Surface Book 2 13 Zoll im Test: Ein Wolf im Schafspelz, auf Wunsch an der Leine
2/2Testergebnisse
Die Benchmarks wurden mit allem zum Testzeitpunkt verfügbaren Updates durchgeführt. Patches gegen die Sicherheitslücken Meltdown und Spectre waren damit sowohl in der Firmware als auch in Windows aktiv. Als Grafikkartentreiber kamen die von Microsoft bereitgestellten Pakete zum Einsatz. Frei verfügbare Treiber ließen sich auf dem Surface Book 2 Anfang 2018 nur nach manuellen Eingriffen installieren. Mittlerweile gibt es aber auch einen GeForce-Treiber von Nvidia, der genutzt werden kann.
Alle Benchmarks mit „Beste Leistung“
Alle nachfolgenden Benchmarks wurden – sofern nicht anders beschrieben – mit der Power-Throttling-Einstellung „Beste Leistung“ durchgeführt.
Leistung in Anwendungen
Zur Einordnung der Benchmarks können zwei verschiedene Perspektiven eingenommen werden. Aus der einen enttäuscht die CPU-Leistung des Surface Book 2, weil der schnellste aktuelle Quad-Core-Prozessor von Intel vom auf dem Papier langsameren Modell im XPS 13 geschlagen wird. Die andere Perspektive hat hingegen die Kühlung im Blick: Und in Anbetracht der passiven Kühlung der CPU im schlanken Display-Tablet sind die Ergebnisse extrem stark.
Könnte der Core i7-8650U noch schneller sein? Sofern die Kühlung noch stärker ausfällt: mit Sicherheit. Den Core i7-8550U muss er schließlich schlagen. Im passiv gekühlten Surface Book 2 ist der Prozessor hingegen der schnellste, den Microsoft wählen konnte. Den aktiv gekühlten Core i7-8550U im Dell XPS 13 (9370) schlägt er zwar nicht, mit dieser CPU wäre das Surface Book 2 aber langsamer.
Leistung in Spielen
Wie sich das Surface Book 2 mit 13 Zoll großem Display und GeForce GTX 1050 in Spielen schlägt, war bereits im Test der ersten mobilen Raven-Ridge-CPUs zu sehen; die Messergebnisse waren in dem Artikel bereits enthalten. Im Durchschnitt über die getesteten Spiele ist das Surface Book 2 mit der mobilen Nvidia GeForce GTX 1050 mit 2 GB GDDR5 mehr als vier Mal so schnell wie mit der iGPU, deren Leistung deutlich hinter AMD Vega in aktuellen Riven-Ridge-APUs der 15-Watt-Klasse zurückfällt. Viele aktuelle Titel lassen sich bei im Zweifel reduzierten Details mit dem Surface Book 2 also auch in Full HD spielen; in nativer Auflösung von 3.000 × 2.000 Pixeln wird es hingegen eng.
- Performancerating – Spiele, FPS
- Performancerating – Spiele, Frametimes
- Destiny 2 – 1.920 × 1.080, Niedrigste Details, 50 % Auflösung
- Dota 2 – 1.920 × 1.080, Zweitniedrigstes Preset
- Overwatch – 1.920 × 1.080, Niedrigste Details, 75 % Auflösung
- Wolfenstein 2 – 1.600 × 900, Niedrigste Details, 50 % Auflösung
Interessant ist, dass Windows 10 Power Throttling auch auf die Leistung der GeForce GTX 1050 einen Einfluss hat. Während die oben aufgeführten Benchmarks mit „Beste Leistung“ vorgenommen wurden und 1.580 bis 1.630 MHz GPU-Takt in Tomb Raider bei 70 °C GPU-Temperatur, rund 80 Watt Verbrauch und hohen 45 Dezibel die Folge waren, fällt der Takt mit „Empfohlen“ bereits auf 1.290 bis 1.320 MHz. Der Stromverbrauch sinkt signifikant um gut 20 Watt, die Lautstärke auf 35 Dezibel – bei gleichzeitig leicht gesenkten GPU-Temperaturen (66 °C). Im Modus „Längste Akkulaufzeit“, im Netzbetrieb zweifelsohne eine fragwürdige Bezeichnung, liegen dann nur noch 980 bis 1.050 MHz an – der Verbrauch fällt um weitere 20 Watt und die Lautstärke auf 33 Dezibel.
Leistung Laufwerke
Das Surface Book 2 mit 13 Zoll setzt auf eine PCIe-SSD mit vier PCIe-Lanes nach Standard 3.0 (NVMe): die Samsung SSD PM961. Die in CrystalDiskMark erzielten Leistungswerte kommen im Test aber nicht an die vom Hersteller versprochenen heran, denn 3.000 MB/s sequenziell lesend und insbesondere 1.100 MB/s sequenziell schreiben werden deutlich verfehlt. Mit dem Ergebnis steht ComputerBase nicht alleine da. An den Patches gegen Meltdown und Spectre kann es nicht liegen, die waren beim Test der Kollegen nämlich noch nicht verfügbar.
Im Alltag spürbar ist das vergleichsweise schlechte Abschneiden der grundsätzlich viel schnelleren PCIe-SSD zwar nicht, beim Verschieben größerer Dateien auf dem Laufwerk kann sich die geringe Schreibleistung aber durchaus bemerkbar machen. Wer das 256-GB-Modell kauft, dem stehen nach dem ersten Start noch 206 von 236 GB Speicherplatz zur Verfügung.
Display mit sehr hohem Kontrast
Die 3:2-Displays der Surface-Serie lösen hoch auf, haben einen hohen Kontrast und satte Farben – da macht das Surface Book 2 keine Ausnahme. Auch die Blickwinkel sind über alle Zweifel erhaben, was gerade beim Einsatz des Tablets liegend auf dem Tisch von großem Vorteil ist. Bei Helligkeit und Homogenität gibt es mittlerweile aber bessere Displays.
Mit gemessenen durchschnittlichen 433 cd/m² strahlt das Testmuster zwar noch etwas heller als das der ersten Generation vor zwei Jahren (416 cd/m²), aktuelle MacBook Pro erreichen aber fast 600 cd/m². Beim Display ist die Surface-Serie darüber hinaus für seine Streuung bekannt, die Ergebnisse können bei einem anderen Modell im Vergleich zur ersten Generation also auch genau andersherum ausfallen.
Auch der Kontrast liegt mit gemessenen 1.851:1 nochmals über dem des Vorgängers und damit noch deutlicher über der offiziellen Angabe von 1.600:1, der Weißpunkt mit 6.780 Kelvin ist vom Vorgänger hingegen bekannt. Gestiegen ist dafür die minimale Helligkeit, sie beträgt 8 cd/m². Die Homogenität könnte höher ausfallen, geht aber wie bei der ersten Generation in Ordnung.
Kein Problem stellt beim Testmuster aus dem Handel Backlight-Bleeding, also das Hervorstechen der LED-Hintergrundbeleuchtung am Rand des Displays bei der Darstellung dunkler Farben, dar.
Lautstärke und Stromverbrauch
Wird nur die CPU gefordert, bleibt das Surface Book 2 geräuschlos – schließlich kommt die Kühlung des Prozessors immer ohne Lüfter aus. Wird allerdings auch die GeForce GTX 1050 in der Tastaturbasis gefordert, ist es mit der Ruhe vorbei: Gemessene 45 Dezibel 40 Zentimeter vor und 50 Zentimeter über dem Display-Scharnier liegen höher als bei so manchem Gaming-Notebook. Abhilfe schafft eine andere Einstellung im Windows 10 Power Throttling, die aber Leistung kostet.
Fazit
Mit der zweiten Generation hat Microsoft das Surface Book 2 mit 13 Zoll deutlich aufgewertet. Das fängt bei der von Anfang an problembefreiten Firmware an und zieht sich über den Wechsel auf passiv gekühlte Quad-Core-CPUs und den Einsatz einer mobilen GeForce GTX 1050 mit 2 GB fort. Auch der USB-Typ-C-Anschluss, eine Premiere für Surface, steht dem Gerät gut. Mit Thunderbolt 3 hätte er aber noch viel mehr Möglichkeiten geboten und auf einer Intel-Plattform zu diesem Preis ist das eigentlich Pflicht. Auf zwei Mal USB Typ A und einen SD-Karten-Leser wurde trotzdem nicht verzichtet. Das Gehäuse bietet allerdings auch weiterhin genug Platz dafür, weder Basis noch Tablet-Einheit sind für sich genommen besonders schlank.
Sehr hoch fällt auf Wunsch die Leistung aus, obwohl die CPU passiv gekühlt wird. Aber was Microsoft beim Surface Book 2 in diesem Punkt abgeliefert hat, sucht derzeit seinen Vergleich. Wird die dedizierte GPU gefordert, erreicht das Surface Book 2 dann aber auch eine sehr hohe Lautstärke. Gemessene 45 Dezibel liegen noch über dem Pegel, den Gaming-Notebooks in der Regel aufweisen. Abhilfe schafft Windows 10 Power Throttling hinter dem Akkusymbol, der sowohl CPU als auch GPU im Verbrauch einbremst und deshalb auch das GPU-Kühlsystem langsamer drehen lässt.
Als handfester Kritikpunkt bleibt neben dem Verzicht auf Thunderbolt 3 im Vergleich zum Vorgänger da nur die Tastaturbeleuchtung, die in heller Umgebung ohne manuellen Eingriff in der Regel aktiv ist und den Kontrast zu den hellen Tastenkappen derart reduziert, dass die Aufschrift nicht mehr lesbar ist. Und auch die Tatsache, dass das Gerät quasi nicht zu reparieren ist, stößt weiterhin sauer auf. Die SSD ist zwar wechselbar, kann aber nicht erreicht werden.
Wer sich für das Konzept Surface Book interessiert, der findet in dem kleineren Modell der zweiten Generation in Summe trotzdem eine deutlich bessere Umsetzung, als noch vor zwei Jahren von Microsoft präsentiert. Zu bedenken gilt es allerdings die technischen Einschnitte beim Basismodell (Zweikern-CPU, keine dGPU) und ob das Konzept Surface Book wirklich das richtige ist. Denn die Kombination eines sehr großen, leistungsstarken und vergleichsweise dünnen Tablets mit einer massiven Tastatur-Akku-(dGPU-)Basis zollt ihren Tribut bei Gewicht, Abmessungen und Kaufpreis. Ein großes Tablet und ein Ultrabook kosten in Summe nicht mehr.
Das Muster für diesen Test wurde der Redaktion leihweise vom Händler notebooksbilliger.de* zur Verfügung gestellt. Der Händler unterbietet die von Microsoft aufgerufenen UVP mittlerweile deutlich.
CPU | GPU | RAM | SSD | UVP |
---|---|---|---|---|
Mit 13,5-Zoll-Display | ||||
Core i5-7300U (2C/4T) | iGPU | 8 GB | 256 GB | 1.749 Euro |
Core i7-8650U (4C/8T) | GeForce GTX 1050 2 GB | 8 GB | 256 GB | 2.249 Euro |
Core i7-8650U (4C/8T) | GeForce GTX 1050 2 GB | 16 GB | 512 GB | 2.849 Euro |
Core i7-8650U (4C/8T) | GeForce GTX 1050 2 GB | 16 GB | 1.024 GB | 3.449 Euro |
Mit 15,0-Zoll-Display | ||||
Core i7-8650U (4C/8T) | GeForce GTX 1060 6 GB | 16 GB | 256 GB | 2.799 Euro |
Core i7-8650U (4C/8T) | GeForce GTX 1060 6 GB | 16 GB | 512 GB | 3.299 Euro |
Core i7-8650U (4C/8T) | GeForce GTX 1060 6 GB | 16 GB | 1.024 GB | 3.799 Euro |
kursiv = Variante im Test |
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