Im Test vor 15 Jahren: Als der Gaming-PC noch 200 Watt verbraucht hat
tl;dr: Vor 15 Jahren verbrauchten Gaming-Rechner mit den schnellsten Grafikkarten wie der ATi Radeon 9800 Pro oder der Nvidia GeForce FX 5800 unter Spielelast nur selten knapp über 200 Watt (Test). Heutige High-End-Rechner liegen bei 300 bis 400 Watt.
Leistung wird durch Verbrauch erkauft
Die Radeon 9800 Pro und GeForce FX 5800 stellten – mit Ausnahme des Ultra-Modells der GeForce – vor 15 Jahren die Speerspitze der Grafikkarten für Spieler dar. Beide bezogen die notwendige Energie nicht nur über den AGP-Steckplatz, der nach Spezifikation etwa 44 Watt bereitstellen konnte, sondern über zusätzliche 4-Pin-Molex-Stecker. Wie viel Leistung sie unter Last aber tatsächlich verbrauchten, war schon damals eine gute Frage, denn handfeste Daten der Hersteller gab es nicht.
ComputerBase hatte deshalb Leistungsaufnahme der verschiedenen Grafikkarten in verschiedenen theoretischen Benchmarks und Spielen gemessen. Dafür wurde die Gesamtleistungsaufnahme des Systems ermittelt und verglichen. Die Alternative wäre ein AGP-Extender gewesen, über den die Stromstärken und die anliegenden Spannungen und damit die Leistungsaufnahme gemessen werden konnte. Damals hatte ComputerBase auf ein derartiges System aber noch verzichtet. Heute misst die Redaktion die Leistungsaufnahme von Grafikkarten über einen modifizierten PCIe-Extender hingegen separat. Bis einschließlich Nvidia GP102 (GeForce GTX 1080 Ti) gab es allerdings auch noch Systemverbrauchsmessungen und damit eine Basis für einen Vergleich.
Während Kühler im Dual- oder gar Triple-Slot-Design vor 15 Jahren untypisch waren, sind diese heute eher die Regel denn die Ausnahme. Das deutet bereits darauf hin, dass die höhere Leistung aktueller Grafikkarten nicht nur durch modernere GPU-Architekturen und bessere Fertigungstechniken ermöglicht wird, sondern auch durch höhere Leistungsaufnahme und somit Wärmeabgabe.
Aufgrund von erheblich ausgefeilteren Stromsparmechanismen moderner CPUs und GPUs fällt die Leistungsaufnahme auf dem Windows-Desktop – sprich ohne hohe Last – allerdings erst einmal deutlich niedriger aus als vor 15 Jahren. Nahezu 130 Watt verbrauchte ein System mit Radeon 9800 Pro und Pentium 4, während heutzutage lediglich um die 60 Watt anfallen (CPU übertaktet und damit nicht alle Stromsparmechanismen aktiv).
In Benchmarks und unter Spielelast dreht sich dieses Bild deutlich. Knapp über 200 Watt erreichte der Pentium 4 in Zusammenspiel mit den schnellsten Grafikkarten aus dem Jahr 2003 in Unreal Tournament 2003, während eine GeForce GTX 1080 Ti mit einem Core i7-6700K (auf 4,5 GHz übertaktet) 300 Watt und mit offenem Power-Target 400 Watt verbraucht. Mit Radeon R9 Fury X oder Radeon RX Vega 64 sind es ab Werk um die 400 Watt.
Das zeigt eine Entwicklung auf: Zwar werden Grafikkarten mit jeder neuen Generation effizienter und Nvidia hat das mit den jüngsten Founders Editions mit relativ niedrigen Taktraten und künstliche Leistungslimits auf die Spitze getrieben. Absolut ist die Leistungsaufnahme schon dieser Modelle aber nochmal deutlich gestiegen. Und Grafikkarten von Partnern mit mächtigeren Kühllösungen und üppigeren Stromversorgungen zeigen, wie leistungshungrig die Chips sind, sobald die Fesseln gelöst werden. So kann eine GeForce GTX 1080 Ti trotz neuerer Architektur und höherer Effizienz mit Leichtigkeit mehr Strom verbrauchen als eine GeForce GTX 980 Ti (Gaming), welche bereits werksseitig übertaktet ist.
-
Ich achte bei der Auswahl der Komponenten auf einen niedrigen Energieverbrauch.
-
Ich kaufe High-End-Hardware, möchte diese aber effizient betreiben.
-
Ich übertakte meine Hardware und achte dabei nicht auf den Stromverbrauch.
-
Sonstiges
Weitere Tests von vor 15 Jahren
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, sind:
- Windows 2000 und Hyper-Threading vertrugen sich nicht
- DDR400-RAM und zwei kaputte Mainboards
- Creative, Logitech und Teufel im Audio-Schlagabtausch
- Der Intel i865PE/G bot FSB800 auch günstiger
- Der Athlon XP 3200+ auf FSB400-Steroiden
- Nintendos Game Boy Advance SP ging ein Licht auf
- ATis Radeon 9800 Pro legte den R350 in Nvidias Wunde
- Nvidias GeForce FX 5800 Ultra a.k.a „der Föhn“
- Intels Luxus-Chipsatz i875P für den Pentium 4
- Athlon mit nForce 2 im Shuttle-Mini-Barebone
- Vier Drehregler und zwei Schalter gegen zu viel Lärm
- Auf Dells PDA liefen Excel und Quake, aber sonst wenig
- Auf Mainboards ohne SATA musste der Adapter her
- Athlon XP mit FSB400 auf der Jagd nach dem Pentium 4
- Die erste Festplatte mit 120 GByte und SATA
- AMDs Barton mit doppeltem L2-Cache
- Nvidias nForce 2 mit GeForce MX und zickigem Treiber
- Das beste Mainboard für Sockel 478 kam von Gigabyte
- Athlon XP 2600+ mit FSB333 war günstiger und schneller
- Sound Blaster Audigy 2 mit 6.1-Kanal- und 3D-Sound