System Shock: Reboot legt eine Pause ein und wird neu gestartet
Das Kickstarter-finanzierte Reboot des Spieleklassikers System Shock hat sich zwischen Ambitionen und eigenem Erfolg verrannt. Der Versuch, das Original in die Moderne zu holen „legt eine Pause ein“, wird aber, wie die Entwickler betonen, nicht beendet.
In einem Update der Kickstarter-Kampagne, die mit 1,3 Millionen US-Dollar deutlich mehr als erwartet eingespielt hatte, wird angeführt, dass sich nach Beginn der Arbeiten die Vision für das Spiel verändert habe: „Wir haben uns von einem Remaster weg- und zu einem vollständig neuen Spiel hinbewegt“, heißt es in dem Beitrag.
Maybe we were too successful. Maybe we lost our focus. The vision began to change. We moved from a Remaster to a completely new game.
Nightdive Studios
Mit dem stetig wachsenden Konzept und Team seien Budget und Ambitionen gewachsen. „Je mehr wir am Spiel gearbeitet haben, desto mehr wollten wir machen“. Den Wechsel von der Unity- zur Unreal-Engine bereue das Team aber nicht, er habe die gewünschten Vorteile gebracht.
„Feature Creep“ führt in die Krise
Gescheitert ist das Reboot also letztlich an „Feature Creep“, der ständigen Erweiterung des Umfangs von Software, die deren Fertigstellung oder Umsetzung verhindert und das Budget sprengt. Noch deutlicher als die euphemistische Stellungnahme der Entwickler wird ein anonymer Mitarbeiter gegenüber Polygon, der unrealistische Ambitionen als Grund für die Probleme anführte. Diese hätten die Einnahmen der Kickstarter-Kampagne aufgebraucht.
Ähnliches sagte der Seite indirekt auch Larry Kuperman, der Director of Business Developtment der Nightdive Studios. Kuperman hielt offen fest, dass der Versuch, einen Publisher zur Finanzierung des Projekt zu gewinnen nicht von Erfolg gekrönt war. Dies wäre aber nur dann nötig, wenn keine weiteren finanziellen Ressourcen vorhanden sind.
Die Entwicklung soll dennoch mit einigen der Entwickler, die schon an der Unity-Demo gearbeitet haben, von neuem beginnen. Nach Schätzungen von Kuperman ist eine Veröffentlichung innerhalb der nächsten zwei Jahre möglich. Mit welchen Geldern das Vorhaben nun finanziert werden soll, ging aus den Aussagen nicht hervor.
Probleme trotz guter Kampagne
Unmittelbar absehbar waren diese Probleme nicht. Im Gegensatz zu Kampagnen alter Industrieveteranen wie John Romero, die kaum mehr als ein vages Konzept anbieten konnten, hatten die Nightdive Studios eine sehr konkrete Vision zu bieten. Dazu gehörte auch eine frei verfügbare und spielbare Demo. Konzept und Vision schienen durchaus bereits festgelegt, funktional und machbar; die Kampagne gehörte zu den transparentesten der Plattform.
Dass es dennoch zu Schwierigkeiten kam und der vollständige Abbruch des Projektes trotz gegenteiliger Zusicherungen eine Möglichkeit bleibt, zeigt zweierlei: Erstens ist die Entwicklung von Videospielen kein risikofreies Geschäft, zweitens bleibt eine Kickstarter-Beteiligung trotz guter Aussichten eine Risikoinvestition.