Sharkoon Skiller Mech SGK3 im Test: RGB-LEDs für 60 Euro kosten mehr als Cherry
tl;dr: Zum zweiten Mal versucht Sharkoon, Cherrys MX Board 3.0 als Standardempfehlung der 60-Euro-Klasse vom Thron zu stoßen. Dazu erhält die Skiller Mech erstmals eine RGB-Tastenbeleuchtung. Das bunte Licht zum Sparpreis hat allerdings eine Achillesferse, denn Käufer müssen nicht nur auf Cherrys Taster verzichten.
Sharkoon Skiller Mech SGK3 im Test
Die dritte Skiller Mech bewegt sich zusammen mit der Qpad MK-90 und der Gigabyte Force K85 unter den gegenwärtig günstigsten Tastaturen mit mechanischen Tastern und einer RGB-Beleuchtung. Sie liegt damit im Umfeld von Modellen, die von chinesischen Anbietern im Direktvertrieb über den Amazon-Marktplatz und oft genug nur im US-Layout angeboten werden, kann aber per Software programmiert werden. Auf zusätzliche Tasten oder andere Extra-Features muss in dieser Preisklasse verzichtet werden.
Das bunte Licht geht allerdings einher mit dem Verzicht auch Taster von Cherry, die ordentlich ausfallen können, aber nicht müssen. Was das „Schnäppchen“ schreiende Datenblatt nicht verrät, ist insofern die qualitative Ausgestaltung des Produkts: Bei „Feature-Tastaturen“ steckt der Teufel oft in der Umsetzung. „Viel für billig“ ist zwar für den Prospekt verlockend, zwingt aber zu Kompromissen und besonders bedachter Umsetzung – ein diffiziler Drahtseilakt, der selten zur vollen Zufriedenheit gelingt.
Sharkoon Skiller Mech SGK3 |
Sharkoon Skiller Mech |
Cherry MX Board 3.0 |
|
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Größe (L × B × H): | 44,6 × 17,0 × 3,7 (4,5) cm | 45,8 × 22,0 × 4,3 (5,0) cm Handballenauflage integriert |
44,7 × 14,2 × 2,7 (3,9) cm Handballenauflage optional |
Layout: | 105 ISO | 105 ISO (erweitert) | |
Gewicht: | 1.308 g | 1.048 g | 832 g |
Gehäuse-Material: | ? | ||
Kabel: | 1,80 m, USB 2.0 | 1,80 m, USB/Mini-USB (modular) | |
Hub-Funktion: | – | ||
Key-Rollover: | 6-KRO, N-KRO | N-KRO | 6-KRO |
Schalter: | Kailh Red / Blue / Brown | Cherry MX Red / Black / Blue / Brown | |
Switch Plate: | ? | ||
Tasten: | Form: zylindrisch Material: ABS-Kunststoff Beschriftung: laser cut |
Form: zylindrisch Material: ABS-Kunststoff Beschriftung: laser etched flache Tasten |
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Zusatztasten: | – | 3 × Medien 1 × Extra |
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Medienfunktionen: | Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück | Stumm, Lautstärke | |
Zusatzfunktionen: | Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Programmverknüpfungen | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus | Office-Funktionen |
Beleuchtung: | Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife Sonstige: individuelle LED-Profile |
Farbe: Weiß Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung Sonstige: individuelle LED-Profile |
– |
Makros & Programmierung: | 10 kB, 3 Profile vollständig programmierbar |
16 kB | teilweise programmierbar |
Preis: | 65 € | 60 € | 79 € / – |
Äußerlichkeiten: Licht leuchtet laut
Rein äußerlich ist die SKG3 erwachsen geworden. Verschwunden sind die großen Überhänge und die zu kurze, nutzlos-unbequeme Kunststoff-Handballenauflage der alten SGK1 (Test), übrig bleibt ein gesundgeschrumpftes Design, das mit der nun ganzheitlichen Metall-Oberseite und kompakteren Abmessungen weit praktikabler ist.
Dieses „Metallgehäuse“ wird durch einen einfachen Kniff erzeugt: Sharkoon montiert die Taster freistehend, also ohne das Tastenbett zu umschließen. Dabei wird die Metallplatte, mit der mechanische Taster ohnehin stabilisiert werden, lediglich ein wenig vergrößert, um als Abdeckung des Kunststoff-Unterbaus dienen zu können.
Dass Modellnummer Drei ein vernünftiges Design zu Markte trägt, zeigt sich auch am Stand. Viele Kunststoff-Auflagen und nur zwei Gummielemente sind in diesem Fall völlig ausreichend, um das Chassis sicher und gleichmäßig an Ort und Stelle zu halten. Beim Verschieben rutscht das Chassis aufgrund des Kunststoffs zwar kratzig-laut über den Schreibtisch, das aber beeinträchtigt die Funktion nicht.
Mitgedacht bei der Beleuchtung
Erfreulich sind auch die Beleuchtungsoptionen. Wählen lässt sich aus einer Vielzahl Effekten, die mit einem Geschwindigkeitsregler von hektischem Flackern auf unmerkliche Übergänge getrimmt werden können. Diese Option ist nicht selbstverständlich, aber ungemein sinnvoll. Verglichen mit teureren Tastaturen fehlt Feature-seitig vor allem die Möglichkeit, eigene Profile mit mehreren Ebenen und Effektkombinationen anzulegen. Auch die Ausgestaltung der softwarelosen Nutzung klappt für mehr Geld besser – beides ist im Normalfall aber von geringer Bedeutung.
Die Ausleuchtung kann Basis-Niveau nicht überbieten. Weil die Dioden bei MX-Tastern und ihren Derivaten oberhalb des Tastergehäuses platziert wird, wird nur eine Hälfte der Tastenkappe optimal erhellt. Den unteren, der Diode entgegengesetzten Teil der Kappe erreicht aufgrund des im Weg stehenden Tasters sichtbar weniger Licht. Dieser Effekt kann zwar durch transparenten Kunststoff abgemildert werden, eingesetzt wird er hier jedoch nicht. So entsteht ein sichtbarer Helligkeitsverlauf, der sich an den FN-Funktionen manifestiert.
Achillesverse: Krach!
Ausgerechnet die Archillesverse hat die SGK3 aber mit ihrem Vorgänger gemein: Die Beleuchtung kann zwar viel, aber zu wenig leise, sie summt und fiept in einigen Szenarien. Die Stärke der Nebengeräusche hängt von der Farbe, Helligkeit und dem Effekt ab. Kritisch war grundsätzlich jeder Effekt, der alle LEDs gleichzeitig aktivierte, also auch die dauerhafte Beleuchtung aller Tasten.
Dabei gibt es, wenn die drei getesteten Exemplare der Tastatur ein Fingerzeig sind, eine merkliche Serienstreuung: Nicht jede Tastatur war in gleichem Maße oder bei identischen Farben hörbar. In jedem Fall gab es Varianten, in denen die Lautstärke ein Maß erreichte, das in ruhiger Umgebung hörbar war, zwei Exemplare konnten dabei ein Niveau erreichen, dass konzentriertes Arbeiten aufgrund der hochfrequenten Tonlage erschwerte, eines summte sogar in fast jeder Farbe wahrnehmbar.
Obgleich der Störfaktor von individuellen Toleranzschwellen und der Umgebungslautstärke abhängt, ist ein solcher Befund ein erhebliches Manko. Weder der Preis noch der Umstand, dass auch doppelt so teure Tastaturen von diesem Leiden befallen sein können, taugt nicht als Feigenblatt, denn eine laute, bunte Beleuchtung untergräbt ihren Sinn. Was sich nicht in vollem Umfang nutzen wollen lässt, braucht auch nicht gekauft zu werden. Klar wird zudem: Was beim Vorgänger noch als Defekt bezeichnet wurde, ist weder dort noch hier untypisch.