Nach Facebook-Skandal: Zuckerberg wehrt sich gegen Kritik von Apple
Angesichts des Datenskandals gab sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg im Interview mit dem amerikanischen Magazin Vox erneut kleinlaut. Es werde noch Jahre dauern, um die Probleme aufzuarbeiten. Gegen die Kritik von Apple-Chef Tim Cook wehrte er sich allerdings.
Angesichts des Datenmissbrauchs rund um den Cambridge-Analytica-Vorfall wetterte Cook in den letzten Tagen gegen das Geschäftsmodell von Facebook. Die Nutzer wären dabei nicht Konsumenten, sondern das Produkt, mit dem der Konzern seine Umsätze verdiene. Das könne zwar auch Apple machen und eine „Tonne Geld“ verdienen, so Cook, doch man habe sich bewusst gegen dieses Geschäftsmodell entschieden. Allerdings: Apple erwirtschaftet seine Umsätze vor allem durch den Verkauf des iPhones, ist an dieser Stelle also in einer günstigen Position.
In diesem Kontext sprach sich Cook dann auch für eine verschärfte Regulierung für Datenkonzerne wie Facebook. Eigentlich halte er die Selbstregulierung für die beste Form der Regulierung. Doch im Falle von Facebook sei man „über diesen Punkt hinaus“, so Cook.
Zuckerberg verteidigt werbebasiertes Geschäftsmodell
Insbesondere die moralische Kritik wollte Zuckerberg aber nicht auf sich sitzen lassen. So sagte er im Interview mit Vox: „Die Realität ist: Wenn man einen Dienst aufbauen will, der weltweit die Menschen verbinden soll, kann sich das nicht jeder leisten.“ Deswegen nutze Facebook ähnlich wie viele Medien ein werbebasiertes Geschäftsmodell, das wäre die einzige rationale Alternative. Und das bedeute für Zuckerberg auch nicht, dass ihm die Belange der Nutzer egal wären.
Nichtsdestoweniger bewertet er die jüngsten Skandale, die neben dem Cambridge-Analytica-Skandal etwa noch das Fake-News-Problem umfasst, als Einschnitt. Und räumte ein, dass es Zeit braucht, um der Sache Herr zu werden. „Ich wünschte, ich könnte all die Probleme in drei oder sechs Monaten lösen, aber realistisch ist vermutlich, dass die Lösung einen längeren Zeitraum in Anspruch nimmt.“ Zuckerberg spricht dabei sogar selbst von Jahren.
Facebooks Reaktion kam zu spät
Bei dem jüngsten Datenskandal war es einem Forscher zwischen 2013 und 2014 gelungen, mittels einer Quiz-App die Daten von insgesamt 50 Millionen Facebook-Nutzern zu sammeln. Dieser Datensatz soll dann später entgegen der Vorgaben von Facebook bei der umstrittenen Analyse-Firma Cambridge Analytica gelandet sein, die die Daten unter anderem für Trumps Wahlkampf verwendet haben soll. Details dazu sind aber weiterhin unklar.
Facebook selbst hatte von dem Datenmissbrauch schon 2015 erfahren. Der Vorwurf an den Konzern lautet nun: Für App-Entwickler war es damals zu leicht, massenhaft Nutzerdaten zu erfassen. Außerdem habe der Konzern nicht ausreichend kontrolliert, ob die Daten tatsächlich gelöscht wurden und zudem die betroffenen Nutzer nicht informiert.
Mittlerweile hat das soziale Netzwerk aber reagiert. Der Datenzugang von App-Entwicklern auf der Plattform wurde schon vor Jahren eingeschränkt und soll künftig noch strikter geregelt werden. Außerdem kündigte man letzte Woche an, den Zugang von externen Datenhändlern gesperrt zu haben. Vereinfachte Privatsphäre-Einstellungen wurden ebenfalls veröffentlicht, die befanden sich aber schon länger in der Entwicklung. Nötig waren die aufgrund der europäischen Datenschutz-Verordnung (DSGVO) ohnehin.
Nichtsdestotrotz werden nun verschärfte Gesetze diskutiert und Facebooks dominante Marktposition in Frage gestellt. In den USA droht dem Konzern zudem eine Milliarden-Strafe durch die Federal Trade Commission (FTC).