Apple-Umweltbericht: Roboter Daisy zerlegt 200 iPhones pro Stunde
Apple hat anlässlich des in zwei Tagen stattfindenden „Tag der Erde“ seinen alljährlichen Umweltbericht vorgelegt. Den Fokus legt das Unternehmen in diesem auf den Recycling-Roboter Daisy sowie die Deckung des eigenen Strombedarfs aus 100 Prozent umweltfreundlichen Quellen. Greenpeace übt dagegen Kritik.
4.800 zerlegte iPhones pro Tag
Daisy tritt die Nachfolge des 2016 vorgestellten Recycling-Roboters Liam an. Dieser war mit einer Dauer von 11 Sekunden zur kompletten Zerlegung eines iPhones zwar deutlich schneller als Daisy, die für ein iPhone 18 Sekunden benötigt, dennoch kann Apple eigenen Aussagen zufolge mit dem neuen Roboter deutlich besser Materialien zurückgewinnen und wiederverwenden. Dadurch will der iPhone-Hersteller den Anteil recycelter Komponenten in den eigenen Produkten zukünftig deutlich steigern und sich weniger von der Beschaffung seltener Werkstoffe auf dem Weltmarkt abhängig machen.
Komplexe Lösung zur Wiederverwertung
Daisy baut zwar auf den Erfahrungen des Vorgängers auf, im Gegensatz zu Liam wurde der neue Roboter jedoch gänzlich im eigenen Hause entwickelt und somit optimal an die gestellten Anforderungen angepasst. Der größte Unterschied zum Vorgänger liegt darin, dass es sich bei Daisy im Grunde nicht mehr um einen einzelnen Recycling-Roboter, sondern um eine ganze Demontierstraße handelt, bei welcher verschiedene Teilbereiche ineinander greifen. So wird in einem Arbeitsschritt das Display vom Gehäuse getrennt, andere Bereiche lösen Platinen und auch Stromspeicher heraus oder entfernen die verlöteten Chips vom Logic Board. Dabei werden alle wiederverwertbaren Materialien von neun iPhone-Varianten zur weiteren Verarbeitung getrennt, um später dem Kreislauf wieder zugeführt werden zu können.
Anlässlich dem am 22. April stattfindenden „Earth Day‟ will das Unternehmen zudem für jedes bis zum 30. April zulässige und dem Wiederverwertungsprogramm von Apple zugeführten iPhone eine Spende an die gemeinnützige Organisation Conservation International leisten.
100 Prozent Ökostrom für eigenen Bedarf
Ebenfalls hervorgehoben wurde Apples Vorstoß im Bezug auf die Nutzung regenerativer Energien zur Deckung des eigenen Strombedarfs: Bereits Anfang des Monats ließ das Unternehmen in einer Mitteilung verlauten, die eigenen Standorte, Rechenzentren sowie Apple Stores in 43 Ländern aus ökologisch gewonnenem Strom zu versorgen. Bis zum aktuellen Zeitpunkt konnte das Unternehmen zudem 23 Unternehmen in seiner Lieferkette dazu bewegen, zur Fertigung von Apple-Komponenten ebenfalls auf Ökostrom zu setzen. An 25 Standorten eigener Ökostrom-Projekte steuert der Konzern zudem bis zu 626 Megawatt selbst bei. Das erklärte Ziel bleibt auch weiterhin, dass bis zum Jahr 2020 alle Fertiger sowie deren Zulieferer ihren Strom zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie decken.
Durch diese Maßnahmen konnten der CO2-Ausstoß eigenen Aussagen zufolge von 29,5 Millionen Tonnen in 2016 um noch einmal 27,5 Millionen Tonnen verringert werden. Aber nicht nur an der Senkung des eigenen Energieverbrauchs wurde gearbeitet, Apple gibt an, dass Nutzer von Apple-Geräten seit 2008 rund 68 Prozent weniger Strom verbrauchen würden.
Kritik von Greenpeace
Nicht weit genug gehen Apples Bemühungen für Greenpeace: In einer Stellungnahme beklagt die Umweltschutzorganisation, Apple hätte zur ökologischen Verbesserung statt eines neuen Roboters lieber für eine bessere Reparaturfähigkeit seiner Geräte sorgen sollen. Damit könnten Produkte des Unternehmens deutlich länger genutzt und somit der Tag der Zerlegung durch Daisy weiter hinausgezögert werden.
Greenpeace beruft sich dabei vor allem auf den Reparaturdienst iFixit, mit dem die Organisation eine Partnerschaft führt, und welcher Apple in der Vergangenheit immer wieder schlechte Zeugnisse in Bezug auf die Reparaturfreundlichkeit der Produkte ausgestellt hat – dies zuletzt auch bei Apples smarten Lautsprecher HomePod.
Damit spielt Greenpeace auch auf die aktuell in den USA laufende Auseinandersetzung zwischen Herstellern und Verbraucherschützern an, welche sich für ein Recht auf Reparatur einsetzen. Mittlerweile haben bereits 22 US-Bundesstaaten den sogenannten „Right To Repair Act“ in ihre Rechtssprechung aufgenommen. Apple zeigte sich in der Diskussion bisher als vehementer Gegner einer solchen Lösung.
Auch hierzulande werden die Rufe nach einer gesetzlichen Regelung immer lauter.