Cambridge-Analytica-Skandal: Insgesamt sind 87 Millionen Facebook-Nutzer betroffen
Seit mehr als zwei Wochen ist Facebooks Cambridge-Analytica-Skandal publik, zunächst hieß es, 50 Millionen Nutzer sind betroffen. Nun musste das soziale Netzwerk einräumen, dass mehr Nutzer betroffen sind als zunächst bekannt war. Insgesamt sollen es 87 Millionen sein, die meisten davon stammen aus den USA.
Das teilt Facebooks Chief Technology Officer (CTO) Mike Schroepfer mit. Vorausgegangen waren interne Untersuchungen in den letzten zwei Wochen. Konkrete Details zu der Zahl nennt Schroepfer allerdings nicht. So heißt es lediglich: „Wir gehen insgesamt davon aus, dass Informationen von 87 Millionen Facebook-Nutzern unrechtmäßig an Cambridge Analytica weitergeleitet wurden.“
Datenzugriff über API wird eingeschränkt
Ausführlicher beschreibt Schroepfer hingegen die Maßnahmen, die Facebook als Reaktion auf den Cambridge-Analytica-Skandal entwickelt hat. So soll ab Montag oberhalb des Newsfeeds ein Tool verlinkt werden, das den Nutzern anzeigt, welche Apps sie nutzen – und auf welche Daten diese Apps zugreifen können. Auch das Löschen der Apps soll damit möglich sein.
Eingeschränkt wird zudem der Datenzugriff über die Veranstaltungen-, Gruppen- und Seiten-API. Wenn Nutzer Apps installiert hatten, konnten diese über die Schnittstellen auch Informationen von Dritten abgreifen. Dazu zählten etwa Mitgliederlisten von Gruppen. Das soll künftig nicht mehr ohne Weiteres möglich sein.
Ebenso will Facebook die Maßnahmen umsetzen, die Mark Zuckerberg vor zwei Wochen ankündigte. Dazu zählt etwa eine striktere Kontrolle von Apps, die Nutzerdaten abgreifen. „Wir werden auch nicht mehr zulassen, dass Apps um einen Zugang zu persönlichen Informationen wie religiöse oder politische Ansichten, Beziehungsstatus“ oder anderen Interessen bitten, so Schoepfer.
Facebook muss reagieren
Nachbesserungen hat Facebook in den letzten Wochen mehrmals versprochen, doch der Konzern steht auch unter Zugzwang. In den USA droht eine Geldstrafe in Milliarden-Höhe, verschärfte Gesetze und Kartellverfahren sind ebenfalls im Gespräch.
Den Anfang machten in der letzten Woche zunächst die vereinfachten Privatsphäre-Einstellungen, die allerdings schon länger in der Entwicklung waren. Mark Zuckerberg selbst sagte aber auch, dass es keine schnelle Lösung gebe, um sämtliche Probleme aufzuarbeiten, die in den letzten Monaten und Jahren bekannt wurden. Druck kommt aber auch von außen.
In Deutschland können bis zu 310.000 Nutzer von dem Cambridge-Analytica-Vorfall betroffen sein, meldet Spiegel Online. Facebook habe die präziseren Daten auf Anfrage mitgeteilt. Heruntergeladen wurde die Quiz-App des Forschers zwischen den Jahren 2013 und 2014 demnach nur von 65 Personen. Doch über den Zugang auf die Informationen von Freunden kommt die Zahl von bis zu 310.000 Nutzern zu Stande.
Potentiell betroffen sind wie angekündigt vor allem die Nutzer aus den USA. Dort sollen es bis zu 70,6 Millionen sein. Die Philippinen folgen auf Rang 2 mit 1,2 Millionen Nutzern, dann Großbritannien mit 1,1 Millionen Nutzern.