Kingdom Come im Benchmark: Tolle Atmosphäre startet mit hohen GPU-Anforderungen
tl;dr: Kingdom Come: Deliverance bringt das RPG zurück ins Mittelalter. ComputerBase hat sich die Technik der PC-Version genauer angesehen, die Einstellungen analysiert und Benchmarks erstellt. Das Spiel bietet eine zur tollen Atmosphäre passende Grafik, benötigt aber schnelle Hardware dafür. Und ein paar Bugs gibt es auch.
Ein Königreich mit Cryengine und viel Atmosphäre
Der Test wurde um Benchmarks mit Prozessoren von 2 bis 16 Kernen erweitert. Die Messergebnisse zeigen, dass Kingdom Come: Deliverance in der aktuellen Version für die maximale Grafikpracht sowohl sehr schnelle Grafikkarten als auch sehr schnelle Prozessoren mit mehr als vier Kernen benötigt. Interessant ist, dass das Spiel in den hohen Presets in erster Linie die Last auf der CPU erhöht. Full HD mit sehr hohen Details kann so auf einem schwachen Prozessor deshalb deutlich langsamer laufen als Ultra HD mit mittleren Details. Mit niedrigeren Details im CPU-Limit haben 2-Kern-CPUs einen schweren Stand, im GPU-Limit halten sie hingegen noch mit.
Dass das Erstlingswerk Kingdom Come: Deliverance der tschechischen Entwickler Warhorse Studios auf dermaßen viel Aufmerksamkeit stoßen wird, damit haben wohl nur die wenigsten gerechnet. Dabei gibt es zwei gute Gründe: Zum einen gehört das Rollenspiel mit dem Mittelalter-Szenario inklusive deutlicher Trimmung auf Realismus zu einem Sonderling seiner Art – so etwas hat es bis jetzt noch nicht gegeben. Zum anderen und noch viel wichtiger: Kingdom Come: Deliverance ist offenbar einfach ein gutes, wenn auch ein spezielles und zum Start nicht fehlerfreies Spiel.
Kingdom Come: Deliverance setzt auf die Cryengine, die im Vergleich zur Unreal- oder zur Unity-Engine seltener genutzt wird. Auch wenn es sich bei Warhorse um ein vergleichsweise kleines Entwicklerteam handelt, hat es viel Arbeit in die Technik gesetzt. Kingdom Come: Deliverance sieht gut aus. Ein Highlight ist zum Beispiel die Darstellung der Vegetation inklusive Bäume und Pflanzen; etwas, was die Cryengine schon immer sehr gut konnte. An aktuelle AAA-Titel mit Fokus auf die Grafik kommt der Titel aber nicht heran.
Die Grafik ist nicht perfekt, die Atmosphäre aber toll
Schwächen zeigen sich vor allem bei den Gesichtsanimationen, die steif wirken. Und auch einige Materialoberflächen wirken wenig realistisch. Über die Schwächen hinweg tröstet jedoch die Atmosphäre, die den Entwicklern sehr gut gelungen ist. Der Stil passt perfekt ins Szenario und viele Objekte, vor allem aber die Dörfer, sind mit sehr viel Liebe zum Detail entworfen worden. Das Open-World-Spiel spielt damit optisch nicht in der Liga eines Assassin's Creed Origins. Aber der Gesamteindruck ist einfach stimmig und passt zum Spiel.
Kingdom Come: Deliverance gibt es seit dem 13. Februar für PC, PlayStation 4 sowie Xbox One. Es gibt angepasste Versionen für die PlayStation 4 Pro sowie die Xbox One X mit einer jeweils besseren Grafik. Die höchste Grafikqualität mit unlimitierter Framerate gibt es jedoch nur auf dem PC. Das Spiel nutzt die DirectX-11-API.
Das RPG ist in keinem AMD- oder Nvidia-Programm vertreten
Kingdom Come: Deliverance nimmt an keinem Entwicklungsprogramm von AMD oder Nvidia teil. Damit fehlen spezielle Grafikeffekte oder auch Features wie zum Beispiel Ansel komplett.
Viele Einstellmöglichkeiten, aber kein VSync und Antialiasing
Kingdom Come: Deliverance bietet fünf verschiedene Presets, um die Grafik schnell an den heimischen Rechner anzupassen: „Niedrig“, „Mittel“, „Hoch“, „Sehr hoch“ und „Ultra hoch“ stehen zur Verfügung. „Ultra hoch“ entspricht dabei nicht den maximalen Details, es lassen sich noch die Punkte „Objektdistanz“, „Distanz-Detailgrad“ und „Vegetationsdistanz“ erhöhen. Apropos Menüpunkte: Das Spiel bietet diverse Optionen, um die Grafik manuell im Detail anzupassen.
Allerdings gibt es einige klassische Möglichkeiten im Menü nicht. So lässt sich in Kingdom Come: Deliverance VSync per Maus weder an- noch abschalten – nur die Konsole hilft. Ebenso lässt sich keinerlei Kantenglättung hinzu- oder abschalten. Diese ist standardmäßig aktiv und kann nicht verändert werden. Darüber hinaus gibt es keinerlei Möglichkeit, die intern gerenderte Auflösung zu verändern. Sie entspricht immer der im Spiel eingestellten Auflösung. Zumindest macht die Kantenglättung einen ordentlichen, wenn auch keinen perfekten Job. In Full HD flimmert die Optik noch sichtbar, in höheren Auflösungen verschwindet dies aber fast vollständig. In allen drei Punkten sollte Warhorse aber noch nachbessern.
Die hohen Presets machen einen geringen optischen Unterschied aus, er bleibt aber sichtbar. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen bietet Kingdom Come: Deliverance daher sinnvolle Grafik-Presets, die nicht nur die Performance verbessern bzw. senken, sondern einen sichtbaren Mehrwert bieten. Selbst die händisch maximierten Einstellungen sehen besser als das Ultra-Preset aus. So werden aus großer Entfernung minimal mehr Details dargestellt und das LOD arbeitet weniger aggressiv, sodass Objekte auch aus einer größeren Entfernung noch die vollen Details ausweisen.
Wer auf „Sehr hoch“ wechselt, verliert nur wenig Optik. So fehlen auf größerer Distanz Schatten völlig oder werden mit weniger Details dargestellt. Auch „Hoch“, das in erster Linie mit einem aggressiveren LOD arbeitet, sieht immer noch gut aus. Sofern der Grafikkartenspeicher groß genug ist, sollte man aber die Texturen manuell voll aufdrehen. Optisch lässt erst das mittlere Preset deutlich an Qualität vermissen. Vor allem die fehlende Umgebungsverdeckung fällt negativ auf. Falls möglich, sollten die Grafikdetails daher nicht unter „Hoch“ gedreht werden.
Durch die verschiedenen Detailstufen lässt sich die Geschwindigkeit in Kingdom Come: Deliverance deutlich verbessern. Wer anstatt „Ultra hoch“ um zwei Stufen auf „Hoch“ zurückschaltet, verbessert in 1.920 × 1.080 die Performance um 46 Prozent auf einer GeForce GTX 1080 und um 97 Prozent auf einer Radeon RX Vega 64. Wer unbedingt noch mehr Leistung benötigt, kann diese bei der mittleren Einstellung um weitere 25 Prozent (AMD) beziehungsweise 23 Prozent (Nvidia) verbessern.
AMD hat Probleme im CPU-Limit
Auffällig ist es, dass die GeForce GTX 1080 bei höheren Einstellungen kaum Leistung einbüßt, die Radeon RX Vega 64 hingegen massiv. Die händisch maximierte höchste Stufe kostet auf der AMD-Grafikkarte 17 Prozent an FPS, auf dem Konkurrenzmodell von Nvidia nur 4 Prozent. Der Grund ist im CPU-Limit zu suchen, das AMD Probleme bereitet. Im GPU-Limit sind AMD-Grafikkarten durchweg sehr schnell, im CPU-Limit dagegen langsam. Mehr dazu im Abschnitt zur Grafikkarten-Performance.