Aufnahme in ICD: Videospielsucht von WHO als Krankheit anerkannt
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Videospielsucht in die International Classification of Diseases (ICD, Internationale Klassifikation von Krankheiten) aufgenommen. Ärzte können demnach in Kürze Videospielsucht als Krankheit diagnostizieren und Krankenkassen erkennen diese an.
Die „Gaming Disorder“ wurde in die 11. Version des ICD-Codes (ICD-11) aufgenommen, der am 18. Juni veröffentlicht und ab dann gelten soll. Die Videospielsucht wurde von der WHO dabei in den Bereich der Suchtkrankheiten hinter die Glücksspielsucht aufgenommen. Der ICD-Schlüssel als Diagnoseverschlüsselung ist eine medizinische Klassifikation zur Systematisierung von Diagnosen und ist beispielsweise auch auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen für den Patienten vermerkt, nicht jedoch auf dem Exemplar für den Arbeitgeber. Die Klassifikation der Codes ist öffentlich einsehbar.
Eingeschränkte Kontrolle und Prioritätenverschiebung
Die WHO beschreibt Videospielsucht als ein Muster eines anhaltenden oder wiederkehrenden Spieleverhaltens, das sowohl Online- wie auch Offline-Spiele beinhalten kann und sich durch eine beeinträchtigte Kontrolle über das eigene Spielverhalten manifestiert und bei dem andere Lebensaspekte und Aktivitäten zugunsten des Spielens in den Hintergrund treten und vernachlässigt werden, wobei auch negative Auswirkungen vom Patienten unbeachtet gelassen werden. Die Videospielsucht kann nicht nur persönliche und familiäre Bereiche beeinträchtigen, sondern auch soziale, berufliche oder schulische Konsequenzen zur Folge haben, so die WHO.
Wichtig für die Einstufung als Krankheit ist dabei grundsätzlich, dass sich dieses Verhalten mindestens über einen Zeitraum der letzten 12 Monate erstreckt haben muss, wobei die WHO bereits einschränkt, dass bei schwerwiegenden Anzeichen und Vorliegen aller Symptome auch ein kürzerer Zeitraum ausreichend für eine entsprechende Diagnose ist.
Anerkennung als Krankheit umstritten
Die Anerkennung der Videospielsucht als Krankheit ist durchaus umstritten, da befürchtet wird, dass leidenschaftliche Spieler zu schnell als süchtig abgestempelt werden. Spielsucht und Spielspaß sei medizinisch jedoch eindeutig voneinander abgegrenzt, weshalb andere Wissenschaftler diese Ansicht zurückweisen und die Aufnahme in die ICD vielmehr als Anstoß für weitere Forschungen sehen.