Im Test vor 15 Jahren: Windows 2000 und Hyper-Threading vertrugen sich nicht
tl;dr: Mit dem Pentium 4 führte Intel vor 15 Jahren die Hyper-Threading-Technologie für Endanwender abseits des Servermarktes ein. Vom Hersteller wurde im Jahr 2003 Windows XP für die Nutzung für Hyper-Threading empfohlen. Im Duell mit Windows 2000 zeigte sich: zurecht.
Windows XP war die Empfehlung
Im Februar 2002 stellte Intel neue Xeon-Prozessoren auf Basis des Prestonia-Kerns vor, die erstmals über die Hyper-Threading-Technologie verfügten. Hyper-Threading ermöglichte es einem physischen CPU-Kern zwei Threads parallel zu bearbeiten. Durch zusätzliche Logik im Prozessor konnten so die Recheneinheiten besser ausgenutzt und somit je nach Anwendung eine Leistungssteigerung erzielt werden. Für Endanwender wurde die Technologie, die heute in vielen Intel-Prozessoren zu finden ist, im Herbst 2002 mit einigen Modellen des Pentium 4 eingeführt (Im Test vor 15 Jahren).
Da im Jahr 2003 Mehrkern-Prozessoren noch selten anzutreffen waren, musste allerdings auf die Kompatibilität des Betriebssystems geachtet werden, auch wenn es sich bei Prozessoren mit Hyper-Threading nicht um echte Mehrkern-Prozessoren handelte. Aber der sogenannte „Scheduler“ musste mit der Technik trotzdem zurecht kommen.
Diese Unterstützung wurde laut Microsoft von Windows 2000 Professional und Server sowie Windows XP Professional und Windows Server 2003 geboten. Intel empfahl allerdings explizit die Nutzung von Windows XP, obwohl die Xeon-CPUs mit Hyper-Threading problemlos mit Windows 2000/Server genutzt werden konnten. Neu in Windows XP war jedoch, dass das Betriebssystem zwischen logischen und physischen CPU-Kernen unterscheiden konnte, was sich positiv auf die Leistung auswirken sollte.
ComputerBase wollte wissen, inwiefern Anwender, die sich nicht an Intels Empfehlung hielten, mit Probleme zu rechnen hatten, und unterzog sowohl Windows 2000 als auch Windows XP einer Reihe von Tests auf einem Pentium 4 HT.
In den theoretischen Benchmarks aus SiSoft Sandra zeigte sich zwar ein Leistungsvorteil für Hyper-Threading, dieser war allerdings unabhängig vom Betriebssystem vorhanden. Anders sah es bei Futuremarks PCMark 2002 aus. Hier brach die Leistung von Windows 2000 mit aktiviertem Hyper-Threading im CPU-Test deutlich um 25 Prozent ein. Auf Windows XP brachte Hyper-Threading in diesem Test nur keinen messbaren Vorteil.
In Cinema 4D konnten beide Betriebssysteme von Hyper-Threading profitieren, Windows XP legte mit neun gegenüber vier Prozent aber stärker zu. In Lame, WinACE und WinRAR stellte sich kein messbarer Vorteil bei der Nutzung von Hyper-Threading ein, unter Windows 2000 aber ein Nachteil zwischen 16 und 30 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigte sich in den getesteten Spielen: Während unter Windows XP meist geringfügig mehr Bilder pro Sekunde angezeigt wurden, hatte Windows 2000 mit Hyper-Threading fast ausnahmslos das Nachsehen.
Im Jahr 2003 steckte Hyper-Threading noch in den Kinderschuhen
Aufgrund der geringen Verbreitung von Mehrkern-Prozessoren und CPUs mit Hyper-Threading-Unterstützung war der Großteil der Software im Jahr 2003 noch nicht auf die Nutzung mehrerer paralleler Threads ausgelegt. Dadurch fiel der Leistungsgewinn meist deutlich niedriger aus als bei aktueller Software, die immer stärker parallelisiert wird. Windows 2000 verdeutlichte zudem, dass Hyper-Threading noch in den Kinderschuhen steckte und auch ordentliche Unterstützung des Betriebssystems benötigte. Das modernere Windows XP war hier bereits deutlich besser aufgestellt.
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