AMD Ryzen 2000 im Test: Ryzen 5 2600 in Spielen schneller als Ryzen 7 1800X
3/8Testsystem und Testergebnisse
Sämtliche Spiele-Benchmarks wurden für diesen Artikel von Grund auf neu erstellt. Jeder Prozessor wurde mit den Standard-Einstellungen bezüglich Takt und Speicher getestet, wobei die Primär-Speichertimings durchweg 16-16(-16)-1T betrugen. Es handelt sich um zwei acht Gigabyte große Single-Rank-Speichermodule. Als Mainboard kam jeweils der Top-Chipsatz mitsamt dem aktuellen BIOS zum Einsatz. Als Betriebssystem wurde Windows 10 mit sämtlichen Updates verwendet, darüber hinaus wurden die neusten Treiber installiert. Als Grafikkarte wurde die Asus GeForce GTX 1080 Ti Strix OC mit dem GeForce 391.35 genutzt.
Im Falle der neuen AMD-Prozessoren wurden alle vier Testprobanden auf dem Asus ROG Crosshair VII mit dem neuen X470-Chipsatz eingesetzt. Die von Asus und AMD empfohlene BIOS-Version trägt die Versionsnummer „505“. Zwei verschiedene Lüfter wurden genutzt: Der jeweilige Boxed-Kühler von AMD und darüber hinaus der Noctua NH-U14S mit einem NF-A15 als Lüfter.
Als Spiele wurden Assassin's Creed Origins, Far Cry 5, Kingdom Come: Deliverance, Project Cars 2, Star Wars: Battlefront 2 sowie Total War: Warhammer (DX11) genutzt, die einen Mix aus guter Mehrkernunterstützung und Single-Core-Performance darstellen. Als Auflösung wurde 1.920 × 1.080 genutzt, die Details wurden maximiert. Eventuell mögliches MSAA blieb wie Downsampling abgeschaltet. Dasselbe gilt für die GameWorks-Schatten in Battlefront 2.
Abweichungen bei den Benchmarks in Anwendungen belaufen sich auf die primären Speicher-Timings, die 15-15(-15)-1T betrugen. Sofern nicht anders vermerkt, wurden sowohl Ryzen 2000 als auch Ryzen 1000 auf dem Asus X470 Crosshair VII, um Einflüsse durch das Mainboard zu minimieren.
Die meisten Plattformen mit Schutz gegen Spectre Variante 2
Die mittlerweile von Intel, Microsoft und AMD verfügbaren Gegenmaßnamen gegen Spectre Variante 2 waren im Test auf den Plattformen Intel Coffee Lake (Core i7-8700K, i5-8400), Kaby Lake (Core i7-7700K) und Ryzen 2000 (2700X, 2700, 2600X, 2600, 2400G und 2200G) aktiv. Alle weiteren CPUs, darunter auch Ryzen 1000, wurden noch ohne aktive Spectre-Variante-2-Sicherheitsvorkehrungen getestet. Gegenmaßnahmen gegen Meltdown waren auf allen Intel-CPUs aktiv.
Benchmarks zur Latenz
AMD wirbt bei Pinnacle Ridge (und auch schon bei Raven Ridge) mit besseren Latenzen im L1-, L2- und L3-Cache sowie dem Arbeitsspeicher. Mit Hilfe des Tools AIDA 64 und dem darin enthaltenen „Cache & Memory Benchmark“ lässt sich das nachmessen.
Vorteil Zen+ zu Zen laut AMD | In AIDA64 gemessen | |
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Latenz L1-Cache | -13 Prozent | -10 Prozent |
Latenz L2-Cache | –34 Prozent | -50 Prozent |
Latenz L3-Cache | –16 Prozent | -25 Prozent |
Latenz RAM* | -11 Prozent | -11 Prozent |
* Zen und Zen+ mit DDR4-2666 |
Im Test kommt der Ryzen 7 2700X im L1-Cache in der Tat auf eine Zugriffszeit von 0,9 Nanosekunden, alle anderen AMD-Prozessoren inklusive der drei anderen Ryzen 2000 benötigen 1,0 ns. Hier macht also der sehr hohe Takt des Topmodells den Unterschied. Im L2-Cache ermittelt AIDA 64 hingegen bis zu 50 Prozent Vorteil, im L3-Cache sind es gemessene 25 Prozent. Und beim RAM kommt der Ryzen 7 2700X kommt mit DDR4-2933 auf 72,2 ns und der Ryzen 7 1800X mit DDR4-2666 auf 85,5 ns. Mit derselben Speichergeschwindigkeit erreicht der Ryzen 7 2700X 76,5 ns und ist damit immer noch klar schneller als der Vorgänger.
Auch Raven Ridge zeigt bessere Latenzen
Einen Großteil der Latenzverbesserungen tragen auch schon die Raven-Ridge-APUs in sich, doch hat es mit Pinnacle Ridge weitere Verbesserungen gegeben. Die Ergebnisse lauten beim L2-Cache 2,9 ns zu 3,1 ns (Ryzen 7 2700X zu Ryzen 5 2400G), beim L3-Cache 8,8 ns zu 9,7 ns und beim Speicher 72,2 ns zu 74,5 ns.
Im Vergleich zum Core i7-8700K zeigt sich eine minimal bessere Latenz beim L2-Cache für Intel (2,9 ns zu 2,7 ns), allerdings weist die AMD-CPU eine bessere Zugriffszeit zum L3-Cache auf (8,8 ns zu 10,9 ns). Auch wenn der Ryzen 7 2700X die Latenz zum Speicher verbessert, ist AMD diesbezüglich jedoch immer noch klar im Nachteil gegenüber Intel. Trotz des langsameren DDR4-2666-Speichers ist die Latenz des Core i7-8700K mit 54,3 ns deutlich niedriger.
Benchmarks mit Anwendungen
Und was bedeutet das für die Praxis? Im Schnitt über die getesteten Anwendungen, die mit zwei Ausnahmen (JetStream und VeraCrypt) von vielen Kernen und Threads profitieren, erobert das neue Topmodell Ryzen 7 2700X die Spitzenposition zurück. Zuletzt musste sich der Ryzen 7 1800X diesen Platz mit dem Core i7-8700K teilen. Der Vorsprung auf das letzte schnellste Modell und dessen Konkurrenten beträgt neun Prozent.
Darunter steigen alle neuen CPUs im Endeffekt eine Stufe auf: Der Ryzen 5 2600 ist dabei sogar etwas schneller als der Ryzen 5 1600X, für den Vergleich Ryzen 5 2600X zu Ryzen 7 1700 gilt das gleiche. Der Ryzen 7 2700 schließt hingegen nur zum Ryzen 7 1700X auf.
Interessant ist, dass alle vier neuen Prozessoren und – mit Ausnahme des nicht getesteten Ryzen 5 1600 – deren Vorgänger vor dem Core i5-8400 liegen. Dessen Rückstand auf den Core i7-8700K ist riesig. Zwar gibt es inzwischen auch die Modelle Core i5-8500 und Core i5-8600 und den Core i5-8600K hatte ComputerBase bereits im letzten Jahr getestet (für einen Nachtest allerdings nicht zur Hand), selbst dieses Modell lag aber nur zehn Prozent vor dem Core i5-8500 und wäre damit noch immer langsamer als der alle Ryzen ab dem Modell 5 1600X. Wer für sein Geld die maximale Leistung in parallelisierten Anwendungen sucht, findet bei AMD also in jedem Fall eine schnellere oder günstigere Alternative.
Das von Ryzen 2000 in Anwendungen erzielte Ergebnis entspricht den anhand der von AMD im Vorfeld publizierten Eckdaten abgesteckten Erwartungen. Das liegt auch daran, dass die von AMD versprochenen Verbesserungen bei der Latenz in der CPU und der schnellere Speichertakt hier nur selten einen Effekt zeigen (mehr dazu im späteren Verlauf). Deutlich interessanter wird es in Spielen.