Corsair K70 MK.2: Sehr gute Hardware zum sehr hohen Preis
2/2Die K70 MK.2 auf einen Blick
Die Änderungen fallen bei der Nutzung positiv auf, indem sie Tastatur unauffällig machen und keine oder zumindest keine großen Änderungswünsche an die Oberfläche des Bewusstseins drängen lassen. Bedienung und Nutzung gehen von der Hand, ohne groß darüber nachdenken oder auf die Tastatur schauen zu müssen. Das heißt: Die K70 MK.2 funktioniert einfach und stellt ihrem Nutzer kein Bein, wodurch die Güte des gereiften Designs ausreichend umschrieben ist. Schon der Vorgänger war durchdacht, die neue Revision wirkt (weitgehend) zu Ende gedacht.
Dass die Tastatur einen etwas helleren und prägnanten Klangteppich webt als Konkurrenten mit den gleichen Tastern, liegt hier an der offenen Kulisse begründet. Für diese Bauform bleibt die K70 MK.2 zwar relativ ruhig, was für die qualitativ hochwertige Ausführung spricht, die schalldämpfenden Eigenschaften eines geschlossenen Chassis kann sie aber nicht kompensieren. Dafür lässt sie sich leichter reinigen und kann die beleuchteten Sockel ihrer Taster zur Schau stellen.
Kleinere Kritikpunkte
Gründe für kleine, berufsbedingte Nörgeleien bleiben aber. Optimal wären noch etwas weiter in die Höhe wachsende Medientasten, eine zeitgemäße magnetische Halterung für die Handballenauflage und, als vielleicht größten Einzelpunkt, höherwertiges Material für ihre Oberfläche. Das verwendete Gummi erweist sich zwar als pflegeleicht, vermittelt aber kein hochwertiges Gefühl. Eine glatte Oberfläche mit geringem Reibungswiderstand und erhöhtem Schwitzfaktor passt nicht zum Oberklasse-Preis des Eingabegeräts. Im Kontext „Premium“ stört auch die erste Tastenreihe. Weil Corsair vom Standard-Layout abweicht, wird der Austausch der Tastenkappen, etwa gegen höherwertige Modelle aus PBT-Kunststoff, erschwert.
Die Qualität der Ausleuchtung wird noch immer durch die MX-RGB-Taster bestimmt. Weil es Cherry aufgrund der Positionierung der LEDs nicht gelingt, die Tastenkappe in gleicher Helligkeit auszuleuchten, wird nicht jedes Symbol gleich hell dargestellt. Die maximale Leuchtstärke bleibt bei Corsair zudem hinter derjenigen einfarbiger MX-Taster zurück, weshalb die Tastatur im Anblick sehr heller Lichtquellen verblasst – eine Eigenheit der meisten, aber nicht aller Eingabegeräte mit MX-RGB-Technik.
Schwerpunkt: RGB-Effekte
Ein Schwerpunkt der neuen K70 aber ist die Programmierung von LEDs und Tastern. Der Eindruck hier wirkt weniger rund als noch bei der Hardware und noch bei der K95 Platinum. Schuld ist die Umstellung der Software von CUE 2 auf die neue, integrative iCUE-Variante, mit der sich alle Corsair-Produkte vom Eingabegerät über das Headset bis hin zu Gehäuse-LEDs und Lüftern überwachen und steuern lassen.
Die mit der K70 MK.2 verfügbare erste Version von iCUE erlaubt es, komplexe Effekte zu erstellen, indem Farben und Lichtmuster in mehreren, sich bei Bedarf überlagernden Ebenen angelegt werden können. Auf Profile aus der Corsair-Community kann aus der Software heraus aber nicht mehr zugegriffen werden, obwohl die technische Grundlage mit Import- und Export-Funktionen gegeben ist. Dazu kommen kleinere Verluste bei der Übersicht: So sind die „+“-Buttons zum Anlegen von Makros und Effekten klein und leicht zu übersehen, während die Trennung von Makros und Effekten in eine Profil-spezifische und globale Kategorie nicht eingängig sein will. Solche Aspekte bilden immer wieder kleinere Stolpersteine bei der Bedienung.
Noch schlechter als der Vorgänger
Aktuell ist iCUE in Bezug auf die Konfiguration der Tastatur also noch ein Rückschritt, sofern die Monitoring-Komponente nicht höher gewichtet wird als der Zugriff auf Leuchteffekte – die aber an sich Mittelpunkt der Software sind. Das zeigt sich auch im Bullet Point „Game Integration“: Sofern ein Spiel das iCUE-SDK unterstützt, agieren alle Corsair-Produkte des Anwenders als eine Art „Ambient Light“. In Far Cry 5 pulsieren so etwa Gehäuse, Lüfter und Peripherie beim Einsatz des Flammenwerfers orange. Der Shooter ist, Stand heute, aber das einzige Spiel mit iCUE-Unterstützung. Da in diesem Bereich jeder Hersteller ein eigenes SDK nutzt, braucht eine weitere Verbreitung aufgrund der Fragmentierung des Marktes nicht erwartet zu werden.
Fazit
Im weiten Teilen kann an dieser Stelle das Fazit aus dem Test von Corsairs K95 RGB Platinum wiederholt werden. Die Änderungen am Design der K-Serie treffen ins Schwarze und schaffen „ein ausnehmend rundes Gesamtpaket“. Die Software muss im Vergleich noch einen Zahn zulegen: Einerseits um die Bedienung abzurunden und andererseits um den Funktionsumfang von CUE 2 erreichen, die sie ablösen soll. Trotzdem ist die K70 MK.2 schon jetzt ein vernünftiges Rundum-Sorglos-Paket, das den meisten Ansprüchen gerecht wird.
Nur über den Preis sollte man reden: Die Preisempfehlung, die abhängig der Taster bei rund 180 bis 190 Euro liegt, entspricht zwar derjenigen der alten K70 LUX, aber auch den Marktpreisen der K95. Selbst für Gaming-Tastaturen ist das eine erhebliche Summe, die erneut eine generelle Kaufempfehlung verwehrt. Denn wer nicht alle Features und insbesondere die ausgefeilten Optionen zur Programmierung und Synchronisation der LEDs benötigt, erhält bei Ducky, Logitech und Cooler Master vergleichbare Produkte für erheblich weniger Geld.
Tastaturen altern gut
Besitzer einer alten K70 brauchen über ein Upgrade ohnehin nicht nachdenken. Die Änderungen sind zwar sinnvoll, aber in ihren Auswirkungen keine ungekannte Offenbarung. Fünf Jahre nach Veröffentlichung kann die erste K70 neuen Tastaturen nicht mehr ganz auf Augenhöhe begegnen, ist aber kaum schlechter – ein Upgrade auf das neue Modell lohnt sich nicht.
Die moderate Evolution in einem solch langen Zeitraum unterstreicht die Langlebigkeit einer solchen Tastatur, deren Kauf deshalb idealerweise wohl überlegt sein will. Einen Überblick, der bei der Suche nach Kriterien und Abwägungen hilft, gibt die ComputerBase-Kaufberatung für Tastaturen.
- Ausreichend große Handballenauflage
- Einfach zu reinigen
- Sinnvoll verbessertes Layout
- Mächtige Software
- Rubberdome-Technik für Zusatztasten
- Erste Tastenreihe nicht im Normlayout
- Software-Funktionsumfang verringert
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