Samsung Cinema LED: Schweiz nimmt helles 3D-Kino ohne Projektion in Betrieb

Update Nicolas La Rocco
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Samsung Cinema LED: Schweiz nimmt helles 3D-Kino ohne Projektion in Betrieb
Bild: Samsung

Im Schweizer Arena Cinemas Zürich Sihlcity ist das weltweit erste 3D-Kino mit LED-Bildschirmen von Samsung in Betrieb genommen worden. Zudem ist es Europas erster Saal, der Cinema LED von Samsung verwendet. Auf die klassische Projektion kann damit verzichtet werden. Die Helligkeit steigt dadurch, die Betriebskosten sinken.

Wie bringt man einen Kinosaal ohne Projektor zum leuchten? Ganz einfach: Die Leinwand selbst wird zur Lichtquelle. Cinema LED ist Samsungs Technologie für neuartige Kinosäle ohne die klassische Projektion mit einem hinter dem Zuschauer im Projektionsraum untergebrachten Projektor – oder bei sehr großen Sälen auch zwei Projektoren. In Zürich wird das System unter dem Namen Samsung Onyx Cinema LED betrieben. Für die Konzeption und Installation war die Imaculix AG zuständig.

Echtes 4K auf über 55 qm²

Cinema LED sind von Samsung entwickelte LED-Bildschirme mit DCI-Zertifizierung (inklusive HDR), die sich aus mehreren Modulen nahtlos ohne erkennbaren Übergang zusammenstecken lassen, um eine große Leinwand zu ergeben. Das im Arena Cinemas Sihlcity in Saal 5 verwendete System besteht aus 96 Modulen, die zusammen Abmessungen von 10,3 × 5,4 Metern ergeben und arbeitet mit der DCI-4K-Auflösung von 4.096 × 2.160 Bildpunkten. In der Breite werden somit 256 Pixel mehr geboten als bei der für Consumer gedachten Variante Ultra HD mit 3.840 × 2.160 Bildpunkten. Das in der Schweiz verbaute System ist das weltweit erste, mit dem auch 3D-Filme wiedergegeben werden können, frühere Installationen in Asien waren rein für die 2D-Wiedergabe ausgelegt. Das Arena Cinemas Zürich ist in puncto 2D-Wiedergabe Europas erstes Kino mit Cinema LED von Samsung. Die ersten 2D-Kinos mit Samsung Cinema LED werden seit letztem Jahr in Seoul und Busan (Korea) sowie in Shanghai (China) betrieben.

Heller als der Kinostandard und auch als IMAX Laser

Die Technologie schreibt sich vor allem auf die Fahne, deutlich heller als die klassische Projektion zu sein. Die Helligkeit soll in der Spitze bei 146 Foot-lambert (Fl) liegen. Foot-lambert beschreiben die Helligkeit, die von einer einer 30,48 × 30,48 Zentimeter (ein Quadratfuß) großen Fläche der Leinwand zurück in den Saal reflektiert wird. Laut Samsung sei Cinema LED bei der Maximalhelligkeit etwa zehnmal so hell wie der geläufige Kinostandard, der bei 14 Foot-lambert liegt. Damit übertrifft Cinema LED noch einmal deutlich die bereits sehr helle Dual-Laser-Projektionstechnik von IMAX mit 22 Foot-lambert, die in Deutschland in Berlin, Karlsruhe und Sinsheim zum Einsatz kommt.

Arena Cinemas schreibt in der Ankündigung: „Selbst bei den hellsten Szenen bleibt die Farbbrillanz erhalten, und auch bei den dunkelsten Bildern sind noch alle Details zu erkennen.“ Weil der Projektionsstrahl wegfällt, sei Schwarz nun wirklich schwarz. „Das Bild ist flächendeckend scharf und exakt auf die ganze Leinwand ausgerichtet.

Günstiger zu betreiben und zu warten

Die Vorteile von Cinema LED sind aber nicht nur bei der höheren Helligkeit, dem Schwarzwert und der allgemein hohen Wiedergabequalität zu finden. Mit rund 100.000 Betriebsstunden habe das System auch eine deutlich längere Lebensdauer als die klassische Projektion, erklärt das Kinounternehmen. Durch den modularen Aufbau können einzelne Cinema-LED-Module im Falle eines Defekts ausgetauscht werden. Der Stromverbrauch sei außerdem viel geringer als bei herkömmlichen Projektoren.

Mit der Inbetriebnahme von Cinema LED kommt auch ein neues Soundsystem zum Einsatz. Die Technik dahinter liefert indirekt ebenfalls Samsung, da das System von der Harman-Marke JBL Professional geliefert wurde. Samsung hatte Harman Ende 2016 für rund 8 Milliarden US-Dollar übernommen. Das Audiosystem ist für die Surround-Wiedergabe in 5.1 und 7.1 ausgelegt.

Arena Cinemas betreibt im Kino Zürich Sihlcity 19 Kinosäle, davon Saal 5 als Samsung Onyx Cinema LED mit 148 Plätzen. Flaggschiff-Saal bleibt Saal 4 mit 531 Plätzen und 19,97 × 8,27 Meter großer Leinwand, die per Dual-Projektion von Christie bespielt wird. Dieser Saal bietet zudem ein Auro-Audiosystem mit 11.1 Kanälen. Das CineStar IMAX in Berlin kommt auf 26 × 19 Meter.

Update

ComputerBase hat sich aufgrund des Feedbacks von Lesern mit Cinema Arenas und der Imaculix AG in Kontakt gesetzt, um weitere technische Details zu erfahren. Eine offene Frage war das verwendete 3D-Verfahren. Laut Imaculix AG Geschäftsführer Andy Bohli komme ein speziell für das Onyx Cinema LED ausgerichtetes aktives 3D-Verfahren zum Einsatz. Demnach müssen die Besucher Shutterbrillen tragen, die im Wechsel zum jeweils passenden Bild ein Glas durchlässig oder undurchlässig schalten. Kinoserver und LED-Wand liefern maximal 60 FPS, sodass die für normale Kinofilme üblichen 24 FPS problemlos auf 48 FPS für die 3D-Wiedergabe angehoben werden können.

Ein Redakteur von Heise konnte sich in der Schweiz bereits einen Ersteindruck zum Aufbau verschaffen. Demnach lief das System selbst bei der 3D-Wiedergabe nicht mit voller Helligkeit, der Film „Pacific Rim“ erschien dem Autor aber dennoch ausreichend hell. An der Bildqualität ließe sich „nichts aussetzen“, heißt es. Die Reserven des Systems sollen dann genutzt werden, wenn der Saal für bestimmte Einsatzzwecke nicht komplett abgedunkelt werden soll. Zum Audio-Aufbau heißt es, die Subwoofer befinden sich unterhalb des Bildschirms, die Frontlautsprecher hingegen hängen über der Installation. Mittels „psychoakustischer Tricks“ werde der Ton nach unten gesteuert.