BlackBerry Key2 im Test: Für Fans genau das richtige Update
tl;dr: Mit dem BlackBerry Key2 gibt es das Tastatur-Smartphone von TCL in einer rundum aktualisierten Version. Zu den auffälligen Verbesserungen zählen die größere Tastatur, die neue Formsprache sowie die deutlich gesteigerte Leistung. Die neue Dual-Kamera ernüchtert hingegen. Doch für Fans ist das Key2 genau das Richtige.
Das Imperium tippt zurück
Das BlackBerry KeyOne (Test) markierte im Frühjahr 2017 in gewisser Weise einen Neustart für Smartphones unter dem bekannten Markennamen. TCL alias BlackBerry Mobile, der größte Lizenznehmer der Marke BlackBerry, ging den von der BlackBerry Limited mit dem Priv (Test) eingeschlagenen Weg mit einem allgemein überzeugenden Smartphone weiter, das sich mit der physischen Volltastatur in eine ziemlich exklusiv bediente Nische begab. Auf dem MWC 2018 äußerte BlackBerry Mobile Zufriedenheit, das KeyOne wurde zwischenzeitlich als Black Edition mit mehr Speicher und in Schwarz neu aufgelegt.
Schlanker, schneller, reifer
Etwa 15 Monate später steht mit dem Key2 der Nachfolger bereit. Laut Hersteller seien vor allem die Designänderungen gegenüber dem Vorgänger in erster Linie auf Kundenwünsche zurückzuführen. Doch auch die Hardware hat BlackBerry Mobile einer Frischzellenkur unterzogen. Das Resultat sind ein deutlich leistungsfähigeres Smartphone im schlankeren Gehäuse, eine größere Tastatur und eine neue Dual-Kamera mit Zoom.
Im Test überzeugen die Verarbeitung, die verbesserte Tastatur und die Software. Nicht auf höchstem Niveau sind die Kamera und das Display in Anbetracht des aufgerufenen Preises ab 649 Euro.
Technische Daten im Vergleich
BlackBerry Key2 | BlackBerry KeyOne (Black Edition) | BlackBerry KeyOne | BlackBerry Motion | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 8.1 | Android 7.1 | ||
Display: | 4,50 Zoll, 1.080 × 1.620 433 ppi IPS, Gorilla Glass 3 |
4,50 Zoll, 1.080 × 1.620 433 ppi IPS, Gorilla Glass 4 |
5,50 Zoll, 1.080 × 1.920 401 ppi IPS |
|
Bedienung: | Touch, Physische Tastatur, Fingerabdrucksensor, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor | ||
SoC: | Qualcomm Snapdragon 660 4 × Kryo 260 Silver, 2,20 GHz 4 × Kryo 260 Silver, 1,80 GHz 10 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 625 8 × Cortex-A53, 2,00 GHz 14 nm, 64-Bit |
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GPU: | Adreno 512 | Adreno 506 650 MHz |
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RAM: | 6.144 MB LPDDR4X |
4.096 MB LPDDR3 |
3.072 MB LPDDR3 |
4.096 MB LPDDR3 |
Speicher: | 64 / 128 GB (erweiterbar) | 64 GB (erweiterbar) | 32 GB (erweiterbar) | |
1. Kamera: | 12,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,80, AF |
12,0 MP, 2160p Dual-LED, f/2,00, AF |
||
2. Kamera: | 12,0 MP, f/2,60, AF | Nein | ||
3. Kamera: | Nein | |||
4. Kamera: | Nein | |||
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 8,0 MP, 1080p | 8,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,20 |
||
2. Frontkamera: | Nein | |||
GSM: | GPRS + EDGE | |||
UMTS: | Ja ↓42,2 ↑11,52 Mbit/s |
DC-HSPA ↓42,2 ↑11,52 Mbit/s |
HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
|
LTE: | Ja ↓600 ↑150 Mbit/s |
Advanced ↓300 ↑150 Mbit/s |
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5G: | Nein | |||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
|||
Bluetooth: | 5.0 LE | 4.2 LE | ||
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou | |||
Weitere Standards: | USB-C 3.1, NFC | USB-C 2.0, NFC | ||
SIM-Karte: | Nano-SIM | |||
Akku: | 3.500 mAh fest verbaut |
3.505 mAh fest verbaut |
4.000 mAh fest verbaut |
|
Größe (B×H×T): | 71,8 × 151,4 × 8,50 mm | 72,5 × 149,3 × 9,40 mm | 75,5 × 155,8 × 8,12 mm | |
Schutzart: | – | IP67 | ||
Gewicht: | 168 g | 180 g | 167 g | |
Preis: | ab 688 € / 699 € / 779 € | 649 € | ab 311 € | 469 € |
Tastatur, Optik und Form rundum verfeinert
Bereits auf den ersten Blick zeigt sich das Key2 eindeutig als BlackBerry. Die Tastatur, die Formsprache, das nüchterne Design und die gummierte Rückseite erinnern auch an die alten BlackBerry-Smartphones erfolgreicher Tage. Verglichen mit dem KeyOne macht das neue Modell einen deutlichen Sprung in vielerlei Hinsicht. Die meisten Änderungen am Design begründet der Hersteller mit Kunden-Feedback. Dazu gehört unter anderem das schlankere Gehäuse, das mit 8,5 mm Bauhöhe 0,9 mm dünner ausfällt als der Vorgänger. Gleichzeitig ist das Smartphone mit 151,4 mm etwas länger geworden (KeyOne: 149,3 mm), beherbergt dafür aber auch eine 20 Prozent größere Tastatur. Zudem ist das Key2 schmaler geworden (71,8 statt 72,5 mm).
Klassische BlackBerry-Optik im stabilen Gehäuse
Trotz des grazileren Auftritts wirkt das Key2 nicht weniger stabil als das letztjährige Modell. Im Gegenteil: Der Rahmen aus Aluminium 7000 erweckt jederzeit einen widerstandsfähigen und robusten Eindruck. Auf Höhe der Vorder- und Rückseite ist dieser zudem geschliffen, was insgesamt zurückhaltender und anmutiger wirkt als die runde Formsprache des Vorgängers. Insbesondere in der silbernen Fassung des Testgerätes erinnert das Key2 optisch an die Silver Edition des BlackBerry Passport (Test) oder an das von TCL veröffentlichte BlackBerry Motion (Test) ohne Tastatur. Die Tasten befinden sich in diesem Jahr alle auf der rechten Seite, beim KeyOne ist der Einschalter noch alleine auf der linken Seite untergebracht. Auch dies führt BlackBerry Mobile auf Kundenwünsche zurück. Um den Einschalter an neuer Stelle besser von Lautstärkewippe und BlackBerry-typischer Komforttaste zu unterscheiden, ist dessen Oberfläche geriffelt und dadurch besser zu ertasten. Dies löst beispielsweise Motorola bereits länger so.
Fehlerfreie Verarbeitung
Die gummierte Rückseite ist nun mit einer sehr feinen Diamantstruktur versehen, die durch die Musterung zusätzlichen Halt gewähren soll. Durchaus liegt das BlackBerry Key2 sehr sicher in der Hand. Der breite und stabile Rahmen gewährt guten Halt, schmiegt sich aber anders als die rundere Form des KeyOne nicht der Hand an. Die in der Vertikalen gewachsene Tastatur verfügt über 35 beleuchtete Tasten, die alle durch ein knackiges Feedback überzeugen. Im Direktvergleich mit dem Vorgänger kann das Key2 die größere Fläche zu seinem Vorteil nutzen, denn so findet das Schreiben auf weniger engem Raum statt. Die Oberfläche ist nun zudem matt statt glänzend ausgeführt, was BlackBerry ebenfalls mit dem Feedback der Kunden begründet und im Ergebnis weniger rutschig wirkt.
Die Verarbeitung des Key2 ist fehlerfrei. Alle Öffnungen und Übergänge sind sauber und präzise ausgearbeitet. Die Tastatur sitzt stabil an Ort und Stelle. Das Feedback der Knöpfe überzeugt ebenso wie das der Tastatur. Die Dual-Kamera wird von einem Ring aus Edelstahl geschützt. Sie steht leicht ab, sodass das Smartphone auf flachen Untergründen nicht gerade aufliegt. Gegen Wasser oder Staub geschützt ist das Smartphone nicht, eine Abdichtung vor dem Hintergrund der Tastatur wird hier der Knackpunkt sein. Das BlackBerry Motion ohne Tastatur ist nach IP67 zertifiziert.
20 Prozent größere Tastatur mit Touchpad
Wie vom KeyOne und dessen geistigen Vorgängern Passport und Priv gewohnt, ist die Tastatur im Key2 ebenfalls als Touchpad nutzbar. Per Wischgesten lässt sich in Anwendungen vertikal, aber auch horizontal scrollen. Einer von drei Wortvorschlägen kann bei Texteingabe per Wisch in Richtung des jeweiligen Wortes hinzugefügt werden. Dies funktioniert im Alltag zuverlässig, wenngleich vereinzelt Wischgesten auf den kapazitiven Tasten landen und diese versehentlich auslösen. In diesem Jahr sind diese nur bei Benutzung des Bildschirms oder Tastatur beleuchtet und sonst kaum sichtbar, da deutlich dezenter eingeprägt. Darüber hinaus beherbergt die Leertaste erneut den Fingerabdrucksensor, was eine sehr sinnvolle Platzierung darstellt, die die Fläche der Tastatur effektiv nutzt.
Speed Key für noch mehr Schnellzugriffe
Neu hinzugekommen ist der sogenannte Speed Key, der es erlaubt, Verknüpfungen der einzelnen Tasten von überall in der Benutzung zu starten. Dies war bisher nur vom Startbildschirm aus möglich. Alle Buchstaben lassen sich grundsätzlich zweifach, mit der Unterscheidung zwischen kurzem und langem Druck, mit einem Schnellzugriff auf eine App oder eine vordefinierte Aktion wie Anruf, SMS oder Bildschirmsperre einrichten. Mit dem Speed Key wird die Möglichkeit ergänzt, jederzeit auf die Schnellzugriffe zurückzugreifen. Hinzu kommt die quasi seit jeher bei BlackBerry vorhandene Komforttaste, die sich ebenfalls mit bis zu drei Schnellzugriffen belegen lässt. Wird nur ein Schnellzugriff genutzt, startet die App oder Aktion sofort, alternativ wird die gewünschte Option per Touchscreen ausgewählt. Auch das Währungszeichen lässt sich mit verschiedenen Aktionen, darunter das Aufrufen der Benachrichtigungen, belegen. So kommt das Key2 auf bis zu 56 frei konfigurierbare Schnellzugriffe.
Umlaute nur per Touchscreen oder Wortvorschlag
Allerdings lassen sich nicht alle Zeichen per Hardware-Tastatur eingeben. Die meisten Tasten verfügen über eine Doppelbelegung, die per Alt-Taste aktiviert wird. Dies benötigt anfangs etwas Eingewöhnung und kostet somit Geschwindigkeit bei der Eingabe, geht nach regelmäßiger Nutzung aber leicht von der Hand. Ärgerlich und unpraktisch ist, dass die Tastatur viele Sonderzeichen sowie Umlaute nicht als Doppelbelegung hat. Diese können nur per Touchscreen eingefügt werden. Per Wischgeste nach unten oder Druck auf die Sym-Taste öffnet sich eine zweiseitige virtuelle Tastatur. Dies kostet Platz auf dem Bildschirm, der ironischerweise aufgrund der physischen Tastatur in erster Linie bereits vergleichsweise klein ausfällt. Während es für bestimmte Sonderzeichen keine Alternative gibt, lassen sich gängige Wörter mit Umlauten in der Regel zuverlässig über die Wortvorschläge einfügen. Ein langer Druck auf einen Buchstaben öffnet zudem eine Leiste mit verwandten Zeichen, darunter bei den entsprechenden Buchstaben auch Umlaute.
In der Leiste mit Wortvorschlägen lassen sich über ein Hamburger-Menü optional auch weitere Untermenüs aufrufen, die BlackBerry „Schnellmodi“ nennt. Davon gibt es insgesamt vier Stück: Spracheingabe, Emojis, Pfeiltasten für den Cursor inklusive Kopieren, Ausschneiden und Einfügen sowie eine Zwischenablage.
3:2-Display ist dunkler als zuvor
Das Display des Key2 erinnert auf dem Papier an den Vorgänger. Im Seitenverhältnis 3:2 setzt BlackBerry auf die ungewöhnliche Auflösung von 1.620 × 1.080 Pixel, die Diagonale beträgt 4,5 Zoll. Neben der Tastatur macht auch das Display klar, dass es nicht primär für Multimedia ausgelegt ist, sondern für Inhalte wie Kalender, Mails, Websites oder Dokumente. 16:9-Inhalte wie Videos sind daher auch im Querformat nicht bildschirmfüllend, bei Bildern fällt das Format dank leichter und flexibler Vergrößerungsmöglichkeiten weniger ins Gewicht. Wie schon beim KeyOne ist die Zielsetzung klar: Display-Größe und -form folgen dem Anspruch an Produktivität bei vorhandener physischer Tastatur.
Tastatur und Display spielen zusammen
Durch diese lässt sich die kleinere Diagonale situativ ausgleichen. Da die Tastatur auch als Touchpad genutzt werden kann, verdeckt der Finger das Display beim Scrollen nicht. Darüber hinaus wird bei Eingaben, die auf Sonderzeichen verzichten, nur eine Leiste mit Wortvorschlägen am unteren Rand eingeblendet. Dagegenhalten lässt sich neben der virtuellen Tastatur für Sonderzeichen aber der Fakt, dass die Tastatur auch bei Nichtbenutzung immer da ist. Wer sich für ein Key2 interessiert, findet jedoch in der Regel genau daran Interesse.
Weniger hell, dafür kontraststark
Die Messwerte des Displays können nur zum Teil überzeugen. Die Helligkeit ist mit 420 cd/m² durchschnittlich, niedriger als im KeyOne und im hellen Sonnenlicht nicht immer ausreichend. Der Kontrast fällt mit 1.875:1 hingegen sehr gut für ein LC-Display aus. Der Weißpunkt von circa 7.800 Kelvin zeigt eine kühle Kalibrierung mit leichtem Blaustich, der bei Smartphones heutzutage die Regel ist. Die Farbdarstellung ist klar und lebendig, wenngleich die Farben nicht auffällig satt sind wie etwa auf einem OLED-Display. In den Einstellungen lassen sich die Farben noch als „natürlich“ oder „gesättigt“ einstellen, standardmäßig ist „verstärkt“ aktiv.