Im Test vor 15 Jahren: Die GeForce FX 5900 Ultra begrub den Föhn
tl;dr: Die GeForce FX 5800 (Ultra) (Im Test vor 15 Jahren) mit nV30 war mit extremer Lautstärke bei schlechter Leistung für Nvidia eine Katastrophe. Die GeForce FX 5900 (Ultra) mit nV35-GPU war der schnelle Rettungsversuch. ComputerBase hatte die Möglichkeit, die FX 5900 Ultra noch vor Erscheinen auszuprobieren.
Leiser, größer, schneller
Nicht nur die Umsetzung des neuen Chips innerhalb von Monaten sondern auch die 180-Grad-Wende in der Pressearbeit zeigte, wie wichtig die neue GPU respektive Grafikkarte war. Die GeForce FX 5800 Ultra hatte ComputerBase nie von Nvidia erhalten, den Nachfolger jetzt erstmals vorab. Doch wie wollte Nvidia den nV30 schnellstmöglich in Vergessenheit geraden lassen?
Nvidia taktete den nV35 im Vergleich zum nV30 deutlich niedriger. Der GPU-Takt war auf der GeForce FX 5900 Ultra 10 Prozent geringer als auf der FX 5800 Ultra. Das resultierte in einer ebenfalls 10 Prozent geringeren Pixel- und Texelfüllrate, dafür war aber die Speicherbandbreite erheblich höher – und das war die eigentliche Achillesverse des nV30. Nvidia verdoppelte die Breite des Speicherbusses auf 256 Bit, woraus sich eine Speicherbandbreite von 27.200 MByte/s gegenüber den 16.000 MByte/s des nV30 ergab. Der Speichertakt konnte so auch von 500 auf 425 MHz gesenkt werden, ohne dass es an Bandbreite mangelte.
GeForce FX 5900 Ultra | GeForce FX 5800 Ultra | FX 5800 | Radeon 9800 Pro | |
---|---|---|---|---|
Chip | nV35 | nV30 | nV30 | R350 |
Herstellungsprozess | 130 nm | 150 nm | ||
Chiptakt in MHz (3D/2D) | 450/300 | 500/300 | 400/300 | 380/380 |
Rendering-Pipelines | 4 (8) | 8 | ||
Pixelfüllrate | 1.800 MPix/s | 2.000 MPix/s | 1.600 MPix/s | 3.040 MPix/s |
TMUs je Pipeline | 2 | 1 | ||
max. Texelfüllrate | 3.600 MTex/s | 4.000 MTex/s | 3.200 MTex/s | 3.040 MTex/s |
realer Speichertakt (3D/2D) | 425 MHz | 500/300 MHz | 400/300 MHz | 340 MHz |
Speicheranbindung/-typ | 256 Bit DDR | 128 Bit GDDR2 | 256 Bit DDR | |
Speicherbandbreite | 27.200 MByte/s | 16.000 MByte/s | 12.800 MByte/s | 21.760 MByte/s |
unterstütze Speicherstandards | DDR/DDR2 | DDR2 | DDR/DDR2 | |
Shaderhardware | VS/PS 2.0+ | |||
interne Genauigkeit | 128 Bit (32 Bit FP) | 96 Bit (24 Bit FP) | ||
max. Vertex-Durchsatz | 338 MVert/s | 375 MVert/s | 300 MVert/s | 380 MVert/s |
Single-Pass-Texturoperationen | 16 (D3D) / 4 (OpenGL) | 16 (D3D) / 8 (OpenGL) | ||
RAMDAC | 2 × 400 MHz | |||
TV-Encoder | integriert | |||
max. FP-Shaderops/s | 3.600 | 2.000 | 1.800 | 3.040 (9.120) |
Aufgrund der niedrigeren Taktraten konnte Nvidia auf der GeForce FX 5900 Ultra wieder eine weniger wuchtige Kühllösung als den mächtigen Dual-Slot-Kühler („den Föhn“) verbauen. Im Test arbeitete die neue GeForce damit sogar leiser als die GeForce FX 5800, die auf den gleichen Kühler setzte. Dafür wuchs die GeForce FX 5900 Ultra mit dem komplexeren PCB in die Länge: Selbst die Voodoo 5 5500 mit ihren rund 24 Zentimetern war nur wenige Millimeter länger als die Nvidia-Karte.
In den Benchmarks konnte der nV35 gegenüber dem nV30 auf der GeForce FX 5800 meist rund 10 bis 20 Prozent zulegen. Für die Radeon 9800 Pro reichte es dennoch nur in Ausnahmefällen. In Unreal Tournament 2003 konnte die GeForce beispielsweise die Radeon in höheren Auflösungen überholen, in den meisten Titeln war aber im besten Fall ein Gleichstand drin. Der große Grafikspeicher von 256 MByte machte sich im Jahr 2003 nur selten bemerkbar.
Die GeForce FX 5900 Ultra war dennoch die Grafikkarte, die Nvidia mit der FX 5800 Ultra hätte auf den Markt bringen müssen. So erschien sie aber zu spät und war für das Gebotene zu teuer. Der Aufpreis von 150 Euro gegenüber ATis Topmodell, der Radeon 9800 Pro, war nicht gerechtfertigt. Wer unbedingt eine Nvidia-Grafikkarte wollte, der war mit der FX 5900 Ultra aber in jedem Fall besser dran als mit der FX 5800 Ultra. Auch wenn der nV35 einige Schwachstellen des nV30 anging, konnte der Hersteller erst mit dem nV40 auch die Probleme unter DirectX 9 ausräumen. Diese GPU sollte mit der GeForce GTX 6800 Ultra aber noch ein Jahr auf sich warten lassen.
Auswertung der letzten Umfrage
Letzte Woche fragte die Redaktion die Leser, wie wichtig ihnen die Leistungsaufnahme des eigenen Rechners ist. Mit 46 Prozent gaben knapp weniger als die Hälfte der Umfrageteilnehmer an, zwar möglichst schnelle Hardware zu kaufen, aber diese effizient betreiben zu wollen. Weitere 24 Prozent übertakten ihre Hardware, um möglichst hohe Leistung ungeachtet des Energieverbrauchs zu erreichen. Nur 22 Prozent kaufen ganz bewusst sparsame Hardware, während die verbleibenden acht Prozent in die Kategorie „Sonstiges“ fallen.
Weitere Tests von vor 15 Jahren
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
- Als der Gaming-PC noch 200 Watt verbraucht hat
- Windows 2000 und Hyper-Threading vertrugen sich nicht
- DDR400-RAM und zwei kaputte Mainboards
- Creative, Logitech und Teufel im Audio-Schlagabtausch
- Der Intel i865PE/G bot FSB800 auch günstiger
- Der Athlon XP 3200+ auf FSB400-Steroiden
- Nintendos Game Boy Advance SP ging ein Licht auf
- ATis Radeon 9800 Pro legte den R350 in Nvidias Wunde
- Nvidias GeForce FX 5800 Ultra a.k.a „der Föhn“
- Intels Luxus-Chipsatz i875P für den Pentium 4
- Athlon mit nForce 2 im Shuttle-Mini-Barebone
- Vier Drehregler und zwei Schalter gegen zu viel Lärm
- Auf Dells PDA liefen Excel und Quake, aber sonst wenig
- Auf Mainboards ohne SATA musste der Adapter her
- Athlon XP mit FSB400 auf der Jagd nach dem Pentium 4
- Die erste Festplatte mit 120 GByte und SATA
- AMDs Barton mit doppeltem L2-Cache
- Nvidias nForce 2 mit GeForce MX und zickigem Treiber
- Das beste Mainboard für Sockel 478 kam von Gigabyte
- Athlon XP 2600+ mit FSB333 war günstiger und schneller