Vive Pro und Vive Focus: HTC im Gespräch über die Zukunft von Virtual Reality
Vive Pro lässt sich seit wenigen Tagen bestellen und auch das Standalone-HMD Vive Focus soll noch dieses Jahr außerhalb Chinas auf den Markt kommen. In den letzten Tagen hat sich somit viel im Hause HTC getan. Grund genug für ComputerBase, mit HTCs Graham Wheeler, Senior Director Virtual Reality, über die VR-Zukunft zu reden.
Im Gespräch mit Wheeler ging es ComputerBase zunächst einmal darum, offene Fragen rund um die Vive Pro und Vive Focus zu klären. Zum Beispiel war bisher noch ungeklärt, ob sich alle Neuerungen, die Vive Pro, der Wireless Adapter für die kabellose Nutzung und das neue Tracking 2.0 mitbringen, auch in Kombination nutzen lassen werden. Wheeler bestätigte, dass die höhere Auflösung der Vive Pro in Kombination mit vier Lighthouses für Tracking 2.0 ohne Einschränkungen auf dem dann bis zu 10 × 10 Meter großen Spielfeld genutzt werden kann. WiGig (802.11ad) sei prinzipiell zwar nur für die Kurzstrecke ausgelegt, die Übertragungstechnik limitiere aber selbst bei 100 qm² nicht.
Valve bleibt ein wichtiger Partner
Wann die neuen Lighthouses für Tracking 2.0 verfügbar sein werden, wollte Wheeler nicht weiter als das bisher bekannte „later this year“ konkretisieren, allerdings werde es mit der Verfügbarkeit dann aber auch ein vollständiges Paket aus Vive Pro, neuen Lighthouses und neuen Controllern geben. Valves sogenannte Knuckles-Controller werden allerdings nicht Bestandteil dieses Set sein, vielmehr wird das bekannte Design der „Wand-Controller“ fortgesetzt, das aber um Tracking 2.0 erweitert wurde. Die zuletzt weniger beworbene Partnerschaft mit Valve für die Entwicklung neuer VR-Lösungen wurde von Wheeler aber schon alleine aufgrund der Nutzung von SteamVR noch einmal bekräftigt. Zur Markteinführung der Vive vor zwei Jahren war Valve noch stärker in die Vermarktung verwickelt. Der Vive Wireless Adapter, der mit der Vive oder Vive Pro kombiniert werden kann, soll wie zur CES angekündigt noch diesen Sommer auf den Markt kommen.
Der vergleichsweise hohe Preis von 879 Euro alleine für das Vive-Pro-HMD ohne weiteres Zubehör ließ ComputerBase bisher zu dem Schluss kommen, dass sich die neue Lösung primär an Unternehmen richten würde. Auch im ComputerBase-Forum in den Kommentaren zur Meldung war häufig zu hören, dass sich Vive Pro mit diesem Preis wohl eher nicht an Consumer richten werde. Dem widersprach Wheeler und argumentierte, dass sich Vive Pro an VR-Enthusiasten richten würde, die das Beste vom Besten verlangen. Das HMD richte sich zwar ebenso an Business-Kunden, doch eine Fokussierung auf diese Nutzergruppe gebe es seitens HTC nicht. Die Vive Pro kommt außerdem nicht mit der kommerziellen Lizenz der Vive Business Edition, die im Juni 2016 unter anderem für den Einsatz in Arcade-Hallen nachgereicht worden war. Kunden, die Vive zu kommerziellen Zwecken einsetzen, müssen auf diese Variante setzen.
Vive Focus macht VR zugänglicher für den Massenmarkt
Wheeler bestätigte im gleichen Zug jedoch auch, dass HTC im Business-Segment derzeit das größte Wachstum bei Virtual Reality sehe. Produkte wie das Standalone-HMD Vive Focus sollen dabei helfen, die „Geekiness“ einer Vive für den PC nach unten zu schrauben und Virtual Reality einem größeren Kreis von potenziellen Kunden zugänglich zu machen. In China kostet Vive Focus mit umgerechnet knapp über 500 Euro zwar nicht unbedingt weniger als ein vollständiges Set der Vive, aber die Kosten für einen leistungsfähigen PC fallen nicht auch noch an. Demnach ist der neue und zugleich erste mobile Einstieg in die VR-Welt von HTC fortan die Vive Focus, gefolgt von den beiden PC-Lösungen Vive und Vive Pro. Die Vive soll wie zur Ankündigung der Vive Pro versprochen noch bis Ende dieses Jahres im Sortiment von HTC bleiben.
5G bestimmt die Zukunft von VR und AR
Was sich in den kommenden Jahren im Virtual-Reality-Segment noch alles verändern wird, darauf gab Wheeler eine kleine Vorschau basierend auf seiner persönlichen Sicht auf die Dinge, ohne dabei konkrete Produkte anzukündigen. Die Erfahrungen von HTC im Smartphone-Segment und die enge Partnerschaft mit Qualcomm werden dabei aber entscheidende Rollen spielen. Im kommenden Mobilfunkstandard 5G und der Verlagerung der Rechenleistung in die Cloud sieht Wheeler die Zukunft von VR. In Verbindung mit XR, also dem fließenden Übergang von AR und VR, könne daraus ein ganz neues Erlebnis entstehen, das mit aktueller Technologie noch nicht möglich sei. Cloud VR nennt zum Beispiel Huawei seine Interpretation von solch einer Mixed-Reality-Umsetzung auf Basis von 5G.
Qualcomm als Lieferant des Snapdragon 835 für die Vive Focus sowie als langjähriger Hardware-Partner bei der Entwicklung neuer HTC-Smartphones wird auch bei der Integration von 5G in HMDs eine wichtige Rolle spielen. Zuletzt hatte ComputerBase im Rahmen des MWC mit Keith Kressin, Senior Vice President Product Management bei Qualcomm Technologies, über die nächsten Schritte im VR-Segment gesprochen, und Kressin zeichnete eine ähnliche Zukunft wie sie nun Wheeler in Aussicht stellte.
Demnach wird das Rendering zukünftig in die Cloud ausgelagert und das Bildsignal mit hoher Bandbreite und niedriger Latenz per 5G an das HMD übertragen. Die Rechenleistung im HMD ist dann nur noch für die Verarbeitung dieses Signals sowie von den im Headset verbauten Sensoren und Kameras zuständig, die aus der Umgebung des Trägers ein Mixed-Reality-Erlebnis kreieren. Zwar steckt schon im Snapdragon 835 der Vive Focus grundsätzlich ein LTE-Modem, limitierend ist bei LTE aber nicht die Bandbreite der Anbindung, sondern die Latenz. 5G verspricht Anbindungen von mehreren Gigabit pro Sekunde bei einer garantierten Latenz von einer Millisekunde.
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