Prozessorgerüchte: Server-Sparte von Qualcomm vor dem Aus, Chef geht
Das Server-Geschäft ist ein schwieriges und teures Umfeld, was einmal mehr Qualcomm zu spüren bekommen soll. Angesichts von Kosteneinsparungen im Konzern soll sich das Unternehmen nun auf die Kernprodukte konzentrieren und die zuvor angepriesenen Nebenschauplätze, zu denen auch ARM-Server-Chips gehören, aufgeben.
Qualcomm will Kosten deutlich senken
Qualcomm steht vor finanziellen Herausforderungen. Zuletzt erklärte das Unternehmen, die laufenden Kosten im Jahr um eine Milliarde US-Dollar senken zu wollen. Dies hat auch Stellenstreichungen zur Folge, erst Ende April mussten 1.500 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, Qualcomm beschäftige zuvor rund 34.000 Angestellte. Die Aktie gab von ihrem Hoch im letzten Jahr von knapp 70 US-Dollar bis heute um über 20 Prozent nach, da die Schwierigkeiten bei der Übernahme von NXP, die eigentlich längst abgeschlossen sein sollte, weiter anhalten. Beobachter erwarten, dass Qualcomm in China eventuell noch weitere Zugeständnisse machen muss, da der Zusammenschluss in einigen Bereichen eine marktbeherrschende Stellung einnimmt.
ARM-Server-Sparte soll geschlossen oder verkauft werden
Laut einem Bericht von Bloomberg, den Qualcomm nicht kommentieren wollte, sucht das Unternehmen einen Weg, sich mehr auf das Kerngeschäft mit mobilen Produkten zu konzentrieren und die Ausflüge in andere Bereiche einzuschränken. Dazu zählt demnach auch die Serversparte. Laut Bloomberg stehen die zwei Optionen auf dem Papier, entweder die Abteilung zu schließen, oder an eine andere Firma abzutreten, die dann dort weitermacht, wo der Centriq 2400 mit seinen 48 Kernen als Herausforderer von Intels Xeon SP und auch AMDs Epyc derzeit steht.
ARM im Server bleibt ein schwieriges Umfeld
Problematisch für ARM im Serverumfeld war bereits in der Vergangenheit nie die theoretische sehr hohe Leistungsfähigkeit der Architektur und daraus entstehende Systeme, sondern das Ökosystem. Wie The Register feststellt, stehen Käufer dieser Systeme und bereits die potentielle Kundschaft ziemlich allein da und von den ARM-Entwicklern ist kaum Hilfe verfügbar. Das ist ein Hemmschuh für Software und Hardware, weshalb am Ende doch wieder zur klassischen x86-Server-Lösungen gegangen wird, wo ein jahrzehntelang eingespieltes Programm steht – es ist einfach der sichere Weg für den Abnehmer.
Die Gerüchte zum Aus kommen fast auf den Tag genau, an dem ein Mitbewerber ebenfalls einen ARM-Prozessor für Server in den Massenmarkt bringt. Caviums ThunderX2 soll in mehr als 40 Modellen ziemlich genau das gleiche machen wie Qualcomms Lösungen: eine Alternative mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis zu x86 von AMD und Intel sein. Am Ende bleibt nun aber auch da die Frage des Erfolges. Denn wenn ein eigentlich finanzstarkes Unternehmen wie Qualcomm die Reißleine bei ARM im Server ziehen sollte, wer kann dort dann überhaupt noch mitspielen? AMD hatte vor einigen Jahren ebenfalls groß auf ARM im Server gesetzt, dieses Vorhaben spielt aktuell aber keine Rolle mehr in der externen Kommunikation.
Die Gerüchte bekommen weitere Nahrung, da der Chef der Server-Sparte laut Medienberichten das Unternehmen verlassen hat, welches durch seinen Twitter-Account bestätigt wird. Anand Chandrasekher kam Mitte 2012 von Intel, wo er für die Ultra Mobility Group rund um die Atom-Prozessoren tätig war.