Xiaomi Mi Mix 2S im Test: In 3. Generation fast kompromisslos gut
tl;dr: Das Xiaomi Mi Mix 2S verpackt aktuelle Hardware, eine überzeugende Kamera und Keramik zu einem grundsätzlich attraktiven Preis. Die dritte Generation fast randloser Smartphones von Xiaomi ist die bisher gelungenste und bügelt die meisten Kompromisse der Vorgänger aus.
Die dritte Generation Mi Mix
Als Xiaomi Ende 2016 das erste Mi Mix (Test) vorstellte, war das Aufsehen groß. Noch bevor Apple, LG oder Samsung auf fast rahmenlose Designs setzte, zeigte Xiaomi, in welche Richtung sich Smartphones bewegen sollten. Der Hersteller hat dem Modell rund neun Monate später einen Nachfolger spendiert, mit dem Mi Mix 2S ist kürzlich die dritte Generation erschienen.
Das neue Modell orientiert sich in weiten Teilen am Mi Mix 2 ohne S-Zusatz. Gehäuse und Display sind im Vergleich zur Urversion spürbar kleiner geworden, die Technik hingegen aktueller. Das Mi Mix 2S setzt auf Qualcomms Spitzenprozessor Snapdragon 845, das Gehäuse besteht weiterhin aus Keramik. Besonders die Kamera hebt Xiaomi beim neuen Modell hervor, bei den Vorgängern stand hingegen noch eher das neuartige Design im Vordergrund. Dazu hat Xiaomi mit dem eigenen Android-Aufsatz MIUI 9.5 und kabellosem Laden an weiteren Stellschrauben gedreht.
Im Test überzeugt das Smartphone vor allem mit der hervorragenden Verarbeitung, dem Vollbildschirm-Erlebnis sowie der variablen Software. Und die Kamera ist die bisher beste in einem Xiaomi-Smartphone.
Das Xiaomi Mi Mix 2S wurde ComputerBase vom Online-Händler Trading Shenzhen zur Verfügung gestellt. Dieser ist auf den Versand von nicht in Deutschland erhältlichen Artikeln aus China spezialisiert.
Technische Daten im Vergleich
Xiaomi Mi Mix 2S |
Xiaomi Mi Mix 2 |
Huawei P20 Pro |
Samsung Galaxy S9+ |
|
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 8.0 | Android 7.0 | Android 8.1 | Android 8.0 |
Display: | 5,99 Zoll, 1.080 × 2.160 403 ppi HDR |
5,99 Zoll, 1.080 × 2.160 403 ppi |
6,10 Zoll, 1.080 × 2.240 408 ppi OLED |
6,20 Zoll, 1.440 × 2.960 531 ppi WQHD+ Super AMOLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | Touch, Fingerabdrucksensor | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor, Iris-Scanner, Gesichtsscanner, Status-LED |
SoC: | Qualcomm Snapdragon 845 4 × Kryo 385, 2,80 GHz 4 × Kryo 385, 1,70 GHz 10 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 835 4 × Kryo 280, 2,45 GHz 4 × Kryo 280, 1,90 GHz 10 nm, 64-Bit |
HiSilicon Kirin 970 4 × Cortex-A73, 2,36 GHz 4 × Cortex-A53, 1,84 GHz 10 nm, 64-Bit |
Samsung Exynos 9810 4 × Exynos M3, 2,70 GHz 4 × Cortex-A55, 1,80 GHz 10 nm, 64-Bit |
GPU: | Adreno 630 710 MHz |
Adreno 540 | Mali-G72 MP12 850 MHz |
Mali-G72 MP18 572 MHz |
RAM: | 6.144 MB LPDDR4X Variante 8.192 MB LPDDR4X |
6.144 MB LPDDR4X Variante 8.192 MB LPDDR4X |
6.144 MB LPDDR4X |
|
Speicher: | 64 / 128 / 256 GB | 64 / 128 / 256 GB | 128 GB | 64 / 256 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 12,0 MP, 2160p LED, f/1,80, AF, OIS |
12,0 MP, 2160p Dual-LED, f/2,00, AF, OIS |
40,0 MP, 2160p LED, f/1,80, AF |
12,0 MP, 2160p LED, f/1,50, AF, OIS |
2. Kamera: | 12,0 MP, f/2,40 | Nein | 20,0 MP, f/1,60, AF | 12,0 MP, f/2,40, AF, OIS |
3. Kamera: | Nein | 8,0 MP, f/2,40, AF, OIS | Nein | |
4. Kamera: | Nein | |||
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 5,0 MP, 1080p | 24,0 MP, 1080p f/2,00 |
8,0 MP, 1440p Display-Blitz, f/1,70, AF |
|
2. Frontkamera: | Nein | |||
GSM: | GPRS + EDGE | |||
UMTS: | Ja ↓42,2 ↑11,52 Mbit/s |
Ja | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
|
LTE: | Ja | Advanced Pro ↓1.200 ↑150 Mbit/s |
Advanced Pro ↓1.200 ↑200 Mbit/s |
|
5G: | Nein | |||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
|
Bluetooth: | 5.0 | 4.2 LE | 5.0 LE | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | A-GPS, GLONASS, BeiDou | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | |
Weitere Standards: | USB-C 2.0, NFC | USB-C | USB-C 3.1, NFC, Infrarot | USB-C 3.1, NFC |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | Nano-SIM Variante Nano-SIM, Dual-SIM |
Nano-SIM Variante Nano-SIM, Dual-SIM |
|
Akku: | 3.400 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
3.400 mAh fest verbaut |
4.000 mAh fest verbaut |
3.500 mAh (13,48 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 74,9 × 150,8 × 8,10 mm | 75,5 × 151,8 × 7,70 mm Variante 74,6 × 150,5 × 7,70 mm |
73,9 × 155,0 × 7,65 mm | 73,8 × 158,1 × 8,50 mm |
Schutzart: | – | ? | IP67 | IP68 |
Gewicht: | 189 g | 185 / 187 g | 174 g | 189 g |
Preis: | – | 899 € | ab 235 € / ab 232 € / 1.049 € |
Keramikgehäuse ist nicht wasserdicht
Wie schon bei dem ersten Mi Mix und Nachfolger besteht das Gehäuse des Mi Mix 2S aus Keramik, zumindest zum Teil. Die Knöpfe und die Rückseite werden aus Keramik gefertigt. Der Rahmen ist aus Aluminium, die Front wird von Glas bedeckt. Anders als bei den meisten Mitbewerbern ist das Gehäuse des Mi Mix 2S allerdings nicht gegen das Eindringen von Wasser und Staub geschützt.
Die Front wird fast ausschließlich vom Display dominiert, die Ränder zu den Seiten und am oberen Ende sind sehr stark reduziert, was allerdings dafür sorgt, dass Xiaomi am unteren Rand auf ein „Kinn“ setzt, das weitere Hardware beinhaltet. Neben der Elektronik für das Display sitzt dort auch die Frontkamera – eine Tradition, die Xiaomi seit dem ersten Modell pflegt. Anders als beispielsweise beim Huawei P20 Pro (Test), LG G7 ThinQ oder OnePlus 6 wird auf eine im oberen Display-Bereich angesiedelte Notch, in der die Frontkamera und Sensorik untergebracht werden, verzichtet. Diese wird aller Voraussicht nach aber mit dem Mi 7 auch bei Xiaomi Einzug halten.
Daher wirkt vor allem die Front einzigartig im Vergleich zu vielen Konkurrenten, die durch die Notch auf den ersten Blick allesamt ähnlich aussehen. Auf der Rückseite hat sich Xiaomi hingegen beim Apple iPhone X (Test) bedient: Die Dual-Kamera ist hochkant im linken Eck positioniert, steht leicht hervor und auch die Dual-LED ist an der gleichen Stelle untergebracht wie die Quad-LED des iPhone X: zwischen den Kameras. Eine goldene Umrandung ziert die Dual-Kamera des Mi Mix 2S.
Die Verarbeitung des Smartphones ist durchweg gelungen. Alles sitzt fest an seinem Platz, die Übergänge zwischen dem Rahmen, der Glasfront und der Keramikrückseite sind subtil und nahtlos. Die Bohrungen für Lautsprecher und USB-Typ-C-Anschluss sind tadellos umgesetzt. Die Knöpfe am rechten Rand bieten einen satten Druckpunkt und ein ansprechendes Feedback. Durch den leicht abgerundeten Rahmen ist das Mi Mix 2S grundsätzlich griffig, die rutschige Rückseite macht diesen Vorteil aber wieder zunichte. Zudem zieht sie Fingerabdrücke sehr stark an, sodass die Rückseite ohne Hülle schnell verschmutzt.
Um dem entgegenzuwirken, legt Xiaomi eine eng anliegende Kunststoffhülle bei, die bei der (De-)Montage etwas fragil wirkt, aber das Gerät an den seitlichen Rändern und auf der Rückseite schützt. Das Display steht jedoch weiterhin über und die Ober- und Unterseite liegen frei.
Fast rahmenloser IPS-Bildschirm ist immersiv
Das Alleinstellungsmerkmal der Mi-Mix-Familie ist das fast rahmenlose Design, welches das Display in den Mittelpunkt stellt. Beim Mi Mix 2S hat Xiaomi das Facelift des Vorgängers beibehalten und den unteren Rand im Vergleich zum ersten Modell verkleinert. Gleichzeitig ist die Bildschirmdiagonale von 6,44 auf 5,99 Zoll gesunken. Dank dieser Veränderung erscheint das Mi Mix 2S vergleichsweise kompakt und deutlich alltagstauglicher als der massive Urvater der Serie.
Das IPS-Panel des Mi Mix 2S bietet einen sehr guten Kontrast von 2.400:1 und eine Abdeckung des DCI-P3-Farbraums. HDR-Unterstützung ist ebenfalls an Bord. Die Auflösung von 1.080 × 2.160 im Seitenverhältnis von 18:9 (2:1) resultiert in einer Bildpunktdichte von 403 ppi, die im Alltag für eine scharfe Darstellung sorgt, aber nicht mit den höheren Auflösungen so mancher Konkurrenten aus dem Hause Samsung oder LG mithält.
Im Alltag überzeugt das Display des Mi Mix 2S vor allem durch die schmalen Ränder. In der Hand und mit deaktivierten Software-Tasten wirkt der Bildschirm nicht nur groß, sondern füllt auch fast das gesamte Erscheinungsbild. Xiaomi ist nahe dran an einer Benutzererfahrung, die einem „Vollbildschirm“ entspricht. Der einzige Wermutstropfen in dieser Hinsicht ist der untere Rahmen, der in der Nutzung aber weniger stört und mehr beim Betrachten von Inhalten im Querformat auffällt. Im Hochformat spielt das Mi Mix 2S die Stärken des Bildschirms am besten aus.
Die Farbdarstellung ist lebendig und kräftig, wenngleich nicht ganz so satt und klar wie beispielsweise bei Samsung oder Apple, sodass der Bildschirm im Direktvergleich etwas blasser wirkt. In den Einstellungen kann der Weißpunkt des Displays wärmer oder kälter eingestellt und der Kontrast hoch- oder zurückgefahren werden. Die maximale Helligkeit ist mit 472 cd/m² durchschnittlich, der Weißpunkt mit circa 7.800 Kelvin relativ kühl abgestimmt – dies ist auf dem heutigen Smartphone-Markt, wo Displays ab Werk häufig bläulich wirken, zur ungeliebten Norm geworden. Der Modus „Warm“ sieht mit 7.000 Kelvin deutlich besser aus, im Modus „Kühl“ ist mit 8.800 Kelvin hingegen ein Graus.