Raijintek Orcus 240 im Test: Mit Pumpe am Schlauch und bunten Lichtspielen
tl;dr: Raijintek geht mit der Kompaktwasserkühlung Orcus einen neuen Weg: Die Pumpe wird am Schlauch befestigt, wodurch sie vom Gehäuse entkoppelt wird. Damit ist die Kompaktwasserkühlung für einen leisen Betrieb prädestiniert. In der Theorie. Denn die bunt leuchtenden Lüfter stören das Konzept mit lauten Lagern.
Die dritte Pumpenposition
Kompaktwasserkühlungen sind der einfache Einstieg in die flüssige Kühlung von PC-Hardware. Als vorbefüllte und direkt einsatzbereite Wasserkühlungen wollen die sogenannten All-in-One-Kühlungen (AiO) die hohe Leistung einer Flüssigkühlung für weniger versierte oder bastelfreudige Anwender bereitstellen. Im Gegensatz zu einer großen Wasserkühlung müssen aber Abstriche in Kauf genommen werden.
Einer davon ist die Pumpe, welche üblicherweise über dem Kühlblock sitzt und somit naturgemäß wenig bis gar nicht vom PC-Gehäuse entkoppelt wird. Bei einer Custom-Wasserkühlung kann die Pumpe hingegen frei positioniert und nach Anwenderwunsch vom Gehäuse entkoppelt werden, um der Übertragung von Vibrationen entgegenzuwirken. So wird die Wasserkühlung nicht nur leistungsstark, sondern auch leise. Kompaktwasserkühlungen können diese Freiheit eigentlich nicht bieten.
Eigentlich, weil Raijintek die Pumpenposition mit der Orcus ändert. Zwar gibt es bereits Modelle, welche die Pumpe nicht im Kühler, sondern im Radiator unterbringen – das Grundproblem mangelnder Entkopplung bleibt aber nach wie vor bestehen. Hier greift Raijintek ein und bringt die Pumpe der Orcus im Schlauch unter. Das klingt schlüssig, denn der Schlauch als flexible Verbindung kann Vibrationen absorbieren, anstatt sie wie starres Metall einfach weiterzuleiten.
Bunte Beleuchtung und Strömungsanzeiger inklusive
Mittlerweile können sich Hersteller mit dem Einsatz bunter LEDs im Hardware-Markt nicht mehr von ihren Mitbewerbern absetzen – im Gegenteil, heutzutage tanzen eher Produkte ohne farbige Beleuchtung aus der Reihe. Um also keine Liebhaber von leuchtenden PC-Gehäusen mit Fenster zu verschrecken, spendiert Raijintek der Orcus neben Lüftern mit RGB-LEDs auch einen beleuchteten Strömungsanzeiger in der CPU-Kühlereinheit, welcher auf den Betrieb der Pumpe aufmerksam macht.
Zusätzlich zur normalen Orcus 240 inklusive zweier Radiatorlüfter bietet Raijintek die Orcus außerdem als sogenannte Core-Edition an. Dabei spart der Käufer Geld gegenüber der normalen Version, weil die Core-Variante ohne Radiatorlüfter ausgeliefert wird. Im Test muss sich die Raijintek Orcus inklusive Serienlüfter behaupten – ein Test der Core-Edition wird aber mit eingeschlossen, denn die Kompaktwasserkühlung wird zusätzlich mit Referenzlüftern getestet.
Raijintek Orcus | |
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Radiator (L × B × H): | 272 × 120 × 27 mm |
Radiator-Material: | – |
Anschlüsse: | geschlossenes System |
Schlauchlänge: | – |
Ausgleichsbehälter: | – |
Drehzahl Pumpe: | ? – 5.000 U/min |
Lebensdauer Pumpe (MTBF): | 10.000 Stunden |
Anschluss Pumpe: | 3-Pin |
Position Pumpe: | – |
Verbrauch Pumpe: | 2,2 Watt |
Lüfter: | 2 × 120 × 120 × 120 mm 800 – 1.800 U/min 71,6 m³/h 1,7 mm H₂O 23,0 dBA 4-Pin-PWM Entkopplung Variante Magnetlager 4-Pin-PWM |
Lüftersteuerung: | – |
Kompatibilität: | AMD: Sockel AM4/AM3(+)/AM2(+)/FM2/FM1 Intel: LGA 2011(-3)/2066/1366/115x/1200/775 |
Preis: | 110 € / – |
Raijintek Orcus 240 im Detail
Auf den ersten Blick wirkt die Orcus wie eine übliche Kompaktwasserkühlung, denn die CPU-Kühlereinheit ist so groß, dass eine Pumpe darin vermutet werden könnte. Doch dem ist nicht so – an dieser Stelle gibt es einen Strömungsanzeiger, welcher über ein 4-Pin-Kabel per RGB-LEDs beleuchtet wird. Auf der Unterseite wartet eine vernickelte Kupferplatte auf die Kühlung eines Prozessors.
Seitlich angebracht ist eine Schraube, über welche Kühlflüssigkeit nachgefüllt werden kann. Die Orcus 240 ist zwar ein geschlossenes System, verfügt aber sowohl am Radiator als auch am Kühler über solche Öffnungen. Raijintek bietet Kunden damit die Möglichkeit, das langsame Verdunsten der Kühlflüssigkeit zu kompensieren. Eine kleine Flasche mit dem passenden Fertiggemisch liegt dem Lieferumfang bei.
Pumpe und Radiator
Die Pumpe der Orcus befindet sich wenige Zentimeter vom Radiator entfernt am Schlauch. Zwar werden beide Schläuche von der Pumpenhalterung umfasst, der äußere Schlauch ist aber nicht fest verbunden, sodass das Konstrukt nach wie vor beweglich bleibt. Mit den 38 cm langen Schläuchen lässt sich der Radiator sowohl im Gehäusedeckel als auch in der Front befestigen, sofern das Gehäuse nicht zu groß ist. Von der Pumpe geht ein Anschlusskabel mit drei Pins ab: Die Pumpe kann folglich bei Bedarf per Spannung gedrosselt werden.
Als Wärmeüberträger nutzt die Orcus einen klassenüblichen Aluminium-Radiator, der mit 27 mm Tiefe so schlank wie bei den meisten AiOs ausfällt. Mit 18 Lamellen je Zoll (fpi) hat der Radiator eine geringere Lamellendichte als üblich: Die meisten AiO-Radiatoren liegen bei 20 bis 22 fpi. Niedrige Lamellendichten harmonieren gut mit langsam drehenden Lüftern, da sie dem Luftstrom wenig Widerstand entgegensetzen. Hohe Lamellendichten benötigen druckstarke und schnelle Ventilatoren, bieten dafür aber mehr Fläche zur Abgabe von Wärme.
Mehr Schein als Sein bei den Lüftern
Die beiden Serienlüfter der Orcus sollen durch Leuchtspiele auffallen. Dazu verfügen sie über RGB-LEDs im Rahmen, welche den Ring um die Lüfterschaufeln farbig beleuchten. Aus diesem Grund gehen von jedem Lüfter zwei Kabel ab. Das Erste dient der Stromversorgung und Drehzahlsteuerung per PWM, das Zweite der LED-Steuerung.
Lichteffekte gelingen den beiden Lüftern gut, doch bei ihrer Kernaufgabe können sie weniger überzeugen. Der Hersteller gibt eine Drehzahlspanne von 800 bis 1.800 U/min an – im Testsystem erreichen sie 350 bis knapp 1.800 U/min. Dabei fallen sie aber bereits in ihrer Minimaldrehzahl negativ mit Laufgeräuschen auf, die sich mit zunehmender Drehzahl weiter steigern, sodass diese selbst bei über 1.000 U/min noch die Luftgeräusche übertönen. Einer der beiden Lüfter des Testmusters hat außerdem mit einem Lagerproblem zu kämpfen: Bei der horizontalen Befestigung im Deckel des Gehäuses entstehen ab 1.200 U/min und aufwärts nach wenigen Betriebsminuten zusätzlich zum normalen Laufgeräusch laute rasselnde Lagergeräusche.
Dieses Geräusch verschwindet zwar, wenn der Lüfter in die Vertikale gedreht wird, aber ein Radiatorlüfter muss auch auf horizontalen Einsatz ausgelegt sein. Davon unabhängig können die Lüfter bereits aufgrund ihrer konstant hörbaren Nebengeräusche und – wie sich im Test zeigt – ihrer schwachen Leistung auf dem Radiator nicht überzeugen. Wer den Leuchteffekten keinen hohen Stellenwert zuschreibt, sollte zur Orcus Core-Edition greifen und den Radiator mit besseren Lüftern bestücken.
Umfangreiches Zubehör für die Beleuchtung
Die Orcus enthält das notwendige Zubehör zur Installation der Kühlung auf allen aktuellen Intel- und fast allen AMD-Sockeln (nur TR4 wird nicht unterstützt). Die kleine Flasche mit Kühlflüssigkeit dient zum Nachfüllen der Kühlung, wenn nach längerem Einsatz der Flüssigkeitspegel im Fenster des Durchflussanzeigers sichtbar fällt.
Die bunte Beleuchtung der Kühlung wird großzügig mit Zubehör ausgestattet: Ein Hub kann mit bis zu acht vierpoligen RGB-LED-Verbrauchern kombiniert werden. Die Ansteuerung erfolgt wahlweise per mitgelieferter Funk-Fernbedienung oder über ein Mainboard, das über einen RGB-LED-Anschluss verfügt. Ein passendes Adapterkabel liegt der Orcus bei.
Montage im Testsystem
Die Montage der Orcus erfolgt über ein zweistufiges System: Zunächst wird die Backplate per Schrauben mit Abstandshaltern verbunden, welche im Anschluss einen Montagerahmen auf der Vorderseite des Mainboards tragen. Darauf wiederum wird der Kühler mit zwei Schrauben befestigt. Zwar fällt die Montage bei manchen Konkurrenten noch einfacher aus, doch auch die Orcus lässt sich in wenigen Minuten installieren. Lediglich ein Kreuzschlitz-Schraubendreher wird vorausgesetzt.
Wie bei allen AiO-Kühlungen mit besonderen Steuerungs- oder Lichteffekten gilt auch bei der Orcus, dass viele Kabel verstaut werden müssen, um für eine aufgeräumte Optik zu sorgen. Bei der Kühlung von Raijintek geht dies aber verhältnismäßig einfach, denn die LED-Steuerung kann hinter dem Mainboardtray verborgen werden – die Fernbedienung funktioniert auch ohne Sichtkontakt. Da die Pumpe nahe am Radiator sitzt, erstreckt sich ihr Anschlusskabel nicht quer über das Mainboard. An dieser Stelle verläuft lediglich das LED-Kabel des CPU-Kühlers.
Über die Fernbedienung der LED-Steuerung können Farben und Effekte ausgewählt werden, die von allen angeschlossenen LED-Geräten synchron übernommen werden. Eine genaue Auflistung aller per Fernbedienung möglichen Modi ist auf der Produktseite von Raijintek zu finden.