Smart Home: Vernetztes Heim nicht immer so schlau wie behauptet
Die US-amerikanische Journalistin Kashmir Hill hat ein für sie prägendes Experiment gewagt: Mit großem Aufwand hat sie ihre Einzimmerwohnung in San Francisco mit moderner Smart-Home-Elektronik ausgestattet und zwei Monate in einem vernetzten Zuhause verbracht. Das Resultat: anstrengend!
Von vorne bis hinten vernetzt
Dazu hat Hill im Vorfeld alles vernetzt, was vernetzt werden konnte: Beleuchtung, Staubsauger, Alexa und Smart-TV – selbst vor einer smarten Zahnbürste oder der vernetzten Weihnachtsbeleuchtung machte die Journalistin nicht halt. Um prüfen zu können, wie viele Daten mit den neuen Geräten übertragen werden, schuf sie mit Hilfe eines Raspberry Pi ein eigenes WLAN-Netzwerk, um so die ausgehenden Informationen aufzeichnen zu können.
Nach zwei Monaten fällt das Resultat ernüchternd aus: Hill berichtet gegenüber der BBC von unangenehmen Gefühlen der ständigen Überwachung, auch deswegen, weil sie trotz der genannten Vorkehrungen nie ganz genau wusste, welche Informationen über sie an die jeweiligen Hersteller übertragen wurden. Sie kam sich vor „wie in einem kommerziellen Überwachungsstaat‟.
Ungutes Gefühl der Überwachung
Die Resultate kommen für sie einer lückenlosen Überwachung gleich: So hat ihren Angaben zufolge Amazon Echo alle drei Minuten eine Verbindung zu den Servern von Amazon hergestellt und der Smart-TV Informationen zu jeder geschauten Sendung weitergeleitet. Oftmals waren darin nicht nur die Hersteller, sondern auch andere Unternehmen, welche die Daten sammelten, involviert.
Zudem wurde Hill immer wieder mit der Intransparenz der Hersteller in Bezug auf deren Sammelwut konfrontiert, denn oftmals hatte sie als Anwenderin keine Möglichkeit zu erkennen, welche Daten erhoben und an wen diese zusätzlich weitergeleitet werden.
Lebenszeit verschwendet
Oftmals waren die verwendeten Geräte alles andere als smart: Als Hill die Weihnachtsbeleuchtung mit smarten Adaptern verband (was alleine schon über zwei Stunden in Anspruch genommen haben soll) und Amazons Sprachassistentin diese anschließend in der ersten Nacht via „Alexa, turn on the Christmas lights‟ synchron einschaltete, war das ihrer Meinung nach schon „magisch‟.
Wenig später aber erkannte Alexa die Beleuchtung nicht mehr als Gruppe, was sich auch nach längerer Fehlersuche nicht beheben lies. So blieb Hill nichts anderes übrig, als jede Beleuchtung mit einer eigenen Sprachanweisung zu deaktivieren - „Turn off kitchen Christmas lights‟, „Turn off living room Christmas lights‟, „Turn off bookcase lights‟.
Auch wenn die Hersteller immer wieder die Bequemlichkeit wie auch die gesparte Zeit mit einem vernetzten Haus hervorheben, wird laut Hill auf der anderen Seite durch erst dadurch entstandene Probleme ebenso viel Zeit verschwendet – die Weihnachtsbeleuchtung wäre am Ende über eine normale Mehrfachsteckdose mit Schalter oder einer Fernbedienung mit deutlich weniger Aufwand auszuschalten gewesen.
Darüber hinaus haben viele andere Dinge ebenfalls nicht wie erhofft oder wie versprochen funktioniert, auch der smarte Kaffee soll nicht wirklich geschmeckt haben.
Eine Erkenntnis bleibt
Was Kashmir Hill nach eigener Aussage in den zwei Monaten des Experiments am meisten gefehlt hat, lasse sich mit nur zwei Worten festhalten: digitale Ruhe.