Zuckerberg vor US-Kongress: Der Facebook-Chef offenbart die wahren Probleme

Andreas Frischholz
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Zuckerberg vor US-Kongress: Der Facebook-Chef offenbart die wahren Probleme
Bild: Guardian News: YouTube

Bei der Anhörung vor dem US-Kongress tritt Mark Zuckerberg vergleichsweise souverän auf. Doch die Antworten offenbaren die tiefergehende Probleme, mit denen Facebook in den kommenden Jahren konfrontiert ist. Im Kern geht es um die Rolle marktbeherrschender Tech-Konzerne in der digitalen Welt.

Den Kopf aus der Schlinge ziehen

Reduzieren lassen lässt sich Zuckerberg auf drei Kernaussagen:

  • Facebook hat und will aus dem Cambridge-Analytica-Skandal lernen. Maßnahmen hat der Konzern bereits ergriffen und will weiter daran arbeiten, dass sich so etwas nicht wiederholt.
  • Bei dem Thema Fake News und Manipulationen der öffentlichen Meinung befinde sich Facebook unter anderem in einem Wettrüsten („arms race“) mit russischen Gruppen. Die Lösung soll unter anderem KI sein. In den kommenden Jahren sollen die Algorithmen soweit entwickelt werden, dass sie Hate Speech und Fake News von alleine erkennen.
  • Zuckerberg übernimmt die Verantwortung für den Skandal, betont aber stetig Facebooks Mission der weltweiten Vernetzung.

Soweit die Botschaften, die Facebook verbreiten will. Dass Mark Zuckerberg sich vor allem beim Thema Cambridge Analytica die Fakten zumindest zurechtbog, verdeutlicht der Faktencheck der New York Times. Doch auch anderweitig werfen viele Antworten Fragen auf. Das gilt insbesondere für den Aspekt, dass Facebook künftig vor allem auf KI samt maschinellem Lernen setzen will, um Hate Speech und Fake News von der Plattform zu verbannen.

Wenn die Antwort das Problem ist

Das Verweisen auf KI ist seit Jahren die Strategie des Konzerns. Doch bislang sind die Resultate wenig zufriedenstellend und es bestehen grundsätzliche Zweifel. Das gilt erstens für die Frage, ob KI in absehbarer Zeit wirklich in der Lage sein wird, die Nuancen bei der Meinungsfreiheit zu erkennen. Und ob ein Unternehmen samt seiner KI überhaupt die Instanz ist, die entscheiden sollte, ob ein Inhalt legal oder rechtswidrig ist. Netzpolitik.org verweist in diesem Punkt noch auf die Kritik von Instrumenten wie Upload-Filtern, die äußerst umstritten sind.

Risse erhält das Bild des allmächtigen und allwissenden Konzernbosses auch durch Zuckerbergs vage und irreführenden Antworten bei Fragen, die sich mit Facebooks alltäglicher Vorgehensweise beschäftigen. Bei der heutigen Anhörung vor dem Repräsentantenhaus konnte Zuckerberg etwa nicht beantworten, wie Facebook mit Mitarbeitern umgeht, die etwa illegale Inhalte nicht löschen oder legale Inhalte entfernen. Gestern bei der Anhörung vor dem Senat konnte Zuckerberg zudem nicht sagen, ob Facebook die Nutzer über mehrere Geräte hinweg trackt – was laut eigenen Angaben möglich ist.

Senator Roy Blunt: But do you collect user data through cross-device tracking?

Mark Zuckerberg: Senator, I believe we do link people's accounts between devices in order to make sure that their Facebook and Instagram and their other experiences can be synced between their devices.

Ein Aspekt, der vor allem Datenschützer verärgert. So fragt der österreichische Aktivist Max Schrems (via Netzpolitik.org): Wie sollen die Nutzer eine informierte Einwilligung in Facebooks Datensammlung geben, wenn offenbar nicht einmal Zuckerberg weiß, was der Konzern alles erfasst.

Ohnehin besteht weiterhin das zentrale Dilemma: Auf der seinen Seite verspricht der Konzern, mit den Daten der Nutzer sorgsam umzugehen. Doch auf der anderen Seite erwarten Werbetreibende, zielsicher Werbung für ausgewählte Gruppen schalten zu können. So sagt Zuckerberg auch bei der Anhörung vor dem Repräsentantenhaus: Der soziale Netzwerk will „relevant“ sein für Werbetreibende. Es ist ein Konflikt in der DNA von Facebook, der sich selbst mit vielen wohlmeinenden Worten nicht aus der Welt schaffen lässt.

Eine weitere Baustelle bleibt Facebooks marktbeherrschende Position bei den sozialen Netzwerken. Facebook selbst ist dominant, hinzukommen noch führende Dienste wie WhatsApp und Instagram. Doch auf die Frage, ob Facebook ein Monopol sei, erklärte Zuckerberg lapidar: „So fühlt es sich für mich nicht an.“ Dafür erntete er Lacher im Saal. Zumal Facebook nicht nur mit seinen Diensten dominiert, sondern sich zusammen mit Google einen Großteil des digitalen Werbemarktes einverleibt.

Die Frage der nächsten Jahre: Wie kontrolliert man einen digitalen Riesen wie Facebook?

Die Erkenntnis aus den Anhörungen ist: Den Eindruck, dass Facebook in den letzten Jahren die Kontrolle entglitten ist, konnte Zuckerberg nicht ausräumen. KI als Lösung für Probleme wie Fake News und Hate Speech ist so altbekannt wie unbefriedigend – und wirft viel mehr neue Fragen auf. Ebenso fragwürdig sind seine Aussagen zur alltäglichen Vorgehensweise von Facebook. Und Facebooks Marktmacht bleibt ein Problem, dass Regulierer diesseits und jenseits des Atlantiks noch öfters in den kommenden Jahren beschäftigen wird.

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