Noctua NH-L12S im Test: Starke CPU-Kühlung für Mini-ITX-Gehäuse
tl;dr: Der flache Top-Blow-Kühler Noctua NH-L12S zeigt sich im Test beeindruckend stark und lässt vergleichbar hohe Prozessorkühler hinter sich. Wer sich das Modell für ein kompaktes Mini-ITX-System anschaffen möchte, muss aber darauf achten, Arbeitsspeicher ohne aufragende Kühlrippen einzusetzen.
Klein, aber mit großem Ventilator
In einem kompakten Mini-ITX-System muss ein flacher Prozessorkühler eingesetzt werden, denn für hohe Tower-Kühler ist schlicht kein Platz. Die Auslegung dieser Kühler fällt bei verschiedenen Herstellern aber sehr unterschiedlich aus. Thermalright bietet dafür den AXP-100RH (Test) an, welcher bei 65 mm Bauhöhe einen Axiallüfter mit 100 mm Rahmenbreite, aber nur 14 mm Bautiefe bietet.
Die Boxed-Kühler für AMD Ryzen fallen für Boxed-Kühllösungen erstaunlich stark aus, weshalb sie eine ernstzunehmende Konkurrenz für Prozessorkühler von Drittanbietern darstellen. Wraith Max (Test) und Wraith Prism (Test) bieten jeweils vier Heatpipes und einen Ventilator mit 9 cm Durchmesser. Sie bauen für kleine Top-Blow-Kühler aber recht hoch: 85 und 93 mm ragen sie über dem Mainboard auf.
Allen drei Kühlern ist gemein, dass sie sich ausschließlich im Bereich des CPU-Sockels befinden: Sie ragen nicht über Speicherbänke oder Erweiterungsslots, sodass Käufer abgesehen von der Bauhöhe der Kühler keine Einschränkungen zu befürchten haben. Andererseits wird dadurch aber auch die mögliche Kühlfläche eingeschränkt, die den Prozessorkühlern zur Verfügung steht.
Noctua schickt in diesem Größensegment den NH-L12S in den Vergleich, ein Top-Blow-Kühler mit 70 mm Bauhöhe. Trotz der kompakten Ausmaße soll das Modell auch leistungshungrige CPUs kühlen können. Dafür wird ein Axiallüfter mit einer Rahmenbreite von 120 mm eingesetzt – ein gutes Stück größer als die genannten Konkurrenten. Die Interpretation unterscheidet sich also von den Alternativen: Im Test zeigt der Kühler von Noctua, dass er die zusätzliche Fläche effektiv nutzen kann – dafür muss aber auf hohen Arbeitsspeicher verzichtet werden.
Noctua NH-L12S | |
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Bauform: | Top-Blow |
Größe (L × B × H): | 146 × 128 × 70 mm (ohne Lüfter) 146 × 128 × 70 mm (mit Lüfter) Variante 131 × 128 × 77 mm (ohne Lüfter) 131 × 128 × 77 mm (mit Lüfter) |
Gewicht: | 390 g (ohne Lüfter) 520 g (mit Lüfter) Variante 410 g (ohne Lüfter) 540 g (mit Lüfter) |
Heatpipes: | Kupfer (vernickelt), 4 × 6 mm (Ø) Kupferbasis, eben (vernickelt) Variante Kupfer (vernickelt), 6 × 6 mm (Ø) Kupferbasis, eben (vernickelt) |
Lamellen: | Aluminium (vernickelt), 58 Stück Abstand: ? |
Kühler-Montage: | Zweistufige Halterung mit Rückplatte |
Lüfter (Modell 1): | 1 × 120 × 120 × 15,0 mm Öldruck Lager 450 – 1.850 U/min 94,2 m³/h 23,9 dBA 4-Pin-PWM |
Lüfter (Modell 2): | – |
Lüfter-Montage: | Befestigung: Drahtbügel Entkopplung: Lüfterrahmen |
Kompatibilität: | AMD: Sockel AM4/AM5 Intel: LGA 1700/1851/LGA 1200/115x |
Preis: | ab 70 € / 84,90 € |
Noctua NH-L12S im Detail
Als Top-Blow-Kühler kommen beim NH-L12S Heatpipes zum Einsatz, die parallel zum Mainboard ausgerichtet sind. Luft wird durch die Aluminiumlamellen des Radiators entweder vom Mainboard weg oder zum Mainboard hin befördert. Noctua lässt dem Anwender die Wahl – der Lüfter kann ober- und unterhalb des Kühlers mit Drahtklammern befestigt werden.
Die Standard-Ausrichtung des NH-L12S sieht den Lüfter unter dem Radiator vor („low profile“). Luft wird vom Mainboard aus durch die Lamellen nach oben gedrückt. Wird der Kühler so eingesetzt, liegt seine Bauhöhe bei genau 70 mm. Alternativ kann er auch mit aufliegendem Lüfter eingesetzt werden: Dadurch wird der Kühler zum „echten“ Top-Blower, denn nun wird Luft von oben durch den Radiator auf das Mainboard gedrückt. Für die zweite Variante muss aber mehr Platz eingeplant werden, denn so kommt das Modell auf eine Höhe von 85 mm.
Wenn der Ventilator unter dem Radiator befestigt wird, sind die Heatpipes des NH-L12S gut sichtbar: Noctua setzt auf vier Wärmerohre, die ebenso wie die kupferne Bodenplatte vernickelt sind. Noctua-üblich gibt es neben der Vernickelung keinerlei Verzierungen oder Blenden für den Kühler. Dafür kann er mit seiner Verarbeitungsqualität überzeugen: Die Bodenplatte ist ebenso makellos verarbeitet wie die Aluminiumlamellen des Radiators.
Beim Lieferumfang ist Noctua gewohnt großzügig: Der NH-L12S nutzt das bekannte SecuFirm-2-Montagesystem des Herstellers, welches für sämtliche Sockel von AMD und Intel kompatibel ist – mit der üblichen Ausnahme von AMDs TR4. Als Zubehör ist sogar bei dem kleinen Top-Blow-Kühler ein Schraubendreher für die Montage dabei. Die Anleitung wird für die verschiedenen Sockeltypen separat ausgeführt. Wärmeleitpaste gibt es in einer verschließbaren Spritze und ein Adapter zur Begrenzung der Lüfterdrehzahl wird dem Käufer ebenfalls geboten.
Serienlüfter
Die Belüftung des Top-Blow-Kühlers übernimmt ein NF-A12x15. Der Ventilator bietet das Standard-Rahmenmaß von 120 mm, ist aber nur 15 mm tief. Der PWM-fähige Lüfter wird mit einem Drehzahlspektrum von 450 bis 1.850 U/min angegeben. Unter Einsatz des Low-Noise-Adapters sinkt die maximale Drehzahl auf 1.400 U/min.
Im Testsystem hängt die maximale Umdrehungsgeschwindigkeit von der Einbauposition ab: Unterhalb des Prozessorkühlers befestigt, erreicht der Ventilator die versprochenen 1.850 U/min; auf dem Kühler werden jedoch nur 1.700 U/min erreicht. Die gemessene Minimaldrehzahl liegt bei 250 U/min. Dabei geht der Lüfter ohne wahrnehmbare Nebengeräusche zu Werke. Durch den NF-A12x15 ist der Kühler für Silent-PCs empfehlenswert. Erst bei höheren Drehzahlen werden Luftgeräusche hörbar, wobei die Lautstärke schneller steigt, wenn der Lüfter unterhalb des Radiators fixiert wird.
Montage im Testsystem
Das Montagesystem des NH-L12S verwendet eine Backplate, die beim Sockel AM4 bereits zum Zubehör des Mainboards gehört. Sie wird über Abstandshalter mit zwei Metallbügeln verschraubt, welche dann als Halteplattform für den Prozessorkühler dienen. Auch auf AMD-Sockeln kann die Ausrichtung des Kühlers in 90°-Schritten versetzt frei nach Anwenderwunsch erfolgen. Zwar ist diese Wahlmöglichkeit bei einem Top-Blow-Kühler nicht unbedingt notwendig, doch mehr Möglichkeiten schaden in keinem Fall.
Der Haltesteg des Kühlers ist ebenso wie die Schrauben zur finalen Fixierung bereits vorinstalliert, sodass die Befestigung des NH-L12S angenehm und unkompliziert abläuft. Zum Erreichen der Schrauben sind entsprechende Aussparungen in den Aluminiumlamellen vorhanden. Der Kühler kann mit bereits montiertem Lüfter fixiert werden, da die Schrauben einfach zwischen den Lüfterschaufeln erreicht werden können.
Kein Platz für Heatspreader
Zwar hält der Kühler mehr als ausreichend Abstand zum ersten Erweiterungsslot, um auf Mini-ITX-Platinen Grafikkarten ohne Einschränkungen nutzen zu können, doch beim Arbeitsspeicher müssen Abstriche gemacht werden. Der großflächige Radiator fordert seinen Tribut: Wird der NH-L12S im Low-Profile-Modus eingesetzt, so passt in den ersten RAM-Slot nur Arbeitsspeicher mit einer Höhe von maximal 35 mm. RAM mit Kühlrippen würde folglich ausscheiden. Dafür müsste der Ventilator auf dem Kühler angebracht werden – so würde Platz für bis zu 48 mm hohe Speicherriegel geschaffen.