Coffee Lake-H (i7-8750H) im Test: Intels mobile 6-Kern-CPUs auf Niveau des Core i7-7700K
tl;dr: Intels mobile 45-Watt-CPUs haben auf Basis von Coffee Lake-H ab sofort sechs Kerne. Im Test kommt der Core i7-8750H in einem Vorserienmodell von Schenker Technologies damit dem Core i7-7700K nahe. Und der war vor einem halben Jahr noch das Topmodell im Desktop-PC.
Sechs Kerne und ein Core i9 für Notebooks
Mit Coffee Lake-H betritt Intel im Notebook gleich doppelt Neuland. Erstmals gibt es mobil 6 Kerne und 12 Threads und die mit Skylake-X eingeführte Klasse Core i9. Der Unterschied zwischen Core i9 und Core i7 ist bei Coffee Lake-H allerdings kleiner: Nicht mehr Kerne sondern nur mehr Takt (per neuem Turbo) und mehr L3-Cache werden dem Topmodell verpasst.
Aber so ein Vorgehen war schon seit Jahren auch von der Differenzierung zwischen Core i5 und Core i7 im Notebook bekannt. Genau dort bricht Intel wiederum erstmals mit der Tradition, denn der Core i7 bietet sechs Kerne, der Core i5 aber nur noch vier. Hyper-Threading haben alle.
Modell | Kerne / Threads | Takt (Basis/Turbo All C/Turbo 1 C) | L3-Cache | Grafik |
---|---|---|---|---|
Core i9-8950HK | 6 / 12 | 2,9 GHz / 4,3 GHz / 4,8 GHz* | 12 MB | HD 630 |
Core i7-8850H | 6 / 12 | 2,6 GHz / 4,0 GHz / 4,3 GHz | 9 MB | HD 630 |
Core i7-8750H | 6 / 12 | 2,2 GHz / 3,9 GHz/ 4,1 GHz | 9 MB | HD 630 |
Core i5-8400H | 4 / 8 | 2,5 GHz / 4,1 GHz / 4,2 GHz | 8 MB | HD 630 |
Core i5-8300H | 4 / 8 | 2,3 GHz / 3,9 GHz / 4,0 GHz | 8 MB | HD 630 |
Xeon E-2186M | 6 / 12 | 2,9 GHz / 4,3 GHz / 4,8 GHz* | 12 MB | ? |
Xeon E-2176M | 6 /12 | 2,7 GHz / 4,1 GHz / 4,4 GHz | 12 MB | ? |
* mit Intel Thermal Velocity Boost |
Intel Thermal Velocity Boost ist ein winziger Zusatz-Turbo
Nur der Core i9-8950HK und der Xeon Mobile E-2186M unterstützten den neuen zusätzlichen Turbo Intel Thermal Velocity Boost (und eine configTDP von 35 Watt). Dahinter verbirgt sich ein zusätzlicher Taktgewinn, der jedoch sehr streng an die Temperatur gekoppelt ist. Zuletzt waren mobile CPUs in der Regel über den maximal zulässigen Verbrauch im Takt beschränkt.
Der Thermal Velocity Boost funktioniert, da die Temperatur erst mit etwas Verzögerung zum schnell beschleunigenden Takt ansteigt. Ihre Beschleunigung (Velocity) im Vergleich zum Takt ist gering. Das macht sich der Turbo zunutze, der einen Kern unter Last noch einmal um zusätzliche 200 MHz, mehrere Kerne unter Last um zusätzliche 100 MHz beschleunigen darf, solange die CPU-Temperatur keine kritische Schwelle erreicht. Diesen Schwellwert kalkuliert Intel im Notebook allerdings bei nur 50 Grad Celsius. Gerade bei Last auf mehreren Kernen zeigt die Erfahrung, dass es nur Bruchteile einer Sekunde dauert, bis diese Marke erreicht ist. Der Thermal Velocity Boost schaltet sich dann wieder ab und der bekannte Turbo übernimmt.
Die Auswirkungen des Zusatz-Turbos zum Turbo dürften deshalb nur in Szenarien mit extrem kurzen Lastspitzen überhaupt zu einem messbaren Ergebnis führen. Selbst dann entsprechen 200 MHz auf 4,6 GHz und 100 MHz auf 4,2 GHz aber nur relativ geringen vier respektive zwei Prozent.
Mit Optane Memory ein Core i+
Die Bezeichnung Core i9 ist nicht die einzige Anpassung, die das Namensschema mit Coffee Lake-H erfährt. Darüber hinaus dürfen OEMs, die einem solchen Prozessor in einem Gerät Optane Memory als schnellen Cache zur Seite stellen, in Zukunft von Core i9+ statt Core i9 oder Core i7+ statt Core i7 usw. usf. sprechen.
Der neue Chipsatz ist identisch zum Desktop
Die neuen Notebook-Prozessoren werden mit neuen Chipsätzen gepaart. Aus H370 und Q370 werden so HM370 und QM370, alle Features sind identisch. Die Unterschiede liegen im Package: Das Desktop-Package ist für den kleinen 14-nm-Chipsatz riesig, für den mobilen Markt ist es zumindest ein wenig kleiner. Richtig klein ist es dann für die Coffee-Lake-U-Modelle mit 28 Watt, die parallel in den Markt entlassen werden: Dort sitzt der Chipsatz neben der CPU und dem eDRAM auf dem gleichen Package.
Die wichtigste Neuheit der Chipsätze ist die native Unterstützung für USB 3.1 mit 10 Gbps und die teilweise integrierte Funktionalität von WLAN mit bis zu 1.733 Gbps. Thunderbolt hingegen muss auch in Zukunft im Notebook (wie auch im Desktop) über einen zusätzlichen Controller-Chip realisiert werden.
Im Notebook nur DDR4-2400
Neben einer geringeren maximalen Verlustleistung unterscheidet sich Coffee Lake-H auch noch beim Speicher von Coffee Lake-S für den Desktop-PC: Maximal DDR4-2400 werden unterstützt, während die Desktop-Variante auf DDR4-2666 setzt. Schnellerer Speicher benötigt allerdings auch mehr Strom und im Notebook war Intel das Mehr an Leistung den Verlust an Laufzeit offensichtlich noch nicht wert.
Intel Core i7-8750H im Test
ComputerBase konnte Coffee Lake-H für Notebooks im Vorfeld der Produktankündigung bereits testen. Zur Verfügung stand das aller Voraussicht nach im Handel in Zukunft populärste Modell, der Core i7-8750H. In der Vergangenheit war dieser Typ Prozessor weit verbreitet, die darüber angesiedelten Varianten mit noch höherem Takt oder offenem Multiplikator hingegen nur selten anzutreffen.
Getestet werden konnte der Prozessor in einem frühen Vorserienmodell der Marke XMG von Schenker Technologies. Weil das in Kürze als XMG A507 Advanced verkaufte Notebook zwar schon valide CPU-Messwerte lieferte, andere Aspekte aber noch keinen Seriencharakter aufwiesen, beschränkt sich der nachfolgende Ersteindruck ausschließlich auf den neuen Prozessor.
3,1 GHz im Turbo auf allen Kernen unter Last
Die von Intel versprochenen maximalen Turbo-Taktraten von 4,1 GHz bei Single- und 3,9 GHz bei Multi-Core-Last lassen sich im Test in allen Anwendungen nachweisen. Wie von mobilen Prozessoren und auch den Vorgängern Core i7-7700HQ und Core i7-6700HQ bekannt, sinkt der Takt bei Last auf mehreren Kernen aber bei Dauerlast deutlich. Mit 3,9 GHz für wenige Sekunden gestartete, stellten sich nach dem 10. sequentiellen Durchlauf von Cinebench R15 3,1 GHz als stabiler Turbo-Takt heraus. Die Leistung sank dadurch um 15 Prozent. Das ist weniger als der Taktverlust vermuten lässt, allerdings liegen die 3,9 GHz auch nur für wenige Sekunden im ersten Durchlauf an, denn der durchschnittliche Takt ist bereits gefallen.
Der zweite und dritte ohne Pause durchgeführte Durchlauf in POV-Ray zeigt ein ähnliches Verhalten. Obwohl der Benchmark jeweils länger dauert, ist der 1. Durchlauf rund 15 Prozent schneller als der dritte – die nachfolgenden halten das Ergebnis. Auch in diesem Fall wie auch in Handbrake sind 3,1 GHz der verlässliche Dauerlast-Mehr-Kern-Turbo des Core i7-8750H im Vorserienmodell von Schenker Technologies.
Coffee Lake-H vs. Kaby Lake-H vs. Skylake-H
Im Vergleich mit den beiden Vorgängergeneration Kaby Lake-H und Skylake-H legt Coffee Lake-H in Cinebench R15 zum Start gleich einen Achtungserfolg hin: Fast 50 Prozent schneller wird es im Multi-Core-Test, der mit einer kurzen Laufzeit mit vergleichsweise hohen Taktraten arbeitet. Auch der Single-Core-Benchmark geht an das neue Modell, obwohl es sich hier nicht um eines der beiden Topmodelle mit noch höherem Takt handelt.
Immer noch 20 Prozent schneller rechnet der Core i7-8750H in Handbrake. Beide Durchläufe sowohl mit H.264 als auch H.265 messen dem Heruntertakten eine größere Bedeutung bei, weil sie länger laufen. Mit finalen 3,1 GHz auf sechs Kernen zu 3,4 GHz auf vier Kernen (Core i7-8750H vs. Core i7-7820HK) müsste der Vorsprung noch etwas größer ausfallen. Ohne beide Modelle zum selben Zeitpunkt in der Redaktion gehabt zu haben, bleibt hier nur die Vermutung, dass der neue Prozessor im Vorserienmodell schneller im Takt nachlässt als im damals genutzten Notebook mit Kaby Lake-H.
Coffee Lake-H vs. Kaby Lake Refresh
Im Vergleich zu den neuen 4-Kern-CPUs mit 15 Watt TDP auf Basis von Kaby Lake Refresh zeigt sich abermals der Klassensprung, sofern auf die Multi-Core-Ergebnisse geblickt wird. In Single-Core-Anwendungen kann Kaby Lake Refresh hingegen auch einen Sieg für sich verbuchen, weil die maximalen Ein-Kern-Taktraten auf ähnlichem Niveau liegen und damit stark von der Kühlung abhängig sind.
Coffee Lake-H vs. Coffee Lake-S
Welches Leistungsniveau die mobile 45-Watt-Klasse mit Coffee Lake-H erreicht hat, zeigt am Ende dieses ersten kurzen Tests der Vergleich mit dem aktuellen und den vergangenen Topmodellen für die gesockelten Desktop-Plattformen. Im Durchschnitt über die Benchmarks erreicht der Core i7-8750H eine um fünf Prozent höhere Leistung als der Core i7-7700K mit 95 Watt TDP, der bis zur Vorstellung des Core i7-8700K im September der schnellste Desktop-Prozessor von Intel war. In diesem Fall gilt es zwar zu Bedenken, dass einige Benchmarks dem Core i7-8750H im zweiten Durchlauf circa 15 Prozent weniger Leistung attestiert hätten, während die Desktop-CPU das Tempo hält. Mit nicht einmal 10 Prozent Rückstand auf den Core i7-7700K lägen CPU-Generationen für Notebook und Desktop damit aber immer noch so nahe beieinander wie nie zuvor.
Dass der Desktop trotzdem deutlich schneller bleibt, liegt an Coffee Lake-S: Ohne Takteinbußen unter Dauerlast und hohen maximalen Turbo-Taktraten ist der Core i7-8700K immer noch fast 40 Prozent schneller als das mobile Pendant.
Fazit
Die Revolution im Notebook hält an. Nachdem Kaby Lake Refresh mit vier Kernen in der 15-Watt-Klasse einen Leistungssprung bis fast in die alte 45-Watt-Klasse vollführt hat, lässt wiederum Coffee Lake-H mit sechs Kernen diese Klasse einen großen Sprung vollführen. Im Ergebnis erreicht schon der Core i7-8750H in mit mehreren Kernen gut skalierenden Anwendungen ein Leistungsniveau, wie es zuletzt noch vom Core i7-7700K bekannt gewesen ist – vor einem halben Jahr noch der schnellste Prozessor von Intel für den Sockel LGA 1151. Mit 4,6 GHz im herkömmlichen Turbo hängt der Core i9-8950HK diesen Prozessor dann auch im Single-Core-Bereich ab. So nah waren sich Notebook und Desktop-PC noch nie.
Mit Vorstellung der neuen CPUs gehen zahlreiche Ankündigung zu neuen Notebooks von allen bekannten OEMs einher. Viele hatten erste Muster bereits vor drei Wochen auf einer Veranstaltung in den USA ausgestellt. Darunter sind auch erste Modelle mit dem Core i9. Denn so geringfügig der technische Unterschied zum größten Core i7 auch ausfällt, so große Wirkung erhoffen sich viele Hersteller offensichtlich von dessen Bezeichnung.
ComputerBase wird der neuen Plattform weitere Tests widmen, Leserwünsche zu Tests spezieller Notebooks werden gerne in den Kommentaren zu diesem ersten Test entgegengenommen.
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