PUBG: Event Pass verärgert Spieler weltweit

Update Andreas Schnäpp
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PUBG: Event Pass verärgert Spieler weltweit
Bild: PUBG Corp.

Bei 50 Millionen verkauften Exemplaren für PC und Xbox One müssten sich die Entwickler von PUBG kaum finanzielle Sorgen machen, doch der jüngst eingeführte, kostenpflichtige „Event Pass“ zum Battle-Royale-Spiel sorgt für lautstarken Ärger mit der eigenen Spielerschaft.

Event Pass ja, Fehlerbehebungen nein

Im Schatten des heute veröffentlichten großen Juni-Updates für PUBG experimentieren die Entwickler zugleich mit einer neuen Form der Monetarisierung: Der Event Pass: Sanhok stellt für das koreanische Entwicklerstudio einen weiteren Versuch dar, das als „Game-as-a-Service“ ausgelegte Spielkonzept von PUBG auf lange Sicht rentabel zu halten. Vielen Spielern stößt das vom Entwickler selbstgewählte Timing dieses Versuchs übel auf, da PUBG trotz „1.0“-Status nach wie vor von technischen Problemen und Bugs geplagt wird, die zum Teil noch aus Early-Access-Zeiten stammen.

Vor der heutigen Einführung des Event Passes erklärte das Entwicklerstudio die Beweggründe zum „Event Pass“-Konzept in einem Brief an die Community. Statt die Community mit Karten-DLCs zu spalten haben die Entwickler sich für ein System entschieden, das Spielern neue Gameplay- und Belohnungsanreize biete.

Das bisher verwendete Bezahlmodell, das (zusätzlich zum initialen Kaufpreis von 30 Euro) auf Mikrotransaktionen in Form von Beuteboxen mit niedrigen Dropraten setzte, machte es Spielern „ziemlich schwer“ die Items zu bekommen, die sie eigentlich wollten, so das Studio. Zuletzt schwenkten die Entwickler sogar auf Direktkäufe von Items via Ingame-Shop um, die einzelne Skins für Waffen oder Fallschirme mit Preisen zwischen 4.99 und 14.99 US-Dollar veranschlagten.

Die Community fühlt sich „gemolken“

Die Reaktion der Spielerschaft auf den neuesten Vorstoß von PUBG Corp. ist lautstark auf allen Kanälen wahrnehmbar. In den Nutzerkommentaren auf Steam wird den Entwicklern unter anderem das „Melken der Spielerschaft“ vorgeworfen (1, 2). Von den Steam-Nutzerbewertungen innerhalb der letzten 30 Tage sind nur noch 32 Prozent positiv.

Wenn ihr von euren Spielern erwartet, noch mehr Geld für euer Spiel zu bezahlen, dann ist das Mindeste, was ihr tun könntet, es zuerst fertigzustellen

Reddit Nutzer 'captaindealbreaker'

Der Unmut über die Entwickler hat auf der Diskussionsplattform Reddit mit beinahe 60.000 Zustimmungen und über 4.300 Kommentaren bereits die Frontpage erreicht. Ähnliche Beschwerden finden sich zum Teil mit über 7.000 Upvotes im offiziellen PUBG-Subreddit.

Temporäre Items bei fragwürdigem Preis-Leistungs-Verhältnis

Das Prinzip „Battle Pass“ haben mehrere Spieleentwickler bisher erfolgreich vorgemacht: Valve bietet in seinem Free-to-Play-Titel Dota 2 Spielern zum Preis von 9,99 Euro bereits seit 2013 einen Battle Pass zum „The International“-Turnier, bei dem 25 Prozent der Einnahmen dem ausgeschriebenen Preisgeld für die Teilnehmer des eSports-Events zufließen. Dadurch kamen bisher Preisgelder von bis zu 24 Millionen US-Dollar zusammen, was auf die Kaufbereitschaft der Spieler schließen lässt.

Rocket League plant diesen Sommer ebenfalls einen Rocket Pass einzuführen, bei dem sich sogar die ansonsten kostenpflichtigen Beuteboxen mittels Decryptor-Schlüsseln kostenlos öffnen lassen. Für Spieler von Counter-Strike: Global Offensive ist das Konzept als „Operations“ seit Jahren ein Begriff und auch der direkte Battle-Royale-Konkurrent Fortnite setzt auf das Battle-Pass-Modell.

Blueholes Lösung ist fragwürdig

Verglichen mit bisherigen Implementierungen des „Battle Pass“-Konzepts setzt der PUBG Event Pass auf problematische Entscheidungen in mehrerlei Hinsicht: Während Nutzer in anderen Spielen meist mehrere Monate Zeit haben, um die enthaltenen Belohnungen durch das Erfüllen von Aufträgen im Spiel freizuschalten, setzt PUBG ein Zeitlimit von 28 Tagen bis zum Ablauf des Events.

Der auf 30 Level beschränkte Fortschrittsbalken zum Freischalten von 17 kosmetischen Items lässt sich demnach nur durch intensives Spielen bewältigen, wobei zusätzlich tägliche XP-Beschränkungen greifen, die dem Fortschritt des Spielers künstlich Steine in den Weg legen. Wem die Ingame-Spielzeit zum Freischalten der Belohnungen nicht ausreicht, legt PUBG Corp. eine optionale Zahlung von 5 US-Dollar für fünf Ingame-Level nahe. Einzelne Sets von Ingame-Kleidungsstücken aus dem Battle Pass lassen sich alternativ zum Preis von 14,99 US-Dollar kaufen.

Temporäre Gegenstände verschwinden aus dem Inventar des Spielers
Temporäre Gegenstände verschwinden aus dem Inventar des Spielers (Bild: PUBG Corp.)

Temporäre Belohnungen („trial items“) sorgten zudem für Verwirrung unter Spielern: In der Belohnungsstruktur des Event Pass finden sich bereits veröffentlichte und beliebte Skins für Kleidungsstücke und Waffen, die teilweise dreistellige Beträge im Steam Market erzielen. Ein kleines Uhr-Symbol soll im Ingame-Interface dezent darauf hinweisen, dass diese freizuspielenden Belohnungen nur von zeitlich begrenzter Natur sind: Nach 14 bis 28 Tagen verschwinden die Skins wieder aus dem Inventar des Spielers, egal ob er die kostenlose Variante des Event Pass nutzt oder dafür bezahlt hat.

Beschwichtigungsversuch mit zusätzlichen Ingame-Gegenständen

Zwar steht eine kostenlose Variante von „Event Pass: Sanhok“ allen Spielern zur Verfügung, jedoch verschwinden die freigespielten Elemente größtenteils wieder aus dem Inventar des Spielers, sofern kein Kauf stattfindet. Behalten dürfen zahlungsunwillige Nutzer nur die einmalige Möglichkeit den eigenen Nickname zu ändern und, sofern sie Level 20 erreichen, einen Skin für den Fallschirm.

Als Reaktion auf das starke Feedback aus der Community meldete sich einer der PUBG Community Manager mit einer kurzen Stellungnahme auf Reddit zu Wort: „In Zeiten wie diesen ist es, glaube ich, ein Fehler sich gegen all die Beschwerden zu verteidigen. Im Grunde sind sie berechtigt. Insbesondere, wenn wir von Bugs und Optimierungen sprechen, ist die einzig echte Antwort, sie zu fixen. Ich komme also nicht hier her und sage euch, dass ihr falsch liegt. Persönlich hoffe ich einfach wirklich, dass wir besseren Fortschritt erzielen können.

Auf Steam versprach das Studio Besserung und präsentierte zwei weitere Skins, die auch Nutzer des kostenlosen Event-Pass-Angebots freispielen können. Für die Zukunft werde sich das Entwicklerteam mehr Gedanken über bessere Anwendungen von temporären Items machen. Die Nutzerkommentare auf das Friedensangebot bleiben zumindest bisher durchwachsen.

Update

Event Pass von Kinderkrankheiten geplagt

Entgegen aller Spielerkritik konnte der Event Pass in die Topseller-Kategorie auf Steam einsteigen. Die erste Implementierung des Missions- und Belohnungssystems blieb jedoch fehlerbehaftet: So berichteten Spieler von Missionen, deren Trigger nicht zuverlässig aktiviert werden, oder Missionsbeschreibungen, die so vage formuliert sind, dass sie erst in Community-Zusammenarbeit verständlich interpretier- und damit überhaupt lösbar wurden. Ein besonders absurdes Beispiel des „Event Pass“-Missionsdesigns zog dabei die Aufmerksamkeit von knapp 7.000 Reddit-Nutzern auf sich.

Besonders absurdes Missionsdesign
Besonders absurdes Missionsdesign (Bild: Reddit-Nutzer „SnoupDawg“)

Im jüngst veröffentlichten Update Nummer 16 für PUBG überarbeiten die Entwickler daraufhin zumindest Teile des Event Passes: Das bisher gültige tägliche Limit für den Erhalt von XP-Punkten für das reine Überleben in einem Match wird geringfügig angepasst, jedoch nicht abgeschafft.

Spieler erhalten nun in 2,5-Minuten-Intervallen jeweils einen XP-Punkt statt alle fünf Minuten 2,0 XP-Punkte. Die Restriktionen, ab wann Spieler ihre XP angerechnet bekommen, wurden etwas aufgelockert und statt bisher 80 XP können ab sofort 120 XP pro Tag gesammelt werden bevor das tägliche Limit greift. XP-Begrenzungen dieser Art kommen üblicherweise bei Smartphone-Spielen zum Einsatz, um die Spielerschaft zum Kauf von Premium-Währungen zu bewegen.

Kleine Entschädigung und neue Bugs

Angesichts des holprigen Starts verteilt PUBG Corp. an Spieler, die sich zwischen dem 29. Juni und dem 2. Juli einloggen, eine kleine Entschädigung in Form von 400 XP-Punkten für den Event Pass. Dies entspricht genau einem Level. Für die mit Update 16 eingeführten „kritischen Bugs“ versprechen die Entwickler auf Twitter „alsbaldige“ Nachbesserung.