Huawei MediaPad M5 im Test: Starkes Tablet mit schwacher Haltung
tl;dr: Beim MediaPad M5 10,8 Zoll liefert Huawei in Sachen Hardware ein sehr gutes Oberklasse-Tablet ab, das mit Leistung, Display und LTE zum kleinen Aufpreis überzeugt. Beim Design haben sich die Entwickler jedoch mehr als nur einen Fehltritt erlaubt. Zwei davon betreffen den USB-Anschluss und den Verzicht auf Klinke.
Gute Verarbeitung mit Unzulänglichkeiten
Verarbeitungstechnisch weiß das MediaPad M5 zu überzeugen. Das Metallgehäuse ist stabil und geht in einem Stück in die Seitenränder über, in welche das hochauflösende Display eingelassen ist und fast nahtlos umschlossen wird. Damit erscheint das Tablet wie aus einem Guss gefertigt. Die gesamte Fertigung weist eine gute Festigkeit, sodass das Gehäuse auch bei kräftigerem Zupacken keine Geräusche von sich gibt. Aufgrund der verwendeten Materialien könnte die Rückseite ohne entsprechende Hülle bei manchem Nutzer jedoch für kalte Finger sorgen. Auch das iPad legt gerne mal einen Kaltstart hin.
„Herausragende‟ Kamera
Die Displayränder liegen bei rund 11 Millimeter, damit gehört das MediaPad nicht unbedingt zu den schlankesten Tablets, ist mit 258,7 × 171,8 Millimeter aber noch recht kompakt. Mit einem Gewicht von 498 Gramm liegt es leicht über den vergleichbaren Tablets von Apple oder Samsung.
In weiten Teilen hat das neue MediaPad eine Dicke von gerade einmal 7,3 Millimeter – dafür ragt die Kamera rund 2 Millimeter aus dem Gehäuse heraus und trifft den Tisch stets zuerst. Das MediaPad M5 ist aber zumindest so gestaltet, dass es dadurch nicht wackelt.
Weitere Gestaltungsfehler
Durch die Position der Kamera und des Hersteller-Logos ist das Tablet für die Verwendung im Landscape-Modus ausgerichtet. Dabei stört allerdings der auf der rechten Seite mittig angebrachte Fingerabdrucksensor, sobald ein registrierter Daumen dort abgelegt ist. Dies birgt unter anderem die Gefahr der Auslösung beim Videoschauen, was sehr schnell nervig werden kann. Da sich der Sensor im Landscape-Modus nicht deaktivieren lässt, besteht die einzige Möglichkeit dem Verhalten vorzubeugen darin, den dort liegenden Daumen nicht zur Entsperrung zu nutzen.
Fehlender Kopfhöreranschluss
Des Weiterem ist der Kopfhöreranschluss dem Rotstift zum Opfer fallen. Mag ein fehlender 3,5-mm-Anschluss bei einem Smartphone noch verschmerzbar sein, ist dies bei einem Tablet, das in vielen Fällen als Multimediagerät Verwendung findet, weniger der Fall. So muss beim MediaPad M5 auf den beiliegenden USB-2.0-C-Klinke-Adapter zurückgegriffen werden. Dies bedeutet aber auch, dass das Tablet während des Ladevorganges nicht mit einem kabelgebundenen Kopfhörer verwendet werden kann. Aber auch die gewählte Position der Buchse rechts unten am Tablet birgt Einschränkungen.
Dadurch ruht der Anschlussstecker bei der Verwendung des Tablets während des Ladevorganges meistens auf dem Daumenrücken, was der Stabilität des Anschlusses auf Dauer nicht dienlich ist. Einzige Abhilfe hier: Das Tablet auf den Kopf stellen. Gleiches gilt für die Verwendung des USB-Klinke-Adapters, was besonders beim Filmeschauen ein Problem ist. Sollte der Adapter zudem einmal verloren gehen, ist die Nutzung eines kabelgebundenen Kopfhörers zumindest bis zum Ersatz nicht mehr möglich.
Position der Lautsprecher weniger optimal
Somit meistert das MediaPad M5 die dem Namen nach erhobenen Kernbereiche sehr gut. Dafür sollen auch die vier verbauten Lautsprecher von Harman Kardon sorgen, welche laut Hersteller zu jederzeit einen guten Stereo-Klang liefern sollen. Dies gelingt jedoch nur bedingt. Generell klingen die Schallwandler gut und klar, lassen aber aufgrund der Bauweise wie gewohnt ein Bassfundament vermissen. Zudem ist ein deutliches „Pumpen“ bei hoher Lautstärke vernehmbar.
Bei Nutzung des Tablets im Landscape-Modus liefern die oben und unten liegenden Lautsprecher des M5 tatsächlich ein für ein Tablet gutes Stereo-Klangbild. Hochkant jedoch werden diese zu schnell von den Fingern beim Greifen verdeckt, was die Ausgabe erheblich einschränkt. Auch dies lässt sich nur als Design-Fehler werten.
Schneller Fingerabdrucksensor
Der Fingerabdrucksensor ermöglicht das Speichern von fünf verschiedenen Fingern, was gerade der Nutzung von mehreren Benutzerkonten entgegen kommt. Die Erfassung der einzelnen Abdrücke erfolgt schnell, die spätere Erkennung ebenso. Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Winkel der Finger auf den Sensor gelegt wird. Bei entsprechender Einstellung kann das Tablet nur durch einen Finger aus dem Standby-Modus aufgeweckt werden, die Eingabe eines Codes entfällt dadurch. Wird der Sensor nicht genutzt oder ein Finger nicht erkannt, muss der Power-Button verwendet und das Tablet manuell entsperrt werden.
Farbkräftiges Display
Das IPS-Display verfügt über eine Größe von 10,8 Zoll bei einer Auflösung von 2.560 × 1.600 Bildpunkten, was einer Pixeldichte von 280 ppi entspricht. Die Blickwinkelstabilität fällt gut aus, erst bei ganz spitzen Betrachtungswinkeln erscheint die Darstellung etwas dunkler, wobei die Farben immer noch gut sichtbar sind. In den Werkseinstellungen erzeugt das System eine satte Farbdarstellung, welche mit 7.230 Kelvin recht kühl ausfällt. Die Farbtemperatur lässt sich aber in den Displayeinstellungen durch Verschieben des Weißpunktes an die eigenen Wünsche anpassen.
Die maximale Helligkeit fällt mit 331 cd/m² unterdurchschnittlich aus. Damit empfiehlt sich das Tablet eher für die Nutzung zu Hause, unter freiem Himmel gelangt die Darstellung bei direkter Sonneneinstrahlung schnell an ihre Grenzen. Der Kontrast fällt mit 1.379:1 ordentlich aus, die Lichtverteilung ist gleichmäßig.
Weniger Helligkeit beim Surfen
Ärgerlich ist dagegen das bereits vom Huawei P10 (Test) bekannte automatische Herabsetzen der Helligkeit bei Verwendung eines Browsers. Dies lässt sich zwar als Stromsparfunktion oder Lesehilfe erklären, es findet sich in den Einstellungen jedoch keine Möglichkeit, diesen Umstand zu deaktivieren. Im vorinstallierten Chrome wird die für Akkumessungen eingestellte Helligkeit von 200 cd/m² automatisch auf nur noch 96 cd/m² reduziert.
Bekannte Smartphone-Hardware
Bei der technischen Grundlage greift Huawei mit dem in 16 Nanometer gefertigten SoC Kirin 960s auf eine Weiterentwicklung der sich bereits im P10 und Mate 9 bewährten Basis zurück, welcher von der Huawei-Tochter HiSilicon gefertigt wird. Dieser beherbergt vier schnelle Cortex-A73-Kerne von ARM, welche mit bis zu 2,1 GHz getaktet werden, sowie die oftmals verwendeten Cortex-A53-Einheiten mit 1,8 GHz Takt für weniger aufwendige Arbeiten.
Huawei MediaPad M5 (10,8 Zoll) | Amazon Fire HD 10 (2017) | Apple iPad (2018) | |
---|---|---|---|
Software: (bei Erscheinen) |
Android 8.0 | Fire OS 5.6 | iOS 11 |
Display: | 10,80 Zoll, 2.560 × 1.600 280 ppi IPS |
10,10 Zoll, 1.200 × 1.920 224 ppi IPS |
9,70 Zoll, 1.536 × 2.048 264 ppi IPS |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED | Touch | Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor |
SoC: | HiSilicon Kirin 960s 4 × Cortex-A73, 2,10 GHz 4 × Cortex-A53, 1,80 GHz 16 nm, 64-Bit |
MediaTek MT8173 2 × Cortex-A72, 1,80 GHz 2 × Cortex-A53, 1,40 GHz 28/28 nm, 64-Bit |
Apple A10 Fusion 2 × Hurricane, 2,34 GHz 2 × Zephyr 16 nm, 64-Bit |
GPU: | Mali-G71 MP8 900 MHz |
PowerVR GX6250 700 MHz |
PowerVR GT7600 Plus |
RAM: | 4.096 MB LPDDR4 |
2.048 MB DDR3L |
2.048 MB LPDDR4 |
Speicher: | 32 GB (erweiterbar) | 32 / 64 GB (erweiterbar) | 32 / 128 GB |
1. Kamera: | 13,0 MP, 2160p f/2,20, AF |
2,0 MP, 720p f/2,80 |
8,0 MP, 1080p f/2,40, AF |
2. Kamera: | Nein | ||
3. Kamera: | Nein | ||
4. Kamera: | Nein | ||
5. Kamera: | Nein | ||
1. Frontkamera: | 8,0 MP, 1080p f/2,20 |
0,3 MP, 480p f/2,80 |
1,2 MP, 720p f/2,20 |
2. Frontkamera: | Nein | ||
GSM: | Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein | Nein Variante GPRS + EDGE |
UMTS: | Nein Variante HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Nein | Nein Variante DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
LTE: | Nein Variante Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s |
Nein | Nein Variante Ja ↓300 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein | ||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac | |
Bluetooth: | 4.2 | 4.1 LE | 4.2 |
Ortung: | GPS, GLONASS Variante A-GPS, GLONASS |
Nein | Nein Variante A-GPS, GLONASS |
Weitere Standards: | USB-C 2.0, Tastatur-Dock | Micro-USB 2.0, 3,5-mm-Klinke | Lightning |
SIM-Karte: | – Variante Nano-SIM |
– | – Variante Nano-SIM |
Akku: | 7.500 mAh (28,65 Wh) fest verbaut |
? fest verbaut |
? (32,40 Wh) fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 258,7 × 171,8 × 7,30 mm | 262,0 × 159,0 × 9,80 mm | 169,5 × 240,0 × 7,50 mm |
Schutzart: | – | ||
Gewicht: | 498 g | 500 g | 469 / 478 g |
Preis: | 399 € / 449 € | 179 € / – / 199,99 € | 349 € / 439 € / 479 € / ab 300 € |
In Kombination mit dem 4 GB großen Arbeitsspeicher sowie dem 32 GB großen internen Speicher, welcher durch microSD-Karten erweitert werden kann, sorgt das MediaPad M5 für gute Prozessor-Messwerte, auch wenn es mit den Spitzenmodellen der Konkurrenz nicht mithalten kann. Aus den Diagrammen werden zugleich die Stärken und die Schwächen des Systems deutlich: Sofern es um das Zusammenspiel aller Kerne geht, überzeugt das MediaPad M5 mit guter Performance. Geht es jedoch um die reine Single-Core-Leistung, fällt das neue Huawei-Tablet deutlich ab.
Die Messergebnisse sollten dennoch nicht überbewertet werden: Wie das MediaPad M5 besitzen aktuelle Tablets in den meisten Fällen genügend Leistung für alle alltäglichen Aufgaben sowie Spiele – die komplette Leistung der Hardware wird mittlerweile in nur wenigen Anwendungsgebieten vollkommen ausgeschöpft.