Militärprojekt: Google-Mitarbeiter fordern Rückzug aus Bildanalyse
Mitarbeiter haben Google in einem offenen Brief dazu aufgefordert, das vor rund einem Monat mit dem US-Militär begonnene Projekt rund um die Analyse von Drohnenbildern wieder aufzugeben. Die über 3.000 Unterzeichner weisen vor allem auf Googles Vorsatz „Don’t be evil“ hin.
Analyse für Drohnenaufnahmen
In der Anfang März bekanntgegebenen Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Verteidigungsministerium stellt Google das eigene Wissen im Bereich der Bilderkennung durch maschinelles Lernen zur Verfügung und soll dem US-Militär helfen, ein eigenes System zur automatischen und selbständigen Auswertung von Drohnenbildern aufzubauen. Zu diesem Zweck sollen offene Schnittstellen für die plattformunabhängige Open-Source-Programmbibliothek für künstliche Intelligenz „TensorFlow‟, die bereits in zahlreichen Google-Diensten zum Einsatz kommt, bereitgestellt werden. Dies geschieht im Rahmen des bereits seit Mitte 2017 laufenden „Project Maven“, in dem auch andere IT-Unternehmen wie Amazon oder Microsoft involviert sind.
Projekt bereits zum Start kritisiert
Bereits zum damaligen Zeitpunkt sah sich Google großer Kritik ausgesetzt, auch wenn das Unternehmen nicht zum ersten Mal mit Regierungsorganisationen zusammenarbeitet. Im Zuge der Kritik sah sich Google zu einer Stellungnahme genötigt, die nur den Einsatz des Projektes für „nicht-offensive Zwecke‟ hervorhob. Die dabei analysierten Bilder und Videos dienen nur einer Vorauswahl und sollen anschließend Mitarbeitern zur Begutachtung vorlegt werden.
Nachhaltiger Schaden für Google befürchtet
Nun regt sich jedoch auch Google-intern massiver Widerstand: In einem von der New York Times veröffentlichten offenen Brief an CEO Sundar Pichai fordern über 3.000 Mitarbeiter, zu denen auch Angestellte aus dem mittleren und oberen Management gehören, die Aufkündigung des Projekts. Viele sehen durch das Engagement den Ruf von Google gefährdet, zudem sei den Verfassern nach das Projekt nicht mit den eigenen Statuten vereinbar. Auch die Frage, wofür das US-Militär die gewonnenen Erkenntnisse und die Technologien nutzen wird, wenn das Projekt einmal beendet ist, wird erneut aufgeworfen.
Den Unterzeichnern zufolge darf Google nicht vom Geschäft mit dem Krieg profitieren. Zudem trete Google durch seine Beteiligung in die Reihe von Unternehmen wie Palantir, Raytheon und General Dynamics ein, womit der Ruf des Unternehmens dauerhaft beschädigt werden könne. Infolge dessen würde Google Gefahr laufen, zukünftig für gute Mitarbeiter kein attraktiver Arbeitgeber mehr zu sein.
Sofortiger Rückzug gefordert
Die Mitarbeiter verweisen in dem Brief auch auf ihre ethische Verantwortung für die von ihnen erschaffenen Technologien, die nicht an Dritte ausgelagert werden könne. Daher solle sich Google mit sofortiger Wirkung aus dem Projekt zurückziehen. Zum jetzigen Zeitpunkt liegt noch keine Reaktion von Google auf den offenen Brief der Mitarbeiter vor.