AMD-Mainboards im Test: 4 × B450 von Asus, Gigabyte & MSI gegen B350 und X470
tl;dr: Vier neue B450-Platinen für Sockel AM4 zeigen im Vergleich mit dem Vorgänger B350 und dem neuen Topmodell X470, dass gute Mainboards für Ryzen nicht viel kosten müssen. Weil Generations- und Klassenunterschiede überhaupt nur im Detail zu finden sind, steht fest: Mehr als B450 braucht es für Ryzen 2000 in der Regel nicht.
Der B450-Chip ist für Einsteiger- und Mittelklasse-Mainboards
Zum Ende des siebten Monats im Jahre 2018 entlässt AMD endlich den günstigeren „neuen“ Chipsatz B450 für Mainboards mit Sockel AM4 in den Markt. Damit ausgestattete Platinen sind im Vergleich zu X470-Mainboards in erster Linie für Einsteiger- bis Mittelklasse-Lösungen rund um die Ryzen-2000-Familie gedacht, die als APU bereits seit Mitte Februar respektive als CPU seit Mitte April auf dem Markt ist.
Wie bei X470 gegenüber X370 ändert sich auch bei B450 gegenüber B350 eigentlich nichts. Wenn überhaupt, macht die Software auch hier den größten Unterschied aus. Für viele Kunden bieten die neuen Produkte darüber hinaus einen potentiellen Vorteil: Während die neuen Prozessoren ab Werk nicht auf jedem „alten“ Mainboard funktionieren, weil Lagerware im Handel in vielen Fällen nicht die letzte, aber benötigte BIOS-Version parat hält, gibt es das Problem bei einem B450-Board nicht.
B450 und X470 im Vergleich zu B350 und X370
Der B450 steht zum X470 wie der B350 zum X370 und auch zwischen den Generationen hat sich nichts an der Technik geändert. AMD geht mit den neuen Chipsätzen den Weg des geringsten Widerstands und Aufwands, beim Wechsel von Z270 auf Z370 verfuhr Intel quasi genauso.
Der Chipsatz war immerhin noch deshalb aufgelegt worden, um problemlos mit neuen CPUs zusammenarbeiten zu können. Bei AMD war, zum Vorteil des Kunden, nicht einmal das der Fall: Neue CPUs sind auch auf älteren Chipsätzen lauffähig, was jedoch gleichzeitig gegen den Kauf neuer Mainboards spricht. Denn neue Features der Prozessoren wie XFR 2 und „Precision Boost Overdrive“ funktionieren auf neu wie alt. Der Chipsatz selbst wurde laut AMD einzig auf eine geringere Idle-Leistungsaufnahme getrimmt, denn dort schnitt die 300er-Serie nicht gut ab. Ob sich dort etwas getan hat, wird später im Test betrachtet – Anfang April war auf einem X470 noch nichts davon zu sehen.
StoreMI auch für B450 kostenlos
Am Ende bleibt als wesentliche Neuerung nur StoreMI/FuzeDrive (Test) als kostenlose Software-Beigabe bei den 400er-Boards gegenüber der 300er-Serie im Wert von rund 40 US-Dollar. Und nicht zu vergessen: Ab Werk sind die Platinen direkt für alle Ryzen 2000 geeignet.
X470/X370 | B450/B350 | A320 | Ryzen 1000/2000 (CPU) | |
---|---|---|---|---|
PCIe 3.0 | 0 | 0 | 0 | 24 (20*/18**) |
PCIe 2.0 | 8 | 6 | 4 | 0 |
USB 3.1 Gen 2 (10 Gbit/s) | 2 | 2 | 1 | 0 |
USB 3.0 | 6 | 2 | 2 | 4 |
USB 2.0 | 6 | 6 | 6 | 0 |
SATA 6 Gbit/s | 8 | 6 | 6 | 2** |
SATA-RAID | 0/1/10 | 0/1/10 | 0/1/10 | – |
Übertakten | Ja | Ja | – | – |
CrossFire / SLI | ja / ja | ja*** / – | ja*** / – | – |
*bei X470/X370/B450/B350/A320 sind 4 PCIe-Lanes für Chipsatzanbindung belegt **SATA-Ports kosten 2 weitere PCIe-Lanes des SoCs ***CrossFire-Support durch eigene Lösungen der Mainboard-Hersteller |
PCIe-Lanes über AMDs Mittelklasse-Chipsätze sind knapp
CrossFire-Support ist bei Mainboard-Herstellern auf B450/B350 sowie X470/X370 teilweise nicht nur mit zwei, sondern sogar drei Grafikkarten möglich. Dabei werden die PCIe-3.0-Lanes des Prozessors aufgeteilt, unter Zuhilfenahme eines Zusatzchips von ASMedia. Bei den Einsteigerplatinen mit B450-Chipsatz fehlt diese Unterstützung in der Regel aber, dort wird bereits der zweite PCIe(-x16)-Slot mit den Lanes des Chipsatzes gespeist, der lediglich PCI Express 2.0 mit vier Lanes unterstützt. Die Mainboard-Hersteller selbst bestätigten auf Nachfrage von ComputerBase, dass diese Möglichkeit ohnehin eher theoretischer Natur sei und Triple-CrossFire auf einem Mainboard vermutlich nie zum Einsatz kommen werde. Ohnehin sind SLI und CrossFire heutzutage nur noch ein Schatten früherer Tage, wie ComputerBase im Artikel CrossFire & SLI: Früher meist schnell, heute meist schlecht erst kürzlich nachgewiesen hat.
Aber auch bei der Nutzung von M.2 und mehreren zusätzlichen Speicherlösungen werden die PCIe-Lanes schnell knapp. Der Blick in eines der Handbücher der B450-Mainboards macht dies deutlich. Wird dort beispielsweise bei einem besser ausgestatteten Mainboard der zweite M.2-Slot genutzt, sind direkt vier (von fünf) PCIe-Slots nicht mehr verfügbar. Der erste M.2-Slot macht immerhin „nur“ zwei der sechs SATA-Schnittstellen unbrauchbar. Wer mehr PCIe-Lanes benötigt, muss bei AMD auf Ryzen Threadripper setzen, der 64 statt 24 mit bringt.
Was ist eigentlich mit XFR2 und Precision Boost Overdrive?
Die Chipsatztabelle hatte es bereits gezeigt: Wesentliche Unterschiede zwischen den alten und neuen Chipsätzen gibt es nicht. Doch mit Ryzen 2000 hat AMD noch zwei Neuheiten eingeführt: XFR2 und „Precision Boost Overdrive“. Wie der X470-Chipsatz unterstützt beide Neuheiten auch der B450-Chip. XFR2 wird ebenso bereits genutzt, setzt es doch schlichtweg beim originalen XFR an und bestimmt so die Taktraten im Turbomodus. Auch B350 und X370 haben die Funktion erhalten.
„Precision Boost Overdrive“ (PBO) hingegen ist eine andere Geschichte. Bereits im April von AMD beworben, ist es auch im Sommer 2018 noch nicht nutzbar. Die Funktion verspricht, der CPU über das Mainboard, sofern dafür zertifiziert, gezielt mehr elektrische Leistung zuführen zu können, um höhere Taktraten unter Last zu ermöglichen.
Offiziell kann das auch der B450-Chip, doch die Funktionalität ist nach wie vor nicht gegeben. Einige Mainboard-Hersteller haben PBO bereits seit Monaten ansatzweise im BIOS implementiert und bewerben es auch mit den neuen Platinen, doch bewirkt die Aktivierung rein gar nichts. Auf Nachfrage bei den Mainboard-Herstellern verwiesen diese überraschend auf AMD. AMD hingegen schwieg selbst auf wiederholte Nachfrage von ComputerBase, ein offizielles Statement gibt es auch zum Start der B450-Plattform nicht.
Informierte Kreise aus der Industrie lassen allerdings verlauten, dass die Implementierung nach wie vor vorgesehen, allerdings die notwendige Software noch nicht bereit ist. Wie zuletzt üblich, soll PBO über das bekannte Tool AMD Ryzen Master umgesetzt werden. Eine nicht offizielle Betaversion unterstütze dies demnach bereits, in Zukunft wird es in finaler Version vorliegen. Allein dass die Funktion im BIOS steckt, reicht also nicht aus, um das Feature zu aktivieren.