Core i7-8700T & i5-8500T im Test: Intels Sechskerner mit 35 Watt Verbrauch bei Basistakt
tl;dr: Zwölf Threads bei 35 Watt TDP gibt es nicht nur im Notebook, sondern auch im Desktop. Und Intel Coffee Lake hat auch dort die Messlatte klar nach oben gelegt. ComputerBase hat das Topmodell Intel Core i7-8700T sowie den deutlich günstigeren Core i5-8500T im Test und erklärt den Zusammenhang zwischen Leistung und TDP.
Intel Coffee Lake mit 35 Watt in der Übersicht
Wie von der ComputerBase-Community gewünscht wurde noch einmal ein Testlauf mit dem Core i7-8700T unternommen, bei dem der Prozessor im BIOS definitiv auf maximal 35 Watt unter Dauerlast festgelegt wurde. Wobei auch hier noch einmal festzuhalten ist, dass Intels TDP-Definition mit Verweis auf den Basistakt nicht vorgibt, dass die CPU unter Last mit Turbo nicht mehr verbrauchen darf.
Die Option im BIOS nennt sich bei Asus Long Duration Package Power Limit und ist laut Definition an die TDP gekoppelt. Ab Werk soll der Default-Wert laut Handbuch die TDP der CPU sein. Dem ist aber nicht so – nicht bei diesem und nicht bei anderen Mainboards. Werden die Bios Defaults geladen, ist die Option auf Auto – und dies heißt immer maximal möglicher Takt ohne Rücksicht auf die TDP. So wie die CPU im Test auch ursprünglich betrieben wurde.
Die CPU manuell auf 35 Watt zu setzen, hat dann auch gravierende Folgen, insbesondere bei der Leistung in Anwendungen, einher geht aber auch die angepasste Leistungsaufnahme. In Spielen hingegen sind die Auswirkungen kleiner, weil die CPU nicht so stark belastet wird und deshalb bei gleichem Maximalverbrauch höher takten kann. Die jeweiligen Diagramme wurden um den Eintrag Core i7-8700T (35 Watt LT) ergänzt.
Im April hat Intel neue Core-i-Prozessoren auf Coffee-Lake-Basis in den Handel entlassen, ab sofort decken sie das gesamte Portfolio ab. Das Hauptaugenmerk gilt dabei wie immer den klassischen Varianten mit 95 oder 65 Watt, doch es gibt darüber hinaus auch noch stromsparende Vertreter. Insgesamt neun solche Prozessoren führt das Unternehmen als sogenanntes T-Modell mit nur 35 Watt TDP, von quasi jedem Modell gibt es diese Version.
Die technischen Eigenschaften wie Anzahl Kerne und Hyper-Threading unterschieden sich dabei nicht von den regulären CPUs mit 65 oder 95 Watt, lediglich der Takt wird nach unten angepasst. Das aktuelle Intel-Gefüge hat deshalb weiterhin Bestand und sieht im Vergleich zum Vorgänger wie folgt aus:
Klasse | Kaby Lake | Coffee Lake |
---|---|---|
Core i7 | 4 Kerne/8 Threads | 6 Kerne/12 Threads |
Core i5 | 4 Kerne/4 Threads | 6 Kerne/6 Threads |
Core i3 | 2 Kerne/4 Threads | 4 Kerne/4 Threads |
Pentium | 2 Kerne/4 Threads | 2 Kerne/4 Threads |
Celeron | 2 Kerne/2 Threads | 2 Kerne/2 Threads |
Von Intel selbst gab es wie vor einem Jahr kein Muster dieser CPUs, der PR-Fokus liegt weiterhin nur auf den Flaggschiffen. ComputerBase hat den Intel Core i7-8700T und i5-8500T stattdessen vom PC-Onlineshop Mifcom leihweise zur Verfügung gestellt bekommen. Der Systemintegrator stattet PCs auf Kundenwunsch auch mit diesen CPUs aus. Wieviel Leistung es bei diesen Spezialprozessoren gibt, zeigt der Test.
Vorgänger und Nachfolger im Überblick
Gegenüber den Vorgängern wurde der Basistakt der neuen CPUs aufgrund der größeren Anzahl an Kernen leicht gesenkt, kommt der Turbo-Modus zum Einsatz, ziehen alle Coffee-Lake-Prozessoren dem Vorgänger Kaby Lake aber trotzdem davon. Im Schnitt sind es 100 bis 300 MHz mehr Takt, die geboten werden – hier unterscheiden sich die T-Modelle von den normalen Varianten nicht. Das Mehr an Takt im Turbo ist, was die verbesserte Fertigung Generation 14++ gegenüber 14+ bei Intel hervorbringt – zuzüglich dem Mehr an Kernen versteht sich.
Kerne/ Threads |
Takt (Basis) |
Turbo 1 / 2 / 4 / 6 Kerne |
L3-Cache | Grafik | Grafik-Takt | Speicher | TDP | Preis | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Core i7-8700T | 6/12 | 2,4 GHz | 4,0 / 3,9 / 3,9 / 3,8 GHz | 12 MB | UHD 630 | 1.200 MHz | DDR4-2666 | 35 W | $ 303 |
Core i7-7700T | 4/8 | 2,9 GHz | 3,8 / 3,7 / 3,6 / – GHz | 8 MB | HD 630 | 1.150 MHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 303 |
Core i5-8600T | 6/6 | 2,3 GHz | 3,7 / 3,6 / 3,6 / 3,5 GHz | 9 MB | UHD 630 | 1.150 MHz | DDR4-2666 | 35 W | $ 213 |
Core i5-7600T | 4/4 | 2,8 GHz | 3,7 / 3,6 / 3,5 / – GHz | 6 MB | HD 630 | 1.100 MHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 213 |
Core i5-8500T | 6/6 | 2,1 GHz | 3,5 / 3,4 / 3,3 / 3,2 GHz | 9 MB | UHD 630 | 1.100 MHz | DDR4-2666 | 35 W | $ 192 |
Core i5-7500T | 4/4 | 2,7 GHz | 3,3 / 3,2 / 3,1 / – GHz | 6 MB | HD 630 | 1.100 MHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 202 |
Core i5-8400T | 6/6 | 1,7 GHz | 3,3 / 3,2 / 3,1 / 3,0 GHz | 9 MB | UHD 630 | 1.050 MHz | DDR4-2666 | 35 W | $ 182 |
Core i5-7400T | 4/4 | 2,4 GHz | 3,0 / 2,9 / 2,8 / – GHz | 6 MB | HD 630 | 1.000 MHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 187 |
Core i3-8300T | 4/4 | 3,2 GHz | – | 8 MB | UHD 630 | 1.100 MHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 138 |
Core i3-7300T | 2/4 | 3,5 GHz | – | 4 MB | HD 630 | 1.100 MHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 147 |
Core i3-8100T | 4/4 | 3,1 GHz | – | 6 MB | UHD 630 | 1.100 MHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 117 |
Core i3-7100T | 2/4 | 3,4 GHz | – | 3 MB | HD 630 | 1.100 MHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 117 |
Pentium Gold G5500T | 2/4 | 3,2 GHz | – | 4 MB | UHD 630 | 1,05 GHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 75 |
Pentium G4600T | 2/4 | 3,0 GHz | – | 3 MB | HD 630 | 1,05 GHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 75 |
Pentium Gold G5400T | 2/4 | 3,1 GHz | – | 4 MB | UHD 610 | 1,05 GHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 64 |
Pentium G4560T | 2/4 | 2,9 GHz | – | 3 MB | HD 630 | 1,05 GHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 64 |
Celeron G4900T | 2/2 | 2,8 GHz | – | 2 MB | UHD 610 | 1,00 GHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 42 |
Celeron G3930T | 2/2 | 2,7 GHz | – | 2 MB | HD 610 | 1,00 GHz | DDR4-2133 | 35 W | $ 42 |
Die T-Modelle können auch in noch genügsamerem Umfeld arbeiten. Alle bieten die Option der configTDP (cTDP) mit 25 Watt, was nochmal einen drastischen Einschnitt bei der Taktfrequenz zur Folge hat. Beim Core i7-8700T sinkt der Takt in der Basis dann auf 1,9 GHz, beim Core i5-8500T auf nur noch 1,6 GHz. 500 bis 600 MHz Taktverlust sind auch bei den anderen Modellen die Regel, beim Pentium sind es sogar 1.000, beim Celeron 1.100 MHz weniger.
Alle T-Modelle sind in erster Linie für OEM-Hersteller gedacht, deshalb werden sie auch kaum als Boxed-Variante inklusive Kühler angeboten. Bei Kaby Lake gab es zumindest einen Teil der Lösungen noch im freien Handel auch inklusive Kühler, alle neuen Prozessoren der Familie Coffee Lake mit 35 Watt gibt es hingegen derzeit nur als Tray-Version.
Die Unterschiede zur Standard-Version
In der Vergangenheit waren die Prozessoren mit geringerer TDP oft ein Tipp, da sie im Turbo-Modus sehr nah an die normalen Modelle herankamen. Dies gilt mittlerweile aber nur noch für das 65-Watt-Modell im Vergleich zum 95-Watt-Vertreter. Dort ist der Abstand im Turbo-Modus jetzt nur noch maximal 100 MHz klein oder gar nicht vorhanden, bei Kaby Lake waren es im Schnitt noch 300 MHz. Gegenüber der Generation Kaby Lake ist das T-Modell bei Coffee Lake allerdings wieder etwas näher an die K-CPU heran gerückt. Der Mehr-Kern-Turbo liegt nur noch 500 MHz statt 800 MHz niedriger.
Kerne/ Threads |
Takt (Basis) |
Turbo 1 / 2 / 4 / 6 Kerne |
L3-Cache | Grafik | Grafik-Takt | Speicher | TDP | Preis | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Core i7-8700K | 6/12 | 3,7 GHz | 4,7 / 4,6 / 4,4 / 4,3 GHz | 12 MB | UHD 630 | 1.200 MHz | DDR4-2666 | 95 W | $ 359 |
Core i7-8700 | 6/12 | 3,2 GHz | 4,6 / 4,5 / 4,3 / 4,3 GHz | 12 MB | UHD 630 | 1.200 MHz | DDR4-2666 | 65 W | $ 303 |
Core i7-8700T | 6/12 | 2,4 GHz | 4,0 / 3,9 / 3,9 / 3,8 GHz | 12 MB | UHD 630 | 1.200 MHz | DDR4-2666 | 35 W | $ 303 |
Kaby Lake als Vorgänger | |||||||||
Core i7-7700K | 4/8 | 4,2 GHz | 4,5 / 4,4 / 4,4 / – GHz | 8 MB | HD 630 | 1.150 MHz | DDR4-2400 | 91 W | $ 350 |
Core i7-7700 | 4/8 | 3,6 GHz | 4,2 / 4,1 / 4,1 / – GHz | 8 MB | HD 630 | 1.150 MHz | DDR4-2400 | 65 W | $ 303 |
Core i7-7700T | 4/8 | 2,9 GHz | 3,8 / 3,7 / 3,6 / – GHz | 8 MB | HD 630 | 1.150 MHz | DDR4-2400 | 35 W | $ 303 |
Alle Coffee Lake brauchen ein 300er-Mainboard
Weil die neuen Prozessoren auf Coffee Lake basieren, benötigen sie ein neues Mainboard auf Basis eines 300er-Chipsatzes (Test) für den Sockel LGA 1151 (v2).
Den Starttermin für die T-Prozessoren hatte Intel deshalb so gewählt, dass er auch mit der Verfügbarkeit der günstigen Chipsätze zusammenfällt. So bekommt der Kunde Anfang Juni bereits ein kompatibles Mainboard mit H310-Chipsatz ab 54 Euro, besser ist jedoch der Griff zu den B360-Mainboards, die bereits ab 61 Euro verfügbar sind und mit größerer Ausstattung wie nativem USB 3.1 Gen2 mit 10 Gbit/s oder einen M.2-Slot für PCIe-SSDs aufwarten können.
TDP bei Basistakt vs. Turbo-Verbrauch
Die T-Modelle unterscheiden sich von den klassischen Varianten also in erster Linie beim Basistakt. Und das müssen sie auch. Denn aktuell definiert Intel die TDP als „die durchschnittliche Leistungsaufnahme (in Watt), die der Prozessor beim Betrieb auf Basisfrequenz ableitet, wenn alle Kerne bei einer von Intel definierten, hochkomplexen Arbeitslast aktiv sind“. Damit ein T-Modell mit 35 Watt TDP spezifiziert werden kann, muss also der Basistakt deutlich niedriger als bei den 65- oder 95-Watt-Modellen ausfallen. Den Turbo ebenfalls herabzusenken ist hingegen eine davon unabhängige Entscheidung.
Weil der Turbo weiterhin vorhanden ist und im Vergleich zu den Modellen mit 65 und 95 Watt prozentual weniger fällt, ist damit aber auch klar, dass die T-CPUs im Praxisalltag weniger weniger verbrauchen werden, als es der Vergleich der TDP (bei Basistaktraten) glauben lassen könnte.
Die Definition stellt darüber hinaus abermals klar: TDP ist nicht Verbrauch. Es mag OEM-Systeme wie den Medion Erazer X67020/X67015 (Test) oder den Corsair One Elite (Test) geben, die der CPU maximal nur so viel elektrische Leistung zugestehen, wie sie in Intels Basis-Taktraten-Szenario verbrauchen – also maximal die TDP. Quasi alle für Endkunden verfügbaren Mainboards und viele OEM-Systeme lassen die CPUs hingegen mit den von Intel spezifizierten Turbo-Taktraten und damit einem deutlich höheren Verbrauch operieren.
35 Watt stimmen, aber ...
Die Probe aufs Exempel mit dem Core i7-8700T zeigt, wie unterschiedlich ein T-Modell damit abschneiden kann. Mit aktiviertem Turbo darf sich der Prozessor inklusive AVX2-Auslastung bis zu 112 Watt Package Power genehmigen. Er operiert dann mit 3,8 GHz für alle Kerne und das sind auch 1.400 MHz mehr als der Basistakt, der für die TDP-Berechnung herangezogen wird. Wird der Turbo deaktiviert, sind es im AVX-Test von Prime95 dann noch immer 45 Watt, bei Anwendungen wie Blender mit maximal 37 Watt hingegen ziemlich exakt die von Intel genannten 35 Watt. Die Leistung fällt dann aber auch deutlich niedriger aus: Mit 209 statt 129 Sekunden dauert der Test auch 60 Prozent länger.
Der fade Beigeschmack bleibt
Intels Definition der TDP ist klar verständlich und auch ohne Intels „hochkomplexe Arbeitslast zu kennen nachweisbar. Im regulären Alltag ist die Angabe für die meisten Kunden aber völlig unbrauchbar, denn den über die TDP suggerierten Unterschied zwischen K- und T-Modell findet der Anwender weder bei der Leistung noch beim Verbrauch. Der Grund: Jeder Prozessor wird mit aktivem Turbo-Modus ausgeliefert und die meisten Mainboards nutzen den auch. Die CPU über die TDP einzubremsen ist damit Aufgabe des Anwenders, sofern das Mainboard die Option überhaupt bietet. Eine Angabe für den Verbrauch in diesem Lastzustand wäre dank klarer Definitionen für den Turbo hilfreich.
Das zeigt sich auch, wenn Core i7 und Core i5 vergleichen werden: Maximal 112 Watt für den Core i7-8700T im Extremtest und immer noch 80 Watt in Cinebench stehen 69 respektive 48 Watt beim Core i5-8500T gegenüber. Bei der TDP liegen beide auf einem Niveau.
Intel Core i7-8700T und Core i5-8500T im Test
Eine der wichtigsten Fragen nach der Begutachtung der Spezifikationen ist bei den T-Modellen also, welcher Takt im konkreten System wirklich anliegt. Diese Frage hatte ComputerBase bereits bei den vergangen Tests von Mainboards beschäftigt, wobei sich zeigte, dass bei den Platinen im Einzelhandel eigentlich nie Fesseln angelegt werden, so wie es bei OEM-Systemen der Fall sein kann.
Und das ist auch im Test der beiden T-Modelle nicht anders: Die Prozessoren arbeiteten exakt mit den vorgegebenen Spezifikationen, also auch bei den jeweils maximal erlauben Turbo-Taktraten. Alle Auslese-Tools bestätigen dabei die technischen Details, die von der Anzahl der Kerne, Threads über den L3-Cache bis hin zu den unterstützten Instruktionen und der Nutzung der UHD-630-Grafik (oder auch Nichtbenutzung) reichen.
Mit den klassischen Mainboards aus dem Einzelhandel lassen sich die CPUs nicht einbremsen – außer der Turbo-Modus wird komplett deaktiviert. Dies gilt auch für die configTDP, die im BIOS auf den Mainboards nicht manuell ausgewählt werden kann, obwohl sie es theoretisch alle könnten. Es ist und bleibt wie in den vergangenen Jahren eine Option für OEMs. Nutzt sie ein OEM, kommuniziert er das in der Regel aber ebenfalls nicht.