StoreMI & FuzeDrive im Test: (Kostenloser) HDD-Turbo für Systeme mit AMD Ryzen
tl;dr: AMD StoreMI beschleunigt HDDs per SSD-Cache. Das erinnert an Intel Optane Memory, doch es gibt wesentliche Unterschiede. Positiv: Für AMD Ryzen (Threadripper) mit X470, B450 oder X399 ist die Software kostenlos. Alle anderen müssen FuzeDrive kaufen. Im Test überzeugen beide Lösungen.
AMD StoreMI (FuzeDrive) im Überblick
AMD StoreMI ist eine Softwarelösung, die von allen Besitzern eines Mainboards mit Chipsätzen der 400er-Serie (bisher X470 und B450) sowie mit X399 kostenlos heruntergeladen und verwendet werden kann. StoreMI basiert auf FuzeDrive von Enmotus. Wer einen Chipsatz der 300er-Serie für AM4 sein Eigen nennt, kann auf diese Alternative setzen, muss dann aber bezahlen. Zwei Versionen werden angeboten: FuzeDrive Basic und FuzeDrive Plus. Der Unterschied liegt in der maximalen Größe der zum Caching verwendeten SSD. Bei Basic sind es 128 GB, bei Plus 1 TB – StoreMI bietet maximal 256 GB.
Version | Maximale Größe SSD | RAM Cache | Preis |
---|---|---|---|
FuzeDrive Basic | 128 GB | 2 GB | 19,99 USD |
StoreMI / FuzeDrive Standard | 256 GB | 2 GB | kostenlos für X470, B450 und X399 / 39,99 USD |
FuzeDrive Plus | 1 TB | 4 GB | 59,99 USD |
Was kann AMD StoreMI (FuzeDrive)?
StoreMI und FuzeDrive sind Caching-Lösungen, die den Zugriff auf Massenspeicherdaten beschleunigen sollen (Windows 10 vorausgesetzt). Zu diesem Zweck verbindet die Software ein langsameres Speichermedium mit einem schnelleren, also etwa eine klassische HDD mit einer SATA-SSD. Verbinden bedeutet, dass aus Sicht des Anwenders ein einzelnes Laufwerk kreiert wird, das die Kapazität beider Speichermedien besitzt. Und das hat durchaus seinen Vorteil.
Dank der stetig sinkenden SATA-SSD-Preise wird es zwar immer erschwinglicher, das eigene System mit schnellen Speichermedien auszurüsten. Doch trotz des Preisverfalls ist schneller SATA-SSD-Speicherplatz im Vergleich zu klassischen HDDs immer noch etwa fünf Mal so teuer. Deswegen kommt häufig eine Kombination aus SATA-SSD für ständig genutzte Programme und das OS sowie HDD für Bilder, Spiele und Filme zum Einsatz. Der Anwender entscheidet hier ganz persönlich, welche Daten wo liegen.
Bei StoreMI (FuzeDrive) ist das anders. Hier überwacht ein Algorithmus kontinuierlich den Zugriff auf die gespeicherten Dateien und verlagert häufig benutzte Dateien auf das schnellere Speichermedium, ohne dass das im Dateimanager sichtbar wird. Das muss nicht zwingend die ganze Datei oder die ganze Anwendung betreffen, laut Enmotus wird nur der „aktive Block“ auf das schnellere Medium verlagert, was eine sehr hohe Effizienz und Genauigkeit erzielen soll. Dabei unterscheidet sich die Software deutlich von anderen Lösungen zur Beschleunigung der Ladezeiten, die etwa einen aktiven Cache verwenden. Auch zu Intels „Optane“ gibt es Unterschiede.
Ein bisschen wie Intel Optane, aber anders
Der größte Unterschied zu vielen anderen Caching-Lösungen ist die Tatsache, dass der volle Speicherplatz von beiden verwendeten Festplatten erhalten bleibt. Denn auch bei Verwendung von Intels Optane als Cache (Test) ist nur der Speicherplatz der verwendeten HDD nutzbar, nicht aber der des Optane-Moduls. Ein weiterer Vorteil von StoreMI ist, dass klassische SSDs für den Cache in Frage kommen – und die sind deutlich günstiger pro GB als Intels Optane auf Basis von 3D-XPoint. Dafür ist Intel Optane in Sachen Zugriffszeiten nochmal schneller – für Endanwender ist das allerdings kaum von Relevanz.
Der Benutzer bekommt bei StoreMI außerdem die Möglichkeit, selbst auszuwählen, welche Speichermedien miteinander verknüpft werden sollen. So ist nicht nur eine Kombination HDD+SSD möglich, sondern auch SATA-SSD+NVME-SSD oder HDD+NVME-SSD.
Besitzt die schnellere Festplatte eine größere Kapazität, als sie die Software verwenden kann, wird ein neues Laufwerk mit dem restlichen Speicherplatz erstellt – es geht also kein Speicherplatz verloren. Zudem können 2 bis 4 GB des Arbeitsspeichers zusätzlich als Cache dediziert werden, um die Zugriffszeiten erneut zu beschleunigen.
Gemein haben Optane und StoreMI, dass beide Systeme mit der Zeit lernen, auf welche Daten vermehrt zugegriffen wird, und diese dann auf das schnellere Speichermedium verschieben. Ist das schnellere Speichermedium voll und es sollen weitere Daten aufgenommen werden, wird anhand der Nutzungshäufigkeit entschieden, welche Daten wieder zurück auf das langsamere Medium verlagert werden.
Benchmarks
Um herauszufinden, welche Vorteile Anwender aus der Nutzung von StoreMI respektive FuzeDrive ziehen können, wurden neben ausgewählten Spielen GIMP 2 und Adobe Lightroom installiert und mehrmals geladen. Die Durchschnittswerte dieser Ladevorgänge wurden erfasst, gemittelt und aufgetragen.
Als Speichermedien dienten eine HDD von WD mit 1 TB, eine SATA-SSD von Kingston mit 256 GB sowie eine NVME-SSD von Samsung mit 512 GB. Die angegebenen Lese- und Schreibgeschwindigkeiten entsprechen den Werten, die mit CrystalDiskMark für die Speichermedien ermittelt werden konnten (sequentielle Transferraten).
Hersteller | Modell | Kapazität | Lesen/Schreiben [MB/s] |
---|---|---|---|
Western Digital | Blue, 7200 U/min | 1 TB | 189/185 |
Kingston | HyperX Savage | 256 GB | 562/542 |
Samsung | Pro 950 | 512 GB | 2.451/1.527 |
Um die praxisrelevante grundlegende Geschwindigkeit der verwendeten Speichermedien zu ermitteln, wurden zunächst die Ladezeiten ohne Einsatz von Caching ermittelt. Das Ergebnis ist nicht überraschend: Während zwischen HDD und SSD ein deutlicher Sprung bemerkbar ist, ist der Unterschied zwischen SSD und NVMe-PCIe-SSD in der Praxis deutlich kleiner. Aber welchen Einfluss hat das Caching?
Das erste Testszenario dieser Art bildete die Verknüpfung von HDD und SATA-SSD ab. Es wird deutlich, dass StoreMI dem eigenen Anspruch absolut gerecht werden kann: Die Ladezeiten nach Eingewöhnungsphase befinden sich durchweg auf SSD-Niveau. Nur ARK: Survival Evolved ließ sich von der separaten SSD reproduzierbar bemerkenswert schneller laden als von dem kombinierten Laufwerk. Ashes of the Singularity ist wiederum nur etwa 2 Sekunden schneller, wenn es vollständig auf der SSD installiert wird. Bei allen anderen Anwendungen ist der Unterschied kaum feststellbar und meist im Bereich unter einer Sekunde. Die zusätzliche Verwendung von RAM als Cache macht sich allerdings kaum bemerkbar, obwohl in CrystalDiskMark deutliche bessere Werte erzielt werden.
Das zweite Testszenario bestand aus einer Verknüpfung von SATA-SSD und NVME-SSD. Enmotus empfielt diese Konfiguration für Ladezeiten auf NVME-SSD-Niveau. Die Ergebnisse zeigen (erneut mit der Ausnahme von ARK:Survival Evolved), dass auch hier die SATA-SSD fast auf das Niveau der NVME-SSD gehoben werden kann. Allerdings ist der Unterschied zwischen SATA-SSD und NVME-SSD so gering, dass der Effekt im Vergleich zur SSD-HDD-Kombination verschwindend gering ausfällt.
Die letzte Testkombination bestand aus HDD und NVME-SSD und konnte erneut beeindruckend den Effekt der StoreMI-Software zeigen. Die Kombination schafft es zwar nicht, die HDD auf NVME-SSD-Geschwindigkeiten zu heben. Die Endgeschwindigkeit bewegt sich in den meisten Fällen auf dem Niveau der SATA-SSD beziehungsweise der Kombination aus HDD+SATA-SSD.
Auch Windows lädt schneller, aber
Grundsätzlich lässt sich durch StoreMI und FuzeDrive auch das Booten von Windows beschleunigen. Weil die Software selbst aber noch geladen wird (und zwar vor dem Bootvorgang), sind die kombinierten Auswirkungen am Ende aber klein und hängen von der Ausgangsbasis ab. Besaß das System zuvor nur eine HDD, bootet Windows etwas schneller. Besaß das System zuvor eine SATA-SSD, dauert der Prozess in Summe hingegen mit StoreMI/FuzeDrive etwas länger.