockel-A-Mainboard besaß, das auch über ein aktualisiertes BIOS verfügte, der konnte mit den neuen Athlon-Prozessoren im Ernstfall noch mal etwas Leistung aus dem System herausholen. Ansonsten lautete der ComputerBase-Tipp: Warten, nur wenige Monate später wurde AMDs Athlon-64-Prozessorserie vorgestellt.
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In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Bisher in dieser Reihe erschienen sind:
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