AMD Ryzen 2000 im Test: Ryzen 5 2600 in Spielen schneller als Ryzen 7 1800X
7/8Ryzen 2700X auf Steroiden
Bei der ersten Generation Ryzen lässt sich die (Spiele-)Performance durch höhere Speichertaktraten sowie aggressive Sekundärtimings teils deutlich verbessern. Dadurch sinkt die bei Ryzen recht hohe Speicherlatenz, wovon gerade Spiele profitieren. Weil sie bei Ryzen 2000 generell schon besser ausfällt, stellt sich allerdings die Frage, ob der Trick auch bei den neuen CPUs noch funktioniert. Und auch das Thema Übertaktung der CPU hat sich ComputerBase in diesem Abschnitt noch einmal angesehen.
Benchmarks mit DDR4-3466 und scharfen Timings
Auf dem Ryzen 7 2700X ließen sich die zwei eingesetzten, jeweils acht Gigabyte großen DDR4-4133-Speicherriegel von G.Skill aus der TridentZ-Serie (Samsung B-Die, Single Rank) ohne größere Probleme mit DDR4-3600 ansteuern – abgesehen von den Primärtimings (16-16-16-1T) nutzen alle anderen Timings die Automatik-Funktion. 1,4 Volt waren dafür notwendig. Das ist für eine Ryzen-CPU ein gutes Ergebnis, was bei der ersten Generation nur selten funktioniert.
Mit 1,35 Volt liefen DDR4-3466 noch einwandfrei – genau dieser Takt wird für den Test eingesetzt. Für eine zweite Testreihe wird ein im Asus ROG Crosshair VII hinterlegtes Speicherprofil von „The Stilt“ für die eingesetzten Samsung-B-Dies genutzt, das die Primärtimings auf 15-15-15-35 reduziert und darüber hinaus beinahe sämtliche Sekundärtimings optimiert.
Die Latenz lässt sich um weitere 16 Prozent reduzieren
Alleine durch den höheren Speichertakt von DDR4-3466 reduzieren sich die Speicherlatenzen gegenüber DDR4-2933 auf dem Ryzen 7 2700X von 72,2 ns auf 64,5 ns. Gleichzeitig steigt der Speicherdurchsatz deutlich an. Mit den optimierten Subtimings sinkt die Latenz auf 60,7 ns, während der Durchsatz weiter ansteigt. Damit ist die Latenz nicht mehr allzu weit von denen der Intel-CPUs entfernt. Der Core i7-7700K kommt auf einen Messwert von 55,9 ns, der Core i7-8700K auf 54,3 ns.
Durch diese zwei Maßnahmen steigt die Spiele-Performance des Ryzen 7 2700X deutlich. Alleine durch den höheren Speichertakt steigt die Framerate im Durchschnitt um sechs Prozent, inklusive der optimierten Timings sind es gar 14 Prozent. Damit ist der Ryzen 7 2700X in Spielen schneller als der Core i7-8700K – wohlgemerkt aber nur, wenn dieser mit den Standardeinstellungen betrieben wird. Die Frametimes verbessern sich durch DDR4-3466 um sechs Prozent, inklusive der besseren Timings sind es 16 Prozent. In beiden Fällen bringen die aggressiveren Timings also mehr Spieleleistung als der höhere Speichertakt.
Bei Intel-CPUs bringt das Tuning nicht ganz so viel
Natürlich lässt sich der Speicher jedoch auch auf einem Intel-System optimieren. Mit DDR4-3466 reduziert sich die Speicherlatenz auf dem Core i7-8700K von 54,3 ns auf 45 ns, zudem steigt der Speicherdurchsatz deutlich an. Mit im BIOS des Asus Z370 ROG Maximus X Hero optimierten Sekundärtimings bleibt die Latenz gleich, dafür steigt der Durchsatz weiter an. Und auf den schnelleren Speicher reagiert der Core i7-8700K mit sieben Prozent minimal besser als der AMD-Prozessor, der auf ein Prozent weniger kommt. Jedoch bringen die optimierten Subtimings nur ein Plus von einem weiteren Prozent. Mit einem optimierten Speicher reduziert sich der Abstand vom Core i7-8700K zum Ryzen 7 2700X damit von elf Prozent auf fünf Prozent.
Spiele reagieren allerdings sehr unterschiedlich auf die Maßnahmen. So legt Assassin's Creed Origins zum Beispiel nur um zwei Prozent durch den höheren Takt und um insgesamt sieben Prozent durch beide Maßnahmen zu. Ähnlich verhält sich Far Cry 5. Project Cars 2 läuft mit DDR4-3466 dann gleich um 13 Prozent schneller, die besseren Timings bringen aber nur noch weitere drei Prozent. Total War Warhammer läuft um sechs Prozent schneller durch DDR4-3466. Inklusive der Timings sind es dann gleich satte 22 Prozent – die größte Steigerung im Test – sodass der Core i7-8700K gar neun Prozent langsamer ist.
Benchmarks mit Übertaktung
4,3 GHz war die Grenze des All-Core-Turbos, mit dem der Ryzen 7 2700X bei 1,4 Volt noch einen stabilen Betrieb ermöglicht hat. Ohne Übertaktung läuft die CPU gewöhnlich mit rund 4,0 GHz bei etwa 1,28 Volt. Mit Übertaktung stiegen die Leistungsaufnahme und die Temperatur deutlich an. Mit dem Noctua NH-U14S betrug sie dann rund 80 Grad Celsius (ohne Offset). Auch wer nur den Wraith Prism nutzt, kann die CPU übertakten, muss sich jedoch mit weniger Takt und Spannung zufrieden geben, da andernfalls die Temperaturen schnell die 100-Grad-Marke erreichen. Ein einzelner Kern lässt sich bei 1,475 Volt auch auf bis zu 4,4 GHz übertakten. Mehr geht aber auch dann nicht.
Der Ryzen 5 2600X lässt sich sehr ähnlich übertakten wie das größere Modell, nur um 100 MHz weniger. Mit 1,4 Volt lassen sich alle Kerne stabil mit 4,2 GHz betreiben – mit mehr Spannung ändert sich das auch nicht. Die Temperatur beträgt dann 78 Grad. Ein einzelner Kern läuft mit 4,3 GHz stabil, dafür sind dann aber schon 1,475 Volt nötig, sodass die Temperatur auf 86 Grad ansteigt.
Deutlich mehr Potenzial haben 2600/2700 – verlieren dann aber ihre Effizienz
Die 65-Watt-Modelle haben deutlich mehr Potenzial zum Übertakten, da diese von einem deutlich geringeren Takt-Niveau starten. Entsprechend geht es vor allem beim Ryzen 7 2700 ordentlich vorwärts, wenn auch nicht so weit wie bei den X-Versionen. So verträgt der Prozessor 4,1 GHz auf allen Kernen bei 1,35 Volt. Mit den Standardeinstellungen arbeitet der Ryzen 7 2700 mit 3,4 GHz, sodass das Plus bei guten 700 MHz liegt. Das beschleunigt die CPU deutlich, doch braucht der Prozessor auch deutlich mehr Energie – was den eigentlichen Zweck bei dem Modell ad absurdum führt. Die Hitzeentwicklung steigt mit dem Noctua NH-U14S durch das Übertakten auf 68 Grad Celsius an.
Auch beim Ryzen 5 2600 ist ein ordentlicher Zuwachs möglich, wobei natürlich auch bei dem Modell die Effizienz stark darunter leidet. Bei Volllast arbeitet der Prozessor eigentlich mit 3,7 GHz. Durch Übertakten sind stabile 4,2 GHz auf allen Kernen möglich. Dafür werden 1,4 Volt benötigt, die Temperatur steigt auf 78 Grad Celsius an.
Die Performancevorteile sind auf dem Ryzen 7 2700X gering
Und in Spielen brachte das Mehr an Takt kaum mehr Leistung. Durch den neuen Turbo taktet der Ryzen 7 2700X bei Last auf weniger Kernen (in Spielen oft der Fall) ohnehin mit mehr als 4,0 GHz, sodass der Unterschied zu den Standardeinstellungen im Durchschnitt bei gleichem Kühler gerade einmal ein Prozent beträgt. In den Spielen zeigt sich maximal eine um vier Prozent höhere Performance.
Wer mehr Performance haben möchte, muss also die Kerne einzeln übertakten, sodass sie sich in Spielen mit schlechter Mehrkernnutzung besser von den Standardeinstellungen absetzen können. Mehr als 4,4 GHz sind aber eben auch so nicht möglich, sodass der praktische Nutzen kaum vorhanden ist.
Wer eine höhere Spiele-Leistung haben möchte, sollte auf einer Ryzen-2000-CPU also lieber mehr Zeit in die Anpassung des Speichertaktes sowie der Timings legen. Dort liegt deutlich mehr Potenzial als beim Übertakten des Prozessors.