Mikrotransaktionen: Hawaii will per Gesetz gegen Beuteboxen vorgehen
Anlässlich der Kontroverse um Star Wars Battlefront 2 hatten Politiker im US-Bundesstaat Hawaii nicht nur deutliche Worte gefunden, sondern die Monetarisierungspraxis von Videospielen über Mikrotransaktionen auf die politische Agenda gesetzt. Ergebnis sind insgesamt vier Gesetzesvorschläge, über die der Senat abstimmen soll.
Die Gesetze mit den Nummern 2686 und 3024 zielen auf Beuteboxen. Als Ziel beider Vorschläge wird benannt, den Verkauf von Videospielen an Menschen unter 21 Jahren zu verhindern, die „ein Systemen für weitere Käufe“ anbieten. Damit werden explizit, aber nicht nur Systeme angesprochen, die zufällige Belohnungen ausschütten – also Beuteboxen.
Accordingly, the purpose of this Act is to prohibit the sale of video games that contain a system of further purchasing, including a randomized reward or a virtual item that can be redeemed to directly or indirectly receive a randomized reward, to consumers under twenty-one years of age.
Gesetzesnovelle 3024
Legitimiert wird diese Einschränkung mit „rücksichtslosen Mechanismen“, die „auf die gleiche Weise wie Casinos entworfen wurden, um die menschliche Psyche auszunutzen und Spieler dazu zu bringen, permanent Geld auszugeben“. Die Option, im Spiel Chancen auf Gewinne zu kaufen, wird dabei mit Slotmaschinen in Casinos verglichen. Der Entwurf begründet die Notwendigkeit eines solchen Verbots mit der Verwundbarkeit von Kindern und jungen Erwachsenen gegenüber solchen Mechanismen und möglichen Beeinträchtigungen ihrer (geistigen) Entwicklung und Gesundheit. Politiker verwiesen außerdem darauf, dass Unternehmen laut Informanten Psychologen zur Optimierung ihrer Systeme einsetzen.
Diese Spiele würden diese Zielgruppe häufig umwerben, aber keiner Altersbeschränkung unterliegen und nicht vor potentiellen Gefahren warnen. Darüber hinaus wird angemerkt, dass jedes Spiel zu jeder Zeit mit „Glücksspiel-artigen Mechanismen“ ausgestattet werden könnte, ohne dass Spieler oder Eltern zuvor davon erfahren könnten. Bezug genommen wird außerdem auf zukünftige Entwicklungen und die vielfältigeren Manipulationsmöglichkeiten, die Anbietern von Videospielen zur Verfügung stehen und das Inventar eines Casinos weit übersteigen.
There are no gaming commissions to ensure players are being treated fairly and not exploited by gambling-like mechanisms which do not pay out as advertised. Game publishers have already begun to develop algorithms which are far more exploitive than casino games because they can now change the odds of winning valuable items in real time based on a player's reactions and likelihood of continued spending, an ability which has already been included in multiple patent applications.
Gesetzesnovelle 2686
Das Gesetz klingt wasserdicht
Mit den Entwürfen 2727 und 3025 sollen Anbieter darüber hinaus wie Casinos zur Offenlegung von Gewinnchancen verpflichtet werden und zwar sowohl beim Kauf als auch zum Zeitpunkt der Aktivierung – was nachträgliche oder dynamische Änderungen transparent machen soll. Dass das System wie ein einfacheres chinesisches Gesetz unterlaufen werden kann, wird damit unwahrscheinlicher.
Geplant ist darüber hinaus eine Kontrolle des entsprechenden Programmcodes um sicherzustellen, dass „die Wahrscheinlichkeitsraten [...] korrekt berechnet werden und funktionieren“. Verpflichtet werden Publisher dazu, sowohl bei digitalem als auch beim klassischen Retail-Vertreib große Warnhinweise zu platzieren, die auf Glücksspiel-Inhalte und ihre potentielle Schädlichkeit hinweisen.
Um der nachträglichen Implementierung von Lootbox- oder ähnlichen Systemen gerecht zu werden, wird deren nachträgliche Einbindung ebenfalls untersagt, sofern diese Systeme nicht schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ausgewiesen worden sind. Hat ein Spiel also zum Verkaufsstart kein Beutebox-System und keinen Hinweis auf ein solches auf der Verpackung, wird das Nachreichen der Lootkisten per Patch illegal.
In Deutschland: Entscheidung im März
Hawaii ist damit der erste, aber nicht der einzige US-Bundesstaat, der gegen Lootbox-artige Systeme vorgeht. Mehr als die Hälfte aller Bundesstaaten sollen derzeit mit dem Thema befasst sein und eine Art von gesetzlicher Regulierung planen. In Deutschland erwägt gegenwärtig die Jugendschutzkommission ein Verbot dieser Systeme. Eine Entscheidung wird im März erwartet.