LG G7 ThinQ im Test: Strahlendes Display, nachtblinde Kamera
tl;dr: LGs aktuelles Topmodell für Deutschland heißt G7 ThinQ. Mit Notch und AI verfolgt LG dabei zwei große Trends, bleibt aber zugleich beim Klinkenanschluss, Quad-DAC inklusive. Im Test überzeugt das Smartphone mit Tempo, dem auf Knopfdruck hellsten Display und der Verarbeitung. Die namensgebende Kamera mit AI bleibt zurück.
LG geht mit der Zeit
Das LG G6 (Test) bedeutete das Ende der Experimentierfreude des Herstellers. Der wechselbare Akku musste weichen, das Smartphone sollte sich aus LGs Sicht auf die von Kunden stattdessen geforderten Tugenden konzentrieren. Rund 15 Monate später steht das G7 ThinQ in den Startlöchern und führt den Weg des Vorgängers mit aktueller Hardware und überarbeiteter Optik fort. Für Deutschland ist es das derzeitige Topmodell, in anderen Märkten gibt es seit Kurzem auch das V35 ThinQ.
Keine Einsparungen in Europa
Bereits beim G6 wurden die Ränder rund um das Display weiter reduziert, mit dem G7 ThinQ gibt es erstmals eine Notch in einem LG-Smartphone. Zusammen mit dem Thema AI folgt LG gleich zwei aktuellen Trends der Smartphone-Branche. Anders als beim Vorgänger gibt es dieses Jahr auch keine regionale Einschränkung im Hinblick auf Funktionen wie drahtloses Laden oder den DAC. Das LG G7 ThinQ bietet fast alles, was aktuell in einem Smartphone stecken kann. Im Test überzeugen die Verarbeitung und das neue, auf Knopfdruck superhelle Display sowie die hohe Leistung. Vor allem die Kamera inklusive namensgebender AI-Funktion kann aber nicht mit anderen Topmodellen mithalten. Der späte Marktstart erhöht den Druck zusätzlich.
Technische Daten im Vergleich
LG G7 ThinQ |
LG G6 |
Samsung Galaxy S9+ |
HTC U12+ |
|
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 8.0 | Android 7.0 | Android 8.0 | |
Display: | 6,10 Zoll, 1.440 × 3.120 563 ppi IPS, HDR, Gorilla Glass 5 |
5,70 Zoll, 1.440 × 2.880 565 ppi IPS, HDR, Gorilla Glass 3 |
6,20 Zoll, 1.440 × 2.960 531 ppi WQHD+ Super AMOLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
6,00 Zoll, 1.440 × 2.880 537 ppi S-LCD, HDR, Gorilla Glass |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor, Iris-Scanner, Gesichtsscanner, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED |
SoC: | Qualcomm Snapdragon 845 4 × Kryo 385, 2,80 GHz 4 × Kryo 385, 1,80 GHz 10 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 821 2 × Kryo, 2,34 GHz 2 × Kryo, 2,19 GHz 14 nm, 64-Bit |
Samsung Exynos 9810 4 × Exynos M3, 2,70 GHz 4 × Cortex-A55, 1,80 GHz 10 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 845 4 × Kryo 385, 2,80 GHz 4 × Kryo 385, 1,80 GHz 10 nm, 64-Bit |
GPU: | Adreno 630 710 MHz |
Adreno 530 653 MHz |
Mali-G72 MP18 572 MHz |
Adreno 630 |
RAM: | 4.096 MB LPDDR4X |
4.096 MB LPDDR4 |
6.144 MB LPDDR4X |
|
Speicher: | 64 GB (erweiterbar) | 32 GB (erweiterbar) | 64 / 256 GB (erweiterbar) | 64 / 128 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 16,0 MP, 2160p LED, f/1,60, AF |
13,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,80, AF, OIS |
12,0 MP, 2160p LED, f/1,50, AF, OIS |
12,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,70, AF, OIS |
2. Kamera: | 16,0 MP, f/1,90, AF | 13,0 MP, f/2,40, AF | 12,0 MP, f/2,40, AF, OIS | 16,0 MP, f/2,60, AF, OIS |
3. Kamera: | Nein | |||
4. Kamera: | Nein | |||
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 8,0 MP, 1080p f/1,90 |
5,0 MP, 1080p f/2,20 |
8,0 MP, 1440p Display-Blitz, f/1,70, AF |
8,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00, AF |
2. Frontkamera: | Nein | 8,0 MP, f/2,0, AF | ||
GSM: | GPRS + EDGE | |||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
|||
LTE: | Advanced Pro ↓1.200 ↑150 Mbit/s |
Advanced ↓600 ↑150 Mbit/s |
Advanced Pro ↓1.200 ↑200 Mbit/s |
Advanced Pro ↓1.200 ↑150 Mbit/s |
5G: | Nein | |||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
|||
Bluetooth: | 5.0 LE | 4.2 LE | 5.0 LE | 5.0 |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | |||
Weitere Standards: | USB-C 2.0, NFC | USB-C 3.0, NFC | USB-C 3.1, NFC | |
SIM-Karte: | Nano-SIM | Nano-SIM Variante Nano-SIM, Dual-SIM |
Nano-SIM, Dual-SIM | |
Akku: | 3.000 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
3.300 mAh (12,50 Wh) fest verbaut |
3.500 mAh (13,48 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
3.500 mAh fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 71,9 × 153,2 × 7,90 mm | 71,9 × 148,9 × 7,90 mm | 73,8 × 158,1 × 8,50 mm | 73,9 × 156,6 × 8,70 mm |
Schutzart: | IP68 + MIL-STD-810G | IP68 | ||
Gewicht: | 162 g | 163 g | 189 g | 188 g |
Preis: | 849 € | 749 € | ab 212 € / ab 217 € / 1.049 € | 799 € / – |
Bekanntes Design ist wasserdicht
Optik und Formsprache folgen dem Trend
Das Design des G7 ThinQ erinnert mit der Notch am oberen Rand an das Apple iPhone X (Test). Die Formsprache wirkt aber insgesamt sehr ähnlich zu allen aktuellen Smartphones, die ein entsprechendes Design nutzen. Dazu zählen unter anderem das Huawei P20 Pro (Test), das OnePlus 6 (Hands-on), das Xiaomi Mi 8 und das Honor 10. Auch die restliche Materialwahl zwischen den genannten Modellen ist weitgehend identisch. So entschied sich LG für Glas auf der Vorder- und Rückseite sowie einen Rahmen aus Aluminium, der die Seiten zusammenhält. Trotzdem wirkt das Smartphone durch sein großflächiges Display modern und immersiv, auch wenn beispielsweise das „Kinn“ am unteren Rand ins Auge sticht.
Mehr Länge für mehr Display
Im Vergleich zum Vorgänger ist das Smartphone trotz größerer Bildschirmdiagonale unverändert breit und tief, da das Display durch das längliche Seitenverhältnis nur in der Höhe zugenommen hat. Die zusätzlichen Pixel in der Höhe zeigen sich in einem 4,3 Millimeter längeren Display, die Maße des G7 ThinQ liegen somit bei 71,9 × 153,2 × 7,90 mm (B×H×T). Beim G6 nutzte LG einen sehr präsenten, flachen Rahmen. Das Pendant im Nachfolger ist abgerundet, was die Handhabung im Zusammenspiel mit der abgerundeten Rückseite vereinfacht. Dadurch liegt das G7 ThinQ, das durch sein längliches Seitenverhältnis schmal ausfällt, trotz Glasrücken nicht rutschig in der Hand. Fingerabdrücke nimmt das Smartphone aber weiterhin umgehend auf.
Wasserdichtes, fehlerfreies Gehäuse
Die Verarbeitung des G7 ThinQ ist tadellos. Alles sitzt fest an seinem Platz, trotz des schmaleren Rahmens wirkt das Smartphone stabil und widerstandsfähig. Das Modell ist nicht nur nach IP68 gegen das Eindringen von Wasser und Staub geschützt, sondern auch nach MIL-STD-810G zertifiziert, was die Robustheit verdeutlichen soll. Alle Öffnungen und Übergänge sind präzise und sauber ausgearbeitet. Die Dual-Kamera steht minimal ab, stört auf flachem Untergrund aber nicht beim Tippen.
Die Knöpfe verteilt LG auf den rechten und linken Rand. Rechts ist nur der Einschalter untergebracht, der nicht wie noch beim V30 oder G6 im Fingerabdrucksensor auf der Rückseite steckt. Auf der linken Seite befinden sich zwei einzelne Tasten für die Lautstärke sowie ein dedizierter Knopf für den Google Assistant, der in seiner Funktion an die Bixby-Taste erinnert, die Samsung seit dem Galaxy S8 in seinen Topmodellen unterbringt. Alle Knöpfe verfügen über einen satten Druckpunkt und ein angenehmes Feedback.
Extrem helles Display auf Knopfdruck
Anders als bei der V-Reihe rund um V30 (Test) und V35 setzt LG bei der G-Serie auf LC-Displays anstelle von OLED. Mit dem Display im neuen Modell betritt der Hersteller dabei in verschiedener Hinsicht Neuland. Einerseits setzt LG erstmals auf einen Ausschnitt im Display („Notch“), andererseits verändert der Hersteller ein weiteres Mal das Seitenverhältnis. Davon abgeleitet ist die Auflösung im G7 ThinQ die höchste bisher in einem LG-Smartphone genutzte. Des Weiteren soll der Bildschirm für kurze Zeit bis zu 1.000 cd/m² hell sein, was die Ablesbarkeit im Sonnenlicht erhöhen soll.
Sehr langes Display ist scharf und blaustichig
Das Display im G7 ThinQ misst 6,1 Zoll in der Diagonalen, die Auflösung von 3.120 × 1.440 Pixel im Seitenverhältnis von sehr länglichen 19,5:9 resultiert in scharfen 563 ppi. Die Farbdarstellung des Modells wirkt insgesamt klar und angenehm kräftig, nicht aber übersättigt wie manche OLED-Displays. Die Farbtemperatur fällt mit rund 9.300 Kelvin aber sehr blaustichig aus. Die meisten Smartphones sind heutzutage standardmäßig entsprechend kalibriert, mit 9.300 Kelvin gehört das G7 ThinQ aber zu den Vertretern mit auffällig kühlem Display, was vor allem bei weißem Hintergrund oder Inhalt auffällt. Die Blickwinkel sind sehr stabil und erlauben auch eine seitliche Betrachtung ohne Auffälligkeiten. Das Panel wirkt durch die Laminierung sehr nah an der Glasscheibe und dadurch plastisch und lebendig, die Darstellung überzeugt.
Fast 1.000 cd/m² ist mehr als Marketing
Die maximale Helligkeit des Displays fällt ohne zusätzlichen kurzzeitigen Boost mit circa 546 cd/m² gut, aber nicht rekordverdächtig hoch aus. Auf Knopfdruck lässt sich aber die verstärkte Helligkeit aktivieren, die – darauf weist LG beim Erststart hin – nicht lange anhält, um den Akku zu schonen und zudem die Wärmeentwicklung nicht zu stark zu fördern. Bei aktiviertem Boost liegt die Helligkeit des G7 ThinQ bei 939 cd/m² und damit sehr nah an den von LG versprochenen 1.000 cd/m². Im Alltag ist der Kontrast mit 1.876 cd/m² auf sehr hohem Niveau für ein LCD, wird aber zum Beispiel vom Xiaomi Mi MIx 2S (Test) oder HTC U12+ (Test) überboten.
Die Notch als zweiten Bildschirm propagiert
Neu ist die Notch, die wie beim Huawei P20 Pro (Test) oder OnePlus 6 (Hands-on) „ausgeschaltet“ werden, indem diese von einem schwarzen Rand umgeben wird und das obere Ende des Bildschirms auf eine Höhe mit der Notch nach unten legt. Auf Wunsch kann die Kerbe auch mit anderen Farben und Mustern unterlegt werden. Da das G7 ThinQ auf ein LCD statt OLED-Display setzt, fällt je nach Helligkeit und Betrachtung das nicht echte Schwarz aber auf. Dank des guten Schwarzwertes kann das Modell dies jedoch für ein LCD gut kaschieren. LG bezeichnet die Kerbe in den Einstellungen als „New Second Screen“ und deutet damit unter anderem auf den Zweitbildschirm der alten V-Modelle V10 und V20 hin. Die gleichen Funktionen und einen Mehrwert wie diese ergänzenden Displays bietet die Notch nicht, schafft dafür einen immersiveren Eindruck und eine mehr mit Bildschirm gefüllte Front.
Effizientes Always-on-Display via LCD
Auch das Always-on-Display, das LG in der G-Reihe seit dem G5 pflegt, ist beim G7 ThinQ verfügbar. Obwohl das Modell kein OLED nutzt, was den Stromverbrauch erhöht, verbraucht das aktivierte Feature im Alltag beim G7 circa einen Prozent Akku pro Stunde und ist damit relativ zurückhaltend. Generell soll das Display laut LG deutlich stromsparender sein als die LCDs vorher, was trotz (kurzzeitig) erhöhter Helligkeit, mehr Pixeln und größerer Diagonale für eine solide Akkulaufzeit sorgen soll.