be quiet! Dark Rock 4 im Test: Leiser Tower-Kühler erbt Stärken und Schwächen

Thomas Böhm
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be quiet! Dark Rock 4 im Test: Leiser Tower-Kühler erbt Stärken und Schwächen

tl;dr: be quiet! legt den CPU-Kühler Dark Rock in vierter Generation auf. Große Veränderungen gibt es nicht – weder bei Konzept noch Leistung. Damit bleibt ein gut verarbeiteter Tower-Kühler mit überdurchschnittlich leisem Lüfter, der abgesehen von diesen beiden Punkten aber hinter Entwicklungen der Konkurrenz zurückliegt.

Kaum sichtbare Veränderungen

be quiet! setzt beim Dark Rock 4 auf das altbekannte Rezept der Dark-Rock-Kühler: Ein schwarzer Kühlturm aus Aluminiumlamellen trifft eine vernickelte Kupferplatte. Kombiniert wird das Konstrukt mit einem Silent-Wings-Lüfter, der einen leisen Betrieb garantieren soll. Im Vergleich zum Vorgänger Dark Rock 3 soll die Iteration 4 besser sein: Durch eine Überarbeitung des „Innenlebens“, also der Heatpipes sowie der schwarzen Beschichtung des Kühlturms, soll der Tower-Kühler bei gleicher Lautstärke minimal besser kühlen als sein Vorgänger. Daraus folgt eine TDP-Einstufung von 200 anstelle von 190 Watt.

be quiet! Dark Rock 3
be quiet! Dark Rock 3 (Bild: be quiet!)
be quiet! Dark Rock 4
be quiet! Dark Rock 4 (Bild: be quiet!)

Eine weitere Neuerung wird mit dem Montagesystem eingeführt, das laut be quiet! nun komfortabler anzuwenden ist. Abgesehen von diesen beiden Punkten spart der Hersteller aber an Weiterentwicklungen – zusätzliche Differenzen zwischen Dark Rock 3 und 4 müssen schon mit der Lupe gesucht werden, denn die Kühler gleichen einander fast wie ein Ei dem anderen. Es bleibt bei sechs Heatpipes, das Top-Finish der abschließenden Lamelle ist unverändert und auch der Kühlturm bleibt zentral: Eine asymmetrische Anordnung für erhöhte Kompatibilität mit hohen RAM-Modulen bleibt dem Dark Rock auch in der vierten Generation verwehrt.

Im Test muss der Dark Rock 4 auf dem AM4-Testsystem zeigen, ob er die Versprechen des Herstellers hält. Die direkte Gegenüberstellung mit dem Vorgänger Dark Rock 3 ist allerdings nicht möglich, da be quiet! der Redaktion kein Muster des älteren Kühlers bereitstellen konnte. Stattdessen muss sich der Dark Rock 4 den potenten Tower-Kühlern Thermalright HR-02 Macho (Test) und Scythe Mugen 5 (Test) stellen.

be quiet! Dark Rock 4
Bauform: Tower
Größe (L × B × H): 96 × 136 × 159 mm (mit Lüfter)
Gewicht: 920 g (mit Lüfter)
Heatpipes: Kupfer (vernickelt), 6 × 6 mm (Ø)
Kupferbasis (vernickelt)
Lamellen: Aluminium (vernickelt)
Kühler-Montage: Zweistufige Halterung mit Rückplatte
Lüfter (Modell 1): 1 × 135 × 135 × 22,0 mm
Öldruck Lager
1.400 U/min
21,4 dBA
4-Pin-PWM
?
Lüfter (Modell 2):
Lüfter-Montage: Befestigung: Drahtbügel
Entkopplung: Gummiband
weitere Halterung beigelegt
Kompatibilität: AMD: Sockel FM2(+)/FM1/AM3(+)/AM2(+)/AM4/AM5?
Intel: LGA 2066/2011/1366/LGA 1200?/115x
Preis: 73 €

be quiet! Dark Rock 4 im Detail

be quiet! legt den Dark Rock 4 als klassischen Tower-Kühler aus. Über eine kupferne Bodenplatte wird die Abwärme der CPU an sechs Wärmerohre geleitet, welche sie wiederum an einen Radiator aus Aluminiumlamellen abgeben. Ein Axiallüfter sorgt schließlich für die Belüftung des Kühlturms, wodurch die Wärme in der Umgebungsluft landet. Der Kühlturm ist ebenso wie die Bodenplatte hochwertig verarbeitet. Aus optischen Gründen spendiert be quiet! dem Kühler die aus der Dark-Rock-Serie bekannte schwarze Abschlusslamelle und setzt auf eine schwarze Beschichtung des gesamten Kühlers – mit Ausnahme der Bodenplatte, welche vernickelt ist.

Zur Belüftung kommt ein Silent-Wings-Ventilator zum Einsatz, dessen technische Daten dem Lüfter des Dark Rock 3 entsprechen: Maximal 1.400 U/min erreicht der 135 × 135 × 22 mm messende Ventilator, der auf ein FDB-Lager sowie die Hersteller-üblichen, proprietär in die Mitte des Rahmens verschobenen Bohrlöcher setzt. Der Lieferumfang entspricht dem großzügigen Standard eines teuren CPU-Kühlers: Es werden alle aktuellen CPU-Sockel mit Ausnahme von AMD TR4 abgedeckt und ein zusätzlicher Satz Lüfterklammern zur Montage eines zweiten Silent-Wings-Ventilators ist beigelegt: Standardlüfter sind nicht mit den Drahtbügeln kompatibel. Die Montageanleitung liegt gedruckt und in mehreren Sprachen vor; Wärmeleitpaste gibt es in einer wiederverschließbaren Spritze. Auch an einen Schraubendreher für die Montage hat der Hersteller gedacht.

Im Testeinsatz zeigt sich der Silent-Wings-Lüfter allerdings zickig: In Kombination mit der Lüftersteuerung Aquaero 6 LT (Test) wird per PWM-Steuerung kein einigermaßen linearer Drehzahlverlauf erreicht. Stattdessen bleibt der Ventilator unter 50 % PWM-Leistung stehen, erreicht erst bei 99 % 900 U/min und macht bei 100 % schließlich einen Sprung auf die maximal erreichbaren knapp 1350 U/min. Am MSI X370 XPower Gaming Titanium wird hingegen der erwartete Drehzahlverlauf mittels PWM-Steuerung erreicht.

Fast jeder ignoriert die Norm

Nach Rücksprache mit Aqua Computer liegt dies an der PWM-Implementierung des Lüfters, welche sich nicht exakt an die von Intel vorgegebenen Spezifikationen hält. Da sich das durchschnittliche Mainboard ebenfalls nicht an die PWM-Norm von Intel hält, wird kaum ein Nutzer dieses Problem nachstellen können. Nur die Kombination des Lüfters mit einer Steuerung, welche die PWM-Spezifikation korrekt umsetzt, führt zu dem beschriebenen Verhalten.

Das Lager des Lüfters überzeugt dafür auf ganzer Linie. Beginnend mit der Anlaufgeschwindigkeit von etwa 200 U/min läuft der Ventilator ohne wahrnehmbare Nebengeräusche, bis bei höheren Drehzahlen allmählich unvermeidbare Luftgeräusche auftreten. Dass der Lüfter bei Drehzahlgleichheit leiser als andere 140-mm-Lüfter agiert, liegt allerdings wenigstens zum Teil an der geringeren Tiefe: Der Silent-Wings-Lüfter ist nur 22 anstelle der üblichen 25 mm tief, weshalb bei gleicher Drehzahl weniger Luft befördert wird.

Montage im Testsystem

be quiet! bewirbt explizit das aktualisierte Montagesystem des Dark Rock 4, welches im Vergleich zum Vorgänger deutlich nutzerfreundlicher gestaltet wurde. In der Praxis ist be quiet! damit auf dem Stand angekommen, den beispielsweise Thermalright mit dem HR-02 Macho Rev. B (Test) seit vier Jahren einsetzt: Die Backplate wird mit Montagebügeln auf der Vorderseite des Mainboards verschraubt. Anschließend wird der Kühler auf die CPU gelegt und über einen Montagesteg von oben mit den Haltebügeln verschraubt.

be quiet! Dark Rock 4 im Testsystem: Der erste RAM-Slot wird komplett überragt
be quiet! Dark Rock 4 im Testsystem: Der erste RAM-Slot wird komplett überragt

Das System funktioniert und stellt den Nutzer vor keine großen Probleme. Die aktuelle Konkurrenz von Scythe zeigt aber, dass es noch einfacher gehen kann: Beim Scythe Mugen 5 (Test) ist der Haltebügel des CPU-Kühlers zusammen mit den Schrauben bereits vorinstalliert – so können sich diese Teile beim Einbau erst gar nicht von dem gesamten Konstrukt lösen, was die Befestigung des Kühlers noch etwas unkomplizierter macht. Dass sich der Dark Rock 4 bei der Montage auf AM4 nicht in 90°-Schritten drehen lässt, ist Kritik auf hohem Niveau: Aufgrund des ausladenden Kühlturms würden so ohnehin nur die RAM-Steckplätze verdeckt werden.

Arbeitsspeicher gegen Kühler

Einen großen Kritikpunkt gibt es beim Dark Rock 4 für den nicht versetzten Kühlturm: Während es in der Branche mittlerweile sogar bei kleinen Tower-Kühlern (Test) üblich ist, den Radiator so zu versetzen, dass ein großzügiger Abstand zum ersten RAM-Slot besteht, ignoriert be quiet! diese Entwicklung. Der Dark Rock 4 sitzt zentral über dem Prozessor, sodass der Lüfter den ersten RAM-Slot komplett überdeckt. Würde anstelle des schlanken 22-mm-Lüfters ein Standardmodell mit 25 mm Rahmentiefe eingesetzt werden, so würde sogar der zweite Steckplatz mit beeinträchtigt werden.

be quiet! Dark Rock 4 im Testsystem: Der erste RAM-Slot wird komplett überragt
be quiet! Dark Rock 4 im Testsystem: Der erste RAM-Slot wird komplett überragt
be quiet! Dark Rock 4: Mit versetztem Lüfter passt RAM bis knapp 4 cm Bauhöhe
be quiet! Dark Rock 4: Mit versetztem Lüfter passt RAM bis knapp 4 cm Bauhöhe

Der Problematik kann bedingt Abhilfe geschafft werden, indem der Lüfter des Kühlers nach oben versetzt wird. Die knapp 4 cm hohen G.Skill-FlareX-Module des ComputerBase-Testsystems passen so mit sanfter Gewalt unter den Ventilator: Der Lüfter drückt noch leicht auf den Heatspreader des Speicherriegels, selbst nachdem der Ventilator so weit wie möglich nach oben versetzt worden ist. Arbeitsspeicher mit noch höheren Kühlblechen passt folglich auf keinen Fall mehr in Vollbestückung. Das kann die Konkurrenz mit versetzten Kühltürmen bereits seit Jahren besser. Wer den Lüfter nach oben versetzt, muss berücksichtigen, dass die Bauhöhe des Kühlers auf über 16,5 cm steigt. Das Gehäuse muss also entsprechend viel Platz für Prozessorkühler bieten.

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