Retro

Im Test vor 15 Jahren: AMDs Barton mit mehr L2-Cache war teuer

Robert McHardy
85 Kommentare
Im Test vor 15 Jahren: AMDs Barton mit mehr L2-Cache war teuer

tl;dr: Mit dem Barton-Kern legte AMD die K7-Prozessorarchitektur (Test) ein letztes Mal neu auf. Die einzige Änderung war der auf 512 kByte verdoppelte L2-Cache. In der Praxis resultierte dieser in marginal höherer Leistung, der Pentium 4 von Intel bot allerdings ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.

Mehr Cache bei geringem Vorteil

Ein Blick auf den Die des Barton-Kerns machte schnell deutlich, dass sich die Zahl der Änderungen stark in Grenzen hielt. Gegenüber dem Vorgänger mit dem Codenamen Thoroughbred B fügte AMD einfach zwei weitere L2-Caches mit jeweils 128 kByte Speicher hinzu.

Den Einfluss der Cache-Größe auf die Systemleistung zeigte der Test des Intel Celeron mit nur einem Viertel des L2-Caches im Vergleich zu sonst baugleichen Pentium-Prozessoren. Der Celeron erreichte teilweise lediglich 50 Prozent der Leistung eines gleich getakteten Pentiums.

Während Intel damals einen inklusiven Cache nutzte, also alle Daten des L1- auch im L2-Cache vorhanden waren, setzte AMD auf einen exklusiven Cache, in dem Daten in maximal einer Cache-Ebene vorgehalten wurden. Daraus folgte, dass die Intel-Prozessoren nur so viele Daten vorhalten konnten wie die Größe des größten Caches erlaubte, während bei AMD die Summe aller Cache-Größen ausschlaggebend war. So konnte ein Northwood-Celeron durch den auf 128 kByte geschrumpften L2-Cache nur 25 Prozent so viele Daten wie ein Northwood-Pentium vorhalten, während der Thoroughbred B 64 (L1i) + 64 (L1d) + 256 (L2) kByte statt 64 (L1i) + 64 (L1d) + 512 (L2) kByte wie der Barton speichern konnte. Der theoretisch mögliche Leistungsgewinn war also erheblich kleiner.

Schneller als Thoroughbred B, langsamer als Pentium 4

Trotz des geringeren Taktes von 2.166 MHz konnte der Athlon XP 3000+ (Barton) gegenüber dem Vorgänger Athlon XP 2800+ (Thoroughbred B) mit 2.250 MHz in den Benchmarks leicht hinter sich lassen. Sowohl in Spielen als auch in Anwendungen ergaben sich zwei Prozent mehr Leistung bedingt durch den vergrößerten L2-Cache. Deutlich schneller in Anwendungen war der Pentium 4 mit 3,06 GHz, der weitere zehn Prozent mehr Leistung versprach. In Spielen lag der Vorsprung bei zwei Prozent.

Leistungsrating
  • Gesamt:
    • Pentium 4 3,06 GHz
      100,0
    • Pentium 4 2,80 GHz
      94,1
    • Athlon XP 3000+ (512kB)
      93,9
    • Athlon XP 2800+
      92,3
    • Athlon XP 2800+ (512kB)
      91,5
    • Pentium 4 2,66 GHz
      91,3
    • Athlon XP 2700+
      90,2
    • Athlon XP 2600+
      88,1
    • Pentium 4 2,53 GHz
      88,0
    • Athlon XP 2500+ (512kB)
      84,4
    • Athlon XP 2400+
      79,9
  • Spiele:
    • Pentium 4 3,06 GHz
      100,0
    • Athlon XP 3000+ (512kB)
      98,3
    • Pentium 4 2,80 GHz
      97,8
    • Athlon XP 2800+
      96,8
    • Athlon XP 2800+ (512kB)
      96,5
    • Pentium 4 2,66 GHz
      95,7
    • Athlon XP 2700+
      95,5
    • Athlon XP 2600+
      94,0
    • Pentium 4 2,53 GHz
      93,8
    • Athlon XP 2500+ (512kB)
      91,3
    • Athlon XP 2400+
      86,9
  • Anwendungen:
    • Pentium 4 3,06 GHz
      100,0
    • Pentium 4 2,80 GHz
      91,9
    • Athlon XP 3000+ (512kB)
      91,3
    • Athlon XP 2800+
      89,8
    • Pentium 4 2,66 GHz
      89,1
    • Athlon XP 2800+ (512kB)
      88,6
    • Athlon XP 2700+
      87,6
    • Pentium 4 2,53 GHz
      85,1
    • Athlon XP 2600+
      84,8
    • Athlon XP 2500+ (512kB)
      80,7
    • Athlon XP 2400+
      77,1
Einheit: Prozent

Während Intel für den Pentium 4 mit 3,06 GHz 689 Euro ausrief, wurden für den schnellsten Athlon XP 699 Euro fällig. Der Pentium 4 mit 2,80 GHz kostete mit 444 Euro deutlich weniger, lieferte aber die gleiche Leistung wie der Athlon XP 3000+ (Barton) respektive drei Prozent mehr Leistung als der mit 459 Euro etwas teurere Athlon XP 2800+ (Barton).

Nur für Aufrüster zu empfehlen

Höhere Preise und niedrigere Leistung als bei Intels Pentium-4-Prozessoren ließen den Athlon XP mit Barton-Kern an einer Empfehlung für Neukäufer scheitern. Wer jedoch bereits an passendes Sockel-A-Mainboard besaß, das auch über ein aktualisiertes BIOS verfügte, der konnte mit den neuen Athlon-Prozessoren im Ernstfall noch mal etwas Leistung aus dem System herausholen. Ansonsten lautete der ComputerBase-Tipp: Warten, nur wenige Monate später wurde AMDs Athlon-64-Prozessorserie vorgestellt.

Weitere Tests von vor 15 Jahren

In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Bisher in dieser Reihe erschienen sind: