Google: Das neue Gmail ist fertig
Das seit einigen Wochen häppchenweise durch die Gerüchteküche kursierende neue Gmail von Google ist fertig und heute im Detail vorgestellt worden. Googles aufgefrischter Dienst für E-Mails kommt mit einem neuen Design und neuen Sicherheitsfunktionen. Googles künstliche Intelligenz soll die Übersicht verbessern.
Die Neugestaltung von Gmail betrifft in erster Linie die Webanwendung des Dienstes. Um Anhänge anzuzeigen, muss jetzt nicht mehr der gesamte Verlauf einer Konversation geöffnet werden. Um eine Einladung anzunehmen, E-Mail-Thread zu archivieren oder eine E-Mail aufzuschieben, reicht jetzt das Schweben mit dem Mauszeiger über der Mail.
Die weiteren Google-Apps der G Suite sollen zudem besser in Gmail integriert worden sein, darunter der Zugriff auf den Kalender, die Notizen oder den neuen Aufgabenplaner (Google Tasks). Der Aufgabenplaner ist vollständig neu entwickelt worden und nun mit der G Suite verzahnt. Per Drag-and-Drop-Funktion können E-Mails einfach in den Planer verschoben werden. Ist die Aufgabe mit einem Fälligkeitsdatum versehen, wird dieses automatisch in den Kalender übertragen.
Über die Seitenleiste in Gmail soll der Zugriff auf Gmail-Add-ons von Drittanbietern künftig zügiger vonstatten gehen. Der Wechsel zwischen Tabs und Apps entfällt damit. Die neue Seitenleiste will Google in den kommenden Monaten schrittweise auch in die restlichen G-Suite-Anwendungen Kalender, Docs, Tabellen und Präsentationen integrieren.
Zu den neuen Gmail-Sicherheitsfunktionen zählt der Vertraulich-Modus. E-Mails können darin mit einem Ablaufdatum versehen oder zuvor gesendete Nachrichten nachträglich widerrufen werden. Die Darstellung einer E-Mail lässt sich zudem mit einer Authentifizierung per SMS absichern. Diese Schutzfunktion soll vor allem dann sinnvoll sein, wenn das E-Mail-Konto des Empfängers gehackt wurde, erklärt Google.
Das neue Gmail erlaubt es dem Absender zu bestimmen, was der Empfänger nach dem Erhalt der E-Mail mit dieser anstellen kann. Über die eingebauten IRM-Steuerelemente (Information Rights Management) lassen sich die Optionen zum Weiterleiten, Kopieren, Herunterladen oder Drucken von Nachrichten für den Empfänger entfernen.
Potenziell gefährliche E-Mails werden vom neuen Gmail noch deutlicher als bisher als solche markiert und erscheinen mit großer roter Warnung im Postfach. Die neuen Warnungen sollen aber nicht einfach nur auffälliger als bisher sein, sondern auch einfacher zu verstehen sein und kommen mit einem klaren Aufruf zum Handeln.
Googles KI soll's richten
Googles künstliche Intelligenz soll im Alltag dabei helfen, dass Anwender trotz der stetig wachsenden Flut an E-Mails den Überblick über ihr Postfach behalten. Die neue Funktion „Automatische Erinnerungen“ soll Nutzer zum Beispiel selbstständig daran erinnern, auf Nachrichten zu reagieren oder diese zu verfolgen. Googles im letzten Jahr erstmals für die Mobile-Apps vorgestellte „Intelligente Antwort“ soll das Antworten auf E-Mails beschleunigen, indem der Inhalt analysiert wird und daraufhin vorgefertigte Antworten zur Auswahl stehen. Das neue Gmail soll zudem wichtige E-Mails erkennen können und auf Wunsch nur noch beim Erhalt dieser Mails den Nutzer benachrichtigen. Googles KI macht auf Basis der von einem Absender erhaltenen und tatsächlich gelesenen E-Mails auch Vorschläge für das Abmelden von Mailinglisten.
Neu sind auch die Offline-Funktionen bei der Nutzung von Gmail am Laptop oder PC. Ohne Internetanbindung stehen die Funktionen Suchen, Schreiben, Antworten, Löschen und Archivieren dennoch zumindest lokal und ohne Cloud-Abgleich zur Auswahl.
Laut Google soll sich das neue Gmail von Privatanwendern ab sofort über das Zahnrad für die Einstellungen unter „Probiere das neue Gmail“ testen lassen. Bei einem in der Redaktion genutzten Google-Konto fehlt diese Option derzeit aber noch.